In der ersten Folge über die Vermarktung von landwirtschaftlich erzeugten und verarbeiteten Lebensmitteln haben wir im pro agro-Newsletter (Ausgabe 04/2025) über den Einsatz von Verkaufsautomaten berichtet. Es wurde herausgearbeitet, dass man sich je nach Verwendung und Sortiment zwischen unterschiedlichen Modellen entscheiden kann und muss. In der aktuellen Ausgabe geht es um die Beschaffungskosten (einschl. öffentliche Förderung) und Nutzungsdauer der Geräte sowie um das kleine Einmaleins der Verkaufspraxis wie optimale Standortwahl, unterschiedliche Bezahltechniken am Gerät sowie Einsatz von Telemetrie zur Steuerung und Überwachung des Prozesses. Zur Beschreibung und Vertiefung dieser Aspekte nehmen wir wieder eine inhaltliche Anleihe bei einem Fachartikel von Kristin Rotherm, Redakteurin des Fachmagazins „HOF direkt“ (Landwirtschaftsverlag, Münster). Ein Erfahrungsbericht aus Brandenburg rundet den Beitrag ab.
Ist die Entscheidung für den Erwerb eines Verkaufsautomaten gefallen, sollten die künftigen Betreiber bei den ersten Hersteller-Verhandlungen diese und weitere Punkte klären: Art und Umfang des Sortiments, Fassungsvermögen und geplanter Standort des Automaten, Bezahltechnik, Telemetriesystem, Wartung und Reparatur. Je nach Standort und Umschlaghäufigkeit der Produkte verfügen die Geräte über eine Nutzungsdauer von etwa zehn Jahren. Diese (ungefähre) Ziffer ist bei der Investitionsplanung zu berücksichtigen, da der finanzielle Aufwand „nicht ohne“ ist: Abhängig von Größe und technischer Ausstattung der Automaten variieren die Beschaffungskosten für neue Geräte zwischen 9.000 Euro und 16.000 Euro. Allerdings ist es nicht zwingend nötig, einen Verkaufsautomaten zu kaufen. Es gibt Hersteller, die auch Leasingverträge anbieten.

Darüber hinaus sollte man vor der Kaufentscheidung eruieren, ob sich die öffentliche Hand für Investitionen dieser Art spendabel zeigt und Fördergelder zur Verfügung stellt. Hinter der EU-Initiative namens „LEADER“ verbirgt sich z.B. ein solcher Geldtopf, wobei der Begriff „LEADER“ eine französische Abkürzung für Liaison Entre Actions des Développement de l’Économie Rurale“ ist.
Hinter dieser „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“, wie es auf deutsch heißt, steht zwar die EU, aber organisiert ist die Initiative strikt regional. So hat uns Heiko Bansen, Sprecher der LEADER-Gruppen Brandenburg Folgendes mitgeteilt:
„Die Verkaufsautomaten sind als wirtschaftliche Vorhaben laut LEADER-Richtlinie grundsätzlich förderfähig.
Die Entscheidung über die konkrete Förderung fällt in den einzelnen LEADER-Regionen im Rahmen von Projektauswahlverfahren in einer Art Wettbewerb. Die dabei geltenden Schwerpunkte können sich von Region zu Region unterscheiden. Gleiches gilt für die Fördersätze. Interessierte sollten deshalb jeweils den Kontakt zum zuständigen Regionalmanagement suchen.“ Dabei kann der folgende Link helfen: siehe hier.
Durch die oftmals große Dichte an Einkaufsmöglichkeiten wird kein Kunde weite Wege auf sich nehmen, nur um ein paar Grundnahrungsmittel im Automaten zu kaufen. Direktvermarkter sollten deshalb ein Einzugsgebiet von etwa fünf Kilometern ins Auge fassen und folgende Fragen klären: Wer wohnt im Umfeld? Gibt es hier einen Rad- oder Wanderweg? Wie sieht es mit anderen Einkaufsmöglichkeiten aus? Befinden sich Büros in der Nähe? Handelt es sich um ein Neubaugebiet? Hat der Automat direkten Anschluss an einen Spielplatz? Hintergrund dieser und ähnlicher Fragen: Das Sortiment muss dem Standort und der Kundenstruktur angepasst werden. Und: „Mülleimer sind Pflicht, Sitzgelegenheiten die Kür“, schreibt Kristin Rotherm.
