Steigende Lasten durch Kosten und Bürokratie

Datum: 15. Februar 2024

Ende 2023 hat pro agro wieder die Brandenburger Lebensmittelhersteller zur aktuellen Wirtschaftslage, zu den Aussichten für 2024 und die wichtigsten Herausforderungen befragt. Um es gleich zu sagen: Die Branche blickt alles andere als optimistisch in die nahe Zukunft. Steigende Kosten, zu viel Bürokratie und fehlende Planungssicherheit sind nach Meinung der Unternehmen die größten Hemmschuhe für Wachstum und ein gedeihliches Auskommen. Hier die wichtigsten Ergebnisse.

Zur Einordnung ist es hilfreich, einen Blick auf die jüngsten Kennziffern des Statistischen Bundesamtes zu werfen. Demnach ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt 2023 preisbereinigt um 0,3 Prozent gesunden. Das hört sich nicht gerade dramatisch an, wird aber von den Ökonomen als Rezession eingestuft. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor war Europas größte Volkswirtschaft noch um 1,8 Prozent gewachsen. Zahlreiche Experten erwarten auch im laufenden Jahr keine spürbare Erholung. Hinzu kommt, dass viele Konsumenten angesichts der weiter steigenden Verbraucherpreise den Rotstift ansetzen.

Kein Wunder also, dass drei Jahre nach der ersten Barometer-Befragung Brandenburgs Branchenunternehmen nur wenig Licht am Ende des Tunnels sehen. Inflation und unsichere Konjunkturentwicklung haben das Kaufverhalten der Konsumenten nachhaltig verändert. Zwar stehen regionale Lebensmittel und deren Hersteller bei Umfragen nach wie vor hoch im Kurs, im Einkaufskorb aber landen häufig wieder verstärkt die preisgünstigeren Handels- oder Discountmarken. Für die Brandenburger Ernährungswirtschaft kann dieser Trend auf Dauer existenzgefährdend sein.

Zu den Fakten des Branchenbarometers 2023: Das vergangene Geschäftsjahr ist für 32 Prozent der Unternehmen schlechter und für weitere 23 Prozent sogar deutlich schlechter verlaufen als 2022. 23 Prozent beurteilen die ohnehin schwierige Marktlage als gleichbleibend. Das verändert sich auch nicht bei der Prognose für 2024: Für 76 Prozent der Unternehmen ist keine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in Sicht. Knapp zwei Drittel von diesen erwarten sogar, dass es schlechter werden wird (siehe Grafik „Pessimistische Geschäftsprognose“).

Das wiederum erklärt, warum rund 70 Prozent der Umfrageteilnehmer keine Neueinstellungen in diesem Jahr vornehmen wollen und Investitionen über 500.000 Euro nur bei wenigen Unternehmen auf der Agenda stehen. Wenn investiert werden kann, werden Ausgaben für Maschinen und Gebäude geplant. Bereits 2023 konnten ursprünglich geplante Investitionen nur von 45 Prozent der Befragten komplett realisiert werden. Um eine nachhaltige Zukunftsperspektive zu sichern, sehen 81 Prozent eine Erlössteigerung zwischen mehr als 10 bis über 20 Prozent als notwendige Basis.

Und welche Herausforderungen belasten die Erholung für die Branche besonders stark? Am meisten Probleme bereiten den Unternehmen die gestiegenen Rohstoff- und Beschaffungskosten (62 Prozent), dicht gefolgt von den Personalkosten (60 Prozent). An dritter bzw. vierter Stelle stehen mit jeweils 55 Prozent der Antworten die Energiekosten und die überbordende Bürokratisierung durch die Flut gesetzlicher Vorschriften (siehe Grafik „Hauptprobleme: Kosten und Bürokratie“).

Dazu pro agro-Geschäftsführer Kai Rückewold: „Die Frustration über die Bürokratie nimmt immer stärker zu. Kleine und mittelständische Unternehmen haben oft den identischen bürokratischen Aufwand zu leisten wie Großkonzerne. Da ist ein Ungleichgewicht entstanden, das für die Branche nicht mehr tragbar ist. Wachstumsorientierte Mittelstandspolitik, darf nicht Alles und Alle über einen Kamm scheren.“. Die Sorge vor noch mehr Bürokratisierung schlägt bei der Langfristprognose bis zum Jahre 2030 noch deutlicher durch: Mit 61 Prozent ist es bei weitem der höchste Wert bei den Nennungen der größten Herausforderungen.

Informationen zur Umfrage

Rund 650 Unternehmen wurden zur Teilnahme an der Online-Befragung angeschrieben, davon haben 97 Unternehmen geantwortet. 46 Prozent der teilnehmenden Betriebe haben einen Jahresumsatz bis zu einer Million Euro. Bis 10 Millionen Umsatz erlösen 31 Prozent, weitere 12 Prozent bis 25 Millionen Euro und mehr (5 Prozent aller Teilnehmer erwirtschaften über 75 Millionen Euro). Beschäftigte in Vollzeit: Rund 40 Prozent der Unternehmen beschäftigen weniger als fünf Mitarbeiter, 13 Prozent haben über 100 Beschäftigte. Hinweis:

Das Branchenbarometer hat keinen Anspruch auf Repräsentativität. Grafiken zur Umfrage können Sie unter folgender Adresse anfordern: presse@proagro.de.