pro agro Branchenbarometer 2021 zeigt mehr Licht als Schatten – Branche sieht Chancen für 2022

Datum: 08. Februar 2022

Lebensmittelerzeugende Land- und Ernährungswirtschaft in Brandenburg sieht steigende Energiepreise, steigende Personalkosten und Arbeitskräftemangel als größte Herausforderungen.

Schönwalde-Glien. Erstmalig hat pro agro – Verband zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenburg-Berlin e.V. – Unternehmen der Land- und Ernährungswirtschaft in Brandenburg zur wirtschaftlichen Lage befragt und will daraus ein kontinuierliches Branchenbarometer etablieren. Die Online-Umfrage die – in Kooperation mit dem Landesbauernverband Brandenburg e.V. – nun mindestens einmal jährlich durchgeführt werden soll, gibt Ein- und Ausblicke in eine der bedeutendsten Wirtschaftsbranchen des Bundeslandes. Von 650 angeschriebenen Unternehmen der Lebensmittel verarbeitenden Agrar- und Ernährungswirtschaft in Brandenburg nahmen 133 Unternehmen teil.

Trotz den Herausforderungen durch die Corona-Pandemie beurteilen 37 Prozent der teilnehmenden Betriebe das Geschäftsjahr im Vergleich zu 2020 als besser, davon 5 Prozent sogar als deutlich besser. Weitere 35 Prozent der Unternehmer und Unternehmerinnen konnten keine Veränderung beobachten, 28 Prozent beklagen ein schlechteres Geschäftsjahr. „Wir wussten bereits aus vielen Einzelgesprächen, dass Direktvermarkter und Anbieter von Regionalprodukten im Lebensmittelhandel einen Nachfragezuwachs verzeichneten. Das fast zwei Drittel der am Branchenbarometer teilnehmenden Unternehmen das abgeschlossene Geschäftsjahr 2021 als stabil bis gut beurteilen, ist eine ermutigende Rückmeldung“ sagt Kai Rückewold, Geschäftsführer des pro agro e.V.

Gemeinsam mit dem Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes, Denny Tumlirsch, präsentierte Rückewold weitere wichtige und interessante Ergebnisse. So beurteilen die Unternehmen die Aussichten in 2022 überwiegend positiv (39 Prozent), nur 19 Prozent rechnen mit einem schlechteren Jahresverlauf. Sehr interessant ist der Fakt das 51 Prozent der teilnehmenden Unternehmen nationalen Absatz verzeichnen und gar 11 Prozent das außereuropäische Ausland beliefern. Mit einer Vermarktungsquote von 46 Prozent der Produkte in Berlin-Brandenburg zeigen sich die Geschäftsführer in ihren Einschätzungen eher bestätigt. „Leider wird sehr viel über echte regionale Lieferketten geredet, in der Realität der Hauptstadtregion bleibt noch immer ungeheuer viel Luft nach oben. Gemeinsam wollen wir diese Quote in den kommenden Jahren deutlich verbessern. Es kann nicht sein, dass wir über kurze Transportwege, Klimaschutz und Nachhaltigkeit in den Parlamenten sprechen, der Absatz von brandenburgischen Produkten in der Hauptstadtregion aber hinterherhinkt“ beschreibt der Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverband, Denny Tumlirsch, ein wesentliches Aktionsfeld in dem neu unterzeichneten Kooperationsvertrag der beiden Interessenverbände der Land- und Ernährungswirtschaft.

Steigende Energiekosten, steigende Personalkosten, Arbeitskräftemangel bereiten größte Sorgen

Befragt nach den Vermarktungswegen mit dem stärksten Umsatz dominiert bei den Unternehmen die Vermarktung über Partner im Lebensmitteleinzelhandel (48%) immerhin 40 Prozent des Umsatzes werden über Hofläden/Direktvermarktung erzielt. Mit 8 Prozent spielt der Umsatz über Online-Vermarktungswege bisher noch eine eher untergeordnete Rolle. Ungeheures Potential steckt laut pro agro in der Intensivierung der Vermarktung in die Gemeinschaftsverpflegung (21%) und Gastronomie (8%). Hier will pro agro – Geschäftsführer Kai Rückewold im Jahr 2022 einen Arbeitsschwerpunkt setzen und in die Offensive gehen: „Hier muss etwas passieren. Aus Gesprächen mit den Lieferanten kennen wir die Herausforderungen – vieles liegt an Planung, Logistik und Preisen. Regionale Qualität, zum Beispiel beim Fleisch, ist oft teurer als Produkte aus dem Ausland und die Budgets für Kantinenessen oder Caterer sind oft zu knapp. Das ist ein Dilemma. Gemeinsam mit der Politik möchte ich persönlich in den Chefetagen großer Unternehmen für regionale Nachhaltigkeit werben.“

Als die größten drei Herausforderungen für den unternehmerischen Erfolg gibt es eine eindeutige Bewertung seitens der Unternehmen: Im Ranking stehen steigende Energiekosten, steigende Personalkosten aber auch der Arbeitskräftemangel weit vor allen anderen Themen wie sinkende Erlöse bei Handelspartnern oder die Corona-Pandemie. Das nächste Branchenbarometer soll zur Jahresmitte erhoben werden. Beide Verbände möchten die positive Resonanz auf die Onlinebefragung in Zukunft auch für kurzfristige Stimmungsbarometer zu aktuellen Fragestellungen in der Branche einsetzen.

Hintergrundinfo zum pro agro Branchenbarometer:

650 Branchenunternehmen aus der Lebensmittel verarbeitenden Agrar- und Ernährungswirtschaft im Land Brandenburg wurden erstmalig an der Online-Befragung beteiligt. 133 Unternehmen haben mitgemacht. 120 Antworten wurden zu den Umsatzklassen beantwortet: Danach haben 72 der teilnehmenden Betriebe einen Jahresumsatz bis zu einer Million Euro. Bis 3 Millionen Umsatz setzten 25 der Unternehmen um, weitere 18 Unternehmen bis 75 Millionen Euro. Von allen teilnehmenden Betrieben liegen fünf bei einem Umsatz über 75 Millionen. Rund ein Drittel der Unternehmen beschäftigt über 30 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon 15 Unternehmen mehr als 100. Unter 5 Beschäftigte geben 42 Prozent der teilnehmenden Betriebe an. Das Branchenbarometer hat keinen Anspruch auf wissenschaftliche Repräsentativität. 60 Prozent der Umfrageergebnisse kommen direkt von pro agro – Mitgliedern.

Die Online-Umfrage wurde mit Unterstützung des SIBB e.V. – dem Verband der Digitalwirtschaft Berlin-Brandenburg umgesetzt. Der SIBB e.V. und der pro agro e.V. sind langjährige Kooperationspartner zur Umsetzung gemeinsamer Veranstaltungs- und Kooperationsprojekte im Bereich Digitalisierung der Land- und Ernährungswirtschaft in Brandenburg.

Eine PDF mit grafischer Auswertung des Branchenbarometers wird auf Anfrage an presse@proagro.de versandt.

Der Verband pro agro engagiert sich seit 30 Jahren für die Vernetzung und Vermarktung von Brandenburger Angeboten und Dienstleistungen aus den Bereichen Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie Land- und Naturtourismus.

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