2. pro agro-Branchentreff Fleischerhandwerk

Datum: 21. März 2024

Hoher Gesprächsbedarf: Gut besuchter Branchentreff des Fleischerhandwerks.

Da hat pro agro nicht lange gefackelt: Gerade mal vier Monate nach der ersten Informations- und Austauschveranstaltung des Brandenburger Fleischerhandwerks – sie fand im Oktober 2023 in Paaren/Glien statt – kam der Verband dem damals einhellig geäußerten Wunsch der Teilnehmer nach, ein weiteres Branchentreffen anzuberaumen. So fanden sich am 22. Februar 2024 rund 30 Unternehmerinnen und Unternehmer in Paaren/Glien ein, um ihre aktuelle Situation und die Zukunftsperspektiven zu erörtern. Die zeitnahe Fortsetzung der Gesprächsrunde ist sicherlich ein Zeichen dafür, wie drängend die Probleme sind und wie dringend der Gesprächsbedarf des Fleischerhandwerks ist.

Zu einem Motivationsschub für alle Teilnehmer wurde der Vortrag von Geschäftsführer Lars Bubnick, der über die Verbandsarbeit im Metzgerhandwerk Bayern berichtete. Im Mittelpunkt seines engagierten und überzeugenden Auftritts stand die Beschreibung, wie sich die 1.200 Mitgliedsbetriebe auf die Zukunftsherausforderungen einstellen. „Wir haben uns entschieden, einfach zu machen, statt alles tot zu reden. Dazu gehört Vertrauen in die eigenen Ziele und ein vernünftiges Kommunikationsbudget. Das Fleischerhandwerk muss wieder sexy werden“, lautete sein Fazit, das gleichzeitig als Handlungsempfehlung für die Brandenburger Branche zu verstehen war.

Mit dabei hatte der Verbands-Profi allerlei praktische Ideen und Anschauungsmaterial. So beschrieb er beispielsweise, dass zur Attraktivierung der Berufsfelder auf Azubi- und Schüler-Messen ein Virtual-Reality-Modul (VR) entwickelt wurde. So können Besucher am Messestand eine VR-Brille aufsetzen und virtuell Leberkäse produzieren. Ferner ziehen ungewöhnliche Merchandising-Artikel zusätzlich interessierte junge Menschen an: Ob es sich um die Base-Cap mit Logo oder das Kondom mit flotten Sprüchen auf der Verpackung handelt – an zielgruppengerechten und aufmerksamkeitsstarken Maßnahmen wird in der Kommunikation nicht gespart.

Virtuelle Produktion: Lars Bubnick (r.) aus Bayern im Einsatz.

„Mein Team und ich sind 365 Tage auf Sendung“, sagte der Verbands-Chef plakativ. Und: „Social-Media ist für uns Tagesgeschäft, und außerdem bin ich auf jeder politischen Veranstaltung von München bis Berlin präsent, um unsere Interessen zu vertreten.“ Diese zündende Botschaft fiel bei allen Teilnehmern auf fruchtbaren Boden und wurde umgehend in gemeinsames Handeln umgemünzt: pro agro-Geschäftsführer Kai Rückewold und Lars Bubnick werden bis zum Sommer ausloten, wie eine engere Zusammenarbeit von Brandenburg und Bayern gelingen kann.

Vor dem Präsentationsfeuerwerk aus Bayern stand der intensive Austausch der Unternehmer des Fleischhandwerks. Allein die Impulsrunde zu Beginn des Branchentreffs nahm wegen der großen Teilnehmerzahl einige Zeit in Anspruch. Was sich in den Beiträgen schnell herauskristallisierte, waren wie Themen: teure Veterinärdienstleistungen oder explodierende Kosten bei der Entsorgung von Schlachtabfällen; die Not, Auszubildende zu finden, und die schwierigen Bedingungen für die in Ausbildung befindlichen jungen Menschen bei überbetrieblichen Modulen.

Einig waren sich alle Teilnehmer, dass eine neue Zeit der Kooperation beginnen muss. „Früher haben wir nur auf unseren eigenen Erfolg geschaut und andere Betriebe nur als Wettbewerber verstanden. Heute müssen wir zusammenrücken und Lösungen gemeinsam suchen.“ formulierten Olaf Mahr (Meat Bringer) und weitere Betriebe unmissverständlich. Wichtig waren auch die Aussagen zu bestehenden, aber nicht ausgelasteten Lohnschlachtungskapazitäten in einigen Betrieben. Hier sollen digitale Vernetzungsangebote in Zukunft Angebot und Nachfrage besser zusammenbringen.

Moderner Auftritt: Merchandising für das Handwerk.

Ein klares Ziel des Branchentreffs ist das Aufzeigen von praktischen Lösungsansätzen in Betrieben. Die Praxisbeispiele sollen dann im zweiten Schritt interessierte Marktteilnehmer zu einem kooperativen Austausch führen und im besten Fall bereits vorhandenes Wissen sowie Praxiserfahrungen weiteren Betriebe verfügbar machen. Beispiele:

  • Kosten sparen durch geschlossene Energiekreisläufe im Schlacht- und Zerlegebetrieb. Kontakt: Ingo Kaplick, Hoffleischerei Kaplick, Alt Bork im Landkreis Potsdam-Mittelmark.
  • Organic Waste Converter: Schlachtabfälle im Betrieb zu Wertstoff umwandeln. Kontakt: Christian Doller, Conversion Tec & Martin Stock 360 Grad – Agrarsysteme GmbH).

„Kein Branchentreff ohne einen Impuls für Marketing und Kommunikation“ – so lautet die Leitlinie von pro agro als Organisator. Also hatte der Verband den Marketing-Strategen und -Berater Philipp Andriopoulos eingeladen, um über wichtige Instrumente der Marktbearbeitung zu referieren. Der gebürtige Österreicher lebt in Berlin und betreut österreichische Markenunternehmen, aber auch landwirtschaftliche Erzeuger im Bereich Kommunikation. Sein Credo lautet: Transparenz ist der Treiber von Innovation und Markenversprechen. Um das zu erreichen, sind folgende Erfolgsfaktoren unerlässlich:

  • Bildung auf dem Bauernhof oder im Betrieb
  • Vertrauensbildung durch Zusammenarbeit mit Kunden
  • Veränderung der Wahrnehmung des Produktes Fleisch durch emotionale Positionierung von Qualitätsaspekten.
Ein Klick ins Foto bringt Sie zu weiteren Stellungnahmen der Branchenvertreter.

Wie geht es nun weiter mit dem Branchentreff Fleischerhandwerk Brandenburg? Die gemeinsame Antwort von Kai Rückewold und Kristin Mäurer (Fachbereichsleiterin Ernährungswirtschaft und Direktvermarktung) lautete: pro agro versteht sich zwar als Motivator, Organisator und Brückenbauer in Richtung Politik und Gesellschaft. Beide wiesen aber auch darauf hin, dass die Impulse und Inhalte aus den Unternehmen kommen müssen.

Dazu gehöre auch, dass sich die Unternehmen zeitlich wie gegebenenfalls finanziell in Themen und Aktionen einbringen müssen. Der eindringliche Appell blieb nicht ohne Resonanz. Zahlreiche Unternehmer reagierten unmittelbar und sagten für die Zukunft eine konzentriertere, zeitnähere Reaktion und Zuarbeit bei entsprechenden Initiativen zu. Gewünscht wird ferner die Fortsetzung der Veranstaltungsreihe.