Werder Feinkost GmbH

Über 150 Jahre hat das Unternehmen auf dem Buckel – oder sagen wir’s weniger salopp: Man schrieb das Jahr 1873, als sich im Werdener Havelland mehrere landwirtschaftliche Betriebe zusammentaten, um die Früchte ihrer Arbeit gemeinschaftlich zu ernten, zu verarbeiten und zu vermarkten. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, handelte es sich doch um Obstbauern, die ihre Ernte kooperativ zu Fruchtsäften veredelten und auf den heimischen Märkten verkauften. Nach einer wechselvollen Geschichte befindet sich das Unternehmen seit 1992 wieder in Familienhand, wobei die Inhaber bei allem Engagement für das Wohl und Wehe der Firma die Führung des operativen Geschäfts zwei erfahrenen Managern überlassen. Einer davon ist Stefan Schult, mit dem wir über die Unternehmensstrategie in einem wettbewerbsintensiven Umfeld sprachen.

„In den Anfängen des Unternehmens war an Ketchup-Feinkost noch gar nicht zu denken“, erzählt Stefan Schult (Foto), der u.a. für den Vertrieb zuständig ist. „Das kam erst zu DDR-Zeiten: Wir produzieren Ketchup seit 1958, und die jetzige ikonische Werder-Facettenflasche gibt es seit den 90er Jahren.“ Neben der einzigartigen Form verfügt die Flasche über „ein weiteres Alleinstellungsmerkmal“, wie er sagt: Die Produkte werden heute ausschließlich in Glasflaschen abgefüllt. Die Kunststoff-Gebinde, die bis vor drei Jahren genutzt wurden, hat man gänzlich aus der Produktion verbannt. Und das nicht nur aus Gründen des Umweltschutzes: Glas ist inert, geht also keine Wechselwirkung mit dem Inhalt ein. Außerdem kann es unendlich oft eingeschmolzen und wiederverwendet werden. „Es ist einfach die bessere Verpackung, und die Verbraucher honorieren den Einsatz umweltschonender Materialien“, so der Manager.

Die klassische Produktrange für den Lebensmitteleinzelhandel gliedert sich in drei Kategorien:

  • Ketchup mit elf Artikeln, deren Geschmacksrichtungen sich stark am Markt orientieren; dazu gehören auch zwei Bio-Artikel und eine zuckerfreie Variante
  • Schlemmersaucen mit elf Artikeln in unterschiedlichen Variationen: dazu zählen drei etwas exotische Innovationen, die 2023 eingeführt wurden und den etwas jüngeren Ernährungstrends folgen: Tomate/Minze, Kichererbse/Limette und Rote Bete/Feta
  • Saucen mit fünf Artikeln (von Paprika bis Veggie Bolognese).

Insgesamt verlassen jedes Jahr rund 23 Millionen Flaschen Ketchup und Saucen das Band.

Hinzu kommt das Getränke-Angebot, bestehend aus Fruchtweinen, Cider, Fruchtglühweinen, etc.

Darüber hinaus gibt es noch die Eimerware für das Food Service-Sortiment, also für Großverbraucher wie Restaurants, Imbisse, Systemgastronomie, Gemeinschaftsverpflegung, Fachgroßhändler und weitere Kunden.

Haupt-Absatzgebiet ist Ostdeutschland, wo Werder Feinkost laut Stefan Schult mit 32 Prozent Marktanteil der unangefochtene Platzhirsch ist. Man habe aber auch in den alten Bundesländern gut Fuß gefasst, „was nicht jeder Lebensmittelproduzent aus Ostdeutschland geschafft hat. Das war und ist eine Herkulesarbeit in dem wettbewerbsintensiven Markt“, ergänzt er. Die gewichtete Distribution liege bundesweit bei 50 Prozent, die Brandenburger Produkte sind also in der Hälfte aller deutschen Lebensmittelgeschäfte vertreten. „Das zeigt, dass wir einen guten Weg gegangen sind, sagt aber auch, dass wir noch Potenzial haben“. so Schult. Vor allem südlich der Mainlinie, also in Baden-Württemberg und Bayern, warte noch ein Stück Arbeit auf den Außendienst.

Im Wettbewerbsvergleich verfügt Werder Feinkost über ein eigenständiges Profil. Konkret: Die Ketchups haben weniger Zucker und sind „puristisch tomatiger“, wie es heißt. Um dieses Merkmal gegenüber den Verbrauchern gewissermaßen zu plakatieren, hat das Unternehmen 2023 einen Markenrelaunch angeschoben. Hintergrund war die Frage, wie man die Marke noch moderner gestalten kann, um in neuen Absatzgebieten Fuß zu fassen und mit der Marktentwicklung Schritt zu halten. Mit Blick auf den Konsumenten ging es darum, ihn nicht mit einem zu starken optischen Eingriff vor den Kopf zu stoßen und andererseits die Markenwertigkeit ein Stück zu heben und in neuen Absatzregionen, wo das Unternehmen nicht so bekannt ist, als eine moderne und wertige Marke aufzutreten. „Diese Balance ist uns gut gelungen“, freut sich der Geschäftsführer. „Das haben wir durch Marktforschung geprüft.“

Die Essenz des Relaunch liegt in einer einheitlicheren Optik, wodurch die farbige Verspieltheit etwas zurückgenommen wurde. Am Beispiel Ketchup sieht das folgendermaßen aus: Jede Sorte verfügt über eine individuelle, einheitliche Farbgebung. Dieser Signalcharakter wird nicht nur über das Bauchetikett vermittelt wird, sondern auch durch die gleiche Farbe der Flaschen-Halsschleife. Dadurch wird ein stärkerer Wiedererkennungswert erzielt; auch die Tomatigkeit der Produkte wurde optisch stärker in den Vordergrund gestellt – sozusagen „tomatig plus“ als Kernbotschaft, wie Stefan Schult sagt. Das Prinzip der optischen Orientierung wird mit dem Relaunch auch auf die Flaschen der Schlemmersaucen und der klassischen Saucen übertragen.

 „Auf diese Weise haben wir ein kompakteres Erscheinungsbild unserer gesamten Produktrange erreicht“, erklärt er und weist darauf hin, dass die Halsschleifen der Flaschen außerdem einen Hinweis auf die regionale Herkunft der Produkte geben, und zwar durch die Silhouetten von Kirche und Mühle auf der Werder-Insel (vgl. Foto mit der Original-Ansicht). Zusätzlich wird die Natürlichkeit der Produkte ausgelobt: keine Zusatz-, Konservierungs- und Farbstoffe. „Dadurch haben wir für das Branding einen Dreiklang der wichtigsten Produkt-Attribute geschaffen: tomatig, natürlich, regional“, betont er.

Gleichzeitig hat sich das Unternehmen medial neu aufgestellt, etwa durch verstärkten Einsatz von Social Media und Promotions im Handel. Auf diese Weise lässt sich der Dialog mit den Verbrauchern intensivieren. Aus deren Resonanz sei deutlich zu hören, wie emotional sie mit der Region und ihren Produkten verbunden sind. „Wir spielen also die komplette Kommunikationsklaviatur einer modernen Marke und haben dabei stets unsere Kunden im Auge“, bilanziert Stefan Schult.

Spreewald-Rabe

Das letzte Jubiläum ist gerade mal ein Jahr her. Denn 2023 feierte der Boblitzer Gemüsespezialist sein 125-jähriges Bestehen, oder besser gesagt: Die Familie Belaschk gedachte der Gründung im Jahre 1898, denn seitdem befindet sich die Firma in Familienhand. Heute wird das Unternehmen in fünfter Generation von Markus Belaschk (Foto) geführt – einerseits der Tradition verpflichtet, wozu Beständigkeit und Verlässlichkeit in Qualität und Geschmack zählen, andererseits der Zukunft zugewandt, was sich in erfolgreichen Produktinnovationen und modernsten Herstellungstechniken manifestiert. Und nicht nur das: „Wir stehen für Nachhaltigkeit, sowohl im Anbau und bei der Ernte, als auch in der Verarbeitung“, betont er.

Früher wurde die eingesetzte Rohware, das waren hauptsächlich Gurken und Meerrettich, im eigenen landwirtschaftlichen Betrieb angebaut, geerntet, verarbeitet und vermarktet. Aus heutiger Sicht könnte man das als Vorläufer einer geschlossenen regionalen Wertschöpfungskette mit dem spezifischen Merkmal „alles aus einer Hand“ bezeichnen. Heute, wo man mit ganz anderen Mengen arbeitet, lässt sich das gar nicht mehr bewerkstelligen. Denn gegenwärtig veredelt das Unternehmen schätzungsweise 2.500 Tonnen Gemüse im Jahr: Gurken, Meerrettich, Kürbis, Paprika und mehr. „Wir beziehen die Feldfrüchte bei einigen wenigen Brandenburger Vertragsbauern, die wir alle persönlich kennen und regelmäßig aufsuchen, um sicher zu sein, dass ihre Arbeit unseren Qualitätsstandards entspricht“, berichtet Markus Belaschk. „Das ist ein Geschäft auf Augenhöhe“, betont er.

Um die Feldfrüchte effizient zu verarbeiten und zur Marktreife zu bringen, braucht man viele helfende Hände und moderne Maschinen. Damit allein ist es aber nicht getan, denn da wartet ja noch die Befüllung der diversen Gebinde für unterschiedliche Abnehmer. Für die Privatverbraucher sind in der Regel Gläser und Flaschen in mehreren Größen im Einsatz (etwa zehn Millionen Stück), die Industrie wiederum erhält die Ware in Großdosen sowie der ambulante Handel auf Märkten oder der Lebensmitteleinzelhandel für die Frischetheken als Eimerware. Das muss alles störungsfrei gesteuert werden. Dafür sorgen die 60 fest angestellten Mitarbeiter (einschl. Verwaltung) und noch einige mehr während der Hochsaison, die von Juli bis kurz vor Weihnachten dauert. 30 bis 40 Prozent der Mitarbeiter stammen aus dem grenznahen Bereich Polens und pendeln täglich.

Vermarktet werden die Produkte (eingelegte Gurken, Gemüse, Meerrettich, Aufstriche, Saucen etc.) vor allem in Ostdeutschland, wobei das Unternehmen die Endverbraucher über den LEH erreicht, also EDEKA und REWE als Vollsortimenter sowie Kaufland, „schwarzer“ Netto und Norma. Auch bei Bartels-Langness im Norden Deutschlands ist man gelistet; damit sollen in erster Linie die Ostsee-Touristen erreicht werden. Industriekunden bzw. Großverbraucher werden beispielsweise mit Gurkenscheiben und -würfeln als Zutaten für Feinkostsalate oder mit Meerrettich für Frischkäse und Fischprodukte beliefert. Zu den Kunden in diesem Segment zählen außerdem Gastronomen und Markthändler, die die Ware auch über den firmeneigenen Abholmarkt vor Ort erhalten.

Ohne Frage muss sich auch der „Spreewaldrabe“ unter den gegenwärtigen Bedingungen sputen, das Geschäft am Laufen zu halten. „Wir merken natürlich, dass sich die Kunden momentan eher für die preisgünstigen Produkte aus dem Ausland und weniger für die etwas teureren aus heimischer Herstellung entscheiden“, sagt Markus Belaschk und fügt hinzu: „Wir können nur an unsere Kunden appellieren, dass ihnen nachhaltige Herstellung und regionale Herkunft mehr wert sind als unbekannte Produkte aus dem Ausland.“

Ein Wort noch zur Entstehungsgeschichte der Marke „SpreewaldRabe“: Während das Unternehmen zu DDR-Zeiten den Namen des Großvaters Kurt Belaschk trug, war es nach der Wende an der Zeit, ein neues Label mit Signalwirkung zu kreieren. „Meine Eltern haben sich entschieden, die Anfangsbuchstaben des Namens meines Vaters zu integrieren – also Ra wie Rainer und be wie Belaschk. Und dann kam die Überlegung, die Produktherkunft in das Label zu integrieren“, erzählt der jetzige Firmenchef. So also ist die Marke „SpreewaldRabe“ entstanden – eine wahrlich kluge Entscheidung, gilt doch der Rabe in der germanischen Mythologie als Symbol der Weisheit.

Maß genommen: Der Rüttel-Fülltisch schüttelt die störrischen Gurken in die Gläser.

Kunella Feinkost GmbH

Er ist ein Unternehmer mit Bodenhaftung: tatkräftig und besonnen; mutig, aber nicht übermütig; heimatverbunden und zukunftsorientiert. Lothar Parnitzke (Foto) hat die Marke „Kunella“ in Brandenburg groß und über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht; er scheut sich nicht, sein vielfältiges Sortiment auch in „exotischen“ Regionen wie Asien und Südamerika zu vertreiben. Trotz aller Mobilität und Weitsicht ist er indessen als echtes Cottbuser Gewächs seiner Heimat treu geblieben. Und der Firma auch: 1965 begann er als Lehrling im damals noch privaten Unternehmen Gebrüder Kunert; neun Jahre später war er Betriebsdirektor im dann verstaatlichten VEB Feinkost. 1991 schließlich übernahm er das Unternehmen von der Treuhand, firmierte es zur Kunella Feinkost GmbH um und leitet es seitdem als geschäftsführender Gesellschafter.

