Alles vom Land: Regionalität in Reinkultur
Sie sei „das Mädchen von nebenan“, sagt sie von sich selbst. Das signalisiert emotionale Nähe zur brandenburgischen Heimat und tiefe Verwurzelung mit der Region. In der Tat lebt Vivien Chrobok diese Haltung nicht nur als Privatperson, sondern auch als junge Unternehmerin, die zusammen mit ihrem Kompagnon Michel Stumpe im Sommer 2021 den Direktvermarkter „Alles vom Land“ an den Start gebracht hat. Lesen Sie weiter, wie und warum der regionale Lieferdienst so erfolgreich ist.
Wenn Vivien Chrobok sagt, es sei ihr „ein ganz persönliches Bedürfnis“, regionale Erzeuger zu unterstützen und die Region zu stärken, dann ist das nicht nur so dahingesagt, sondern klingt absolut glaubwürdig: In Ludwigsfelde geboren und in Thyrow aufgewachsen (wo sie heute noch lebt) erfährt sie hautnah, was die landwirtschaftlichen Betriebe alles anbauen. Und sie sieht auch, dass die Bauern – zumal während der Saison – wenig bis gar keine Zeit haben, über die Wochenmärkte zu tingeln und ihre Erzeugnisse zu verkaufen.
Umgekehrt hat sie festgestellt, dass die an heimischen Produkten interessierten Konsumenten sich kaum die Zeit nehmen, von Hofladen zu Hofladen zu eilen und die gewünschten Lebensmittel zu kaufen. Beides hat sie auf den Gedanken gebracht, eine Mittlerfunktion zu übernehmen, sprich: die landwirtschaftlichen Erzeugnisse in der Region „einzusammeln“ und zu vermarkten. War die Idee erst mal geboren, ließ die Unternehmensgründung nicht lange auf sich warten: AllesVom.Land mit Vivien Chobrok als Geschäftsführerin ging an den Start.
Der Firmenname ist Programm: Er steht für Nachhaltigkeit und konsequente Regionalität. „Wir vermarkten ausschließlich Produkte aus unserer Region“, erläutert die Inhaberin, „wobei wir mit einem Radius von 50 km begonnen haben“. Dieser relativ enge Umkreis deckt das Lieferanten- und das Absatzgebiet gleichermaßen ab. Bedingt durch das rasante Unternehmenswachstum dürfte es dabei nicht bleiben, aber über 150 km hinaus wird’s nicht gehen. Anders ausgedrückt: Die Wertschöpfung vom Erzeuger bzw. Verarbeiter über den Vermarkter bis zum Konsumenten kommt ausschließlich Brandenburg zugute.
Das Lebensgefühl „Nähe zur Heimat“ bringt Vivien Chrobok auch in die Partnerschaft mit Landwirtschaft und Lebensmittelhandwerk ein. Das heißt, sie kennt ihre Pappenheimer, da sie jeden Lieferanten besucht und sich persönlich ein Bild über deren Arbeitsweise und Erzeugnisse macht. Ein positiver Nebeneffekt: Bei diesen Gelegenheiten sammelt sie die Geschichten, die hinter den Produkten stehen und die sie – Mantra des modernen Marketings – den Kunden erzählen kann.
Grundsätzlich macht sie bei der Lieferanten-Akquisition keinen Unterschied zwischen konventionellen und ökologischen Betrieben. Was zählt, sind vielmehr Regionalität „in Reinkultur“ und Tierwohl: artgerechte Aufzucht mit entsprechender Fütterung, Weidehaltung und Schlachtung. Überdies legt sie Wert auf faire Zusammenarbeit mit den Lieferanten. „Bei uns gibt es kein Preisgeschacher oder Preisdumping“, betont sie.
Und so funktioniert das Geschäft: 60 Prozent der Lieferanten bringen die Ware ins firmeneigene Logistikzentrum (in Mittenwalde), die dort zwischengelagert und für den Vertrieb kommissioniert wird. Von der Kundenbestellung bis zur Auslieferung vergehen nicht mehr als drei Tage. Bei den verbleibenden 40 Prozent Lieferanten – das sind meistens kleinere Betriebe – holt das Unternehmen die Produkte einen Tag vor Auslieferung selber ab. Nach Kommissionierung wird die bestellte Ware mit eigenen Fahrzeugen direkt an die Haustür der Kunden gebracht.
Die Produkte werden verpackungsfrei in nachhaltigen Holzboxen transportiert, die nach Erstlieferung bei den Kundenhaushalten bleiben und dort gemäß der neuen Bestellung wieder befüllt werden. „Das funktioniert wie ein Briefkasten für Lebensmittel“, sagt Vivien Chrobok. „Die Kunden stellen bei Abwesenheit die Box so zugänglich für uns auf, dass wir praktisch eine Zustellquote von 100 Prozent erreichen“, fügt sie hinzu.
Der Vertriebsschwerpunkt liegt derzeit in Brandenburg, weil die Logistik im ländlichen Raum relativ einfach zu handhaben ist. Demgegenüber ist Berlin als Absatzgebiet praktisch noch ein weißer Fleck, wenn man von den am Rande gelegenen Stadtteilen Zehlendorf und Mariendorf absieht. „Die letzte Meile“ der Auslieferung ist dort sehr schwierig und kostenintensiv. Lastenräder für die verkehrsreiche Kurzstrecke könnten da hilfreich sein. Kurz: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Was für das Vertriebsgebiet gilt, nämlich die Erweiterung, gilt auch für das Produktangebot: Da ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Mit anderen Worten: „Wir sind bereit, weitere Erzeuger und Verarbeiter in den Kreis unserer Lieferanten aufzunehmen. Da wir auch mit sehr kleinen Betrieben zusammenarbeiten, die nicht über die von uns benötigten Mengen verfügen, müssen wir ein gewisses Back-up durch andere Lieferanten schaffen, um die Lücken zu schließen. Wir sind eben ein schnell wachsendes Unternehmen“, heißt es.
Alles vom Land Grasweg 22 14532 Kleinmachnow 0176/30502085 vivien.chrobok@allesvom.land www.allesvom.land |