Neben der Brandenburger Landesregierung hat sich auch der Bund (präzise: das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, BMEL) das Thema „Regionale Wertschöpfungsketten“ auf die Fahnen geschrieben. Konkret geht es hier allerdings um die „Förderung des Aufbaus von Bio-Wertschöpfungsketten“, deren Details in einer Richtlinie festgehalten und deren Maßnahmen im Bundesprogramm Ökologischer Landbau“ (BÖL) formuliert sind. Das Programm träft den Namen „Wertschöpfungsnetzwerk Berlin-Brandenburg“ (WertNet BB); zur Zielgruppe gehören bio-zertifizierte Erzeuger und (handwerkliche) Verarbeiter – übrigens auch in Mecklenburg-Vorpommern. Das am 1. August gestartete Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren. Was es damit auf sich hat, erfuhren wir von Deborah Muschick, die als Wertschöpfungskettenmanagerin von Ökodorf Brodowin die Maßnahmen koordiniert.
Die drei Koordinationspartner des WertNet BB – Ökodorf Brodowin (als Projektleitung), Märkisches Landbrot und Lobetaler Bio-Molkerei – haben es sich zur Aufgabe gemacht, regionalen Bio-Kleinbetrieben eine Vermarktungs- und Vertriebsplattform zu bieten, einen Marktzugang in der Region zu ermöglichen und gemeinsame Synergieeffekte zu schaffen und zu verstärken. Ziel ist, den Absatz der Betriebe deutlich zu beleben, das Angebot an Bio-Lebensmitteln generell zu erhöhen und auf diese Weise dafür zu sorgen, dass der Bioanteil von landwirtschaftlich genutzten Flächen in der Region zunimmt.
Aus Sicht von Deborah Muschick bringen die drei Koordinationspartner gute Voraussetzungen und bereits bestehende Synergien zwischen den Unternehmen mit, um diese Aufgaben zu erfüllen:
- Ökodorf Brodowin ist als Demeter-Betrieb selbst Erzeuger und Verarbeiter von regionalen Lebensmitteln, die er direkt vermarktet (Hofladen, Lieferservice). Synergieeffekte: Das Unternehmen ist Lieferant für Getreide und vermarktet Schnittbrot sowie Joghurt über seinen Großhandel.
- Märkisches Landbrot bezieht als ökologische Bäckerei In Berlin das Getreide von Brandenburger Höfen; die GmbH hat 350 B2B-Kunden in Berlin und Umgebung. Synergieeffekte: Der Betrieb ist Kunde der Landwirtschaft sowie Lieferant für den Großhandel und den Hofladen des Ökodorfs Brodowin.
- Lobetaler Bio-Molkerei mit inklusiver Landwirtschaft vermarktet seine Produkte über den LEH und Außer-Haus-Verpflegung. Synergie: Produkte werden u.a. über den Großhandel vermarktet.
„Unser Großhandel soll kleineren Betrieben dabei helfen, den Weg in die Regale des Lebensmittelhandels zu schaffen“, ergänzt Deborah Muschick. „Dabei stellen wir nicht nur die Logistik zur Verfügung, sondern sind gleichzeitig auch Türöffner für den Handel.“ Über das Modell der Vermarktungs- und Vertriebskooperation hinaus sollen noch weitere partnerschaftliche Modelle – etwa bei der Erzeugung oder Verarbeitung von Lebensmitteln – erprobt und ausgebaut werden. Zur Zielgruppe gehört in erster Linie der inhabergeführte Handel, also Rewe- und Edeka-Kaufleute sowie der Biofachhandel, deren Betreiber selbstständig über regionale Zusatzsortimente entscheiden können. „Das schließt nicht aus, dass Inhaber kleinerer Biohöfe und -manufakturen ihrerseits bei Händlern vorstellig werden, um sich und ihre Produkte persönlich zu präsentieren“, betont die Vernetzungsmanagerin.
Da die drei Gründungsunternehmen des Netzwerks selbst Erzeuger und/oder Verarbeiter von Lebensmitteln sind, beherrschen sie die Klaviatur der Handelsansprache und kennen sich aus in der taktischen Führung von Listungsgesprächen. Wer also Teil des Wertschöpfungsnetzwerks ist, profitiert nicht nur von den logistischen Kapazitäten, sondern auch von den praktischen Erfahrungen der Kooperations-Gemeinschaft. Oder wie Deborah Muschick sagt: „Wir schlagen die Brücke von der Produktion zum Handel!“. Im Rahmen des Projektes werden regelmäßig „Stammtische“ stattfinden, die dem Austausch und der Weiterbildung dienen. Nächster Termin: 13. Februar 2025. Interessierte Unternehmen sind herzlich eingeladen, sich unabhängig davon schon jetzt direkt an das Vernetzungs-Team zu wenden (Kontakt siehe unten).