„Ich kann nichts verkaufen, hinter dem ich nicht selbst stehe.“ So lautet das Credo von Dirk Berdychowski, dem Mann hinter der Marke Rhinkraut. Diese Aussage ist nicht nur zweideutig an sich, sondern auch doppelt authentisch – zum einen als Marketing-Aussage, die Glaubwürdigkeit verspricht, und zum anderen als Bekenntnis eines (Hobby-) Unternehmers, der seine Produkte (fast) ausschließlich selbst entwickelt, verarbeitet und vermarktet. Dabei betreibt der gelernte Koch Dirk Berdychowski (Foto, mit Lebensgefährtin Doreen Voß) seine Familien-Manufaktur im Nebenerwerb, während seine wissenschaftliche Ausbildung als Sozialpädagoge in einer Schule zur Anwendung kommt und hauptsächlich zum Broterwerb beiträgt.
Angefangen hat alles vor wenigen Jahren, als Dirk Berdychowski im Rahmen seiner Arbeit gemeinsam mit den Schulkindern Bärlauchsalz herstellte und dem Lehrerkollegium zur Verkostung anbot. Die Resonanz war derart positiv, dass er aus dem schulischen Projekt eine Geschäftsidee im Nebengewerbe machte. Bevor er loslegte, hat er sich natürlich das notwendige Wissen über den Bärlauch sowie dessen Verarbeitung und Anwendung angeeignet. Es handelt sich hier ja um keine Geheimwissenschaft, so dass Fachbücher und andere leicht zugänglichen Quellen reichten, um das notwendige Know-how zu erhalten.
Da er gewerbsmäßig unterwegs war, wollte er auf Nummer Sicher gehen. „Also habe ich mir vor drei Jahren bei der Forstverwaltung die Genehmigung geholt, den Bärlauch in einem bestimmten Waldstück bei Neuruppin regelmäßig zu ernten. Auf einer Fläche von zehn bis zwölf Hektar befindet sich dort ein richtig fettes Vorkommen dieser Pflanze“, erzählt er. Seitdem schwärmt er mit der Familie – Frau, Kindern und Schwiegereltern – jeweils in der zweiten Märzhälfte zur Ernte aus. Der Löwenanteil wird frisch verarbeitet, der Rest eingefroren, um gegebenenfalls in der Nachsaison verarbeitet zu werden.
In einem ersten Arbeitsschritt – 80 Prozent aller Handgriffe tätigt der Chef selbst – wird der Bärlauch gereinigt und gehäckselt, um ihm anschließend Salz beizugeben. Wenn die Masse schließlich die typisch grüne Farbe der Pflanze angenommen hat, wird sie getrocknet und abgefüllt. Neben dem Salz entstehen noch weitere Bärlauch-Sorten: Paste, Öl und Senf. Für das Öl etwa werden die Blätter in Streifen geschnitten und in Rapsöl eingelegt. Nach vier bis sechs Wochen Reifezeit hat das Öl so viel des markanten Aromas aufgenommen, dass es gefiltert und abgefüllt werden kann.
Im Schnitt stehen auf diese Weise pro Saison ca. 500 Flaschen zum Verkauf; das Basis-Produkt Rapsöl stammt natürlich aus Brandenburg.
Auf den Bärlauch folgen im April die Löwenzahnblüten, die zu Sirup eingekocht und in kleine Gläser gefüllt werden, was sich heute gut als vegane Honig-Alternative verkaufen lässt. Nicht zu vergessen die Holunderblüten, die zu Sirup und Saft verarbeitet werden. Oder die Himbeerzeit, deren Früchte sich in Salz und Senf wiederfinden, und vieles mehr. Insgesamt besteht das Rhinkraut-Portfolio aus ca. 16 unterschiedlichen Produkten, von denen pro Saison maximal 500 Artikel für den Verkauf zur Verfügung stehen. „Wir produzieren keine Massen, sondern nur das, was wir als Familie leisten können. Und wenn die Produkte ausverkauft sind, dann ist eben Schluss“, sagt Dirk Berdychowski.
Zu diesem Prinzip der „limitierten Auflage“ bekennt sich der Hobby-Unternehmer nach dem Motto: Wo keine Massenproduktion, da kein Massenabsatz. Seine Geschäftspartner jedenfalls sind flexibel genug, diese nicht alltägliche Direktvermarkter-Haltung zu akzeptieren: Hofläden, kleine Regionalläden, so mancher Rewe- oder Edeka-Kaufmann und Gastronom. Nicht zu vergessen der Online-Shop und Regionalladen „Herr Fontane“ in Neuruppin. Sie alle sind einverstanden mit dem Liefer-Grundsatz: „Solange der Vorrat reicht.“