Arbeitskräftemangel, hohe Energiepreise, verbunden mit der Notwendigkeit, mittelfristig auf regenerative Energieträger umzustellen, in Aussicht stehende Mindestlohnerhöhungen und eine überbordende Bürokratie: die Herausforderungen, vor denen die Ernährungswirtschaft auch im Land Brandenburg steht, sind gewaltig. Diese Themen prägten auch die Diskussion beim ersten Runden Tisch Ernährungswirtschaft 2025, zu dem das Ministerium für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz (MLEUV) am 8. Mai nach Potsdam eingeladen hatte. Matthias Bruck, Pressesprecher des Ministeriums, fasst die wesentlichen Ergebnisse der Gesprächsrunde zusammen.
Die Idee dieses Runden Tisches, der von pro agro mit Unterstützung des Clusters Ernährungswirtschaft vorbereitet und durchgeführt wurde: die Unternehmen, die Vertreter ihrer Interessenverbände und die Politik an einen Tisch zusammenzubringen, Problemfelder zu benennen und gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen, wie Politik mit geeigneten Maßnahmen die Lebensmittelbranche in Brandenburg sichern und stärken kann.
Die nachhaltige Verpflichtung dazu leitet das MLEUV aus dem Koalitionsvertrag der gegenwärtigen SPD/BSW-Regierung ab, in dem der Ernährungswirtschaft die Rolle einer tragenden Säule der regionalen Wirtschaftskreisläufe bescheinigt wird. „Vor diesem Hintergrund will die Koalition die unternehmerischen Kräfte stärken und den Selbstversorgungsgrad in der Region erhöhen. Dazu zählen insbesondere die Unterstützung der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte zu Lebensmitteln in der Metropolregion und der Vermarktung in der Region Berlin und Brandenburg“, heißt es dort.

Das erste Zusammentreffen des Runden Tisches im Jahr 2025 diente der Standortbestimmung und der Priorisierung der Herausforderungen. Die Teilnehmerliste las sich wie ein Who is Who der Branche in Brandenburg: Bäcker, Brauer, Feinkost- und Konservenhersteller, Getränkeproduzenten, Fleischverarbeiter und Wurstwarenhersteller, Geflügel- und Legehennenbetriebe, Landwirtschaftsbetriebe, Molkereien, Wein- und Gartenbaubetriebe waren vertreten. Wichtig für die Branche auch die enge Verzahnung mit dem brandenburgischen Wirtschaftsministerium: Der stellvertretende Referatsleiter Energie Steffen Schlegel referierte über die Energiepolitik des Landes und rückte die Notwendigkeit der mittelfristigen Substitution von Erdgas durch Wasserstoff in den Mittelpunkt seines Vortrages. Ein Thema, das die energieintensive Ernährungswirtschaftsbranche besonders bewegt: Viele Unternehmen wie etwa Bäckereien nutzen derzeit noch überwiegend Gas und – so zeigte die Diskussion – benötigen konzeptionelle Hilfestellung durch die Politik bei der notwendigen Umstellung auf die sogenannten grünen Energien.
Unterstützung durch die Politik wurde von den Teilnehmern auch bei Arbeitskräftegewinnung und Bürokratieabbau angezeigt. Ministerin Hanka Mittelstädt sicherte zu, die zahlreichen Forderungen zum Abbau bürokratischer Hürden genau zu prüfen und, wo es rechtlich nötig ist, auch umzusetzen. „Ich lasse mich von dem Prinzip leiten, dass wir brandenburgische Regularien, die über das von Bund und EU geforderte Maß hinausgehen, kappen werden, um die Bürokratie abzubauen“, erklärte sie.

Darüber hinaus stellte die Ministerin den Teilnehmern den neuen, zukünftigen Ansprechpartner für die Ernährungswirtschaft im MLEUV vor: Zum 1. Juni übernimmt Dr. Detmar Leitow die Leitung des Referats, das künftig für die Ernährungswirtschaft zuständig ist. In der Branche ist Detmar Leitow kein Unbekannter: In den vergangenen zwölf Jahren leitete er das Cluster Ernährungswirtschaft bei der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH (WFBB). Der promovierte Agrarökonom hatte zuvor Erfahrungen in mehreren Unternehmen der Branche gesammelt, darunter beim uckermärkischen Regionalvermarkter Q-Regio. Leitow sieht seine Aufgabe im Ministerium unter anderem darin, die regionalen Wertschöpfungsketten und damit sowohl die Landwirte als auch die weiterverarbeitenden Produzenten zu stärken.
Last, but not least legte der erste Runde Tisch mehrere Arbeitsgruppen fest, die zeitnah in enger Abstimmung zwischen dem Ministerium und pro agro ihre Arbeit aufnehmen und sich den Themenbereichen Energie, Bürokratieabbau und Mindestlohn widmen werden. Ferner einigten sich die Teilnehmer auf eine Fortsetzung des Runden Tisches Ernährungswirtschaft: Zum zweiten Mal soll er im November dieses Jahres tagen und Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen zur Diskussion stellen.