Paaren-Glien – Regionalität macht sich gut in der Werbung des Handels. Sie ziert die Speisekarten einiger Restaurants und in Umfragen betont die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher, sich mehr Regionalität zu wünschen. An Theke, Regal und Kasse entscheidet man aber oft noch anders.

In der vergangenen Woche berieten in Schönefeld ein gutes Dutzend Unternehmen der Brandenburger Ernährungswirtschaft mit Vertretern von knuspr.de die Potentiale und Möglichkeiten der Zusammenarbeit von Onlinehandel und regionalen Lieferanten (18. Juni).
Eine Woche zuvor trafen sich über 40 Unternehmen der Brandenburger Ernährungswirtschaft und rund 150 angemeldete Entscheider aus Gastronomie, Handel und Versorgung zur Warenbörse in Klaistow, um bestehende Kooperationen zu vertiefen und neue anzubahnen (11. Juni).
Zwischendurch war ein ganzes Land zur 30. Brandenburger Landpartie auf den Beinen, um die Arbeit von Brandenburger Landwirten und Produzenten regionaler Lebensmittel besser kennen zu lernen, um zu sehen wo es herkommt oder herkommen könnte.
Hinter den genannten Aktivitäten steckt der Berufs- und Agrarmarketingverband der Brandenburger Landtourismus- und Ernährungswirtschaft – pro agro e.V.
1992 ursprünglich gegründet, um die so genannten „Ostprodukte“ der Ernährungswirtschaft aus dem nun wiedergeborenem Land Brandenburg in einer globalisierten Marktwirklichkeit sichtbar zu halten, gehört es auch heute noch zur wesentlichen Aufgabe des Verbandes zu unterstützen, die Produkte aus (landwirtschaftlicher) Direktvermarktung, Lebensmittelhandwerk und Ernährungswirtschaft in Brandenburg an die Frau und an den Mann, in die Regale des Einzelhandels oder die Küchen der Gastronomie zu bringen.
Bis zum heutigen Tage unterliegen die Produktions- und Vermarktungsprozesse in der Land- und Ernährungswirtschaft selbstverständlich auch im Bundesland Brandenburg den Mechanismen der Marktwirtschaft. Für regionale Vermarktung begünstigend, bekamen in den letzten zwei Dekaden aber Kriterien wie Transparenz, kurze Wege und regionale Wirtschaftskreisläufe mehr Gewicht und boten den Verbrauchern neben Preis und Markenbekanntheit weitere und vor allem andere Gründe für die Produktauswahl.
Der sich damit verstärkende Trend zu Regionalität, Ökologisierung und neuen Lieferketten erlaubt es inzwischen nicht mehr nur in Nischen zu denken, sondern regionale Herkunft mit systemrelevanten Marktanteilen zu verknüpfen.
Genau dieser Herausforderung begegnet der Verband pro agro mit einer konsequenten Ausrichtung auf
-die Beratung, Begleitung und Förderung von landwirtschaftlichen Direktvermarktern und kleinen, handwerklichen Verarbeitungseinheiten
– einem starken inhaltlichen Engagement für Erhalt und Ausbau von systemrelevanten Lieferketten in den Bereichen Fleisch & Wurst, Milch- und Milchprodukte, Getreide- und Backwaren und Gemüse/Obst
– die Übernahme der Rolle der Nahtstelle zwischen regionalen Produzenten und Absatzpartnern wie Handel oder Gastronomie.
Die Leistungsbilanz der letzten Jahre kann sich auch in Zahlen sehen lassen
Als der Verband pro agro im Jahre 2009 die intensivere Zusammenarbeit mit Edeka startete, führte Edeka bereits 2.000 Produkte von 136 regionalen Produzenten aus Brandenburg und Berlin. Gemeinsam beriet und entwickelte man Konzepte zu Fragen weiterer regionaler Liefermöglichkeiten. Auch als Ergebnis dieser gemeinsamen Anstrengungen belieferten 2024 dann schon 514 regionale Produzenten die Edeka-Märkte der Region Brandenburg-Berlin mit über 5.000 Artikeln.
Der Umstand, daß sich trotz vierfacher Lieferantenzahl, die Zahl der angebotenen Artikel „nur“ etwas mehr als verdoppelt hat, ist kein Makel, sondern, ganz im Gegenteil, ein Hinweis auf einen beachtlichen Erfolg. Kleinere Unternehmen, haben in der Regel auch ein kleineres Sortiment und doch hat man es in den vergangenen Jahren geschafft, gemeinsam auch Produkte von mittleren, kleinen und Kleinstunternehmen in den Handel zu bringen und so auch bei Unternehmen geringerer Größe Auftragslage und Arbeitsplätze sichern zu helfen. Kooperationen mit weiteren Vollsortimentern des Handels, wie Rewe oder Kaufland, interessierten Discountern sowie Online-Handelsunternehmen und Partnern für die Direktvermarktung haben sich seither ergeben. Mit vergleichbaren Erfolgen.
In den letzten Jahren ist auf diesem Gebiet also viel passiert und es sind tragfähige Rahmenbedingungen geschaffen worden. Die Anzahl der Lieferanten und Produkte in den heimischen Supermarktregalen hat sich signifikant vervielfacht. Basis dieses Erfolges ist aber, daß alle Marktakteure in den vergangenen Jahren bereit waren miteinander zu sprechen und voneinander zu lernen – daß der Handel Bereitschaft zeigte, sich auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten kleinerer Produzenten einzustellen, daß Landwirte erkannten, daß der Lebensmittelhandel keine Rohstoffe, sondern verarbeitete, regionale Produkte vertreibt, daß es immer nur im Zusammenspiel entlang der gesamten Wertschöpfungskette funktioniert (von der Rohstoffproduktion, über die Verarbeitung, bis zur Vermarktung im Lebensmittelhandel oder Direktvertrieb) an deren Ende interessierte Endverbraucher stehen.
Kai Rückewold, Geschäftsführer des Verbandes pro agro e.V. faßt dies wie folgt zusammen: „Unser Ziel ist es, die Bekanntheit und den Absatz regionaler Produkte aus Brandenburg zu stärken – für mehr regionale Marktanteile und sichtbare Regionalität für den Kunden. Die Vertriebs- und Marketingkapazitäten von kleinen Betrieben sind geringer. Hier unterstützen wir und bieten Plattformen zur Vernetzung. Regionalität in die Regale zu bringen, ist für alle Beteiligten harte Arbeit. Gerade als Produzent muss man dafür auch immer wieder etwas mehr als andere tun, um sich abzuheben und Wirkung zu erzielen. Nur wenn sich alle rühren, kommt auch Bewegung in die Sache. Die Erfolge der letzten Jahre haben das bewiesen, aber es gibt immer noch viel zu tun und es gilt, in Sachen regionaler Marktanteile noch mehr zu erreichen. Ohne Zuspruch der Verbraucherinnen und Verbraucher, ohne die bewußte Entscheidung für die regionale Alternative, gelingt am Ende aber nichts. Aus der Region für die Region ist kein markiger Spruch, sondern selbstverständliche Bedingung für den Erhalt wirtschaftlicher Strukturen im ländlichen Raum Brandenburgs.“
Der Agrarmarketing-Verband pro agro e.V. engagiert sich seit über 30 Jahren für die Vernetzung und Vermarktung von Brandenburger Produkten und Dienstleistungen aus den Bereichen Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie Land- und Naturtourismus. Ein Team von aktuell 16 Mitarbeitern betreut zudem eine Vielzahl von Zukunftsprojekten zur Stärkung der Branche und des ländlichen Raums in Brandenburg/Berlin.
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