Stillstand ist für den Cottbuser Firmenchef ein Fremdwort. „Ich habe dreißig Jahre lang unser ostdeutsches Verbreitungsgebiet aufgebaut, die nächsten 30 Jahre konzentriere ich mich auf Westdeutschland“, sagt er schmunzelnd. Und das glaubt man ihm gern, denn er verfügt über eine wichtige unternehmerische Tugend: Beharrlichkeit. Seit eh und je investiert er in die Produktion und den Maschinenpark, um in der Zusammenarbeit mit dem Handel flexibel zu werden und zu bleiben, das heißt die georderten Mengen – mal mehr, mal weniger – stets liefern zu können.

Viel Geld investiert Parnitzke auch in die Aus- und Fortbildung seiner Mitarbeiter, denn die müssen ja die High-Tech-Maschinen bedienen können, ganz abgesehen davon, dass jeder Schritt zu mehr Automatisierung den körperlichen Einsatz verringert. Seine Leute danken’s ihm auf ihre Weise: „Wir haben kaum Fluktuation“, erzählt er und fügt hinzu: „Wer bei uns zehnjähriges Firmenjubiläum hat, ist für unsere Begriffe noch nicht lange da.“ Was natürlich auch etwas über‘s Betriebsklima aussagt. Kurzum, als er den Betrieb 1991 übernahm, waren weit mehr als 40 Mitarbeiter an Bord, heute sind es gerade mal 38, obwohl sich der Absatz seitdem verzehnfacht hat. Von einer derart starken Produktivitätssteigerung können andere Unternehmen nur träumen.

Entsprechend umfangreich und vielfältig ist heute das Sortiment von Kunella. Hier ein Ausschnitt: Mayonnaise, Remoulade und Salatcreme; Speise- und Spezialitätenöle; Ketchup, Saucen und Spreewälder Meerrettich. Ein Renner sind seit jeher die unterschiedlichen Leinöl-Varianten. Auf diesem Polster ruht sich der Unternehmer allerdings nicht aus. Er hat, im Gegenteil, immer ein Auge darauf, dass seine Produkte mit der Zeit gehen bzw. den Verbrauchertrends auf den Spuren bleiben. Soll heißen: Innovationen stehen hoch im Kurs, ob es die vegane Mayonnaise ist, die nach vielversprechenden Markttests jetzt Gegenstand der Listungsgespräche mit dem Lebensmittelhandel ist; oder die vier Fruchtessige (Himbeere, Schwarze Johannisbeere, Apfel/Orange/Balsamico, Kirsche/Balsamico), die auf der diesjährigen ANUGA in Köln auf großes Handelsinteresse gestoßen sind und das Kunella-Highlight auf der Grünen Woche 2024 sein werden.

Stichwort Beharrlichkeit: Ebenso konsequent wie seinen Vertrieb in Deutschland baut er sein Auslandsgeschäft auf. Kunella-Produkte findet man inzwischen in den Supermärkten Asiens und Südamerikas. Das hat er systematisch eingefädelt und weiterentwickelt. Schon früh hat er damit begonnen, unter den Fittichen der CMA auf Messen in aller Welt präsent zu sein oder als Teil von Wirtschaftsdelegationen ferne Länder zu erkunden und nachhaltige Kontakte zu Handelsunternehmen zu knüpfen. Diese Vorgehensweise hat er stets als Investition in die Zukunft betrachtet, das heißt er musste in Vorleistung gehen. „An maßgebliche Gewinne war in der Anfangsphase nicht zu denken. Aber es hat sich gelohnt: Wir haben unseren Bekanntheitsgrad bei Handelsentscheidern und Konsumenten erhöht. Heute sage ich: Das war meine Strategie, doch damals lautete meine Devise schlicht und einfach: Ich muss was tun“, erzählt er.

Auslandsaktivitäten, Produktqualität und Verbrauchernachfrage haben auch das Kunella-Image beim deutschen Lebensmittelhandel erhöht. In Deutschland ist das Sortiment heute praktisch in allen Vertriebsformen des LEH präsent – schwerpunktmäßig in den neuen Bundesländern. Neben der Vermarktung von Fertigprodukten vertreiben die Cottbuser auch Rohware an die verarbeitende Industrie; Mayonnaise und Ketchup zum Beispiel, die in Feinkostsalaten der Partnerbetriebe eingesetzt werden. Dieses Geschäft macht heute immerhin mehr als zehn Prozent des Absatzes aus.

Ein wichtiger Baustein der Vermarktungs-Aktivitäten ist auch die Präsenz auf deutschen Messen. Da fährt Kunella praktisch eine Doppelstrategie. So dient die Teilnahme an der Kölner ANUGA neben der Präsentation von Produkt-Innovationen vor allem der Kontaktaufnahme und -pflege mit Handelseinkäufern bzw. -entscheidern; die Grüne Woche in Berlin (19. bis 28. Januar 2024) wiederum schafft die Gelegenheit, im Rahmen der pro agro-Handelsrundgänge mit der „Basis“ zu sprechen, also am Messestand mit den Supermarkt-Mitarbeitern in einen konstruktiven und persönlichen Dialog über die Produkte (einschl. Verkostung) zu treten. Nicht zu vergessen den direkten Kontakt zu Verbrauchern, wie Lothar Parnitzke hervorhebt: „Wir haben auf der Grünen Woche im Januar 2023 rund 3.000 Artikel verkauft, das heißt wir haben 3.000 Gespräche mit unserer Zielgruppe geführt.“

Agrarhandel & Service GmbH Dürrenhofe

Frisch vom Acker: „Dürrenhofer“ Kartoffeln in Reih‘ und Glied.

Die Begeisterung für das Leben und Wirtschaften auf dem Lande wurde ihm in die Wiege gelegt: Uwe Schieban (Foto) ist auf dem elterlichen Hof, der seit Generationen im Familienbesitz ist, groß geworden und war dort tagein, tagaus von Nutztieren, Kartoffeläckern und Gemüsefeldern umgeben. „Ich wollte nie etwas anderes machen“, sagt der studierte Landwirt. Nach seinen Lehr- und Wanderjahren ist sein Traum Wirklichkeit geworden: Seit 2003 ist er neben Simone Hill Vorstand der Agrargenossenschaft Unterspreewald in Dürrenhofe, einem 260-Seeleen-Dorf nahe Cottbus – Land pur sozusagen.

„Das Dorf liegt am Ende der Welt“, sagt Schieban freimütig, was aber beileibe nicht heißen soll, dass man hier hinterm Mond lebt. Dafür sorgen schon allein die vielfältigen Aktivitäten der Agrargenossenschaft, die den Verbund von sieben gesellschaftsrechtlich selbstständigen Landwirtschaftsunternehmen koordiniert. Die drei Öko- und vier konventionellen Betriebe bewirtschaften 5.300 Hektar Fläche mit insgesamt ca. 4.000 Rindern. „Diese hohe Zahl von Tieren macht absolut Sinn, da mehr als die Hälfte unserer Flächen aus Grünland besteht“, erklärt er. Die Genossenschaft selbst ist im Verbund zuständig für Produktvermarktung, Hofküche und Landtechnik (Handel, Reparatur).

Die Rinder dienen der Haltung und Aufzucht von Milch- und Mutterkühen sowie der Bullenmast. Die Mütterkühe werden dabei von den Ökobetrieben gehalten, weil das Grünland im Spreewald derart strengen Bewirtschaftungsauflagen unterliegt, dass es sich lohnt, die entsprechenden Betriebe gleich als Biounternehmen zu führen. Das wiederum bringt einen ökonomischen Mehrwert bei der Vermarktung: Die höherwertigen Fleisch- und Wurstwaren leisten einen höheren Wertschöpfungsbeitrag. Die Milch wird komplett nach Ostsachsen geliefert und dort von der Molkerei Sachsenmilch Leppersdorf (einer Tochter von Müller-Milch) verarbeitet.

Im Rahmen der Genossenschaft wird ansonsten die ganze Bandbreite landwirtschaftlicher Produkte erzeugt: alle Getreidesorten sowie Mais und Sonnenblumenkerne; dazu Kartoffeln, Möhren, rote/weiße Bete und Gurken. Und natürlich Spargel, der in der Direktvermarktung neben den Kartoffeln eine große Rolle spielt. „Spargel ist hier vom Umsatz her die Nummer eins“ erläutert der Manager und ergänzt: „Wir verkaufen rund 400 Tonnen Kartoffeln direkt, bei Getreide sind es ca. 200 Tonnen.“ Wobei „Direktvermarktung“ heißt: über den Hofladen sowie auf regionalen Märkten und in der Gastronomie im näheren Umfeld.

Der Hofladen erfüllt eine Doppelfunktion: Zum einen gilt er als Einkaufs-Attraktion für die Ausflügler aus Berlin, zum anderen aber ist er – wichtiger noch – für das Dorf mangels Alternativen der Nahversorger für Güter des täglichen Bedarfs.

Auf ungefähr 500 qm Verkaufsfläche wird unter der Eigenmarke „Dürrenhofer“ eine Vielzahl von Produkten angeboten. Da findet man Fleisch- und Wurstwaren vom eigenen Rind oder Kartoffeln und Gemüse (z.B. Möhren, rote/weiße Bete, Gurken) aus eigenem Anbau und natürlich Spargel. Hinzu kommen verschiedene Mehlsorten aus eigenem Getreideanbau oder Leinöl.

Die Hofküche steuert ebenfalls zur Sortimentsvielfalt bei und ist mit den in Gläsern abgefüllten fertigen Gerichten praktisch zuständig für das Convenience-Sortiment. Hinzu kommen die Produkte etlicher Partnerbetriebe aus der Umgebung, so dass der Hofladen über ein breit gefächertes Angebot an Premiumwaren verfügt. Und nicht zu vergessen: die angegliederte, gut frequentierte Floristikabteilung. Sie bringt nicht nur naturfrische Farbe ins Spiel, sondern bessert auch die gesamte Direktvermarktungs-Bilanz auf, deren gut 1,5 Millionen Euro Jahres-Umsatz für das eher kleinteilige Geschäft schon ein Wort sind.

Gut frequentiert: Die Floristikabteilung des Hofladens

Solche bemerkenswerten Zahlen fallen einem natürlich nicht in den Schoß. Das heißt, wer so erfolgreich sein will, muss kräftig die Werbetrommel rühren. Die Instrumente reichen von der herkömmlichen Printwerbung über Social Media-Aktivitäten bis zu aufwändigen Live-Events. „Wir waren schon immer bei der Brandenburger Landpartie im Juni dabei“, beginnt Uwe Schieban seine beispielhafte Aufzählung. „Beim ersten Mal schauten vielleicht 20 Besucher vorbei. Heute tummeln sich 2.000 bis 3.000 Leute mit Kind und Kegel auf unserem Hof“, sagt er. Das sieht bei den anderen Hofveranstaltungen inzwischen nicht anders aus: beim Spargelanstich im April, beim Kartoffelfest im September oder beim Weihnachtsmarkt im Dezember.

Wer da meint, dass die Einwohner solche Massen-Events eher lästig (weil ruhestörend) finden – weit gefehlt: Das ganze Dorf ist da auf den Beinen und mischt kräftig mit. Wie übrigens auch der Genossenschaftschef höchstpersönlich. Denn wenn das musikalische Bühnenprogramm startet, schnappt er sich schon mal seine „Quetschkommode“ (Akkordeon), eilt auf die Bühne, spielt und singt mit.

Den größten Teil ihrer Produkte vermarktet die Agrargenossenschaft direkt: damit verbunden ist die Chance, „die Preise ein Stück weit selbst zu bestimmen“, so Schieban. Wiederverkäufer sind deshalb keineswegs außen vor: Auch der Lebensmittelgroßhandel, Hofläden und Supermärkte (Rewe, Marktkauf) in der Umgebung werden teilweise beliefert. Weitere Vertriebspartner sind durchaus willkommen. „Unser Vorteil ist, dass wir nahe an den Kunden sind. Wir wissen, was sie wollen und was ihnen schmeckt. Von diesem Wissen kann auch der Handel profitieren“, sagt er.

Homemade GbR

„Multitasking“ ist für Eva Paulus kein modisches Organisations-Etikett, sondern gelebte Realität: Die wissenschaftlich geschulte und journalistisch versierte Medienfrau hat sich einerseits einen Ruf als exzellente Kommunikationsexpertin und kreative Impulsgeberin erarbeitet; dafür steht ihre Agentur für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Event-Marketing. Andererseits hat sie sich der Vermarktung regionaler Fleisch- und Wurstwaren sowie weiterer kulinarischer Spezialitäten verschrieben – dies wiederum unter dem Blickwinkel von Nachhaltigkeit, Tierwohl und Stärkung der regionalen Wertschöpfung. Beide „Gewerke“ managt die vielseitige Unternehmerin von Karstedtshof aus, einem Ortsteil von Wittstock/Dosse.

Dort, im Nordwesten von Brandenburg (Ostprignitz/Ruppin), hat Eva Paulus im Jahre 2015 gemeinsam mit ihrem Sohn Jo Thießen (siehe Foto), damals Student der Veterinärmedizin, einen landwirtschaftlichen Betrieb und die Vermarktungsgesellschaft homemade GbR gegründet. So kam es, dass sich auch der Junior im Multitasking übte, und zwar als Jungbauer, Vertriebler und angehender Tierarzt in Personalunion. „homemade – Da weiß man, wo’s herkommt“ lautet bis heute der Slogan des familiären Start-ups, der nicht nur den Firmennamen, sondern auch das Geschäftsmodell der beiden Macher programmatisch beschreibt.

