Power mit regionalen Produkten
Ein spannendes Jahr für den Lebensmittel-Discounter: Nicht nur, dass der dänische Händler im Februar 2023 damit begonnen hat, mit seinem deutschen Hauptquartier von Stavenhagen (Mecklenburg-Vorpommern) samt seinen Büros in Wustermark (Brandenburg) nach Berlin umzuziehen. Mehr noch: In den neuen Räumen des TechnoCampus am Siemensdamm hat das Unternehmen Mitte September gleich seinen allerersten deutschen Lieferantentag veranstaltet. Und damit ist nicht Schluss mit den Premieren, denn in den nächsten Wochen wird die neue „Netto+ App“ frei geschaltet, ein digitales Kundenbindungsinstrument mit vielen, auch außergewöhnlichen Anwendungen. Doch eins nach dem anderen.
Rund 50 Lieferanten waren im September aus dem gesamten Verbreitungsgebiet des Discounters (das ist der mit dem Maskottchen „Scottie“) der Einladung nach Berlin gefolgt. Ins neue deutsche Hauptquartier waren also nicht allein Partner aus Berlin/Brandenburg, sondern auch aus Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg gekommen. Dabei handelte es sich um eine reine Informationsveranstaltung, also um ein Updating der Lieferanten, und nicht um eine klassische Handelsmesse oder Warenbörse, wie sie etwa pro agro veranstaltet und wo die Teilnehmer ihre Unternehmen und Produkte präsentieren. „Einen solchen Lieferantentag wollen wir künftig jedes Jahr veranstalten“, bekräftigt Marketingleiter Timo Schroedel (Foto).
Bei der Gelegenheit erfuhren die Teilnehmer die jüngsten Kennzahlen des Unternehmens: Rund 6.000 Mitarbeiter erwirtschafteten 2022 in insgesamt 344 Filialen (davon 98 in Brandenburg und 45 in Berlin) gut 1,2 Milliarden Euro Umsatz. Von den im Schnitt 2.400 Artikeln pro Filiale zählen mehr als 1.000 zum Eigenmarken-Segment; etwa ein Drittel des gesamten Sortiments besteht inzwischen aus regionalen Produkten – für Discounter-Maßstäbe ein echtes Pfund. „Wir stehen hierzulande wie kein anderer Lebensmittel-Discounter für Regionalität“, betont der Marketingleiter. „Das belegen unter anderem die Zahlen des Kundenmonitors Deutschland jedes Jahr neu.“ Konkret: Netto liegt demzufolge in der Kategorie „Auswahl an Produkten mit regionaler Herkunft“ bei Discountern auch 2023 auf Platz 1.
In Berlin/Brandenburg hat Netto mehr als 20 Lieferanten, die aus dieser Region kommen. Um die Orientierung für die Kunden zu vereinfachen, hat das Unternehmen im Jahr 2021 die Eigenmarke „GO Regio“ eingeführt. Das Label signalisiert nicht allein regionale Herkunft, sondern darüber hinaus nachhaltige und faire Produktion. Bei den Artikeln, die unter dieser Marke firmieren, steht Transparenz im Vordergrund: Hersteller und Firmenlogo sind abgebildet, damit den Verbrauchern klar ist, wer das Produkt herstellt und woher es kommt. Dieses Vorgehen gilt für jeden Sortimentsbereich.
In den nächsten Wochen folgt ein nächster großer Schritt Richtung Kundenbindung und -einkaufsverhalten. Mit der Einführung der „Netto+ App“ stellt der Händler den Verbrauchern ein umfangreiches und ausgeklügeltes Tool zur Verfügung, das den Einkauf effizienter und „spielerisch“ einfacher macht. Ob Hinweise auf Sonderangebote, digitale Kassenbons und Gewinnspiele, ob Hilfsmittel wie Marktfinder, individuelle Einkaufsliste oder Preisscanner – den Nutzer erwartet eine Vielzahl sinnvoller Hilfsmittel.
Von vergleichbaren Wettbewerbs-Tools unterscheidet sich die Netto+ App u.a. durch die digitale Frischegarantie. „Dieses Angebot ist wirklich einmalig in Deutschland“, schwärmt Timo Schroedel. Und darum geht’s im Prinzip: Wer zu Hause feststellt, dass ein Produkt nicht mehr genießbar ist, macht ein Foto und bekommt umgehend einen Rabatt-Coupon in der App, den er beim nächsten Einkauf einlösen kann. „Wir hoffen, dass wir im ersten Jahr mindestens 10 Prozent der Netto-Kunden dazu bewegen können, diese App zu nutzen,“ sagt er.
Generell weist Timo Schroedel mit Nachdruck darauf hin, dass Netto Deutschland nach wie vor stark daran interessiert ist, zusätzliche Produkte aus der Region in seinen Regalen zu haben. Allerdings müssen sich potenzielle Lieferanten darüber im Klaren sein, worauf sie sich einlassen (können) – ob auf Liefermengen für eine zeitlich limitierte Aktion oder eine unbefristete Listung, ob für alle Filialen des Verbreitungsgebiets oder nur für Standorte der heimischen Region. „Wir bieten auch saisonale Listungen an, die nur ein paar Wochen oder Monate gelten, wie beispielsweise Ostern, Weihnachten oder die Spargelzeit – daran sind wir ebenfalls interessiert“, fügt er hinzu. Kurz: Flexibilität ist angesagt.