Branchenkooperation auf Produktebene: Regionale Wertschöpfung, breiter aufgestellt

Datum: 19. September 2024

Linkes Bild: Phillip Kliem (Fleischerei Lehmann, links) und Steffen Papendorf (Neumarkt Fleischerei, rechts) erfreuen sich am Gewusel der Fläminger Duroc-Schweine; Rechtes Bild: Bernhardt von der Marwitz (Gut Friedersdorf, links) Isabella Krause (KIWERTa, Mitte) und Jan Heinemann (WDM, rechts) präsentieren die Kichererbse.

Regionale Wertschöpfungsketten schaffen und ausbauen – diese Devise ist in Brandenburg keine leere Floskel, sondern gelebte Praxis. Das gilt insbesondere für die Akteure der heimischen Ernährungswirtschaft – egal ob Erzeuger, Verarbeiter oder Konsumenten von Lebensmitteln. Und immer mit dabei die Politik, die dieses Verhalten nicht nur gutheißt, sondern auch aktiv fördert. Das steht nämlich schwarz auf weiß im Koalitionsvertrag von 2019, dem „Pflichtenheft“ der Brandenburger Landesregierung, und wird vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) Zug um Zug umgesetzt. Mehr noch: Die Lebensmittelproduzenten selbst beziehen immer mehr Kollegenbetriebe und damit „seitliche“ Glieder der regionalen Wertschöpfungskette in die Prozessoptimierung sowie Produktentwicklung und -vermarktung mit ein. Wir zeigen Ihnen drei Beispiele einer erfolgreichen Kooperation auf Produktebene.

Das Bestreben, ein zu 100 Prozent natürliches Eis herzustellen, treibt die Eismanufaktur jeden Tag aufs Neue an. Die Zufriedenheit der Kunden bestätigt diese Mission. Die hauseigenen Rezepturen hat die Eismanufaktur über die Jahre verfeinert, um heute sagen zu können: „Unser Eis am Stiel schmeckt nach dem, was drin ist.“ Das Unternehmen verarbeitet echte Früchte, Milch und Joghurt aus der Region Brandenburg und verwendet ausschließlich Fairtrade Zucker.

„Besonders die Zusammenarbeit mit Benjamin Meise, Inhaber und Geschäftsführer der Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH, ist für uns eine ganz besondere Verbindung und Vernetzung mit der Region. Die Qualität seiner Milch- und Joghurt-Produkte hat uns und unsere Kunden in der Weiterverarbeitung absolut überzeugt“, so Jörg Ellmer, Inhaber von California Pops. Die Fürstenwalder Agrarprodukte bestätigen dies ihrerseits mit einem Verkauf des Eis am Stiel auf ihrem eigenen Hof. Für die künftige Zusammenarbeit gibt es, so Ellmer, schon neue Ideenansätze.

Der bio-vegane Brandenburger Kichererbsen-Topf im Glas ist ein Ergebnis des vom Land Brandenburg geförderten Projekts KIWERTa. Im Rahmen von KIWERTa wird gemeinschaftlich versucht, in der Region eine nachhaltige Wertschöpfungskette rund um die Kichererbse zu entwickeln, die von der Erzeugung über die Verarbeitung bis zum Handel und der Gastronomie reicht. Projektnehmerin ist die Regionalwert AG Berlin-Brandenburg. Gut Friedersdorf baut die biozertifizierten Kichererbsen an und WDM („Wünsch Dir Mahl“) sorgt für die Weiterverarbeitung sowie den Vertrieb in der Region.

Um im Anbauspektrum neben klassischem Getreide, Körnermais oder Sonnenblume den Betrieb in Zeiten des Klimawandels zukunftsfähiger zu gestalten, experimentiert Gut Friedersdorf bereits seit 2021 mit Kichererbsen. Die regional angebauten Hülsenfrüchte sind die Hauptzutat des Eintopfs. Die Kichererbsen überzeugen, so WDM, durch ihren milden, nussigen Geschmack und ihre zarte Textur. Sie werden in einem ausgewogenen Mix aus frischem, saisonalem Gemüse wie saftigen Möhren und sonnengereiften Tomaten verarbeitet.

„Vom Futter bis zur Wurst – alles aus der Region Fläming“. So lautet das Motto der Neumarkt Fleischerei in Jüterbog „Im Herzen der Mark Brandenburg, auf den Feldern im Übergang vom Niederen zum Hohen Fläming, liegen unsere Weidelandschaften und Anbauflächen. Die Basis guten, ehrlichen Fleischgeschmacks erzeugen wir seit 1990 mit naturnaher, artgerechter Tierhaltung, eigener Futtermittelherstellung und Verarbeitung in handwerklicher Fleischertradition.“, so Geschäftsführer Steffen Papendorf. Als Tochtergesellschaft profitiert die Neumarkt Fleischerei im großen Umfang vom Anschluss an die Jüterboger Agrargenossenschaft, die die Futtermittelproduktion und die Aufzucht der Tiere (Fleckvieh-Kühe, Fläminger Duroc-Schweine) übernimmt.

Andere Fleischerbetriebe wurden nie als Konkurrenten, sondern stets als Chance für die Kooperation betrachtet. Durch den Strukturwandel bzw. die immer weniger werdenden Handwerksbetriebe bewährt sich die langfristig praktizierte Kooperation und wird auch die Zukunft bestimmen. Insbesondere in Zusammenarbeit mit der Fleischerei Lehmann aus Trebbin oder mit der Hoffleischerei Kaplick in Alt Bork im Fläming werden die Tiere der Neumarkt Fleischerei geschlachtet. Zur Verarbeitung und Verpackung geht das Fleisch zurück nach Jüterbog.