„Begonnen haben wir nur mit Jo’s Idee und fünf eigenen Schafen. Über die Jahre ist daraus eine ansehnliche Herde mit rund 350 Köpfen auf ca. 55 Hektar gepachtetem Grünland und jeder Menge Familienarbeit gewachsen“, erzählt Eva Paulus. „Das haben wir bis ins Jahr 2022 mit viel Freude gemeinsam bewältigt. Dann folgte der Aufbau und die Eröffnung der ersten Tierarztpraxis, und wir mussten uns von der Landwirtschaft verabschieden. Auch bei uns hat der Tag einfach nur 24 Stunden.“ Bis heute dienen als „Rohstoff“ für die Fleisch- und Wurstverarbeitung allerdings noch immer die Schafe aus der ehemals eigenen Zucht und die Charolais-Rinder vom benachbarten bäuerlichen Familienbetrieb Siekerkotte. „Egal, ob unsere Schafe oder die Rinder von Bauer Siekerkotte: Alle leben jahrein, jahraus auf der Weide. Tierwohl und regionale Herkunft sind für uns nicht verhandelbar“, betont sie.

Geschlachtet, zerlegt und verarbeitet werden die Tiere ebenfalls seit Unternehmensgründung von zertifizierten Partnerbetrieben aus der Umgebung. Vermarktet werden die produzierten Fleisch- und Wurstwaren vom Rind, Lamm und Wild ausschließlich über homemade – in den ersten Geschäftsjahren zum Beispiel über einen festen samstäglichen Stand in der Berliner Markthalle Neun. Während der Corona-Zeit zog man sich dort allerdings zurück und konzentrierte sich auf das Geschäft im eigenen Hofladen (siehe Foto). Der war schon bald so gut frequentiert, dass er sich nicht nur zu einem Nahversorger vor Ort entwickelte, sondern auch Sogwirkung auf weiter entfernte Kundschaft ausübte. Das liegt am aufwendigen Ambiente und – vor allem – an der gewachsenen Sortimentsvielfalt: Heute werden in den Regalen um die 50 Produkte aus der Region nach allen Regeln der Verkaufskunst angeboten: individuelle Präsentation, authentische Herkunft, hochwertige Qualität.

Aus der ursprünglichen Idee, Fleischprodukte in nachhaltiger Weise produzieren zu lassen und selbst zu vermarkten, ist in den vergangenen Jahren etwas Größeres entstanden. Neben dem eigenen Hofladen ist da natürlich der Online-Shop, der für bestimmte Zielgruppen vorgehalten wird; und da sind diverse Wiederverkäufer wie Q-Regio, Feinkostgeschäfte oder klassische Supermärkte, die ebenso wie ausgewählte Gastro-Betriebe mit Wurst, Schinken und Fleisch von homemade beliefert werden. Als stärkste Vertriebswege erlebt Eva Paulus indessen überregionale Food Events, Spezialitätenmärkte, regionale Messen und ähnliche Veranstaltungen, „bei denen wir unsere Ware aufwändig präsentieren und zum Kauf anbieten. Mit Ausnahme von etwa zehn Wochenenden im Jahr sind wir immer irgendwo in der Region unterwegs. Das ist anstrengend, aber es lohnt sich und macht großen Spaß.“

Als wäre das nicht genug, betreibt Eva Paulus inzwischen auch regelmäßige Kooperationen mit erfahrenen Köchinnen und Köchen. „Der Wunsch nach hochwertigen Caterings, die vegane und vegetarische Speisen ebenso inkludieren wie perfekt zubereitete Fleischgerichte, wächst aus unserer Sicht immer mehr. Außerdem schafft eine gute Küche und das gemeinsame Essen immer dieses besondere Miteinander, und wir genießen es sehr, unterschiedliche Menschen und Ideen um einen Tisch zu versammeln“, freut  sie sich über ihr zusätzliches Standbein. Mit diesem Ziel hat sie zu Beginn dieses Jahres neben dem Hofladen eine kleine Cateringküche eingerichtet und inszeniert regelmäßige kulinarische Sommerevents oder auch nur den abendlichen Absacker mit Freunden auf dem eigenen weiträumigen Grundstück.

Auch wenn sich Sohn Jo zugunsten seiner Kleintierpraxen „Die Hoftierärzte“ weitgehend aus dem operativen Geschäft von homemade zurückgezogen hat, bleiben die Gründungspartner ein festes Gespann. „Wir haben viel Freude daran, gemeinsam Neues zu entwickeln und treiben uns gegenseitig an.“ Parallel zum Tagesgeschäft bauen die beiden gerade eine Wittstocker Immobilie zum weiteren Praxisstandort aus. Den homemade-Event-Kalender organisiert die Unternehmerin allerdings im Wesentlichen allein bzw. mit einem guten Team aus freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sie als Kleingewerbetreibende projektgebunden unterstützen.

Als Gründungsmitglied und stellvertretende Vorsitzende der „Regionalinitiative „Prignitz/Ruppin“ engagiert sich Eva Paulus darüber hinaus schon seit 2017 ehrenamtlich für die Belange von über 50 kleinen Betrieben, Gastgewerben und regionalen Erzeugern. Ziel ist es, auf regionale Wirtschaftskreisläufe aufmerksam zu machen und Verbraucher über die Angebotsvielfalt heimischer Produkte zu informieren. „Ostprignitz-Ruppin und die Prignitz haben unendlich viel zu bieten, aber nicht jeder Schatz ist sofort sichtbar. Wir wollen zu mehr Entdeckerfreude motivieren und helfen gern, die richtigen Adressen zu finden“, erfreut sie sich auch an dieser Gemeinschaft.

Lobetaler Bio-Molkerei

Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen und Widrigkeiten als Folge von Corona und Ukraine-Krieg sowie der damit einhergehenden Preis- und Kostenexplosion ist sich das mitten im Naturpark Barnim gelegene Unternehmen treu geblieben: Bei aller Notwendigkeit zur strukturellen Anpassung an die schwierige Lage steht der Gedanke der „sozialen Milchwirtschaft“ weiter im Zentrum des ökonomischen Denkens und Handelns, sprich: In der Bio-Molkerei arbeiten nach wie vor behinderte und nicht behinderte Menschen zum Wohle des Betriebes und des Gemeinwesens einträchtig zusammen. Und erfolgreich noch dazu.

Mag auch das soziale Geschäftsmodell eine Konstante geblieben sein, so hat sich im betrieblichen Prozess über die Zeit einiges verändert. Vor fünf Jahren lieferten beispielsweise 200 eigene Kühe und ein externer Partnerbetrieb Tag für Tag die notwendigen 6.000 Liter Bio-Rohmilch für die Verarbeitung. Heute ist die Rede von nur 80 eigenen Tieren, dafür aber von drei Partnerbetrieben; das bringt im Tagesschnitt ein Volumen von ca. 8.500 Litern, die zu 7.000 bis 8.000 kg Fertigprodukten veredelt werden.

An dieser Stelle legt Betriebsleiter Reinhard Manger (Foto) besonderen Wert auf den Hinweis, „dass wir bei allen Anpassungen an das Marktgeschehen eine reine Bio-Molkerei geblieben sind. Unsere Milchlieferanten sind im Naturland- oder Bioland-Verband organisiert. Alle versorgen ihre Tiere zu 100 Prozent mit Eigenfutter, und es wird kein Kraft- oder Fremdfutter zugekauft.“

Die Jahre überdauert hat auch die Kooperation mit dem Naturpark Barnim, wobei die Lobetaler von jedem verkauften Joghurt im so genannten Naturschutzbecher drei Cent für Projekte des Naturparks spenden und auf der Platine des Bechers im monatlichen Wechsel Ausflugsziele vorstellen. So verbinden sich gesunder Genuss eines Bio-Joghurts, der in der Region hergestellt wird, und konkreter Umweltschutz, der ebenfalls der Region zugutekommt.

Das gegenwärtige Sortiment von Naturjoghurts mit 1,5 und 3,7 Prozent Fett und zehn Fruchtjoghurts (alle in 150- und 500 gr-Bechern) ist behutsam aufgebaut und vor wenigen Jahren um eine Quarkproduktion (20 und 40 Prozent) plus drei Fruchtquarks bereichert worden. Zum Programm zählen ferner Schlagsahne, saure Sahne, Schmand und das salzige Joghurt-Getränk Ayran. Die ganze Produktpalette gibt es „im Kleinen wie im Großen“, also nicht nur für den privaten Supermarkt-Kunden, sondern auch für Großverbraucher, zum Beispiel Anbieter von Kita- und Schulverpflegung – hier aber im 5 kg- und 10 kg-Eimer oder im 10 Liter-Schlauch.

Großverbraucher wie Mensen oder Krankenhäuser zählen ebenfalls zu den Abnehmern. Den jüngsten Coup landeten die Lobetaler vor zwei Jahren, als sie die Berliner Charité als Kunden gewannen und seitdem drei ihrer Häuser mit 100 gr-Bechern für den klassischen Krankenhaus-Nachtisch beliefern. Was die Kundenstruktur insgesamt angeht, hat sich das Verhältnis im Laufe der Jahre stetig zugunsten der Großverbraucher entwickelt, so dass deren Absatzanteil heute bei ungefähr 60 Prozent liegt.

Der Hofladen mit angeschlossener Molkerei.

Vermarktet werden die Produkte fast ausschließlich in der Region Brandenburg/Berlin – etwa 98 Prozent des Endverbraucher-Absatzes werden hier erzielt. Der mit Abstand größte Vertriebspartner ist der im Nordosten Deutschlands gut vernetzte Großhändler

Terra Naturkosthandel. Die Hauptabnehmer im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) sind Bioläden sowie die klassischen Vollsortimenter Edeka, Rewe und Kaufland. Kleinere Mengen werden über den Großhändler auch nach Erfurt geliefert, was allerdings der einzige überregionale Absatz ist.

Zum Kundenkreis zählen darüber hinaus gewerbliche Verwender – eine namhafte Zahl von Eisdielen zum Beispiel, die ihr Frischeis mit Lobetaler Bio-Milch herstellen. Da handelt es sich von Fall zu Fall zwar nur um Klein- und Kleinstmengen, also von 500 bis runter zu 20 Litern pro Tag und Geschäft. Man könnte meinen, das sei nicht eben viel und noch dazu nur während der Saison. Aber: Die hohe Zahl der Eisdielen bringt’s!  Das gilt auch für die vielen Kunden im Bäckerei-Gewerbe, wo zum Beispiel Milch, Quark, Joghurt oder Sahne zum Einsatz kommen. Und nicht zu vergessen die Cafés, die jede Woche mit 40 bis 50 Litern Milch beliefert werden. „Für industrielle Maßstäbe mögen das winzige Mengen sein“, sagt Reinhard Manger, „aber wir können und wollen auch diese Kundschaft abdecken und pflegen. Das sehen wir als unsere Aufgabe an.“

Mit Blick auf die Großverbraucher gehört diese Haltung quasi zum Geschäftsmodell. Das sieht folgendermaßen aus: Angenommen, die Küchen von Kitas wollen zusätzlich Milchreis oder Griesbrei auf den Speiseplan setzen, sind sich aber nicht sicher, ob und in welchem Umfang diese Mahlzeiten angenommen werden. Also ordern sie zunächst nur 20 oder 30 Liter Milch pro Tag. Obwohl sich dieses Geschäft für die Molkerei langfristig nicht rentiert, lässt sie sich darauf ein, sofern sie entsprechendes Zukunftspotential sieht. Die Lobetaler gehen praktisch in Vorleistung, um dann, wenn die Kundennachfrage nach mehr Milch steigt, als Lieferant bereits an Bord zu sein.  

„Da müssen wir hin und wieder einen langen Atem haben; aber auf Dauer rechnet es sich, wenn man geduldig ist. Das gilt übrigens für beide Partner“, resümiert Manger. Ganz generell sieht er in der Region noch gutes Absatzpotential; die Kapazitäten für eine Erweiterung des Geschäfts seien durchaus vorhanden, sagt er. Und gedanklich spielt er schon eine Erweiterung der Produktpalette durch: „Lobetaler Bio-Butter“ würde er gern produzieren, dazu vielleicht noch Frischkäse.

Geflügelhaltung

Auch im Geflügelbereich startet die Initiative Tierwohl im Jahr 2024 in die 4. Phase. In der Geflügelproduktion verpflichten sich Landwirte, die an der Initiative Tierwohl teilnehmen wollen, u. a. zur Teilnahme an einem anerkannten Qualitätssicherungssystem, sowie zur Durchführung von Stallklima- und Tränkewasserchecks. Darüber hinaus müssen Anforderungen in den Bereichen Weiterbildung, Tiergesundheit und Tierhaltung umgesetzt werden.

Geflügelbetriebe können sich ab 1. September 2023 fortlaufend über einen Bündler zur Teilnahme anmelden. Im Gegensatz zur 3. Programmphase wird der Preisaufschlag ab dem 1. April 2024 direkt vom Schlachtbetrieb an den Teilnehmer ausgezahlt. Um die Umstellung zu erleichtern, wird der Preisaufschlag im ersten Quartal 2024 noch über die Trägergesellschaft ausgezahlt. Die teilnehmenden Betriebe sollten sich jedoch frühzeitig mit Ihren Vermarktern bzw. Schlachtunternehmen über die Lieferung von ITW-Tieren abstimmen.

Die wichtigsten Informationen zur Teilnahme an der ITW Geflügel finden Sie im nachfolgen Infoschreiben der ITW.

