Harte Zeiten, aber reelle Chancen

Rund 70 Akteure der Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie Regionalvermarktung im Land Brandenburg hatten sich am 20. Oktober 2022 zum 15. Tag der Direktvermarktung und des Ernährungshandwerks in der Heimvolksschule am Seddiner See vor Ort sowie digital eigefunden, um über die krisenhaften Probleme und brennenden Fragen der Gegenwart zu diskutieren. Eingeladen hatten der Agrarmarketingverband pro agro und das Forum ländlicher Raum – Netzwerk Brandenburg. Nachfolgend die wichtigsten Inhalte und Ergebnisse der Fachtagung.

pro agro-Vorstandsvorsitzende Hanka Mittelstädt wünscht sich mehr Planungssicherheit für Brandenburger Produzenten

Zu Beginn der Veranstaltung betonte die pro agro-Vorsitzende Hanka Mittelstädt die Relevanz der Brandenburger Lebensmittelwirtschaft für die Grundversorgung der Bevölkerung sowie für den Erhalt funktionierender regionaler Kreisläufe und der ländlichen Kultur. „Wir brauchen mehr Planungssicherheit statt mehr Bürokratie und noch mehr sichtbares Handeln für die Stärkung der Region“, lautete ihr Appell an die Politik.

Ihre Worte fielen auf fruchtbaren Boden. So betonte Staatssekretärin Anja Boudon, dass das Brandenburger Landwirtschaftsministerium nicht nur auf die vom Bund und Land angekündigten Entlastungen für Betriebe und private Haushalte setzt. Darüber hinaus werde man die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe unterstützen und die regionalen Wertschöpfungsketten ausbauen sowie den ländlichen Raum und die klimaschonende Landwirtschaft stärken.

Zu Struktur und Performance der Direktvermarktung und des Ernährungshandwerks berichtete Judith Dittrich, Marktanalystin der Bonner Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI), dass 2021 die Ausgaben der Brandenburger und Berliner Haushalte auf Wochenmärkten und bei Direktvermarktern um gut 26 bzw. knapp 19 Prozent gesunken sind (weitere Informationen finden Sie im folgenden Namensbeitrag „Trendwende beim Lebensmittelkonsum in nur kurzer Zeit“).

Jens Beiler, Franziska Rutscher, Dr. Katja Leppin und Ingo Kaplick (v.l.n.r.) berichten über ihre Praxiserfahrungen in der Direktvermarktung ihrer Produkte in Brandenburg

Trotz der gegenwärtig krisengeschüttelten Branche attestierte Andreas Ebeling (Brandmeyer Markentberatung) starken regionalen Marken gute Chancen für die Zukunft. „Marken müssen mit der Zeit gehen und sich gleichzeitig dabei treu bleiben“, lautete sein Credo. Essenziell sei insgesamt, dass Unternehmen wie auch Regionalmarken die Grundregeln der Markenführung beachten. Die Kernpunkte hat der Referent bereits im pro agro-Newsletter 07-08-/2022 skizziert (siehe hier).

Anhand mehrerer Best-Practice-Beispiele wurden anschließend verschiedene unternehmerische Ansätze und Konzepte vorgestellt. Allen gemeinsam waren Beharrlichkeit, Zielstrebigkeit, Kreativität, Mut, Transparenz – und Erfolg. Die präsentierten Betriebe waren: Hoffleischerei Kaplick (PM), „Landgeschmack“ Agrargenossenschaft Görike-Schönhagen (PR), Spargel- und Beerenhof Ragösen & Zickengang Golzow (PM), Ökodorf Brodowin (BAR), Plattform 2020 und – als externes Beispiel – die digitale Hofladenwelt von Hofladen-Sauerland.de.

Rechtzeitig zum Tag der Direktvermarktung und des Ernährungshandwerks wurde auch die Neuauflage der Brandenburger Hofladenbroschüre „Einkauf im Grünen“ fertig und vor Ort ausgelegt. Vom Spreewald bis zur Uckermark, vom Havelland bis ins Seenland Oder-Spree werden insgesamt 670 Hofläden, Direktvermarkter, Landgasthöfe, Selbstpflückmöglichkeiten und lokale Produzenten in einem kompakten Kompendium vorgestellt. Die Broschüre ist ab sofort als klassische Printpublikation oder als digitales Flipbook auf www.proagro.de verfügbar.