Bilanz: Rückblick 2024/Ausblick 2025

Liebe Mitglieder, sehr geehrte Partner, Wegbegleiter und Freunde!

„Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen!“ Diese Weisheit, die der berühmte griechische Gelehrte Aristoteles bereits vor rund 2.400 Jahren niedergeschrieben hatte, sollte uns gelassen stimmen. Es scheint doch so zu sein, dass die Menschen schon immer mit sich verändernden Richtungen und Bewegungen zu kämpfen hatten.

Ein erneut sehr bewegtes Jahr für die Land- und Ernährungswirtschaft neigt sich dem Ende zu. Der letzte pro agro-Newsletter 2024 hat Sie heute digital erreicht. Für mich als Geschäftsführer ein guter Grund, Ihnen einige persönliche Gedanken zum Jahreswechsel mitzugeben. Zuallererst möchte ich Ihnen ein großes Kompliment machen. Bereits seit einigen Jahren zeigen Sie als Unternehmer die Stärke, den multiplen Krisen der Zeitenwende zu trotzen. In hunderten Gesprächen habe ich viel Frust, viel Sorge, viel Unmut über die aktuelle wirtschaftliche Lage aufgenommen. Und doch endete der überwiegende Teil der Gespräche damit, dass um Lösungen, Chancen und Perspektiven gerungen wurde.

Begann das Jahr mit dem zweiten deutschen Bauernaufstand seit 2019, so endete es für den Bund mit dem Bruch der Regierungskoalition. Wer daran die Schuld trägt, sollte uns weniger interessieren als die Tatsache, dass der Wählerwille immer häufiger dazu führt, ungleiche Partner zusammenzuführen. So werden wir nach den Landtagswahlen in Brandenburg nun die Premiere einer SPD/BSW–Koalition miterleben und damit eine Regierung mit einigen neuen Gesichtern. Wir werden an mancher Stelle erneut von vorne anfangen müssen zu erklären, wie unsere Branche funktioniert und welche Rahmenbedingungen notwendig sind, um unsere regionalen Wertschöpfungsketten zu erhalten, sie zu verbessern oder im besten Fall sogar auszubauen.

Trotz wechselnder Winde darf ich ohne jeden Zweifel sagen, dass pro agro auch im Jahr 2024 stabil und dynamisch die Interessen seiner Mitglieder und der Branche vertreten hat. Von Grüner Woche zu Grüner Woche brennt unser 16-köpfiges Team für Verkaufsförderung, Netzwerkmanagement, Wissenstransfer, Dialoge mit dem Handel. Es brennt bei kleinen, feinen Expertenrunden und auch bei reichweitenstarken Großevents wie der Brandenburger Landpartie oder dem Brandenburger Schlachtefest – allein an diesen beiden Veranstaltungen nahmen insgesamt über 85.000 Besucher teil. Von regionalen Lebensmitteln über den Landtourismus bis zur Pferdewirtschaft – Mitarbeiter von pro agro stehen jederzeit Ihre Frau und Ihren Mann.

Wie sollten nun die Segel gesetzt werden – bei anhaltender Wirtschaftsflaute, Inflationswellen und zunehmender Knappheit an „Matrosen“? Wenn der Wind von vorne kommt, dann gilt es umso mehr, den Kurs zu bestimmen und das Ruder wieder fester in die Hand zu nehmen. Mit der Neubesetzung der für uns wichtigsten Ministerien verbindet sich die Hoffnung, dass die Polarisierung zwischen konventioneller und ökologischer Produktionsweise abgebaut wird. Die neuen „Kapitäne“ an Bord der Ministerien könnten sogar den Ehrgeiz entwickeln, Grenzen zu überschreiten und gemeinsame Regattaziele festzulegen. Eine längst überfällige Entscheidung!

Als pro agro unterstützen wir die Initiative aller grünen Verbände, die Ernährungssicherung für die Menschen Brandenburgs in die Landesverfassung aufzunehmen. Eine daraus entstehende Wertschätzung der Branche und staatsrechtliche Verankerung hat nicht nur symbolischen Charakter. Landwirte und Lebensmittelhersteller haben sich in eigenen Initiativen zusammengefunden und setzen Konzepte für regionale Verbraucherkommunikation und -aufklärung um. Mit Unterstützung der Politik sollten diese Initiativen verstetigt werden.

Wir brauchen gemeinsam endlich eine klare Haltung, die Baustellen der letzten Jahre nicht nur weiter aufzulisten, sondern aktiv dafür zu sorgen, dass sichere Häfen und Handelsplätze daraus entstehen. Entbürokratisierung muss bereits im Frühjahr 2025 spürbar werden – Handeln statt Reden ist das Gebot der Stunde in Ministerien, Behörden und Ämtern. Wir brauchen mit dem Start der neuen Kapitäne das Kommando „Lasst uns das umsetzen!“ statt „Das geht nicht.“

Wer sich im Sturm unter Deck versteckt, hat keine Chance zu überleben. Und dabei sollten wir nicht darauf warten, was nach den Wahlen am 23. Februar 2025 im Bundestag passiert. Wir leben in Brandenburg und Berlin; unseren Arbeits- und Lebensraum können wir direkt gestalten. Lasst uns gemeinsam als Mannschaft auf demselben Boot die Ärmel hochkrempeln, klare Haltung zeigen und Geschwindigkeit aufnehmen: Raus aus dem Krisenmodus – Kurs auf Zukunft!

Frohe Weihnachten und ein erfolgreiches Neues Jahr.

Ihr Kai Rückewold