Anmeldeunterlagen Hähnchenmast/ Putenmast

Weitere Unterlagen

Anmeldeunterlagen Pekingentenmast

Weitere Unterlagen

Schweinehaltung

Neben den Basiskriterien und bekannten Anforderungen wie z. B. „Tageslicht“, „Stallklimacheck“, „Tränkwassercheck“ und „Fortbildung“ stehen weiterhin die Kriterien „10 % mehr Platz“ und „Raufutter“ im Mittelpunkt.
Tierhalter können sich über einen Bündler (gern bei der pro agro GmbH) anmelden und für die Initiative Tierwohl registrieren lassen.

Die Anmeldung zur 4. Phase ist ab dem 1. September 2023 möglich. Sauenhalter und Mastbetriebe können sich stetig anmelden. Für Ferkelaufzüchter gilt nur ein Anmeldezeitfenster vom 1. September bis zum 28. September 2023.

Die wichtigsten Informationen zur 4. Phase der Schweinehaltung im Rahmen der Initiative Tierwohl können Sie dem Infobrief der Initiative zum Thema Schweinehaltung entnehmen:

Schweinemast

Ab 1. September 2023 ist für Schweinemäster eine Anmeldung möglich, sowohl für Bestandskunden als auch für Neuteilnehmer ist auch nach diesem Datum jederzeit eine Anmeldung möglich.

Bitte beachten Sie, bei einer bereits bestehenden Teilnahme an der ITW, daß Sie den Umsetzungszeitpunkt für die neue Phase entsprechend 3 Monate vor Ablauf der alten Phase wählen, damit die Bestätigung der alten Phase (Abschlussaudit) mit der Prüfung der neuen Phase in einem Audit erfolgen kann.

Anmeldeunterlagen Schweinemast

Weitere Unterlagen

Sauenhaltung

Ab 1. September 2023 ist für Sauenhalter eine Anmeldung möglich, sowohl für Bestandskunden als auch für Neuteilnehmer ist auch nach diesem Datum jederzeit eine Anmeldung möglich. Die Sauenhalter sind verpflichtet ihre ITW-Ferkel an einen ITW-Ferkelaufzüchter abzugeben, um eine geschlossene ITW-Aufzucht zu gewährleisten.

Bitte beachten Sie, bei einer bereits bestehenden Teilnahme an der ITW, daß Sie den Umsetzungszeitpunkt für die neue Phase entsprechend 3 Monate vor Ablauf der alten Phase wählen, damit die Bestätigung der alten Phase (Abschlussaudit) mit der Prüfung der neuen Phase in einem Audit erfolgen kann.

Anmeldeunterlagen Sauenhaltung

Weitere Unterlagen

Ferkelaufzucht

Ab dem 1. September bis zum 28. September 2023 ist für Ferkelaufzüchter eine Anmeldung möglich, sowohl für Bestandskunden als auch für Neuteilnehmer. Die Ferkelaufzüchter sind verpflichtet ihre ITW-Ferkel von einem ITW-Sauenhalter zu beziehen, um eine geschlossene ITW-Aufzucht zu gewährleisten.

Die Abgabe an eine ITW-Mast soll in der neuen Phase gesondert honoriert und damit forciert werden. Hier gibt es einen finanziellen Bonus, wenn ein ITW-Ferkelaufzüchter seine Tiere an eine ITW-Mast abgibt (siehe ITW-Information für Schweinehalter).

Anmeldeunterlagen Ferkelaufzucht

Weitere Unterlagen

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Keuthmann Obst & Gemüse

Wahrlich eine runde Sache: Rund um den Globus und rund um die Uhr erkundet. bezieht und vermarktet das Unternehmen „exotische Früchte aus den Gärten der Welt“, wie es heißt. So weitläufig ist die 1951 von Peter Keuthmann gegründete Berliner Obst- und Gemüsegroßhandlung heute aufgestellt. Seit 1994 wird die Firma von der Familie Weihe geführt und kontinuierlich weiterentwickelt. Im Zuge dessen hat man sich vom Lieferservice getrennt; er liegt heute in den Händen der Partnergesellschaft Weihe GmbH (siehe unser Porträt hier). Mit der Konzentration auf das Vor-Ort-Geschäft am Fruchthof Berlin hat sich der Direktverkauf an Lebensmittelhändler und -vermarkter auf dem Großmarkt sowie der Vertrieb im Agentur- und Streckengeschäft deutschlandweit etabliert. Auf diese Weise verbinden sich Tradition und Innovation mittlerweile in der vierten Generation.

Fein gestapelt: Frisches Obst und Gemüse auf der Verkaufsfläche im Berliner Fruchthof.
Fein gestapelt: Frisches Obst und Gemüse auf der Verkaufsfläche im Berliner Fruchthof.

Rund 65 Mitarbeiter kümmern sich tagein, tagaus um den reibungslosen Fullservice für die Kunden – sei es für den Lebensmitteleinzelhandel oder den Wochenmarkthändler, für Feinkostgeschäfte, Caterer oder Gastronomen; auch Onlinehändler stehen auf der umfangreichen und vielseitigen Kundenliste. „Zitrusfrüchte oder exotische Sorten aus aller Welt haben wir ebenso im Portfolio wie frische Lebensmittel aus der Region“, umschreibt Geschäftsführer Björn Weihe das Sortiment und betont: „Egal woher: Wir beziehen unsere Produkte von zertifizierten Erzeugern und Partnern“. Das sei aber nicht der einzige Nachweis für die „exzellente Qualität“ der Produkte: Auch langjährige Partnerschaften mit den Lieferanten sowie regelmäßige Vor-Ort-Besuche des Einkaufsteams würden dazu beitragen.

Bei aller Internationalität der Lieferbeziehungen kommen regionale Produkte nicht zu kurz: Etliche hundert Erzeuger und Verarbeiter aus Brandenburg und Berlin sorgen für eine Bereicherung des Sortiments mit heimischen Produkten. Dazu Geschäftsführer Weihe: „Wir bauen unser regionales Lieferantennetzwerk ständig aus. Unter der Maxime ‚So regional und saisonal wie möglich‘ treiben wir die Einbeziehung unseres direkten landwirtschaftlichen Umfeldes weiter voran und stellen unsere mittlerweile breite Palette an regionalen Angeboten unseren Kunden zur Verfügung.“

Diese Maxime orientiert sich natürlich an dem wachsenden Verbraucherbedürfnis nach Lebensmitteln aus dem benachbarten Umfeld, das heißt nach Nähe in zweifacher Hinsicht: vertraute Herkunft einerseits und kurze Transportwege andererseits. Das Prinzip des „Direktvertriebs ab Ursprung“ (was übrigens auch für das internationale Geschäft gilt) ist so gesehen ein wichtiger Aspekt für umweltschonendes Wirtschaften – ein zentraler Baustein der Firmenphilosophie. Auch deshalb ist das Keuthmann-Einkaufsteam regelmäßig bei Partnern vor Ort, also nicht nur aus Gründen der Kontaktpflege, sondern auch, um ein Auge darauf zu haben, ob Erzeugung und Verarbeitung der Ware den Ansprüchen des Unternehmens genügen.

Gesprächsbedarf: Kommunikativer Austausch im gekühlten Lager.
Gesprächsbedarf: Kommunikativer Austausch im gekühlten Lager.

Neben den hohen Standards in Sachen Transparenz, Zuverlässigkeit und Produktqualität zeichnet Keuthmann ein weiteres Merkmal unternehmerischen Handelns aus: Neugierde. Und dies nicht als Selbstzweck, sondern als Ausdruck strikter Kundenorientierung. Konkret: Regelmäßig sind Mitarbeiter rund um den Erdball unterwegs, um Ausschau nach interessanten Produkten zu halten, die den deutschen Markt bereichern könnten. Die so genannten Food-Scouts schwärmen in die „Gärten der Welt“ aus und suchen nach speziellen Zitrusfrüchten, exotischen Kräutern oder seltenen Gemüsesorten – immer in der Gewissheit, dass die deutschen Verbraucher zwar knauserig sein mögen, aber experimentierfreudig sind.

Abgesehen von den Ausflügen in die große weite Welt ist Keuthmann weiter daran interessiert, neue Lieferpartnerschaften in der heimischen Region einzugehen. „Regionale Spezialitäten und saisonale Angebote fragen unsere Kunden immer stärker nach“, sagt Björn Weihe. Ganz stark entwickeln sich hier Erzeugnisse wie diverse Salate und Kohlsorten, Kern- und Steinobst, Kartoffeln, Erdbeeren, Spargel und spezielle Gemüse. Dennoch: Den Großteil der Produkte bezieht der Großhändler von internationalen Lieferanten, um eine möglichst große und vielfältige Produktpalette anbieten zu können – ganz im Einklang mit der unternehmerischen Doppelstrategie, die da lautet: „Regional frisch und international direkt!“.

Landgut Pretschen

Vor ziemlich genau 24 Jahren hat Sascha Philipp (Foto) seinen Traum wahr gemacht: Der gelernte Landwirt aus Witten/Ruhr erstand 1999 im Brandenburger Spreewald einen landwirtschaftlichen Betrieb – also in der Gegend, wo er Jahre zuvor eine Ausbildung zum Landwirt absolviert hatte. Nach weiteren Lehr- und Wanderjahren ist er in die Region zurückgekehrt, wo er sich nicht nur in den Reiz der Landschaft verguckt, sondern das Konzept der arbeitsteiligen Landwirtschaft kennen- und schätzen gelernt hatte. Seine Wiege stand eigentlich, wie es sich im Kohlen-Pott gehört, in einer Bergbau-Familie, die aber eines Tages dem Knochen-Job den Rücken kehrte und als Seiteneinsteiger einen landwirtschaftlichen Betrieb mit biologisch- dynamischer Produktionsweise aufbaute. Damals war Sascha im besten Knabenalter.

Heute, im besten Mannesalter, lebt der gestandene Landwirt mit eigener Familie und seinen Eltern also im Spreewald, genauer: auf dem Landgut Pretschen. Gut 40 Mitarbeiter gehen ihm zur Hand, um 820 Hektar Ackerland, Weideland und Wald zu bewirtschaften. Nicht zu vergessen das mit zwei Hektar größte Bio-Gewächshaus Brandenburgs, das in wechselnder Folge unterschiedlichen Pflanzen sommers wie winters ein Dach über dem Kopf bietet (Tomaten, Gurken, Salate und vieles mehr). Er ist mit ungebrochener Begeisterung am Werk, um mit seinem Team nach den Vorgaben der Demeter-Bewegung die 520 Rinder (davon 240 Milchkühe) zu versorgen und die landwirtschaftlichen Flächen zu bearbeiten – auch jetzt, in den Hoch-Zeiten der Ernte und unter den klimatisch bedingten Verwerfungen wie Hitze und Trockenheit.

Wer landwirtschaftliche Produkte unter dem Demeter-Siegel erzeugt und vermarktet, muss sich besonderen Herausforderungen stellen: Da geht es nicht nur darum, nach den strengen Regeln des Verbandes zu wirtschaften – Regeln, die weit über die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung hinausgehen. Darüber hinaus ist es unerlässlich, ein funktionierendes Netzwerk von gleichgesinnten Absatzpartnern aufzubauen, zu pflegen und zu erweitern.

Gurken dicht an dicht im Gewächshaus.

Wenn Sascha Philipp von seinen Produkten spricht, dann fällt das Stichwort „ehrliche „Ware“. Das bedeutet mit Blick auf den Gemüseanbau, dass die Pflanzen ohne Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel aufwachsen. Mit dem Effekt, wie er sagt, „dass unsere Tomaten und Gurken einen natürlichen, kräftigen Geschmack haben und – bildlich gesprochen – einem nicht das Wasser im Munde zusammenläuft“. Die Fleisch- und Wurstprodukte wiederum zeichnen sich qualitativ dadurch aus, dass die Tiere artgerecht gehalten und nur 25 km entfernt geschlachtet werden. „Der Wurst geben wir neben den Gewürzen keine Geschmacksverstärker oder sonstigen Zusatzstoffe bei“, betont er.

Während die Milch komplett ans Ökodorf Brodowin zur Weiterverarbeitung geliefert wird, werden das Gemüse und Spezialitäten wie Leinöl und Leindotteröl über den Großhandel vermarket, und zwar ausschließlich an den Naturkostfachhandel oder an Vertreiber von Bio-Abokisten. Der Löwenanteil des Sortiments wird in Brandenburg/Berlin ausgeliefert; ein paar Touren gehen auch bis hoch an die Ostsee oder runter nach Sachsen. In diesem Sinne versteht Sascha Philipp sich und seinen Betrieb als integriertes Glied einer regionalen Wertschöpfungskette, obwohl es „keine leichte Übung ist, den gesamten Prozess vom Anbau über die Ernte und Verarbeitung bis zur Marktreife in einer Hand zu behalten. Das ist nicht ohne Risiko, aber ich stehe dazu,“ sagt er.

Im Warenkorb: Aus dem Trockensortiment des Hofladens.

Neben dem Naturkost- und Abokisten-Handel hat das Landgut auch ein festes Vermarktungs-Standbein in der regionalen Gastronomie. Viel Freude bereitet dem Unternehmer ferner der Direktvertrieb im eigenen Hofladen. „Hier handelt es sich praktisch um einen Vollsortimenter, dessen Angebot nicht allein aus unseren Produkten gespeist wird. Zum Frische- kommt das Trockensortiment von anderen Anbietern aus der Region“, sagt er. Der Tante-Emmaladen auf Bio-Basis hat sich als Nahversorger auf dem Land also voll bewährt.

