Knuspr: „Nähe“ als praktiziertes Geschäftsmodell

Frisch sortiert: Knuspr-Eigenmarken der Rohlik-Gruppe.

Mit seinem Markteintritt in Deutschland, das war 2021 im Großraum München, hat der Ableger der tschechischen Rohlik Group einen Bilderbuchstart hingelegt. Denn kein Jahr später eroberte der Lebensmittel-Lieferdienst bereits das Rhein-Main-Gebiet, im April 2024 gefolgt von der Hauptstadt-Region Berlin/Brandenburg. Ein solche Expansion im Eiltempo kriegt man natürlich nur hin, wenn das Geschäftsmodell stimmt, wenn also die Verbraucher sich für Warenangebot und Lieferqualität so begeistern, dass aus Probierkunden Stammkunden werden. Timea Rüb-Scholz, „Press Officer“ für Deutschland und Österreich, hat uns die Türen für einen Blick hinter die Kulissen geöffnet.

Das Basiskonzept des Online-Supermarkts lässt sich mit dem Begriff „Nähe“ umschreiben – Nähe zu den Erzeugern und Verarbeitern von Lebensmitteln ebenso wie zu den Verbrauchern. Dieses Konzept klingt bereits im Firmennamen an: „Knuspr“, ein anheimelnder Begriff, der für eine gewisse Emotionalität steht (kurzer Abstecher nach Österreich: Dort firmiert man unter dem Namen „Gurkerl“). In der Praxis bedeutet das die Lieferung frischer und hochwertiger Lebensmittel in nur drei Stunden nach Bestellung direkt an die Haustür.

Das Angebot des Online-Vollsortimenters ist so umfangreich wie das eines großen Supermarktes. Im Zentrum stehen Frischwaren wie Obst und Gemüse, Fleisch und Fisch, Molkereiprodukte und Backwaren. Dazu kommen Trockensortiment, Tiefkühl- und Feinkost, Haushaltswaren und Drogerieartikel, Getränke und Apothekenartikel. Das summiert sich, je nach Standort, auf bis zu 19.000 Artikel (einschl. maßgeblicher Anteile von Bio- und veganen Produkten), die in den firmeneigenen Logistikzentren (für Berlin/Brandenburg ist das Schönefeld) vorgehalten werden. „Je nach Kundenwünschen wird das Sortiment auch erweitert“, hebt Timea Rüb-Scholz hervor. Über drei Viertel des Vollsortiments bezieht Knuspr direkt von Landwirten und Herstellern, geht also nicht über den Umweg von Groß- und/oder Zwischenhändlern. Mehr noch: In der jeweiligen Hauptsaison stammen bis zu 80 Prozent des Obst- und Gemüsesortiments von lokalen/regionalen Partnern.

In Wartestellung: Frisch gepackte und kommissionierte Ware.

Im Großraum Berlin/Brandenburg halten etwa 460 Mitarbeiter das Geschäft am Laufen, darunter 200 Fahrer mit 150 Lieferfahrzeugen, die den Endverbrauchern die bestellte Ware bringen oder gegebenenfalls die von Knuspr georderten Kontingente bei den Lieferanten aus der Region abholen. Deren Gesamtzahl erreicht inzwischen schon fast die 200er-Grenze, wobei es sich nicht selten um Bauernhöfe, kleinere Manufakturen oder lokale Fachgeschäfte auf dem Land handelt, die nicht unbedingt die notwendigen Logistik-Kapazitäten haben. „Das zeigt, dass unsere Lieferketten grundsätzlich auf die Bedürfnisse unserer Partner zugeschnitten sind“, erklärt Timea Rüb-Scholz und präzisiert: „Wir fordern auch keine bestimmten Liefermengen, sondern nehmen das, was gerade verfügbar ist“.

Dass die Partnerschaft mit regionalen Kleinbetrieben keine leere Worthülse ist, beweist das „Genuss Helden“-Programm zur Unterstützung regionaler Kleinbetriebe. Darunter fallen sechs wesentliche Maßnahmen:

  • Unkomplizierte Verträge statt ellenlanger Papiere
  • Verkürztes Zahlungsziel (innerhalb von 14 Tagen)
  • Persönliche Einführung ins digitale Lieferketten-Tool von Knuspr
  • Bereitstellung umweltfreundlicher Verpackungen mit individuellem Branding
  • Marketing-Unterstützung im Wert von über 10.000 Euro („Starterpaket“)
  • Gemeinsame Erarbeitung maßgeschneiderter Erntepläne
In Reih und Glied: Knuspr-Fuhrpark im Logistikzentrum.

Absolute Transparenz bei der Preisgestaltung gehört ebenso zu den Essentials der Zusammenarbeit – auch im Interesse der Kunden. Dazu zählt vor allem der tägliche Preisvergleich mit dem Standard-Sortiment konkurrierender Online-Supermärkte, also mit Vollsortimentern. Im Fokus hat das Unternehmen aber auch die großen Discounter, um einen Vergleichsmaßstab für die eigenen Produkte im Low-Price-Segment („Knuspr-günstig“) zu haben. Generell lautet die Handlungs-Maxime: „Unsere Preise sollen maximal so hoch sein wie beim Wettbewerb, auch bei unseren Eigenmarken.“

Ein so breit aufgestelltes Handelsunternehmen wie der Online-Vermarkter tut gut daran, sein Sortiment stetig zu arrondieren und zu erweitern – sprich: den Konsumtrends anzupassen. Schon heute und gewiss auf lange Sicht spielen Bio und Regionalität eine tragende Rolle im Verbraucherbewusstsein – und dies erst recht in der Metropolregion Berlin/Brandenburg. „Wir brauchen immer neue Partner und Produkte aus der Region, weil das jetzt und in Zukunft ein zentraler Baustein unseres Geschäftsmodells ist“, sagt Timea Rüb-Scholz. Deshalb ermuntert sie landwirtschaftliche Erzeuger und Verarbeiter von Lebensmitteln, sich nicht zu scheuen und sich direkt bei ihr zu melden (Adresse siehe unten). Sie wird die notwendigen Kontakte im Unternehmen herstellen und koordinieren.