Homemade GbR: Voller Einsatz für die Region
„Multitasking“ ist für Eva Paulus kein modisches Organisations-Etikett, sondern gelebte Realität: Die wissenschaftlich geschulte und journalistisch versierte Medienfrau hat sich einerseits einen Ruf als exzellente Kommunikationsexpertin und kreative Impulsgeberin erarbeitet; dafür steht ihre Agentur für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Event-Marketing. Andererseits hat sie sich der Vermarktung regionaler Fleisch- und Wurstwaren sowie weiterer kulinarischer Spezialitäten verschrieben – dies wiederum unter dem Blickwinkel von Nachhaltigkeit, Tierwohl und Stärkung der regionalen Wertschöpfung. Beide „Gewerke“ managt die vielseitige Unternehmerin von Karstedtshof aus, einem Ortsteil von Wittstock/Dosse.
Dort, im Nordwesten von Brandenburg (Ostprignitz/Ruppin), hat Eva Paulus im Jahre 2015 gemeinsam mit ihrem Sohn Jo Thießen (siehe Foto), damals Student der Veterinärmedizin, einen landwirtschaftlichen Betrieb und die Vermarktungsgesellschaft homemade GbR gegründet. So kam es, dass sich auch der Junior im Multitasking übte, und zwar als Jungbauer, Vertriebler und angehender Tierarzt in Personalunion. „homemade – Da weiß man, wo’s herkommt“ lautet bis heute der Slogan des familiären Start-ups, der nicht nur den Firmennamen, sondern auch das Geschäftsmodell der beiden Macher programmatisch beschreibt.
„Begonnen haben wir nur mit Jo’s Idee und fünf eigenen Schafen. Über die Jahre ist daraus eine ansehnliche Herde mit rund 350 Köpfen auf ca. 55 Hektar gepachtetem Grünland und jeder Menge Familienarbeit gewachsen“, erzählt Eva Paulus. „Das haben wir bis ins Jahr 2022 mit viel Freude gemeinsam bewältigt. Dann folgte der Aufbau und die Eröffnung der ersten Tierarztpraxis, und wir mussten uns von der Landwirtschaft verabschieden. Auch bei uns hat der Tag einfach nur 24 Stunden.“ Bis heute dienen als „Rohstoff“ für die Fleisch- und Wurstverarbeitung allerdings noch immer die Schafe aus der ehemals eigenen Zucht und die Charolais-Rinder vom benachbarten bäuerlichen Familienbetrieb Siekerkotte. „Egal, ob unsere Schafe oder die Rinder von Bauer Siekerkotte: Alle leben jahrein, jahraus auf der Weide. Tierwohl und regionale Herkunft sind für uns nicht verhandelbar“, betont sie.
Geschlachtet, zerlegt und verarbeitet werden die Tiere ebenfalls seit Unternehmensgründung von zertifizierten Partnerbetrieben aus der Umgebung. Vermarktet werden die produzierten Fleisch- und Wurstwaren vom Rind, Lamm und Wild ausschließlich über homemade – in den ersten Geschäftsjahren zum Beispiel über einen festen samstäglichen Stand in der Berliner Markthalle Neun. Während der Corona-Zeit zog man sich dort allerdings zurück und konzentrierte sich auf das Geschäft im eigenen Hofladen (siehe Foto). Der war schon bald so gut frequentiert, dass er sich nicht nur zu einem Nahversorger vor Ort entwickelte, sondern auch Sogwirkung auf weiter entfernte Kundschaft ausübte. Das liegt am aufwendigen Ambiente und – vor allem – an der gewachsenen Sortimentsvielfalt: Heute werden in den Regalen um die 50 Produkte aus der Region nach allen Regeln der Verkaufskunst angeboten: individuelle Präsentation, authentische Herkunft, hochwertige Qualität.
Aus der ursprünglichen Idee, Fleischprodukte in nachhaltiger Weise produzieren zu lassen und selbst zu vermarkten, ist in den vergangenen Jahren etwas Größeres entstanden. Neben dem eigenen Hofladen ist da natürlich der Online-Shop, der für bestimmte Zielgruppen vorgehalten wird; und da sind diverse Wiederverkäufer wie Q-Regio, Feinkostgeschäfte oder klassische Supermärkte, die ebenso wie ausgewählte Gastro-Betriebe mit Wurst, Schinken und Fleisch von homemade beliefert werden. Als stärkste Vertriebswege erlebt Eva Paulus indessen überregionale Food Events, Spezialitätenmärkte, regionale Messen und ähnliche Veranstaltungen, „bei denen wir unsere Ware aufwändig präsentieren und zum Kauf anbieten. Mit Ausnahme von etwa zehn Wochenenden im Jahr sind wir immer irgendwo in der Region unterwegs. Das ist anstrengend, aber es lohnt sich und macht großen Spaß.“
Als wäre das nicht genug, betreibt Eva Paulus inzwischen auch regelmäßige Kooperationen mit erfahrenen Köchinnen und Köchen. „Der Wunsch nach hochwertigen Caterings, die vegane und vegetarische Speisen ebenso inkludieren wie perfekt zubereitete Fleischgerichte, wächst aus unserer Sicht immer mehr. Außerdem schafft eine gute Küche und das gemeinsame Essen immer dieses besondere Miteinander, und wir genießen es sehr, unterschiedliche Menschen und Ideen um einen Tisch zu versammeln“, freut sie sich über ihr zusätzliches Standbein. Mit diesem Ziel hat sie zu Beginn dieses Jahres neben dem Hofladen eine kleine Cateringküche eingerichtet und inszeniert regelmäßige kulinarische Sommerevents oder auch nur den abendlichen Absacker mit Freunden auf dem eigenen weiträumigen Grundstück.
Auch wenn sich Sohn Jo zugunsten seiner Kleintierpraxen „Die Hoftierärzte“ weitgehend aus dem operativen Geschäft von homemade zurückgezogen hat, bleiben die Gründungspartner ein festes Gespann. „Wir haben viel Freude daran, gemeinsam Neues zu entwickeln und treiben uns gegenseitig an.“ Parallel zum Tagesgeschäft bauen die beiden gerade eine Wittstocker Immobilie zum weiteren Praxisstandort aus. Den homemade-Event-Kalender organisiert die Unternehmerin allerdings im Wesentlichen allein bzw. mit einem guten Team aus freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sie als Kleingewerbetreibende projektgebunden unterstützen.
Als Gründungsmitglied und stellvertretende Vorsitzende der „Regionalinitiative „Prignitz/Ruppin“ engagiert sich Eva Paulus darüber hinaus schon seit 2017 ehrenamtlich für die Belange von über 50 kleinen Betrieben, Gastgewerben und regionalen Erzeugern. Ziel ist es, auf regionale Wirtschaftskreisläufe aufmerksam zu machen und Verbraucher über die Angebotsvielfalt heimischer Produkte zu informieren. „Ostprignitz-Ruppin und die Prignitz haben unendlich viel zu bieten, aber nicht jeder Schatz ist sofort sichtbar. Wir wollen zu mehr Entdeckerfreude motivieren und helfen gern, die richtigen Adressen zu finden“, erfreut sie sich auch an dieser Gemeinschaft.