Dessen ungeachtet wird derzeit am Aufbau eines Online-Shops samt Lieferdienst gearbeitet, um Land- und Stadtkunden künftig auch digital zu erreichen. Gern würde Sascha Philipp auch im klassischen Lebensmitteleinzelhandel präsent sein – wenn auch nicht flächendeckend in Brandenburg und Berlin, so doch im unmittelbaren Umfeld auf lokaler Ebene. Entscheidend sei hier, dass er die entsprechenden Mengen auch vorhalten und liefern kann. Die ersten Gespräche laufen bereits, sagt er und fügt hinzu: „Das generelle Problem hier auf dem Lande ist, dass die Nachfrage zwar da ist; aber es gibt keine Bioläden. Deshalb versuchen wir, mit dem lokalen bzw. regionalen klassischen LEH ins Geschäft zu kommen.“

Salomon AG

Der Fleischgroßhändler hat ein außergewöhnliches Alleinstellungsmerkmal: Der auf dem Berliner Fleischgroßmarkt angesiedelte Betrieb bildet mit seinen rund 4.400 qm Fläche (davon fast 40 Prozent für die Produktion) eine private Enklave auf dem umfangreichen Gelände, das der öffentlichen Hand gehört. Dem Unternehmen ist es im Jahr 2013 nämlich gelungen, dem Land Berlin die beachtlich große Fläche samt Gebäuden abzukaufen. Das gibt ihm Sicherheit, weil er auf dem Areal nicht Mieter, sondern Herr im Hause ist, sagt Inhaber Dennis Salomon (Foto).

Der gelernte Fleischer hat das Geschäft von der Pike auf gelernt und stand als junger Mann ebenso am Zerlegetisch wie andere Facharbeiter des väterlichen Betriebs. Wenn Not am Mann ist, zieht er noch heute Gummistiefel und Metzgerschürze an und zerlegt im Team die Schweine- oder Rinderhälften, obwohl das natürlich wegen seines hohen Arbeitspensums als Manager nur die Ausnahme ist. Das Unternehmen mit 50 Mitarbeitern führt er seit mehr als 20 Jahren zusammen mit seinem Geschäftspartner Stefan Barnick, der als Mitgesellschafter auch Vorsitzender des Aufsichtsrats ist.

Die Zerlegekapazität liegt bei 200 Tonnen pro Woche; umgerechnet sind das hauptsächlich rund 800 Schweine und zehn bis 15 Rinder (Bullen, Ochsen, Färsen, Kälber); auch die Verarbeitung von Lämmern gehört zum Programm. Die Rohware wird als Hälften geliefert. Produziert werden daraus Fleisch- und Wurstwaren, die bundesweit in der Gastronomie und in Betriebskantinen sowie in Fach- und Feinkostgeschäften (das KADEWE gehört auch dazu) vertrieben werden.

Viel Herzblut investiert der Unternehmer in die noch junge Initiative unter dem Label „Brandenburger“. Dahinter verbirgt sich sein im Jahr 2020 aufgelegtes und auf strengen Regeln beruhendes regionales Fleischprogramm. Das betrifft beispielsweise den Lebendtransport von Tieren. „Hier sind kurze Strecken für mich immens wichtig“, betont Dennis Salomon. So dürfen die Schweine-Mastbetriebe maximal 90 Autominuten und die von Rindern höchstens 60 Minuten vom nächsten Schlachthof entfernt sein. Das erspart den Tieren unnötigen Stress und dient der Qualität wie dem Geschmack des Fleisches.

Die neun zertifizierten Partnerbetriebe, die der Großhändler alle persönlich kennt und in Augenschein nimmt, haben sich nicht nur dem Tierwohl verschrieben, sondern sorgen durch das eigens angebaute Futter auch für mehr Nachhaltigkeit in der Region. Und durch den direkten Kontakt zwischen Erzeugung und Verarbeitung ist „eine optimale Transparenz und Kontrolle gewährleistet“, wie er sagt. Ebenso wichtig ist ihm allerdings ein übergeordneter Gesichtspunkt: „Wer regionale Produkte kauft, unterstützt nicht nur das Tierwohl, sondern auch die ansässige Wirtschaft sowie den Erhalt von Arbeitsplätzen“, bekräftigt er.

Die Züchter organisieren den Transport der Tiere von der Maststelle zum Schlachthof selbst. Da die Schlachtkapazitäten in Brandenburg in den vergangenen Jahren massiv heruntergefahren worden sind, ist die erste Anlaufstelle in der Regel der Großbetrieb Vion Perleberg, der wiederum die Hälften an die Salomon AG liefert. Die Rückverfolgbarkeit sei zu 100 Prozent gesichert, heißt es, da die wöchentlichen Kontingente in Absprache mit jedem Lieferanten festgelegt sind. Und: „Mit Vion gibt es eine spezielle Vereinbarung, dass unsere Tiere separat geschlachtet und zu uns transportiert werden. Hier bei uns werden sie ebefalls separat zerlegt“, so Dennis Salomon.

Das regionale Markenprogramm, das parallel zum „Normalgeschäft“ organisiert werden muss, verursacht beim Fleischgroßhändler natürlich spürbaren Zusatzaufwand. Den ist man im Interesse der Sache gern bereit zu tragen. Mehr noch: „Falls es in Brandenburg Zucht- bzw. Mastbetriebe gibt, die nach zusätzlichen Absatzmöglichkeiten Ausschau halten, können sie sich gern mit uns in Verbindung setzen“, appelliert Inhaber Dennis Salomon an potenzielle Lieferanten. „Denn wir wollen unser regionales Fleischprogramm forcieren und brauchen dafür mehr Partner, um dieses Wachstum hinzukriegen. Ich freue mich also über jeden Züchter, der sich bei mir meldet.“

Braumanufaktur Forsthaus Templin

Die Braumanufaktur Forsthaus Templin zählt selbst in der mit Attraktionen reich gesegneten Stadt Potsdam zu einem begehrten Ausflugsziel für Einheimische wie Touristen. Das liegt nicht allein an dem denkmalgeschützten Gebäude, das Jörg Kirchhoff und Thomas Köhler im Jahre 2002 gekauft, stilgerecht in eine Gasthausbrauerei umgebaut und ein Jahr später eröffnet haben. Das liegt auch daran, dass die Gäste quasi in Tuchfühlung mit den Gerätschaften, die für das Brauen von Bier unerlässlich sind, speisen und trinken. Die historischen Braukessel mit Kupferhauben haben die Inhaber in Selb, der bayerischen Porzellanstadt, ab- und im Gasthaus daheim wieder aufgebaut. Regionaler, frischer und authentischer geht’s also nicht, weil die Wirtsleute ihr Bier praktisch unter den Blicken der Kundschaft brauen und kredenzen.

Tragfähiges Konzept: Jörg Kirchhoff (links) und Thomas Köhler im Sudhaus.

Die beiden in Potsdam ausgebildeten Brauer und Mälzer hatten sich nach ihrer Ausbildung in Potsdam zunächst weiterqualifiziert (Jörg Kirchhoff zum Diplom-Braumeister und Thomas Köhler zum Brauingenieur), ehe sich ihre Wege trennten und sie in unterschiedlichen Regionen ihrem Beruf nachgingen. Aus den Augen verloren hatten sie sich seinerzeit freilich nicht, so dass sie eines Tages beschlossen, ihre Leidenschaft und Profession künftig als Unternehmer weiterzuentwickeln. In den zwanzig Jahren seit Gründung des Ausflugslokals, einem der ältesten in der Region, haben sie Höhen und Tiefen erlebt. Aber sie haben – im Unterschied zu etlichen Wettbewerbern – überlebt, und zwar durch solides Wirtschaften, behutsames Wachstum und natürlich durch Ideenreichtum.

„Die Craft-Bier-Produzenten schießen wie Pilze aus dem Boden“, bekräftigt Thomas Köhler, „aber viele verschwinden wieder vom Markt. Warum? Weil es nicht reicht, ein gutes, handwerkliches Bier mit innovativen Sorten herzustellen. Das muss auch verkauft werden. Um im Bier-Markt zu überleben, muss man eine gewisse Größe erreichen. Das ist uns gelungen, weil wir unser Wachstum finanzieren konnten.“ Heute beträgt der Ausstoß ca. 8.000 Hektoliter pro Jahr (Fass- und Flaschenbier). Rund 30 Mitarbeiter einschließlich Gastronomie und fünf Auszubildende halten den Betrieb am Laufen.

Craft-Bier ist kein Massenprodukt“, ergänzt Jörg Kirchhoff. „Die Nische versuchen wir auszufüllen. Dadurch wird jeder neue Wettbewerber oder Nachahmer Schwierigkeiten haben, uns zu verdrängen. Um in diesem Geschäft erfolgreich zu sein, braucht man einen langen Atem. Und die Vorstellung, mit hohen Preisen entsprechend hohe Umsätze zu generieren, ist ein Trugschluss, da spielt der Verbraucher nicht mit.“

Wo der Verbraucher allerdings bereits in der Aufbauphase mitgespielt hat, ist das Thema Bio. Also haben die beiden Unternehmer schon 2007 komplett auf Bio umgestellt: Alle Rohstoffe stammen aus kontrolliertem und zertifiziertem ökologischen Anbau (weitere Informationen finden sie hier). Das war ein kluger Schritt, denn es dauerte nicht lange, bis der Naturkosthandel auf sie zukam und das Getränk unbedingt regional und in Flaschen haben wollte. Also sagten die beiden Brauer der bisherigen Handarbeit (Abfüllen, Etikettieren, Laborflaschen-Waschmaschine etc.)  weitgehend „ade“ und bauten eine Flaschen-Abfüll-Linie auf, deren Maschinen über die Jahre immer leistungsfähiger wurden.

Idylle pur: Das Forsthaus Templin.

In Sachen Vermarktung war das der Beginn einer Erfolgsgeschichte: Hatte man anfangs mehr oder weniger für den Eigenbedarf (Ausflugslokal) gebraut, war man jetzt geschäftlich insoweit gefestigt, als die großen Absatz-Player mit im Boot waren: Terra Naturkosthandel als Hauptabnehmer, dazu Bio Company, Alnatura und andere, also hauptsächliche regionale Bio-Einzelhändler mit Ausstrahlung nach Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Hinzu kamen konventionelle Einzelhändler wie Getränke-Hoffmann, Edeka, Rewe oder Kaufland.

„Wir vermarkten absolut regional, also im Umkreis von etwa 80 Kilometern um Berlin“, erklärt Thomas Köhler. Man habe überhaupt keine Vertriebsmannschaft, die in die Region ausschwärmt, sondern der Handel komme von sich aus auf die Braumanufaktur zu – als Folge „einer Art Mundpropaganda“. Und man verfügt über ein gewisses Alleinstellungsmerkmal, wie Jörg Kirchhoff hervorhebt: „Wir haben den Dreiklang von historischen Produkten (Potsdamer Stange, die Werdersche, die Weiße), Bio-Produkten und kompletter Regionalität (Produktion, Vermarktung)“, fasst er zusammen.

Neben der Tätigkeit als Brauer und Geschäftsmann ist Jörg Kirchhoff auch vielfältig ehrenamtlich tätig, darunter als Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Klein- und Gasthausbrauereien in Brandenburg. Hier ist auch das Projekt „Brandenburger Bierstraße“ angesiedelt, dem inzwischen 20 Mitgliedsbetriebe angehören. Ziel dieser Initiative ist, dass die heimischen Bierbrauer besser als Gemeinschaft wahrgenommen werden. Und nicht zu vergessen die Museumsbrauerei mit der ältesten Braupfanne Brandenburgs von 1834. Sie befindet sich in Paaren/Glien, direkt unter den pro agro-Büros, und ist dort von den beiden Bierbrauern eingebaut worden. Hier werden Biere nach historischen Verfahren mit alten Getreiden gebraut.

Bäckerei Exner

„Brotkultur schmecken – Genuss erleben – Regionalität leben.“ Das ist die Devise, nach der Bäckermeister Tobias Exner (Foto) sein Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes „pflegt“. Die Geschichte des Betriebes geht bis in das Jahr 1928 zurück, als in der Beelitzer Karl-Marx-Straße 12 eine kleine Bäckerei eröffnete, die Vater Ingo 1976 übernahm und sich seinen Traum von der Selbstständigkeit erfüllte. Das war auch der Ort, wo seinem Sohn Tobias das Bäckerhandwerk in die Wiege gelegt wurde und wo er schließlich 2008 in die Fußstapfen des Vaters trat. Heute ist die mehrfach ausgezeichnete Familienbäckerei ein modernes mittelständisches Unternehmen und einer der größten Arbeitgeber in der Spargelstadt.

Illustrer Auftritt: Blick in das 2022 eröffnete Café „Brot & Zeit“.

Nach 1990 nahm das Unternehmen eine stürmische Entwicklung und wuchs auf über 40 Fachgeschäfte und Cafés in Berlin und Brandenburg an. Ungeachtet dieser bemerkenswerten Expansion ist Tobias Exner mit seinen rund 200 Mitarbeitern der Philosophie des Handwerks treu geblieben: „Als Innungsbäckerei stehen wir für höchste Qualität, regionale Zutaten und traditionelle Verarbeitungsweisen“, betont er und präzisiert: „Alles ist handgemacht.“

Dieses Statement („Alles ist handgemacht“) lässt sich durchaus weiter fassen. Um im Bild zu bleiben, könnte es auch heißen: Alles, was der innovative Genusshandwerker macht, „hat Hand und Fuß“. Das betrifft nicht nur sein Kerngeschäft, sondern auch seine Aktivitäten rund ums Produzieren und Verkaufen. So absolvierte er 2019 eine Ausbildung als Brotsommelier – kein leichtes Unterfangen, da er sich in acht Präsenzmodulen sowie in intensiven Arbeits- und Lernphasen zu Hause die neuesten Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis aneignen, sprich „ordentlich büffeln“ musste.

