Regionalität in Brandenburg weiter hoch im Kurs

Datum: 30. März 2023

Trotz Wirtschaftsflaute und Inflation sind regionale Lebensmittel in Berlin/Brandenburg und darüber hinaus gefragt. Viele Verbraucher wollen nach Ende der Krise sogar noch mehr heimische Produkte kaufen. Das zählt zu den zentralen Botschaften einer repräsentativen Konsumentenstudie, die auf Initiative des Verbandes pro agro mit der renommierten Hamburger Markenberatung Brandmeyer erarbeitet wurde. In drei Ausgaben des Newsletters stellen wir die wichtigsten Ergebnisse der Studie vor und beschreiben, welche Schlussfolgerungen für die Brandenburger Unternehmen und die Verbandsarbeit daraus zu ziehen sind.

Die umfangreiche Studie, die pro agro-Geschäftsführer Kai Rückewold (Foto rechts) und Andreas Ebeling (Markenberatung Brandmeyer) kürzlich im Rahmen einer Landespressekonferenz in Potsdam vorgestellt haben, ist mit dem Ziel erarbeitet worden, Potenziale zu identifizieren, um den Absatz von Regionalprodukten aus Brandenburg weiter zu steigern und in diesem Kontext herauszufinden, welche Maßnahmen am besten für die Wahrnehmung von Lebensmitteln aus Brandenburg geeignet sind.

Die Studie ist zudem vor dem Hintergrund der aktuell schwierigen Rahmenbedingungen für die Brandenburger Ernährungswirtschaft entstanden. Die hohe Inflation vor allem im Lebensmittelbereich und die damit zusammenhängenden Reaktionen des Handels und der Verbraucher haben bei landwirtschaftlichen Erzeugern und bei den Verarbeitern zu steigenden Kosten in Kombination mit stagnierenden bis fallenden Umsätzen und Erlösen geführt.

Dessen ungeachtet sollen die Ergebnisse der Branche Mut machen, alle Kräfte zu bündeln und die Krise zu überstehen. Denn die Studie sagt eindeutig aus, dass die Berliner und Brandenburger als Bürger der Hauptstadtregion – salopp formuliert – auf regionale Lebensmittel stehen. Werfen wir zunächst einen Blick auf das gegenwärtige Meinungsbild in der gesamten Bundesrepublik (siehe Chart „Während der Krise: Kauf regionaler Produkte in ganz Deutschland“): Hier scheint der einzelne Konsument seine Kaufbereitschaft für regionale Lebensmittel grundsätzlich nicht an die Krise zu koppeln: Über die Hälfte aller Befragten kauft konstant regional. Knapp unter 20 Prozent scheinen in der Krise die regionale Lebensmittelproduktion sogar stützen zu wollen. Und nur etwa ein Drittel verzichtet – hier und da – auf den Einkauf regionaler Lebensmittel.

Während der Krise: Kauf regionaler Produkte in ganz Deutschland

Quelle: pro agro/Markenberatung Brandmeyer

Wie aber sieht das Konsumverhalten aus, wenn die Krise vorbei ist? Das folgende Chart („Nach der Krise: Kauf regionaler Produkte nach Bundesländern“) hält aus Brandenburger Sicht ein überraschend positives Ergebnis bereit: Hier wollen 41 Prozent der Verbraucher (wieder) mehr regionale Lebensmittel einkaufen – und zwar deutlich mehr als woanders (Berlin 33 Prozent, Rest neue Bundesländer 30 Prozent, deutschlandweit 32 Prozent). Aus diesem für Brandenburg ermutigenden Befund lässt sich schließen, dass Handel und Hersteller die Verbraucheransprache zugunsten heimischer Produkte bereits jetzt, also noch während der Krisenzeit, intensivieren können und sollten.

Nach der Krise: Kauf regionaler Produkte nach Bundesländern

Quelle: pro agro/Markenberatung Brandmeyer

Im Sinne einer effizienten und erfolgreichen Kommunikationsstrategie ist es wichtig zu wissen, welches Potential Brandenburger Produkte bei den Konsumenten haben und welche Warengruppen in der Verbraucheransprache besonders hervorgehoben werden sollten. Auch hier gibt die Studie wertvolle Hinweise und Antworten (siehe Chart „Produktpräferenzen und Preisbereitschaft in Brandenburg“). So hat sich beispielsweise herausgestellt, dass Frischeprodukte „made in Brandenburg“ klar an der Spitze der Verbrauchergunst stehen. Da die Frage außerdem auf die Bereitschaft abzielt, höhere Preise dafür zu bezahlen, werden die Präferenzen zu einer eindeutigen Festlegung.

Produktpräferenzen und Preisbereitschaft in Brandenburg

Quelle: pro agro/Markenberatung Brandmeyer

Auf der Basis dieser bisherigen Einzelergebnisse zieht Kai Rückewold folgendes Zwischenfazit: „Die Daten und damit verbundenen Kenntnisse sollten wir im Dialog zwischen Produzenten und Handel nutzen. Gemeinsam müssen wir regionale Produkte im Lebensmitteleinzelhandel noch sichtbarer machen. Die Studie zeigt die Potentiale auf – wir müssen sie gemeinsam heben.“ (Weitere Ergebnisse veröffentlichen wir im pro agro-Newsletter 04/2023).

Zur Studie

Die im November und Dezember 2022 erarbeitete Studie mit dem Titel „Vermarktungspotentiale heben für Regionalprodukte aus Brandenburg“ basiert auf einer Online-Befragung von 2.000 Personen in ganz Deutschland, davon je 400 aus Berlin und Brandenburg. Über 300 Einzelergebnisse sind in der repräsentativen Gesamtstudie ausgewertet und zusammengefasst worden, und zwar jeweils nach Wohnregion und Zielgruppenzugehörigkeit der Befragten. Kaufmotivation, Kaufbereitschaft und -verhalten wurden ebenso unter die wissenschaftliche Lupe genommen wie Fragen der Erreichbarkeit und der Kommunikation. Die Studie wurde aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes sowie des Brandenburger Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) gefördert. Eine PDF-Kurzfassung der Studie kann bei folgender Mail-Adresse angefordert werden: maeurer@proagro.de