Unternehmensporträt: Fürstenwalder Agrarprodukte
„Wir sind ein kleiner unter den großen landwirtschaftlichen Betrieben in Brandenburg“, sagt Benjamin Meise. Doch was der Inhaber und Geschäftsführer der Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH als „klein“ tituliert, klingt mit den gut 3.000 ha Nutzfläche und den 750 Kühen eher wie eine ziemlich große Nummer. Und das ist es auch: ein Hochleistungsbetrieb (nicht nur) der Milchwirtschaft, der sich der nachhaltigen Lebensmittelproduktion und der Landschaftspflege verschrieben hat.
In der Praxis stellt sich das folgendermaßen dar: Am Standort Buchholz (Landkreis Oder-Spree) produziert der Familienbetrieb täglich rund 20.000kg Rohmilch, deren Löwenanteil (gut 90 Prozent) an das Deutsche Milchkontor geliefert wird. Dort, in Deutschlands größter Molkerei, wird die zertifizierte Qualitätsmilch zu einer Vielzahl von Lebensmittelprodukten verarbeitet. Die in Buchholz verbleibende Milch wird unter dem Label „MilchQuelle“ in Eigenregie vermarktet, und zwar hauptsächlich über Milchautomaten und Dispenser an verschiedenen Standorten in Berlin und Brandenburg (darüber haben wir ausführlich im pro agro-Newsletter 07-08/2019 berichtet).
Dieser Vertriebsweg hat sich so gut etabliert, dass man beginnen konnte, die hochqualitative Milch selbst zu verarbeiten. Das steigert ja nicht nur die Auslastung der hofeigenen Molkerei, sondern erweitert auch das Sortiment. Konkret: Seit kurzem wird die Gastronomie über die Milch in 10l-Beuteln hinaus mit stichfestem Naturjoghurt beliefert. Dabei bleibt’s aber nicht: „In der Pipeline“ befinden sich auch der flüssigere Trinkjoghurt, der – wie die Milch – mit Hilfe von Dispensern direkt vermarktet werden kann. Und nicht zu vergessen die geplante Käseproduktion. Den Einstieg soll Grillkäse bilden, „doch da sind wir noch nicht ganz so weit“, meint Benjamin Meise. Was nicht selbst vermarktet wird, geschieht über den regionalen Lieferdienst „Alles vom Land“.
Den Direktvermarktungsanteil von jetzt unter zehn Prozent will der studierte Betriebswirt und gelernte Landwirtschaftsmeister kräftig erhöhen. Für spätestens nächstes Jahr hat er die Marke von 30 Prozent angepeilt; als langfristiges Ziel schweben ihm sogar 100 Prozent vor. Aber wieso will er den klassischen Absatzmittler, also den Lebensmittelhandel, nicht mit ins Boot nehmen? „Das macht nur Sinn, wenn man ein unverwechselbares Produkt hat“, sagt er. Und: „Außerdem wollen wir uns nicht dem Preiskampf aussetzen. Zu unserer Ziel- und Stammkundschaft gehören vielmehr Verbraucher, die bereit sind, mehr Geld für unsere Produkte auszugeben.“
Das gilt auch für die Fleischprodukte: Alle sechs Wochen wird ein Jungrind bei einem Partnerbetrieb geschlachtet. Die Jungrinder stammen aus der Fürstenwalder Vieh und Fleisch GmbH Briesen, einer Tochtergesellschaft, die sich um die Aufzucht der Buchholzer Kälbchen kümmert. Dort sind auch die 22.000 Legehennen „angesiedelt“, die täglich für rund 17.000 Eier Nachschub sorgen. All diese Produkte werden unter anderem über den eigenen Hofladen vermarktet.
Überdies wird auf den ausgedehnten Flächen natürlich auch klassischer Ackerbau betrieben, vor allem Raps und Getreide; die Feldfrüchte werden einerseits an die verarbeitende Industrie verkauft, andererseits als Futter für die Tiere verwendet. Nach den extrem trockenen Sommern 2018/2019 begann der Landwirt, alternative Kulturen wie Hartweizen, Dinkel oder Hanf anzubauen. Obwohl gerade Hanfprodukte derzeit nicht leicht zu vermarkten sind, sieht man wegen ihrer beruhigenden Wirkung doch Zukunftspotenzial. Die sehr vielseitige Pflanze wird heute zu Kaffee oder Tee veredelt und deren Samen Backmischungen beigegeben.
All sein Tun hat Benjamin Meise dem Thema „Nachhaltigkeit“ untergeordnet. Darunter versteht er dreierlei: regenerative Landwirtschaft im Einklang mit der Natur (Schutz der Umwelt), soziale Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und lokaler Lebensgemeinschaft, Rentabilität in der Ökonomie als Zukunftssicherung für den Betrieb.
Dass dies keine leeren Worte sind, zeigt folgendes Beispiel: Zusammen mit fünf weiteren Landwirten plant er die Errichtung des „Klimaparks Steinhöfel“. Hier werden auf mehreren Einzelflächen (zusammen 500 ha) Solaranlagen gebaut. Die einzelnen Module werden zwischen 1,80m und 3,00m hoch sein und wie Gewächshäuser wirken, unter denen die Flächen landwirtschaftlich genutzt werden können, etwa für Bienenvölker, mobile Hühnerställe oder Schafhaltung, aber auch für Gemüse- und Heilpflanzenanbau. Damit das Landschaftsbild so wenig wie möglich gestört wird, werden rund um die Anlagen hohe Hecken gepflanzt – insgesamt also ein Konzept, wo Strom aus erneuerbaren Energien mit regenerativer Landwirtschaft vereinbart werden. Und ganz im Sinne eines Landwirts, der sich der nachhaltigen und ganzheitlichen Wirtschaftsweise verpflichtet fühlt.
Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH
Buchholzer Dorfstraße 23
15518 Steinhöfel/OT Buchholz
033636/276-10
benjamin.meise@agrafrisch.de
www.agrafrisch.de