LANDURLAUB BRANDENBURG 2022

swird mit jedem Jahr heller auf der Erde: Satellitenbil- der zeigen, dass sich die künstlich beleuchteten Flächen ausdehnen, immer greller strahlen. Für ein Drittel aller Menschen – 60 Prozent der Europäer und sogar 80 Pro- zent der Nordamerikaner – bleibt laut einer Studie der AAAS (American Association for the Advancement of Science) die Milchstraße immer verborgen, verdeckt vom Lichtsmog. Denn nur ein schwarzer Nachthimmel bietet eine klare Sicht aufs Firmament. Die zunehmende Lichtverschmutzung aber verhindert nicht nur den Blick in einen prachtvollen Sternenhim- mel, sie stört auch den natürlichen Biorhythmus der Menschen und schadet der Umwelt. Die inweiten Teilen unnötige nächtliche Beleuchtung frisst Un- mengenvon Energie und irritiert die Tierwelt: Zugvögel verfliegen sich, Insektenverenden beim Umschwirren der Lampen, schlüpfen- de Schildkröten kriechen nicht ins Meer, wo sich einst die hellste Lichtquelle, der Mond, spiegelte – sondern stadtwärts. Rund 70 Kilometer von Berlin entfernt, an der Landes- grenze zu Sachsen-Anhalt, sind all diese Probleme nicht zu erahnen: Im SternenparkWesthavelland sind die Nächte noch tiefschwarz und still – Hobbyastronomen, Naturliebhaber und Romantiker geraten ins Schwärmen angesichts der Aussicht aufs Himmelszelt. Der Ort Gül- pe, amwestlichen Rand des Parks, geht immerwieder als „finsterster Ort Deutschlands“ durch die Presse, eine Legende, die sich hartnäckig hält. „Das hat irgendwann mal ein Journalist geschrieben“, erzählt Jens Aasmann, Vorsitzender des Fördervereins SternenparkWesthavelland, und lacht. „EinMythos, demwir gar nicht großwidersprechenwollen.“ Tatsäch- lich könne man in Gülpe bei klarer Sichtwunderbar die Milchstraße bestaunen, anweiteren Beobachtungsplät- zen in diesem und anderen Sternenparks allerdings auch. 2014wurde der NaturparkWesthavelland von der International Dark Sky Association (IDA) zum ersten Sternenpark Deutschlands ernannt. Inzwischen gibt es drei weitere: das Biosphärenreservat Rhön, den Nationalpark Eifel und dieWinklmoosalm in Bayern. Der 1380 Quadratmeter große SternenparkWesthavelland umfasst den NaturparkWesthavelland, dasweitläufigste Groß- schutzgebiet Brandenburgs mit seinen 1315 Quadratkilo- metern, und die Gemeinde Schollene in Sachsen-Anhalt. Auch tagsüber ist der Naturpark einen Ausflugwert: Biber, Fischotter, Seeadler oder der Rotmilan sind in dem großen Feuchtgebiet zu Hause. Im Frühjahr ist die Balz des größten flugfähigen Vogels in Mitteleuropa, der Großtrappe, zu beobachten undWildgänse und Kra- niche rasten hier. Doch berühmt ist das Areal für seine funkelnden Nächte: An neun ausgewiesenen Beobachtungspunkten können Besucher den Himmel Ein Funkeln imDunkeln Der Sternenpark Westhavelland zählt zu jenen deutschen Gebieten, die kaum durch künstliches Licht beleuchtet werden. Er bietet an zahlreichen Beobachtungspunkten eine beeindruckende Aussicht auf das Firmament und die Milchstraße an. E Fotos: Thomas Becker, Christoph Prochotta, Tom Radziwill, Adobe Stock / peotll Text: Lydia Brakebusch Historisches Schmuckstück in Parey: das 100 Jahre alte Bürgel- Linsenfernrohr. Schienen machen es beweglich, zum Schutz wird es in einen Unterstand geschoben 22 LANDURLAUB BRANDENBURG STERNENPARK

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