Die Zukunft der Ernährung immer im Blick

Datum: 30. März 2023

Das in Brandenburg angesiedelte Institut hat einen weit über die Landesgrenzen hinaus gehenden Ruf als kompetenter und kreativer Partner der Ernährungswirtschaft. Drei Bereiche markieren die Schwerpunkte seiner Tätigkeit: „Foodtech“ und „Planttech“, die für die Erforschung und Etablierung von innovativen Lebensmitteln aus pflanzlichen Rohstoffen zuständig sind, sowie „Testlab“, das als akkreditiertes Lebensmittellabor die Untersuchung und Bewertung der Produkte sicherstellt. Bekannt ist das IGV vor allem für die Entwicklung einer Vielzahl von Innovationen auf pflanzlicher Basis wie beispielsweise Erdnussflips oder Tempolinsen. Seit den 80er Jahren beschäftigen sich die Forscher und Entwickler mit dem Thema Mikroalgen als pflanzliche Rohstoffe. Was es damit auf sich hat und welche Perspektiven sich daraus für die Branche ergeben, beschreibt Inhaber Thomas Kretschmer (Foto).

Mikroalgen stellen gerade für den Lebensmittelbereich eine interessante Quelle als Proteine und Lipide (Fette) dar und können in dieser Hinsicht einen wichtigen Beitrag zur Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung leisten. Gleichzeitig hat die Kultivierung von Mikroalgen im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft auf dem Feld den Vorteil, dass bis zu 15mal mehr produziert werden kann und gleichzeitig bis zu 95 Prozent weniger Wasser verbraucht wird.

Im Zentrum des Bereiches Planttech steht derzeit die Entwicklung von Extraktprodukten aus Mikroalgen und pflanzlichen Rohstoffen. Bekannte Produkte, die aus Mikroalgen gewonnen und in Lebensmitteln eingesetzt werden, sind der aus der Spirulina-Alge isolierte Lebensmittelfarbstoff Phycocyanin sowie der aus der Haematococcus-Alge gewonnene Farbstoff Astaxanthin. Phycocyanin verleiht Lebensmitteln eine blaue Farbe und wird unter anderem in Fruchtgummis sowie in Biersorten wie zum Beispiel im Anti Aging-Bier der regionalen Neuzeller Klosterbrauerei eingesetzt. Astaxanthin wiederum ist als Futtermittelzusatzstoff ein wichtiger Baustein der Fischernährung in Zuchtanlagen.

Der Photobioreaktor: In den mit Wasser gefüllten Glasröhren entstehen die Mikroalgen – je mehr Sonne, desto mehr Algen.

Die Wissenschaftler des IGV haben sich über die Jahre fundierte Kenntnisse über das Wachstum von Mikroalgen, deren Wirkungsweise beim Einsatz der Extrakte sowie die wirtschaftliche Produktion der Mikroalgen wie der Extrakte angeeignet. Fast täglich kommen durch die eigene Forschung und Entwicklung sowie die Netzwerkarbeit neue Erkenntnisse hinzu. Im Mittelpunkt steht dabei die Gewinnung funktioneller Inhaltsstoffe, die in der tierischen und menschlichen Ernährung, in Nahrungsergänzungsmitteln, aber auch in der Kosmetik und Pharmazie angewendet werden können.

Für die weiterführende Analytik verfügt das IGV durch den Geschäftsbereich Testlab über ein akkreditiertes Lebensmittellabor. Dessen Stärken liegen in der Analyse von Lebensmittel- und Futtermittelinhaltsstoffen, von speziellen Getreiden oder Arznei- und Gewürzpflanzen sowie von ätherischen Ölen. Eine wichtige Rolle spielt ferner die Identifizierung von unerwünschten Stoffen. Molekular- und mikrobiologische Untersuchungen von Lebens- und Futtermitteln sowie Kosmetika runden das Portfolio ab. Darüber hinaus arbeiten die Forscher des IGV in Zusammenarbeit mit der Universität Potsdam an neuen ernährungsdiagnostischen Analysemethoden, um den Zukunftstrend der personalisierten Ernährung bei der Entwicklung von neuen Zutaten für Lebensmittelprodukte zu etablieren.

Das Institut: Gebündelte Kompetenz unter einem Dach.

Insgesamt arbeitet das Institut also mit Forschung und Entwicklung sowie Produktion in einem zertifizierten Umfeld die gesamte Wertschöpfungskette bei der Entwicklung von innovativen Lebensmitteln ab. Unterstützt werden diese Arbeiten durch die Kooperation mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen und den wissenschaftlichen Austausch in Netzwerken. Somit ist das IGV in der Lage, durch Nutzung neuartiger Rohstoffquellen einen entscheidenden Beitrag zur Zukunft der Ernährung zu leisten.

Hintergrund: Das Institut für Getreideverarbeitung (IGV) ist seit mittlerweile 63 Jahren in Bergholz-Rehbrücke aktiv. Das 1994 privatisierte IGV wurde viele Jahre von Dr. Peter Kretschmer als Inhaber geführt. Heute steht mit Thomas Kretschmer und Katharina Fischer als alleinigen Gesellschaftern die nächste Generation an der Spitze des Familienunternehmens. Zum 1. März 2023 wurde Dr. Torsten Schweikert zum neuen Geschäftsführer der IGV GmbH berufen. Er arbeitet seit 2021 im Institut und leitet seitdem den Bereich Planttech.