Interview mit VDSKC-Verbandschef Ralf Blauert

Setzt sich für einheitliche Standards bei Schul- und Kitaverpflegung ein: VDSKC-Verbandsvorsitzender Ralf Blauert

Der 2012 gegründete Verband deutscher Schul- und Kitacaterer e.V. (VDSKC) mit Sitz in Berlin vereint Cateringunternehmen und Akteure der Gemeinschaftsverpflegung aus ganz Deutschland. Er vertritt die Interessen der knapp 30 Mitglieder aus fast allen Bundesländern gegenüber der Politik, versteht sich als Netzwerker innerhalb der Branche und setzt sich für bundesweit einheitliche Standards des Wirtschaftens ein. Wir sprachen mit dem 1. Vorsitzenden Ralf Blauert (Foto), selbst ein erfolgreicher Caterer, der in Potsdam täglich 15 Schulen und 30 Kitas mit mehr als 4.000 Essen versorgt.

Herr Blauert, was treibt Sie momentan am meisten um? Unsere wichtigste Forderung ist derzeit  die Beibehaltung des Mehrwertsteuersatzes von 7 Prozent. Es bahnt sich nämlich an, dass die Politik den Mehrwertsteuersatz wieder auf 19 Prozent anheben will.

 Aber das war doch von vornherein bekannt. Das stimmt. Man hat uns und die gesamte Gastronomie in Corona-Zeiten runtergestuft auf 7 Prozent (außer Getränke), und zwar befristet bis zum Jahresende 2022. Doch wir fragen uns grundsätzlich: Warum soll künftig wieder Hundefutter nur mit 7 Prozent und Kinderverpflegung mit 19 Prozent besteuert werden? Das kann ja wohl nicht sein.

Sie wollen einheitliche Standards für Ihre Branche schaffen. Was meinen Sie damit? Die Bundesländer behandeln Schulessen sehr unterschiedlich, und wir wollen bundesweit gleiche Bedingungen für alle Caterer haben. Konkret: Die Länder sollen die Kosten für Schulessen übernehmen oder wenigstens die Kostenbeteiligung so gestalten, dass sie von den Eltern auch getragen werden kann.

Was würden Sie favorisieren? Eigentlich wollen wir dem Beispiel der skandinavischen Länder folgen, die das Schulessen als integralen Bestandteil von Erziehung und Bildung betrachten und deshalb sagen, dass die Gemeinschaftsverpflegung von den Bildungseinrichtungen beauftragt und getragen werden muss.

Wie schätzen Sie das hierzulande ein? Bei uns hat sich das tradierte Gesellschaftsbild stark geändert. Es gibt immer mehr Doppelverdiener in den Haushalten, was ja politisch auch gewollt ist. Dann müssen aber die staatlichen Institutionen dafür sorgen, dass die Kinder – sei es in Kitas oder in Schulen – vernünftig ernährt werden.

Und wer soll die Kosten tragen? Tatsache ist, dass die Bundespolitik beschlossen hat, ab 2026 den Eltern einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung der Grundschulkinder zu gewähren. Da gehört selbstverständlich eine ordentliche Verpflegung der Kinder dazu. Und wer so etwas beschließt, muss auch die Kosten dafür tragen.

In Berlin ist man da schon weiter, oder? Stimmt. Kein Mensch hätte erwartet, dass ausgerechnet in Berlin („arm, aber sexy“) die kostenlose Verpflegung in Grundschulen und Kitas eingeführt wird, und zwar wenigstens bis zur 6. Klasse. Das ist ein Riesenschritt und modellhaft für die anderen Bundesländer – ein echtes Vorzeigeprojekt, das funktioniert.

Reibungslos? Natürlich gibt es noch den einen oder anderen kleinen Stolperstein, aber es zeigt: Wenn die Politiker wollen, dann geht‘s auch. Und gerade durch die klima- und ernährungsbewusste Generation kommt in dieses Thema neue Bewegung rein; wir hoffen, dass wir davon ein Stück weit profitieren können.

Schulverpflegung ist Ländersache. Gibt es da Änderungsbedarf? Unserer Meinung nach sollte der Bund dafür verantwortlich sein. Der hat sich ja bei der Medien- und Internetausstattung der Schulen auch engagiert und die Kosten übernommen. Es wäre also durchaus machbar, dass sich der Bund einschaltet. Man muss es nur wollen.

Ihr Verband hat 2019 das Projekt „Wo kommt dein Essen her?“ gestartet. Was ist das Ziel? Wir wollen bewusste und gesunde Ernährung in den Schulen zum Thema machen. Konkretes Ziel ist, den Anteil regionaler Bio-Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung zu erhöhen. Das Projekt wird vom Berliner Senat gefördert, und wir sind der Projektträger.

Und wie beurteilen Sie die Einführung der Brandenburger Qualitätssiegel mit Blick auf die Gemeinschaftsverpflegung? An sich halten wir das für eine gute Idee, wenngleich diese Maßnahme etwas überraschend kam. Und es ist alles andere als sicher, dass die landwirtschaftlichen Erzeuger die notwendigen Mengen an regionalen und Bio-Produkten überhaupt zur Verfügung stellen können. Nehmen wir nur unsere Branche: Wir stellen allein in Berlin täglich 175.000 Grundschulessen her. Hinzu kommen die weiterführenden Schulen, Kitas, öffentlichen Mensen, Kliniken, Betriebskantinen und viele andere Einrichtungen mehr. Da stellt sich ernsthaft die Frage, wie das Mengenproblem gelöst werden soll.

Wie könnten Sie sich die Einführung der Zeichen in die Gemeinschaftsverpflegung vorstellen? Es wird sicherlich ein intensiver Abstimmungsprozess zwischen Politik, Produzenten, Logistikern, Caterern und Abnehmern stattfinden müssen. Darüber hinaus ist es ja so, dass wir Caterer schon seit Jahren mit verschiedenen Siegeln arbeiten. Wir kennen uns damit aus, wissen also, was auf uns zukommt, und halten diese Initiative für machbar.

Verband Deutscher Schul- und Kitacaterer e.V. (VDSKC)
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