Netzwerk regionaler Kompetenzstellen für Agrobiodiversität

Projekt:

Entwicklung/Etablierung von Besucherinformationszentren der Nationalen Naturlandschaften Brandenburgs als Netzwerk regionaler Kompetenzstellen für Agrobiodiversität

Projektbeschreibung:

Die Stimulierung gartenbaulicher Vielfalt in ländlichen Privatgärten durch zielorientierte Die biologische Vielfalt ist heute überall auf der Welt – auch in Deutschland und Brandenburg – bedroht. Allein die Tatsache, dass von 1.000 bekannten Apfelsorten nur etwa 20 Sorten im Intensivanbau und damit im deutschen Handel von Bedeutung sind, zeigt, wie groß die Gefahr der Eingrenzung genetischer Vielfalt beispielsweise beim Obst ist. Damit verarmen die historisch gewachsenen Kulturlandschaften und es geht ein für die Züchtung unverzichtbares genetisches Potential verloren. Übernutzung und wirtschaftlicher Egoismus gefährden zunehmend die umweltgerechte Nutzung der Natur durch den Menschen und damit die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen. Das gilt besonders im Hinblick auf die sich aktuell dramatisch verändernden Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels.

Biologische Vielfalt bildet eine notwendige Grundlage, um auf solche Veränderungen mit veränderten Nutzungssystemen und Züchtungsfortschritten zu reagieren. Die langfristige Erhaltung und breite Nutzung genetischer Ressourcen sind dabei Ziele der Agrarwirtschaft und des Gartenbaus im speziellen. Der Anbau alter Kulturpflanzenarten und -sorten sowie die Anwendung traditioneller Anbauformen und Kulturmethoden können ein Beitrag privater Gärtner zur Erhaltung der biologischen Vielfalt sein.

Private Gärtner sind eine Zielgruppe mit großem Potential: So ist es den Hobbygärtnern in Brandenburg zu verdanken, dass es das Teltower Rübchen als eine der ältesten Gemüsearten heute noch gibt und sich als regionale Spezialität großer Beliebtheit erfreut, denn bis in die Neunziger Jahre wurde das Gemüse nicht offiziell angebaut. Ein weiteres Beispiel aus Süddeutschland sind die Alblinsen, die lange Zeit verschollen waren. Wiedergefunden im Wawilow-Institut in St. Petersburg, hat diese ein privater Gärtner wieder eingeführt und vermehrt. Mittlerweile werden die Alblinsen wieder von rund 80 Bauern auf der Schwäbischen Alb kultiviert.

Daher ist das vorrangige Ziel dieses Projektes, die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Projekt  „Vernetzung und Zusammenarbeit zum Erhalt der Biodiversität/Agrobiodiversität in privaten Gärten“ zu nutzen, um die beispielhaft entwickelten Veranstaltungsformate, Seminarangebote und Ideen für die Umsetzung in die Fläche zu tragen.

Folgende Ziele mit dem vorliegenden Projekt angestrebt:

  1. Das Netzwerk der BIZe nutzen, um eine Etablierung der einzelnen BIZe als regionale Kompetenzstellen für Agrobiodiversität in privaten Gärten zu verwirklichen
  2. Konzipierung und Durchführungen von thematisch unterschiedlichen Aktionstagen, die in ihrem Format in allen an dem Netzwerk beteiligten BIZen stattfinden und so Synergieeffekte schaffen
  3. Die Qualifizierung der Mitarbeiter der Besucherzentren der Nationalen Naturlandschaften Brandenburgs, um diese als Ansprechpartner in Fragen zur Agrobiodervisität in den Großschutzgebieten zu befähigen.
  4. Die Stärkung ausgewählter Dienstleister und Netzwerkpartner (z.B. Gartenbaubetriebe, Kleingartenvereine), die für die Verbreitung alter Sorten für private Gärtner von Bedeutung sind
  5. Einbeziehung von Kooperationspartnern wie z.B. Brandenburger Landfrauen, Verband der Kleingärtner, u.a. um die Themen Sortenvielfalt, angepasste Produktionsverfahren in Gärten und Nachhaltigkeit gezielt an die Zielgruppen heran zu bringen
  6. Bewusstseinsbildung durch Anschauung einer breiten Öffentlichkeit für die Bedeutung und den Wert von Kulturpflanzenvielfalt im Hinblick auf biologische Vielfalt, Klimaschutz und regionale Identität
  7. Profilierung von Großschutzgebiete als Partner für Veränderungen im privaten Leben
  8. Eine stärkere Wiedereinbringung von Sortenraritäten in privaten Gärten und damit der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen für die Zukunft -> langfristig: Etablierung eines vielfältigen Arten- und Sortenspektrums in privaten Gärten
  9. Marktbearbeitung/-durchdringung: Kooperative Strukturen auf lokaler Ebene festigen, um langfristig den Wissenstransfer zu ermöglichen

An dem Projekt sind mit den Besucherzentren der Nationalen Naturlandschaften (freie und kommunale Träger), dem VERN e.V., der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Verband pro agro e.V. insgesamt 10 Partner beteiligt.