Landfleischerei Ranzig: Regionalität auf ganzer Linie
Die Landfleischerei Ranzig ist ein Betrieb, der es buchstäblich „in sich“ hat: Von der landwirtschaftlichen Erzeugung (Futter und Aufzucht der Tiere) über die Produktion (Schlachtung und Verarbeitung) bis zum Verkauf (Direktvermarktung von Frischfleisch und diversen Wurstsorten) liegt alles in einer Hand. Für Frank Groß, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Ranzig, zu der die Landfleischerei gehört, ist das gerade in heutigen Zeiten Segen und Fluch zugleich. Warum das so ist, lesen Sie im folgenden Bericht.
Frank Groß (Foto unten) lebt seinen Beruf als Landwirt „nah an der Scholle“, und zwar konsequent, soweit das möglich ist. Darunter versteht er nicht nur den vollständig geschlossenen Wirtschaftskreislauf, der zu seinem Selbstverständnis gehört, sondern auch Nachhaltigkeit und Tierwohl. Herkunft und Glaubwürdigkeit sind für ihn keine hohlen Phrasen oder leeres Marketing-Geschwätz, sondern ein starkes Qualitätsargument: Gut versorgte Tiere liefern gutes Fleisch.
In der Praxis heißt das: Auf 1.800 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche werden Getreide, Mais & Co. angebaut, aus denen die Futter-Silage für die Rinder gespeist wird, und zwar für die 650 Milchkühe Im Stall sowie die 250 Mutterkühe (plus Nachzucht und aufgemästete Kälber), die sich übrigens das ganze Jahr über auf der Weide befinden. Dort werden auch die Kälber geboren, die ein halbes Jahr bei der Mutter bleiben, anschließend in den Stall kommen und dort bis zur Schlachtung weiter gemästet werden.
Auch den Schweinen (130 Sauen) gönnt man eine tiergerechte Behandlung. Sie wachsen in begrünten und großzügigen Ställen auf und werden einen Tag vor der Schlachtung ins eigene Schlachthaus gebracht, wo sie sich in einem separaten Stall beruhigen können. Durch den damit verbundenen geringeren Adrenalin-Ausstoß erhöht sich die Fleischqualität. „Wir produzieren nur so viel Schweine, wie wir schlachten, verarbeiten und vermarkten können“, sagt Frank Groß. Das summiert sich auf knapp 3.500 Schweine pro Jahr.
Auch im klassischen Lebensmittelhandel ist man präsent, wenn auch nur mit Wurstwaren und quasi „rund um den Kirchturm“, also im Umkreis von etwa 30 bis 40 km. Derzeit werden vor allem Edeka, Rewe, Marktkauf und Kaufland beliefert. Zunehmend befindet sich auch Berlin im Blickpunkt, wo die Distribution teils selbst, teils in Kooperation mit Werder Frucht gestemmt wird. Arrondiert wird der Absatz durch den Online-Shop sowie den florierenden Party-Service.
Dieses ausgeklügelte Sortiments- und Verkaufskonzept sorgt In normalen Zeiten dafür, dass das Geschäft brummt. Aber was ist heute, in Zeiten der Pandemie und der Ukraine-Krise, schon „normal“? Das an sich erfolgreiche Prinzip der „regionalen Wertschöpfungskette“, wonach die Landfleischerei arbeitet, ist momentan kein Selbstläufer mehr. „Die Verbraucher kaufen angesichts der auf ganzer Linie steigenden Preise weniger regionale Produkte ein“, so die Erfahrung von Frank Groß.
Im Schnitt seien deshalb die Umsätze seines Betriebes um gut fünf Prozent zurückgegangen, berichtet er weiter. Das wiederum bedeutet, dass ursprünglich geplante Investitionen wie Filial-Umbau oder -Neubau zurzeit zurückgestellt werden. „Wir gehen heute nicht so ins Risiko wie normalerweise“, resümiert er.
Landfleischerei Ranzig Ranziger Hauptstraße 9 15845 Tauche OT Ranzig 033675/5236 info@landfleischerei-ranzig.de www.landfleischerei-ranzig.de |