Bei der Ausbildung ging es um eine Vielzahl von Themen rund ums Brot: Geschichte und Kultur, Brauchtum, Religion und Kunst oder Ernährungsfragen, deutsche und internationale Spezialitäten sowie aktuelle Marktzahlen zum Brotkonsum und vieles mehr. Über die Aneignung dieses breit gefächerten Fachwissens hinaus galt es noch, spezifisch sensorische Fähigkeiten zu trainieren, um auf dem Gebiet der „Bread Pairings“ seinen Mann zu stehen, also der Bestimmung, welche Brotsorte mit welchem Getränk, welcher Speise oder welchem Anlass harmoniert.

Keine leichte Übung also, aber gut für’s Geschäft und darüber hinaus – zumindest dann, wenn man so „gestrickt“ ist wie Tobias Exner; wenn man also Know-how und Phantasie nicht nur ins eigene Unternehmen steckt, sondern darüber hinaus mit anderen „Gewerken“ verknüpft.

So kam dem findigen Bäckermeister Anfang 2022 die Idee, eine zweckmäßige und vor allem nachhaltige Sekundärverwendung für das nicht verkaufte Brot seiner Fachgeschäfte zu suchen. Gefunden hat er die Potsdamer Braumanufaktur, die daraus die Spezialität „Brotbier“ braut – „eine mehr als gelungene Komposition aus feinster Braukunst und traditionellem Backhandwerk“, wie er schwärmt.

Dieses Kooperations-Beispiel ist kein Einzelfall. Der Unternehmer aus Beelitz zeigt auf ganzer Linie, dass er ein ausgewiesener Kommunikator und Netzwerker ist. Das betrifft sowohl den direkten Einsatz von Partner-Erzeugnissen in seinen Brot- und Backwaren (wie die Hemme-Buttermilch und die Kürbiskerne vom Syring Hof in seinem Buttermilch-Brot) oder den Verkauf regionaler Produkte in seinen zahlreichen Fachgeschäften (z.B. Sanddorn- und Wildobstprodukte von Christine Berger, Fleisch von Weidelandfarm oder Chutneys von Kochgenuss & Feinkost). Ein Hotspot für den Verkauf von Partnerprodukten ist vor allem das im Jahr 2022 eröffnete Café „Brot &Zeit“ in Beelitz-Heilstätten.

Zu seinem Selbstverständnis als Kommunikator und Netzwerker gehört aber auch, dass Tobias Exner als Vorstand beim Verband pro agro fungiert. Treibende Kraft seines Engagements ist die Überzeugung, seine Kenntnisse und Kontakte nicht nur in seinem Betrieb einzusetzen, sondern ein Stück seines Erfolgs zusätzlich der regionalen Branche insgesamt und damit dem Land Brandenburg zugute kommen zu lassen. Da versteht es sich von selbst, dass er sich gemeinsam mit 20 weiteren Unternehmen an der Initiative „Regionale Lebensmittel einkaufen – Jetzt erst recht!“ aktiv beteiligt (zur von pro agro koordinierte Kampagne siehe die Newsletter 11/2022 und 12/2022).

„Das Engagement für die Belange der Lebensmittelbranche in Brandenburg ist mir sehr wichtig“, betont Tobias Exner und fügt hinzu: „Wir als regionale Unternehmen und Erzeuger müssen unsere Kunden dafür sensibilisieren, dass regionale Produkte für Sicherheit und Transparenz stehen. Das geht am besten gemeinsam mit starken Partnerschaften in der Region. Nur so ist es uns möglich, unserer sozialen Verantwortung auch in schwierigen Zeiten, die von Krisen und steigenden Kosten geprägt sind, gerecht zu werden. Regionalität und Handwerk müssen sichtbar gelebt werden, damit wir auch zukünftig Ausbildungs- und Arbeitsplätze im Mittelstand Brandenburgs sichern können.“

Plukon Storkow GmbH

Mit seinem FairMast-Konzept hat der Geflügelfleisch-Anbieter Plukon neue Maßstäbe gesetzt – auch in Brandenburg, wo es vor ziemlich genau vier Jahren eingeführt worden ist. Tierwohl und Nachhaltigkeit stehen dabei im Vordergrund, ergänzt und verstärkt durch die Partnerschaft mit dem Deutschen Tierschutzbund und die Kooperation mit ausgewählten Geflügelzüchtern. Heute entscheidend ist jedoch, dass das ehrgeizige und aufwendige Programm im Markt angekommen und vom Handel wie von den Verbrauchern angenommen worden ist. Die Bilanz einer Erfolgsgeschichte.

„Die Vermarktung war anfangs alles andere als leicht“, erzählt Marketingleiterin Ulrike Rücker (Foto). „Der Verbraucher musste erst lernen, warum er jetzt für das Hähnchen mehr bezahlen soll. Doch die Akzeptanz und die Verkaufszahlen sind kontinuierlich gestiegen.“ Eine wichtige Rolle habe dabei der Handel gespielt, da er sich – vom Vollsortimenter bis zum Discounter – zunehmend dem Tierwohl verpflichtet fühle. „Davon hat unser Konzept natürlich auch profitiert“, ergänzt sie.

Das 2019 in Brandenburg eingeführte FairMast-System stützt sich im Wesentlichen auf folgende Maßnahmen: weitläufige Ställe mit Bewegungsfreiheit, Ruheflächen und Beschäftigungsmaterial; langsames Wachstum der Hähnchen, das heißt maximal 45g durchschnittliche Gewichtszunahme proTag; gentechnikfreies, hochwertiges Getreidefutter, hauptsächlich aus regionalem Anbau; Aufzucht nach den strengen Vorgaben des Deutschen Tierschutzbundes, kontrolliert von unabhängigen Zertifizierungsstellen nach den Tierschutz-Kriterien der Einstiegsstufe.

In den wenigen Jahren seit 2019 hat sich das Schlachtvolumen in Storkow verzehnfacht, nämlich von seinerzeit 10.000 auf heute rund 100.000 Tiere pro Woche. Allein diese Zahlen sind ein deutliches Signal dafür, wie grundlegend und positiv sich ökologisches Bewusstsein und entsprechendes Einkaufsverhalten der Verbraucher verändert haben. Die Tiere stammen ausschließlich von Landwirten aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern (kurze Transportwege!), werden in den Haltungsstufen zwei und drei gezüchtet und im Lebensmittelhandel entsprechend vermarktet.

„Mit allen Landwirten, die uns beliefern, haben wir persönliche Kontakte“, betont Ulrike Rücker. So schwärmt der Plukon-Außendienst in regelmäßigen Abständen aus, besucht die Partnerbetriebe und macht sich ein Bild von der Tierhaltung vor Ort. Dabei geht es nicht allein um Kontrolle; ein wichtiges Element dieser Besuche ist auch die Betreuung bzw. Beratung der Züchter – egal, ob es um Stallgestaltung oder Investitionsplanung geht.

„Die Landwirte werden von uns nicht alleingelassen“, umschreibt die Marketinchefin die partnerschaftliche Zusammenarbeit und fügt hinzu: „Da wir mit einer überschaubaren Zahl von Betrieben kooperieren, können wir mit ihnen auch persönliche Kontakte pflegen“. Die offizielle Kontrolle der 20 Betriebe obliegt allerdings in regelmäßigen Abständen den vom Tierschutzbund akkreditierten Zertifizierungseinrichtungen oder, in Sachen Tiergesundheit, den Tierärzten, was insbesondere vor der Schlachtung geschieht.

Ulrike Rücker (Marketingleiterin Plukon Food Group)

Auch in Storkow hat sich die gegenwärtige Krisensituation bemerkbar gemacht: Die Verbraucher halten eher ihr Geld zusammen. Aber das ist aus Sicht des Unternehmens nur eine Momentaufnahme und kein Trend auf lange Sicht. Die Lage beruhige sich wieder, heißt es, das gesamte Konzept werde ohnehin nicht in Frage gestellt. „Deshalb wird es bei uns auch kein Zurück auf die rein konventionelle Methode geben. Wir wollen weg vom Mehr und hin zum Besser“, fasst Ulrike Rücker zusammen.

Dieser Überzeugung wurde auch die Arbeitsorganisation des Unternehmens angepasst: Der Betrieb in Storkow zählt derzeit 650 Mitarbeiter – über 200 mehr als noch vor einem Jahr. Darüber hinaus hat man vor kurzem eine Menge Geld in die Hand genommen und in die Logistik bzw. Lagertechnik investiert: zum Beispiel in Palettier-Roboter zum Sortieren, Bestücken und Kommissionieren der Ware oder in fahrerlose Transportsysteme sowie automatisches Wiegen und Etikettieren. Solche kostenintensiven Maßnahmen kompensieren einerseits den akuten Fachkräftemangel und optimieren andererseits die Logistik, also auch die Lieferqualität für den Handel.

In den Kühlregalen bzw. -truhen der Handelskunden sind die Fair-Mast-Produkte nämlich in der Regel mit deren jeweiligen Eigenmarken vertreten. Das erfordert ein individuelles, also differenziertes Branding der Verpackungen – ein Kraftakt bei flächendeckender Listung, wie man sich vorstellen kann. Und nicht nur das: Auch das Warenangebot wird differenzierter. Denn derzeit, so die Marketingchefin, kaufen die Verbraucher nicht mehr nur Brustfilets, sondern auch die etwas preisgünstigeren Schenkel. Das erhöht zwar den Verarbeitungs- und Logistik-Aufwand für’s Unternehmen, aber: „Wir begrüßen das sehr, da die Verwendung des ganzen Tiers viel nachhaltiger ist.“

Fahlberg Safran

Realschule, Zimmermann-Lehre, Abitur auf dem zweiten Bildungsweg, Studium mit Abschluss Bauingenieur. So sahen die Lehrjahre des Brandenburger „Gewächses“ Tobias Fahlberg aus. Das war die Pflichtübung. Doch sein eigentlicher Sehnsuchtsort war und ist die Landwirtschaf, also quasi als „Kür“. Die hat er zwischendrin absolviert, z.B. nach dem Schulabschluss als Spargelstecher auf den Äckern Brandenburgs oder nach dem Studium als Mitarbeiter auf den Feldern Marokkos. Zwei Jahre hat er in dem nordafrikanischen Land verbracht, hat dort geheiratet und ist mit seiner Frau Khadija nach Brandenburg zurückgekehrt. Nach einem kurzen Zwischenspiel als Bauingenieur hat er sich wieder seiner Passion zugewendet: Seit 2018 baut er die Knollen des Safrankrokus an, erntet, bearbeitet und vermarktet das edle Gewürz in Handel und Gastronomie.

Es hört sich an wie eine etwas schräge Idee, Safran in Brandenburg anzubauen, eine Pflanze also, die üblicherweise in wärmeren Ländern wie Iran, Indien, Marokko oder Spanien gedeiht. „Keineswegs“, entgegnet Tobias Fahlberg, „in Brandenburg ist es in den vergangenen spürbar wärmer geworden, so dass die Pflanze in unseren Breitengraden besser wächst als früher“.

Um auf der sicheren Seite zu sein, hat er erst mal unterschiedliche Knollen ausprobiert; für den Feldversuch mussten eine gepachtete Ackerfläche von 1.500 qm sowie eine Ecke in Mutters Garten reichen. Ergebnis: Der Safran fühlt sich in den schweren Böden am Rande des Oderbruchs sichtlich wohl.

„Labortests haben bestätigt“, schreibt die Regionalwert AG Berlin-Brandenburg, die mit dem Start-up eine Investitionspartnerschaft eingegangen ist, „dass die Qualität des Safrans in der ersten und damit besten Güteklasse liegt“. Na, wer sagt’s denn! Labortests und Partnerschaft haben schließlich dazu geführt, dass das derzeit aus zwei Mitarbeitern bestehende Familienunternehmen (das Ehepaar Fahlberg) die Anbaufläche kontinuierlich auf rund einen halben Hektar vergrößert hat.

In Deutschland gibt es nur wenige Vermarkter von Safran; das „wertvollste und teuerste Gewürz der Welt“, wie der Jungunternehmer sagt, wird in der Regel aus den Erzeugerländern importiert und als getrocknete Stempelfäden oder Pulver verkauft – meist in Kleinstmengen, weil es so teuer ist. Das hat weniger mit einem neumodischen Hype zu tun, denn schon unsere Altvorderen hantierten etwa beim Backen mit dem Gewürz. Man rufe sich nur die Zeile „Safran macht den Kuchen gehl“ des berühmten Kinderliedes ins Gedächtnis, wobei „gehl“ für „gelb“ steht.

Der knallrote Safran nimmt nämlich beim Koch- oder Backeinsatz eine gelbe Färbung an. Ansonsten punktet er weniger wegen einer auffälligen oder speziellen Aromanote, sondern vor allem als Geschmacksverstärker. Zugeschrieben werden ihm darüber hinaus etliche gesundheitsdienliche Eigenschaften: entzündungshemmend, schmerzlindernd, antioxidativ. Auch eine bestimmte Wirkkraft als natürliches Antidepressivum und sogar als Aphrodisiakum wird ihm nachgesagt. Die Produktion ist keine Geheimwissenschaft, aber sehr aufwendig, da die roten Stempelfäden der Blüten, und um die geht‘s, in mühevoller Handarbeit gezupft werden müssen.

