„Regionale Lebensmittel kaufen – jetzt erst recht!“

Datum: 24. November 2022

Etliche Unternehmen der brandenburgischen Ernährungswirtschaft haben sich zusammengetan, um mit Hilfe einer breit angelegten Aktionskampagne die Verbraucher zu bewegen, trotz Inflation und Kostenkrise beim Einkaufen weiter oder sogar häufiger zu regionalen Produkten zu greifen. Ziel ist nicht nur, die Hersteller von Lebensmitteln vor dem wirtschaftlichen Aus zu bewahren; es geht argumentativ auch darum, den Konsumenten den Mehrwert von regionalen Produkten zu vermitteln. Die von pro agro koordinierte Aktion startete am 14. November 2022 und wird bis ins kommende Jahr punktuell fortgeführt.

Gut positioniert: Die Branche zeigt Flagge vor dem Landtag in Potsdam.

Initiatoren sind Markenartikler aus klassischer und ökologischer Produktion. Sie repräsentieren die Warengruppen Fleisch, Wurst, Milch, Brot, Eier, Obst, Gemüse und Spezialitäten. Konkret handelt es sich um folgende Unternehmen: Ucker-Ei, Bäckerei Exner, Werder Frucht, Löwendorfer Geflügelhof, Eberswalder Wurst, Sanddornspezialitäten Christine Berger, Ökodorf Brodowin, Golßener Fleisch- und Wurstwaren, Hemme Milch, Gut Schmerwitz und Spargelhof Klaistow. Zu den Maßnahmen zählen neben Anzeigen in Printpublikationen und Werbespots im Hörfunk auch der direkte Dialog mit Kunden vor Supermärkten.

Wo die Unternehmen gegenwärtig der Schuh drückt, brachte Hanka Mittelstädt auf den Punkt. Die Inhaberin von Ucker-Ei und pro agro- Vorstandsvorsitzende wörtlich: „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Der Handel ist nicht in der Lage, unsere gestiegenen Kosten aufzufangen. Die als bereits sehr hoch empfundenen Preise im Supermarkt würden dann noch weiter steigen. Höhere Preise erzeugen noch mehr Kaufzurückhaltung. Aktuell verkaufen wir rund 20 Prozent weniger an den Handel. Ich rechne in 2023 mit unverschuldeten Mehrkosten von 400.000 Euro. Das schafft Ucker-Ei nur, wenn im Supermarkt nicht immer zum Billig-Ei von Irgendwo, sondern zu unserem Markenprodukt gegriffen wird.“

Um den Verbrauchern die Aktionen verständlich und transparent zu machen, hat pro agro eine separate Website ins Netz gestellt (https://www.regional-jetzt.de). Dort sind Hintergründe, unternehmerische Positionen und Argumente für den Kauf heimischer Produkte aufgeführt. Wichtige zusätzliche Botschaft: Wer regional kauft, handelt nicht nur solidarisch und unterstützt die Branche, sondern schafft darüber hinaus einen Mehrwert, der ihm selbst zugutekommt.

Gut argumentiert: Bäcker Exner (links) und Minister Vogel im Gespräch.

Adressat der mannigfaltigen Aktionen ist allerdings nicht nur der Verbraucher, sondern auch die Politik. Bereits am 17. November, also nur drei Tage nach Kampagnen-Auftakt, haben sich die Initiatoren zu einer Solidaritätsaktion vor dem Landtag in Potsdam versammelt, um ihren Stimmen vor Ort Nachdruck zu verleihen. In einem Positionspapier formulieren sie den klaren Wunsch, eine übergreifende Task-Force „Zukunft Ernährungswirtschaft“ über die drei zuständigen Ministerien (Landwirtschaft, Gesundheit/Verbraucherschutz, Wirtschaft) hinweg zu installieren. Ziel ist, in Zusammenarbeit mit Unternehmen und Handel Zukunftslösungen zu erarbeiten.

Weiter soll die brandenburgische Politik dafür Sorge tragen, dass die ideologische Trennlinie zwischen klassisch und ökologisch erzeugten Produkten aufgegeben wird; die Unternehmen würden in der Praxis der Lebensmittelproduktion bereits seit vielen Jahren eng kooperieren. Generell wird erwartet, dass die Ernährungswirtschaft „gleichgewichtig“ zur technischen Industrie bewertet wird. Nötig sei eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik für die Lebensmittelproduzenten – egal, ob Handwerk oder industrieller Mittelstand. Eine vergleichbare Kundgebung fand heute (24. November) vor dem Berliner Abgeordnetenhaus statt.

Der Slogan „Regionale Lebensmittel kaufen – jetzt erst recht!“ soll nach den Vorstellungen der Initiatoren während der Internationalen Grünen Woche 2023 in der Brandenburghalle zur kommunikativen Kernbotschaft werden. „Wir können nicht einfach auf ländliche Idylle und Romantik setzen, während zahlreiche Unternehmen ums Überleben kämpfen“, so Hanka Mittelstädt.

Unternehmen, die die Kampagne aktiv unterstützen und weiter mitgestalten möchten, sind willkommen – Kai Rückewold koordiniert als Ansprechpartner die Unternehmer-Initiative (rueckewold@proagro.de).

Das sagen die Initiatoren (Auswahl)

„Mit dem Kauf von hochwertigen regionalen Produkten unterstützen Sie nachhaltig unser aller Lebensraum!“ Dorothee Berger, Geschäftsführerin Sanddorn Sandokan
„Jeder Cent der bei Unternehmen der Region bleibt, sichert Ausbildung- und Arbeitsplätze im Mittelstand Brandenburgs und geht nicht in die Kassen von Großkonzernen.“ Tobias Exner, Inhaber Bäckerei Exner
„Die Kunden sollen ein gutes Gefühl haben, gerade auch in der jetzigen Zeit. Sie kaufen regionale und leckere Produkte zu einem fairen Preis.“ Gunnar Hemme, Geschäftsführer Hemme Milch GmbH & Co. KG
„Besonders in der Krise sollten wir alle zusammenhalten, um unseren gewohnten Frieden und unsere wirtschaftliche Sicherheit langfristig zu bewahren.“ Rainer Kempkes, Geschäftsführer Golßener Lebensmittel GmbH
„Helfen Sie bei Ihrem Einkauf die Zukunft einer lebendigen Region und viele tausend Arbeitsplätze direkt zu sichern.“ Sebastian Kühn, Geschäftsführer Eberswalder Wurst & Fleisch
„Mit dem Kauf unserer Erzeugnisse erhalten Sie Arbeitsplätze in Brandenburg und die Tradition des havelländischen Anbaugebietes wird gesichert.“ Petra Lack, Geschäftsführerin Werder Frucht