Was das Bezahlsystem angeht, akzeptieren moderne Geräte in jedem Fall Münzen und Scheine und verfügen über einen Geldwechsler. Da aber die Kunden heutzutage beim Einkauf zunehmend ihre Karten einsetzen, sind Automaten mit kontaktlosen Systemen gefragt. Das bringt mehr Flexibilität für die Kunden, bedeutet aber umgekehrt höheren finanziellen Aufwand für den Verkäufer, nämlich durch die Kosten für das Kartenlesegerät sowie die Transaktionskosten. Das gilt auch für die Ausstattung mit Telemetrie-Modulen, die allerdings zu einer deutlichen Entlastung bei den Arbeitsprozessen führen. Ihr Vorteil: Sie lassen durch Anzeige der Füllstände in Echtzeit nicht nur wertvolle Rückschlüsse auf das Kundenverhalten zu. Überdies signalisieren Alarm-Funktionen den bevorstehenden Ausverkauf von Produkten, einen unerwünschten Temperaturanstieg in den Geräten und andere technische Probleme.
Und wie stellt sich das Procedere in der Praxis dar? Wir haben mit Doreen Engelhardt von der Weidelandfarm am Riebener See (bei Beelitz) gesprochen, die fünf Verkaufsautomaten in Ihrem Umfeld betreibt, und zwar am eigenen Hof sowie in Beelitz, Michendorf, Nuthetal und Potsdam-Rehbrücke. Hier ihr Erfahrungsbericht: „Projektstart war im Jahr 2020; das Geschäft lief während Corona sehr gut an, flaute danach aber etwas ab. Es dauerte rund zwei Jahre, bis sich der Automat in den Köpfen der Verbraucher etabliert hatte. Wir haben ein eher überschaubares Sortiment, nämlich Eier und Wurst aus eigener Produktion und Honig von Imkern aus der Region. Es war anfangs schwierig, einen geeigneten Standort zu finden und zu klären, wer Eigentümer der Fläche ist, wie es mit der Stromversorgung aussieht und wer die Genehmigung mit welchen Auflagen für den Betrieb eines Verkaufsautomaten erteilt.

Die Mehrzahl unserer Geräte haben wir gebraucht gekauft. Da mein Mann gelernter Maschinenbau-Ingenieur ist, warten und reparieren wir die Automaten – so weit möglich – in Eigenregie und optimieren ihre Funktionen ganz nach den eigenen Bedürfnissen. Dadurch sparen wir Kosten, was sich positiv auf die Rentabilität auswirkt. Neue Standorte bewerben wir mit Handzetteln und kleinen Geschenken (Eier) in der unmittelbaren Umgebung und Gespräche mit den Nachbarn, um auf uns aufmerksam zu machen und einen persönlichen Bezug herzustellen. Mund-zu-Mund-Werbung ist hier das wirkungsvollste Mittel. Zu guter Letzt noch ein paar Tipps:
- Mit Menschen sprechen, die bereits Erfahrungen mit dem Betreiben von Verkaufsautomaten haben
- Standort sorgfältig und klug wählen
- Geräte bekannter Hersteller und Marken wählen, um einen zuverlässigen Ansprechpartner für Wartungs- und Reparaturarbeiten zu haben
- Begeisterung für das Geschäft haben, da es sich um eine arbeitsintensive Tätigkeit handelt: Jeden zweiten Tag lautet die Devise „prüfen, füllen, putzen“. Das betrifft das Warenangebot (Produktzahl und -präsentation) ebenso wie die äußere Sauberkeit.
Weitere Informationen über die Weidelandfarm am Riebener See finden Sie hier.
In der nächsten Ausgabe des Newsletters (erscheint am 26. Juni 2025) stellen wir die vollautomatisierte Verkaufsstelle namens „Emmas Kaufhalle“ in Teschendorf vor. Sie ist durchgängig geöffnet (24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche) und führt über 700 verschiedene Artikel des täglichen Bedarfs (von „A“ wie Apfel bis „Z“ wie Zahnbürste).
Fotos: Landwirtschaftsverlag, Münster