Mit Anbau und Verarbeitung einer derart exotischen Frucht steht Tobias Fahlberg in Brandenburg allein auf weiter Flur. „Wir verstehen uns als eine Art Pionier“, sagt er. Neben diesem Alleinstellungsmerkmal kann er auf zwei weitere Markenkerne seines Safrans verweisen: Er ist bio und regional, und zwar durch und durch. Dies alles hat ihm 2022 im Rahmen des pro agro-Marketingpreises den Regionalpreis der EDEKA Minden-Hannover und damit eine Listung bei dem Händler eingebracht.

Während der diesjährigen Internationalen Grünen Woche konnte er im Zuge der von pro agro organisierten Handelsrundgänge in der Brandenburghalle einer Vielzahl von interessierten Kaufleuten sein Produkt präsentieren – nicht nur den Edekanern, sondern auch REWE und Kaufland. Wobei Fahlberg neben dem klassischen Lebensmitteleinzelhandel natürlich auch weitere Absatzwege „in Arbeit“ hat: den Online-Shop zum Beispiel oder Social Media-Kanäle wie Instagram und Facebook. Nicht zu vergessen die Gastronomen, die er selbst per Strecke oder über die Plattform 2020 beliefert.

Biomanufaktur Havelland: Der gute Mix bringt’s

Ziemlich genau zehn Jahre ist es her, dass die Bio Company eine insolvente Fleischerei in Velten übernahm, wodurch der am Boden liegende Betrieb wieder auf die Beine gestellt wurde. Am Anfang der bemerkenswerten Erfolgsgeschichte stand allerdings ein millionenschwerer Parforceritt, bei dem praktisch kein Stein auf dem anderen blieb: Die Baulichkeiten wurden den Erfordernissen eines modernen Produktionsbetriebs angepasst, der marode und veraltete Maschinenpark durch zeitgemäße Gerätschaften ersetzt, das Sortiment konsequent auf die Kundenwünsche ausgerichtet. Von Beginn an dabei und mittendrin: Thomas Schubert, Geschäftsführer der Biomanufaktur Havelland.

„Manchmal sind Umbrüche Aufbrüche“, fasst der gelernte Fleischermeister die ebenso kurze wie erstaunliche Firmengeschichte zusammen. Das knappe Statement trifft auch auf ihn persönlich zu: Vor Übernahme der insolventen Veltener Fleischerei war er Chefeinkäufer Fleisch- und Wurstwaren bei der Bio Company; deren Inhaber Georg Kaiser übertrug ihm, kaum war der Kaufvertrag in trockenen Tüchern, die Geschäftsführung der Manufaktur.

„Aufbruch“ ist nach Schuberts Verständnis kein abgeschlossener, sondern ein fortwährender Prozess: Nachdem er den Betrieb mit viel Aufwand auf Vordermann, sprich: auf den neuesten Stand der Technik gebracht hatte, begann die eigentliche Arbeit: Produktion und Vertrieb von Fleisch- und Wurstwaren. Ganze elf Mitarbeiter (einschl. Verwaltung) hatte er anfangs mit im Boot, heute sind es 60; parallel ist der Umsatz von 2,7 auf knapp 17 Millionen Euro gestiegen.

Das Sortiment besteht aus ca. 350 Artikeln: Koch-, Brüh-, Roh- und Bratwurst, Schinken und Kassler, Rind-, Schweine-, Lamm- und Geflügelfleisch. Hinzu kommen verschiedene Salate (Kartoffel-, Fleisch,- Kraut- und Geflügelsalat). Selbst ein paar italienische Importspezialitäten (Parmaschinken, Mailänder Salami oder Mortadella) stehen auf dem Vermarktungszettel. „Wir produzieren täglich ca. 2,5 Tonnen Wurst“, erzählt Schubert. Darüber hinaus wandern z.B. pro Woche bis zu einer Tonne Hähnchenbrustfilets oder pro Monat etwa 1.100 Schweinehälften bzw. rund 640 Rinderviertel über die Zerlege- und Verarbeitungstische.

Die Rohware bezieht das Unternehmen von Naturland und Biopark, zwei biozertifizierten Verbänden, die mit ebensolchen landwirtschaftlichen Tierzüchtern zusammenarbeiten und auch für die Schlachtung sorgen. „Wir würden gern in eigener Regie in Berlin/Brandenburg schlachten lassen. Doch hierzulande sind die entsprechenden Kapazitäten praktisch auf Null runtergefahren worden“, bedauert Schubert. Aber mit den beiden Verbänden habe er zwei vertrauenswürdige Partner, die ihrerseits ausschließlich Betriebe des Vertrauens in ihren Reihen hätten. Wobei das Tierwohl für ihn oberste Priorität hat. Die Schlachtbetriebe müssen IFS-zertifiziert sein und somit über eine Kameraaufzeichnung verfügen. Unabhängig davon macht er sich zwei Mal im Jahr auf den Weg zu den Aufzuchtbetrieben. „Tierreisen“ nennt er das. Da kann er sich von Tierwohl, kurzen Schlachtungswegen oder Zertifizierung der Schlachtbetriebe ein Bild machen, was ihm ein besonderes Anliegen ist.

So gesehen versteht er seine Stippvisiten weniger als Kontrollbesuche, sondern vielmehr als vertrauensbildende Maßnahmen für beide Seiten, die gleichzeitig der Kontaktpflege und -festigung dienen. Die Lieferanten sind in Brandenburg/Berlin und Mecklenburg-Vorpommern angesiedelt – mit Ausnahme der Geflügelzüchter, deren Betriebe samt und sonders in Niedersachsen liegen. Warum das? „Weil wir in unserer Kernregion leider keine Hühnerzuchtbetriebe haben, die unseren Mengenanforderungen gerecht werden können“, erklärt Schubert und fügt hinzu: „Das ist hier eine riesige Marktlücke.“

Wenn auch das Bezugsgebiet für die Rohware über die Grenzen Brandenburgs hinausgeht, nennt er das Unternehmen insgesamt als „regional aufgestellt“. Denn neben der Entfernung bezeichnet er auch Faktoren wie Transparenz, Glaubwürdigkeit oder Tierwohl als bestimmende Merkmale von Regionalität, von der Verarbeitung in Velten ganz abgesehen. Als „ehrliches Handwerk“ umschreibt er diese Einstellung, wozu selbstredend auch die Produktion zählt: ohne Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker, aber mit Naturgewürzen.

Hauptabnehmer der umfassenden Produktrange sind natürlich die Märkte der Muttergesellschaft Bio Company. Aber ein Fünftel des Sortiments vermarkten die Veltener extern an Dritte: an die Betriebsverpflegung namhafter Unternehmen zum Beispiel oder an Mensen von Studierendenwerken. Auch in mehreren Betrieben der Gastronomie/Hotellerie ist man präsent; dieser Absatzweg soll noch verstärkt werden. „Insgesamt haben wir jetzt schon rund 300 Abnehmer, die wir extern beliefern, darunter auch eine Vielzahl von Imbiss-Ständen wie z.B. Curry 36 in Berlin“, resümiert Schubert.

Die beiläufig eingestreute Bemerkung „jetzt schon“ ist ein Hinweis auf mehr. In der Tat hat sich der Veltener Fleischereibetrieb zum Ziel gesetzt, auch bei den klassischen Vollsortimentern Rewe und Edeka gelistet zu werden – allerdings unter einer anderen Marke als „Biomanufaktur Havelland“, um den Absatz der Bio Company nicht zu kannibalisieren. Deshalb arbeite man derzeit an einer neuen Wortmarke, befinde sich aber noch in der „Findungsphase“. Während der Grünen Woche bzw. der von pro agro organisierten Handelsrundgänge habe es bereits vielversprechende Kontakte mit der Edeka und Rewe gegeben. „Wir sind eben nicht nur der Hauslieferant von Bio Company“, fasst Thomas Schubert zusammen. „Der gute Mix bringt’s.“

Gut Hesterberg

Schon von Weitem sieht man ihn, den Dreiseitenhof von Gut Hesterberg, der auf einem Hügel rund sieben Kilometer südlich von Neuruppin thront. Dabei handelt es sich nicht um eines der typischen altehrwürdigen Bauwerke, sondern um eine moderne Anlage, architektonisch stilvoll in die Landschaft integriert. Entstanden ist der Gutshof um die Jahrtausendwende, als die Familie Hesterberg nach Brandenburg zog und sich ganz einem neuen Projekt verschrieb: artgerechte Rinderzucht, nachhaltige Produktion von Fleisch- und Wurstwaren. Und zwar „alles aus einer Hand“, wie Geschäftsführer Jörn-Peer Steinicke (Foto) betont.

Heute stehen rund 800 Galloway-Rinder, darunter 400 Mutterkühe, ganzjährig auf 800 Hektar Weidefläche; hinzugekommen sind mehrere hundert Hühner in Freilandhaltung (mit mobilen Ställen), deren Bestand von Jahr zu Jahr variiert – durch natürlichen Tod oder feindliche Boden- und Luft-Attacken (Füchse, Raubvögel und andere Wildtiere). Regelmäßige Aufstallungen sind deshalb nötig. Der gegenwärtige Bestand von 400 Hühnern liefert 200 bis 250 Eier täglich für den Verkauf. Zur Weihnachtszeit vermarktet das Unternehmen außerdem frische Gänse; sie stammen von einem benachbarten Betrieb, der die Tiere artgerecht züchtet und selbst schlachtet.

Den Löwenanteil des Geschäfts machen allerdings die Rinder aus. Jeden Freitag werden – je nach Saison – zwei bis sechs Tiere vor Ort in Eigenregie geschlachtet, zerlegt und verarbeitet. Durch den Mangel an Schlachthöfen in der Umgebung bietet Gut Hesterberg auch für andere Betriebe Lohnschlachtung und Verarbeitung bis zum verzehrfertigen Produkt an. „Das ist nicht nur gut für die Auslastung, sondern auch gut für’s Geschäft“, sagt Steinicke.

„Wir sind ein komplett regionaler Anbieter von Fleisch- und Wurstwaren“, fährt er fort. Mit der eigenen artgerechten Tierzucht (ganzjährige Weidehaltung der Rinder), mit der Schlachtung und Verarbeitung vor Ort sowie der Vermarktung in Berlin und Brandenburg liegen sämtliche Qualitätsstufen in einer Hand. Damit leistet Gut Hesterberg nicht nur einen maßgeblichen Beitrag zur geschlossenen Wertschöpfungskette im Land, sondern verschafft sich obendrein ein Stück unternehmerischer Handlungsfreiheit: „Wir sind unabhängig von Zulieferern. Das ist eine starke Position im Fleisch verarbeitenden Gewerbe Brandenburgs“, hebt der Geschäftsführer hervor.

Vermarktet werden die in guter alter Handwerkstradition hergestellten Produkte über (fast) alle Kanäle. So wird das umfangreiche Sortiment an Fleisch- und Wurstwaren zum einen über den eigenen Webshop vertrieben, wo sich der Kunde die bestellte Ware entweder in einer der vier unternehmenseigenen Filialen abholen oder durch einen Paketservice direkt an die Haustür liefern lassen kann. Die stationären Hesterberg-Läden wiederum – drei davon in Berlin (Pankow, Adlershof, Steglitz) und einer in Germendorf (Oranienburg) – bieten neben dem gesamten Sortiment in der Frischetheke jeweils einen Imbiss zum direkten Verzehr an.

„Ein Vertriebs-Standbein ist der Lebensmitteleinzelhandel“, erzählt Steinicke weiter. Größter LEH-Kunde ist derzeit die Edeka, mit der seit über zehn Jahren eine sehr gute Partnerschaft besteht. Inzwischen hat sich auch die Rewe-Tür geöffnet. Gemeinsam mit Franziska Rutz, der Lokalitätsbeauftragten Rewe Ost (siehe pro agro-Newsletter 11/2022), ist es Steinicke gelungen, mit dem Hesterberg-Wurstsortiment in den Bedienungstheken von 25 Rewe-Märkten präsent zu sein. Das sei „ein recht guter Flow“, wie er sagt. Aber man habe noch „ein Spektrum von 50 bis 60 Filialen vor der Brust, die die Rewe für uns freigeschaltet hat und die wir jetzt noch als Kunden gewinnen wollen“.

Über die Partnerschaft mit Edeka und Rewe hinaus lautet das Ziel, zusätzlich neue Märkte zu erschließen. Um sich aber nicht zu verheben, muss die Wachstumsstrategie den Liefer- bzw. Schlacht- und Verarbeitungskapazitäten angepasst werden. Deshalb ist geplant, auf Gut Hesterberg etwa 300 qm Produktionsfläche zusätzlich zu schaffen. Dann könnte man darüber nachdenken, den LEH auch mit regionalem Frischfleisch zu beliefern, wenigstens im Rahmen von zeitlich begrenzten Aktionen. „Unsere Kernkompetenz in diesem Absatzkanal ist allerdings die Wurst“, erklärt Steinicke. Deshalb liegt die Überlegung nahe, eventuell in den Bereich SB-Wurst einzusteigen. Da wäre auch das Branding leichter. In Sachen Fleisch ist, anders als der LEH, die Gastronomie ein wichtiger Absatzkanal. Das ist ein Geschäftsfeld, das man noch intensiver beackern will. Doch hier wie für die anderen Vertriebswege gilt die Unternehmens-Devise: Nichts über’s Knie brechen, gesund wachsen, behutsam und kontinuierlich aufbauen.

