Kunella Feinkost GmbH

Er ist ein Unternehmer mit Bodenhaftung: tatkräftig und besonnen; mutig, aber nicht übermütig; heimatverbunden und zukunftsorientiert. Lothar Parnitzke (Foto) hat die Marke „Kunella“ in Brandenburg groß und über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht; er scheut sich nicht, sein vielfältiges Sortiment auch in „exotischen“ Regionen wie Asien und Südamerika zu vertreiben. Trotz aller Mobilität und Weitsicht ist er indessen als echtes Cottbuser Gewächs seiner Heimat treu geblieben. Und der Firma auch: 1965 begann er als Lehrling im damals noch privaten Unternehmen Gebrüder Kunert; neun Jahre später war er Betriebsdirektor im dann verstaatlichten VEB Feinkost. 1991 schließlich übernahm er das Unternehmen von der Treuhand, firmierte es zur Kunella Feinkost GmbH um und leitet es seitdem als geschäftsführender Gesellschafter.

Stillstand ist für den Cottbuser Firmenchef ein Fremdwort. „Ich habe dreißig Jahre lang unser ostdeutsches Verbreitungsgebiet aufgebaut, die nächsten 30 Jahre konzentriere ich mich auf Westdeutschland“, sagt er schmunzelnd. Und das glaubt man ihm gern, denn er verfügt über eine wichtige unternehmerische Tugend: Beharrlichkeit. Seit eh und je investiert er in die Produktion und den Maschinenpark, um in der Zusammenarbeit mit dem Handel flexibel zu werden und zu bleiben, das heißt die georderten Mengen – mal mehr, mal weniger – stets liefern zu können.

Viel Geld investiert Parnitzke auch in die Aus- und Fortbildung seiner Mitarbeiter, denn die müssen ja die High-Tech-Maschinen bedienen können, ganz abgesehen davon, dass jeder Schritt zu mehr Automatisierung den körperlichen Einsatz verringert. Seine Leute danken’s ihm auf ihre Weise: „Wir haben kaum Fluktuation“, erzählt er und fügt hinzu: „Wer bei uns zehnjähriges Firmenjubiläum hat, ist für unsere Begriffe noch nicht lange da.“ Was natürlich auch etwas über‘s Betriebsklima aussagt. Kurzum, als er den Betrieb 1991 übernahm, waren weit mehr als 40 Mitarbeiter an Bord, heute sind es gerade mal 38, obwohl sich der Absatz seitdem verzehnfacht hat. Von einer derart starken Produktivitätssteigerung können andere Unternehmen nur träumen.

Entsprechend umfangreich und vielfältig ist heute das Sortiment von Kunella. Hier ein Ausschnitt: Mayonnaise, Remoulade und Salatcreme; Speise- und Spezialitätenöle; Ketchup, Saucen und Spreewälder Meerrettich. Ein Renner sind seit jeher die unterschiedlichen Leinöl-Varianten. Auf diesem Polster ruht sich der Unternehmer allerdings nicht aus. Er hat, im Gegenteil, immer ein Auge darauf, dass seine Produkte mit der Zeit gehen bzw. den Verbrauchertrends auf den Spuren bleiben. Soll heißen: Innovationen stehen hoch im Kurs, ob es die vegane Mayonnaise ist, die nach vielversprechenden Markttests jetzt Gegenstand der Listungsgespräche mit dem Lebensmittelhandel ist; oder die vier Fruchtessige (Himbeere, Schwarze Johannisbeere, Apfel/Orange/Balsamico, Kirsche/Balsamico), die auf der diesjährigen ANUGA in Köln auf großes Handelsinteresse gestoßen sind und das Kunella-Highlight auf der Grünen Woche 2024 sein werden.

Stichwort Beharrlichkeit: Ebenso konsequent wie seinen Vertrieb in Deutschland baut er sein Auslandsgeschäft auf. Kunella-Produkte findet man inzwischen in den Supermärkten Asiens und Südamerikas. Das hat er systematisch eingefädelt und weiterentwickelt. Schon früh hat er damit begonnen, unter den Fittichen der CMA auf Messen in aller Welt präsent zu sein oder als Teil von Wirtschaftsdelegationen ferne Länder zu erkunden und nachhaltige Kontakte zu Handelsunternehmen zu knüpfen. Diese Vorgehensweise hat er stets als Investition in die Zukunft betrachtet, das heißt er musste in Vorleistung gehen. „An maßgebliche Gewinne war in der Anfangsphase nicht zu denken. Aber es hat sich gelohnt: Wir haben unseren Bekanntheitsgrad bei Handelsentscheidern und Konsumenten erhöht. Heute sage ich: Das war meine Strategie, doch damals lautete meine Devise schlicht und einfach: Ich muss was tun“, erzählt er.

Auslandsaktivitäten, Produktqualität und Verbrauchernachfrage haben auch das Kunella-Image beim deutschen Lebensmittelhandel erhöht. In Deutschland ist das Sortiment heute praktisch in allen Vertriebsformen des LEH präsent – schwerpunktmäßig in den neuen Bundesländern. Neben der Vermarktung von Fertigprodukten vertreiben die Cottbuser auch Rohware an die verarbeitende Industrie; Mayonnaise und Ketchup zum Beispiel, die in Feinkostsalaten der Partnerbetriebe eingesetzt werden. Dieses Geschäft macht heute immerhin mehr als zehn Prozent des Absatzes aus.

Ein wichtiger Baustein der Vermarktungs-Aktivitäten ist auch die Präsenz auf deutschen Messen. Da fährt Kunella praktisch eine Doppelstrategie. So dient die Teilnahme an der Kölner ANUGA neben der Präsentation von Produkt-Innovationen vor allem der Kontaktaufnahme und -pflege mit Handelseinkäufern bzw. -entscheidern; die Grüne Woche in Berlin (19. bis 28. Januar 2024) wiederum schafft die Gelegenheit, im Rahmen der pro agro-Handelsrundgänge mit der „Basis“ zu sprechen, also am Messestand mit den Supermarkt-Mitarbeitern in einen konstruktiven und persönlichen Dialog über die Produkte (einschl. Verkostung) zu treten. Nicht zu vergessen den direkten Kontakt zu Verbrauchern, wie Lothar Parnitzke hervorhebt: „Wir haben auf der Grünen Woche im Januar 2023 rund 3.000 Artikel verkauft, das heißt wir haben 3.000 Gespräche mit unserer Zielgruppe geführt.“