Brandenburger Bio-Ei: Dem Tierwohl verpflichtet

Das Unternehmen versteht sich als Erzeugergemeinschaft, deren Schwerpunkt auf der konsequent tiergerechten und umweltfreundlichen Haltung von Legehennen in mobilen Ställen liegt. Es handelt sich dabei um einen Zusammenschluss ökologisch bäuerlich wirtschaftender Betriebe, die als Einzelkämpfer kaum eine Chance hätten, im Dickicht des (globalen) Marktgeflechts sichtbar zu sein und im Wettbewerb mit den heimischen Großbetrieben zu bestehen. Doch als ökonomisch vereinte Gemeinschaft mit getrennter Produktion, aber gebündelter Vertriebskraft ist man für den Handel ein Vermarktungspartner auf Augenhöhe. Wie das in der praktischen Arbeit funktioniert, hat uns Geschäftsführer Lasse Brandt erzählt.

Die Idee zur Gründung der Erzeugergemeinschaft entstand vor wenigen Jahren, als der heutige Gesellschafter und Geschäftsführer Lasse Brandt (Foto) im Rahmen des FÖL-Projekts „Mobile Hühnerhaltung“ mitarbeitete. Dort traf er nämlich auf den Bio-Landwirt Gernot Engelmann, der zu dieser Zeit bereits seine sechs Mobilställe plante. Die Beiden fackelten nicht lange, hoben die Brandenburger Bio-Ei GmbH aus der Taufe und schufen in leerstehenden Gebäuden des landwirtschaftlichen Betriebes von Gernot Engelmann eine Packstelle. Heute besteht der Zusammenschluss aus sechs Gesellschaftern, nämlich den zwei Gründern, drei biozertifizierten Betrieben, von denen sich zwei der mobilen Legehennen-Haltung verschrieben haben, und der Regionalwert AG Berlin-Brandenburg. Die Brandenburger Bio-Ei GmbH ist Zeichennutzer im Rahmen des EU-notifizierten Bio-Zeichens „bio Brandenburg. Gesicherte Qualität“ des Landes Brandenburg.

Die mobilen Ställe sind auf ganzer Linie ein Gewinn. An erster Stelle steht das Tierwohl, also die artgerechte Haltung. Die Hühner (ca. 1.000 pro Stall) haben reichlich Auslauf, können sich also nach Lust und Laune in der freien Natur bewegen, auf grün bewachsenem Grund scharren, picken oder einfach liegen und chillen. Abends gehen die Tiere selbstständig in den sicheren Stall und verbringen dort die Nacht. Gegen Morgen öffnen sich die Stalltüren wieder und geben den Weg frei auf das Gelände.

Die Umwelt wiederum profitiert davon, dass sich durch den Grünauslauf die Bodenbelastung in Grenzen hält bzw. eine „Nährstoffakkumulation“ (wie die Experten sagen) durch Hühnerkot weitgehend vermieden und das Grundwasser dadurch geschützt wird. Wenn es aus diesen Gründen Zeit für einen „Tapetenwechsel“ ist, zieht der Traktor den auf Kufen gleitenden Stall einfach an einen neuen Standort. „Die Tiere sind also immer dort, wo das Gras noch saftig und der Boden gesund ist“, betont Lasse Brandt.

Zum Tierwohl-Paket gehört neben der großzügig bemessenen Freilandhaltung auch, dass die Besatzdichte geringer ist und die Bruderhähne mit aufgezogen werden. Die landen dann zur rechten Zeit als Suppenhühner in den Regalen des Handels bzw. in den Töpfen der Verbraucher. Zum Einsatz kommen überdies ausschließlich biozertifizierte Futtermittel.

Das Unternehmen arbeitet arbeitsteilig: hier die drei Eierproduzten, die ihre Ware nach Wustermark liefern, und dort die „Zentrale“, wo die Eier kontrolliert, sortiert, verpackt und vermarktet werden. Dienstags, mittwochs und freitags schwärmen die Lieferwagen aus und bringen die empfindliche Fracht zu den Abnehmern. Rund zwei Millionen Eier verlassen in dieser Taktung die Packstation – pro Jahr, versteht sich. Das Modell rechnet sich insbesondere für Kleinbetriebe: garantierte Abnahmemengen, faire Preise, kalkulierbares Einkommen.

In den Regalen der großen Brandenburger Lebensmittelketten (EDEKA, REWE und Bio Company) ist das Unternehmen gut distribuiert. Des weiteren zählen Verwender wie Gastronomie, Backbetriebe, Cafés, Kitas, Großküchen etc. zu den Abnehmern. Da die Eier ausschließlich in Brandenburg erzeugt, bearbeitet und vermarktet werden, ist hier eine geschlossene Wertschöpfungskette realisiert – gut für die Abnehmer, gut fürs Land!

„Wir sichern nicht nur die Einhaltung hoher Qualitätsstandards gegenüber Kontroll- und Prüfinstanzen, sondern entlasten auch die Bio-Betriebe bei der Abrechnung und Administration“, beschreibt der Geschäftsführer das Tagesgeschäft. Wozu natürlich auch das zentrale Marketing gehört, handelt es sich doch im wahrsten Sinne des Wortes um ein „Massenprodukt“, das einen starken Markenauftritt („Das bewegte Bio-Ei“) braucht – nicht nur im Sinne der Wiedererkennbarkeit für den Verbraucher, sondern auch als überzeugendes Argument für die Listungsgespräche mit dem Handel.