PFERDELAND BRANDENBURG 2020

26 PFERDELAND BRANDENBURG KOLUMNE Foto: Juliane Meyer Mal hü, mal hott Warum werden heute eigentlich Pferdeprofis gebraucht, und wie denkt ein Pferd? TEXT: KATJA SCHNABEL A ls Pferdetrainerinwerde ichvon Rei- tern oft nach Tipps für den Umgang mit ihren Pferden gefragt. Meistens kann man die Schwierigkeiten auch mit dem richtigen Training beheben. Mein Beruf ist heutzutage also sehr gefragt. Warum?Weil in unserer Zeit sehr viele Menschen ein Pferd besitzen. Früherwaren die Herdentie- re eher ein Luxusgut beziehungsweise über- lebenswichtig in der Landwirtschaft. Zum Beispiel für Transporte von Medikamenten, Lebensmitteln oder der Post. Und natürlich waren Pferde das Fortbewegungsmittel schlechthin. Über Generationen hinweg sind die meisten Menschen mit Pferden groß geworden, siewussten, wie man mit ihnen umgeht. DiesesWissen fehlt heute leider. Viele Tierliebhaber kommen erst spät aufs Pferd, müssen den Umgang, der einmal lange Tradition hatte, ganz neu erlernen. Als Pferdeprofi setze ich genau da an. Ich helfe den Reitern beim artgerechten Um- gang mit ihremTier. Was am häufigsten auffällt, ist das Problem der Vermenschlichung. Dabei sind Pferde in ihrem Handeln und ihrer Reaktion instinktiv und agieren aus Reflexen heraus. Eben ganz anders alswir Menschen. Bei uns regiert oft der Kopf. Man überlegt, denkt nach, wägt ab. Der Lernprozess ist, zu denkenwie ein Pferd. Die Fluchttiere sind neugierig, friedlich und mögen Gesell- schaft. Stress und Kämpfe dagegen meiden sie. Deshalb ist ein klarer Ablauf für sie so wichtig. Als Reiter muss manwissen, was manwill undwohin es gehen soll – eine Führungsrolle, die man lernen kann. Aber ebenso solltenwir das Tier als Freund verstehen, schließlich pflegt man eine Beziehung miteinander. Zum Glück machen es uns die Hufträger leicht, nehmen von Natur aus gerne Kontakt auf. Pferde haben dabei eine eigene Sprache und sie können uns lesen. Die Körpersprache verrät dem Tier etwa, obwir in der Rangordnung oben stehen oder unklar in unseren Anweisungen sind. Pferde sind einfachwahre Profis, wenn es um Körpersprache geht. Die Führungsrolle ist enormwichtig. Sie weist demHerdentier die Richtung und ist zugleich ein großer Vertrauensbeweis, der Grundpfeiler in der Pferde-Mensch-Bezie- hung. Daher sollten Reiter stets mit Respekt und Fairness arbeiten. Nicht zu verwechseln mit Emotionen. Die stellen häufig unsere Achillesferse im Umgang mit den Tieren dar. Schnell kommen Gefühle ins Spiel, dann reagierenwir empfindlich. Pferde dagegen kennen keine Stimmungsschwankungen, kein heute hü, morgen hott. Immer gleiche, klare Regeln und eine Aufgabe, die sie vor keine Probleme stellt, ist ihre Lebensart. Wie genau das aussieht, kommt natürlich immer auf das Tier an. Nach meiner persönlichen Meinung ist eine vollkommene Harmonie zwischen Mensch und Pferd auch gar nicht möglich. Dennoch lohnt es sich, unsere Sache so gutwie mög­ lich zu machen. Meine Empfehlung ist im- mer: Bilde dichweiter, nimm an Lehrgängen teil und buche Reitunterricht. Vielleicht hast du dabei auch die Möglichkeit, Pferde- trainern bei ihrer Arbeit zuzuschauen und dir so manchen Kniff abzugucken. Denn diese Arbeit ist vor allem eines: ein lebens- langer Lernprozess. Katja Schnabel Den Grundstein zu ihrer lebens- langen Leidenschaft legte ihr erstes Pferd Carino, das sie im Alter von neun Jahren bekam. Die Trainerin kommt aus Buckow in der Märkischen Schweiz. In Wien studierte Katja Schnabel Pferdewissenschaften. Die Brandenburgerin ist bei der Sendung „Die Pferdeprofis“ auf VOX und TVNow zu sehen. i Pferdemensch Katja Schnabel hat ihre Schützlinge gut im Griff

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