Christine Berger GmbH

Seit über 20 Jahren stellt das in Petzow am Glindower See gelegene Unternehmen Sanddorn- und Wildobstprodukte mit Früchten aus eigenem Anbau her. Von Beginn an, also seit Firmengründung durch Christine Berger, liegen landwirtschaftliche Erzeugung, Verarbeitung und Veredelung der Früchte sowie der Vertrieb in Familienhand. Was mit Sanddornsaft unter der Marke Sandokan begann, repräsentiert inzwischen eine ganze Palette von Produkten, rund 50 an der Zahl. Heute zählt man bundesweit zu den führenden Anbietern von Sanddorn-Produkten – oder wie Dorothee Berger (Foto) sagt: „In unserer Nische sind wir sehr stark.“

Dorothee Berger, seit 2013 Geschäftsführerin, steht an der Spitze eines Unternehmens, von dem man mit Fug und Recht sagen kann, dass hier „alles aus einer Hand“ stammt. Es funktioniert einerseits als ein geschlossenes System, wo der Mehrwert der einzelnen Wertschöpfungsstufen im Betrieb bleibt, wo ökologische Prinzipien wie Bio-Anbau und nachhaltiges Wirtschaften zum Selbstverständnis gehören und wo die vitamin- und vitalstoffreichen Früchte schonend angebaut, geerntet und verarbeitet werden. „Das ist für uns kein Selbstzweck“, betont Dorothee Berger, „sondern in erster Linie ein Qualitätsmerkmal unserer Produkte“.

Andererseits handelt es sich um ein konsequent arbeitsteilig strukturiertes Unternehmen. Das beginnt mit dem landwirtschaftlichen Bio-Betrieb, wo auf 160 Hektar Ackerfläche die Früchte angebaut und geerntet werden; und das setzt sich fort mit dem drei Hektar großen „Sanddorn-Garten“, wo eine Vielzahl von Aktivitäten auch für externes Publikum stattfindet: Anbau von Kräutern und Wildfrüchten, gläserne Produktion, Restaurant und Café mit Blick auf den Glindower See, zwei Hofläden mit regionalen Spezialitäten aller Art.

Diese Vielfalt spiegelt sich auch bei den Produkten selbst wider. So finden sich unter dem Markendach „Sandokan“ Säfte und Nektar, Fruchtaufstriche und Gelees, Süßigkeiten, Tee, Weine und viele Delikatessen mehr. Neben weiteren Wildfruchtspezialitäten hat das Unternehmen auch eine Kosmetik-Range auf den Markt gebracht, nämlich drei Körperpflege-Systeme mit Bio-Sanddornöl. Zu guter Letzt treten die Petzower als Rohwaren-Lieferant auf – z.B. für Hersteller von Backzutaten oder Sanddorn-Schorle; dazu zählen auch Kooperationen mit saisonalen Verarbeitern in Brandenburg.

Das Herzstück des Unternehmens: Der Sanddorn-Garten.

Vertrieben werden die konsumnahen Produkte über den klassischen Lebensmittelhandel, Bio-Märkte und andere stationäre Geschäfte – nicht zu vergessen die Direktvermarktung in Eigenregie, also die beiden Hofläden und einen gut frequentierten Online-Shop. „Beim Nutzungsverhalten von Sanddorn gibt es in Deutschland ein klares Ost/West- und Nord/Süd-Gefälle“, erläutert die Firmenchefin und fügt hinzu: „Der Nordosten ist traditionell Deutschlands Sanddorn-Hochburg.“ Zur Kernzielgruppe zählen gesundheitsbewusste und touristische Verbraucher.

Heute sei das Geschäft „enorm schwierig“ geworden, erzählt sie. Das sei letztlich auf eine Veränderung des Verbraucherverhaltens zurückzuführen: „Der Premiumkunde geht auf Marke, der Markenkunde geht auf Handelsmarke und der Handelsmarken-Kunde geht auf Preiseinstiegsprodukte. Alle kaufen eine geringere Kategorie.“ Teilweise lasse sich das mit Aktionen korrigieren. Aber insgesamt seien die Verbraucher sparsamer geworden, so dass der Absatz regionaler Produkte zurückgehe.

Das ist auch für ihr Unternehmen eine Herausforderung, wenngleich die Situation weniger dramatisch als bei anderen Betrieben ist. Die Erklärung: Wegen des speziellen Produkt-Portfolios ist es möglich, sinkende Absätze durch Eröffnung neuer Märkte wenigstens teilweise aufzufangen – zum Beispiel mit den Gesundheitsprodukten, deren Markt sich weiter positiv entwickelt. Dennoch hat sich Dorothee Berger der kürzlich gestarteten landesweiten Aktionskampagne „Regionale Lebensmittel einkaufen – jetzt erst recht!“ angeschlossen. Ihr sei es sehr wichtig, sich in dieser Krisensituation anderen Betrieben gegenüber solidarisch zu zeigen, persönlich für regionale Produkte zu werben und buchstäblich Flagge zu zeigen. „Es geht mir dabei nicht in erster Linie um einen Appell an Gutmenschen, sondern darum, dem Verbraucher den Mehrwert regionaler Produkte nahezubringen“, sagt sie (siehe auch unseren detaillierten Bericht in der Rubrik BRANCHE).

A. Dohrn & A. Timm

Jährlicher Ausstoß an Fertigwaren: rund 100 Mio. Füllungen; saisonale Verarbeitung: ca. 25.000 t Obst und Gemüse; Anteil der ökologisch erzeugten Rohwaren: knapp 70 Prozent. So sieht die bemerkenswerte Bilanz des Unternehmens aus, das 1891 als klassischer Getränkefachhändler in Hamburg begann. Die Zentrale befindet sich nach wie vor in der Hansestadt, doch das umfangreiche Portfolio an alkoholfreien Getränken wird heute im Standort Diedersdorf (Teltow-Fläming) selbst produziert und von dort aus vermarktet – und zwar „so viel regional wie möglich“, so Geschäftsführer Thomas Schramm.

A. Dohrn & A. Timm produzieren in ihrem Werk in Diedersdorf (Großbeeren) im Landkreis Teltow-Fläming

Das in fünfter Generation geführte Familienunternehmen ist seinem Gründungsstandort treu geblieben, wurde aber nach der Wende organisatorisch neu aufgestellt: Im Zuge einer betrieblichen Arbeitsteilung, so könnte man sagen, sind Verwaltung, Vertrieb und Marketing in Hamburg geblieben, während das operative Geschäft in Diedersdorf stattfindet. Dort wird unter anderem die von Brandenburger Vertragsbauern angelieferte Rohware verarbeitet und vermarktet.

„Alles, was uns die Region an Obst und Gemüse für die Herstellung bietet, versuchen wir auch zu bekommen“, betont Thomas Schramm (Foto) – ein klares Bekenntnis zur Regionalität. Versteht sich, dass exotische Früchte wie Orangen zugekauft werden müssen. „Die wachsen nun mal nicht in unseren heimischen Gefilden.“ Und da sind noch die Äpfel des unternehmenseigenen Anbaubetriebs im Alten Land (nahe Hamburg), die teils vor Ort als Tafelobst vermarktet, teils in Diedersdorf gepresst, abgefüllt und auf den Weg zum Abnehmer gebracht werden.

Mit den Landwirten schließt das Unternehmen Anbauverträge über Art und Menge der Früchte. Das geschieht jährlich rechtzeitig vor Anbaubeginn und bietet beiden Partnern nur Vorteile: „Die Bauern haben eine Abnahmegarantie, und wir haben die gesamte Kette von der Erzeugung bis zur Vermarktung im Griff“, sagt Schramm. Man kennt also seine Partner, was ja als Herkunftsnachweis auch einem positiven Qualitätszeugnis gleichkommt.

Thomas Schramm leitet seit fast fünfzehn Jahren die Geschicke bei A. Dohrn & A. Timm

Die Produkt-Range kann sich sehen lassen: klassischer Gemüsesaft (z.B. Tomate, Mühren, Rote Bete, Sauerkraut – Bio und konventionell); Kombi-Produkte wie Apfel/Mango, Fruchtsäfte mit Schwerpunkt Apfel, Orange, Trauben, Mehrfrucht; Pflaumensäfte und Fliederbeer-Produkte. So reichhaltig das Angebot, so vielfältig der Markenauftritt: Grünland (Bio-Gemüse- und Fruchtsäfte), Grünfink (konventionelle Gemüse- und Fruchtsäfte mit naturbelassenen Zusätzen), Scharfe Säfte (Gemüse, Tomate, Karotte, Rote Bete), Herva (Weinschorle).

Unter dem Label „Brandenburger Quell“ gehört dem Sortiment ferner eine komplette Range von Mineralwässern an (Classic, Medium, Naturell), flankiert von Limonaden, Apfelschorle und Fassbrause – alles in Mehrweg natürlich. „Wir sind ein PET-freier Betrieb“, unterstreicht Geschäftsführer Schramm. Die Quelle liegt tief unter der Diedersdorfer Heide am Rande des Brandenburger Nuthe-Urstromtals. Regionaler geht’s nicht. Dabei wird penibel darauf geachtet, dass die Entnahme aus dem Grundwasser im Lot bleibt.

Regionalität steht hoch im Kurs bei Dohrn & Timm. Dabei handelt es sich keineswegs nur um ein wohlfeiles Lippenbekenntnis, sondern um gelebte Realität. Das betrifft die gesellschaftliche Ebene (z.B. durch Sponsoring lokaler Sportvereine) ebenso wie die wirtschaftliche Seite (z.B. durch Einbringung in regionale Wirtschaftskreisläufe). Die Wässer sind laut Schramm von der Erzeugung bis zur Vermarktung komplett – also zu 100 Prozent – regional; viele Produkte tragen damit zur Stärkung der regionalen Wertschöpfung bei.

Im Großraum Berlin/Brandenburg sind die Produkte praktisch flächendeckend in den Regalen des Handels zu finden, egal ob beim Vollsortimenter oder Discounter, beim Bio-Fachhändler oder im Drogeriemarkt. Das muss nicht immer erkennbar unter der eigenen Herstellermarke, sondern kann auch als Private Label des Handelspartners der Fall sein. Und was hat man sich für die nahe Zukunft vorgenommen? „Weitere Innovationen auf den Markt bringen, das regionale Angebot in den nächsten fünf Jahren verstärken“, so Thomas Schramm.

Agrar GmbH Bergsdorf

Wertvoller Beitrag zur Strukturentwicklung

Christoph Lehmann (Foto) war 28 Jahre alt und frisch gekürter Absolvent eines Landwirtschafts-Studiums an der Berliner Humboldt-Universität, als er vor gut zehn Jahren einen LPG-Nachfolgebetrieb mit Mastschweine- und Milchkuhhaltung übernahm. Mit im Gepäck hatte er eine klare Vorstellung von dem, was er daraus machen wollte: einen praktisch autarken Rindermastbetrieb mit artgerechter und nachhaltiger Tierhaltung sowie eigener Schlachtung und Verarbeitung; der größte Teil der Wertschöpfungskette sollte auf dem Hof selbst entstehen. Zug um Zug hat er seine Vision verwirklicht.

„Was seinerzeit mit der bewussten Abschaffung von Schweinemast und Milchproduktion begann, ist heute ein Unternehmen, das ausschließlich Rindfleisch produziert und dessen Fokus auf Produktqualität sowie den richtigen Umgang mit Boden und Tier liegt“, fasst Inhaber und Geschäftsführer Lehmann zusammen. Seine 18 Mitarbeiter bringen ihre fachliche Expertise in alle relevanten „Gewerke“ ein: Pflanzenanbau und Futterherstellung, Rinderzucht, Schlachtung und Fleischveredelung, Direktvermarktung und Verwaltung.

Die ca. 850 ha Fläche dienen dem Ackerbau (650 ha) und der Grünlandbewirtschaftung (200 ha). „Wir verbinden konventionelle und umweltverbundene Methoden mit dem Ziel, unser größtes Kapital, den Boden, in seinem Leben und seiner Fruchtbarkeit nachhaltig zu fördern“, so Lehmann. Der Ackerbau steht dabei für Weizen, Mais, Raps, Gerste, Roggen und Dinkel, wobei der Mais komplett als Winterfutter und ein kleiner Teil des Getreides als Kraftfutter für die Rinder dient; der Löwenanteil wird als Marktfrüchte an den Getreidehandel und an Mühlen verkauft.

Die Grünlandbewirtschaftung wiederum setzt in der Vegetationszeit ein und funktioniert nach den Prinzipien der „Umtriebsweidewirtschaft“. Hier leben die Tiere, aufgeteilt in drei Herden, ausschließlich in Freilandhaltung und bekommen „portionsweise“ unterschiedliche Weiden zum Abfressen zugeteilt. „Umtrieb“ heißt: Wenn eine Koppel abgehütet ist, geht’s zur nächsten. Und im Laufe der Vegetation, wenn das Gras wieder nachgewachsen ist, kommen die Tiere schließlich dort an, wo der Futter-Kreislauf begonnen hat. Die kalte Jahreszeit verbringen die Rinder auf einer Winterkoppel.

Die Tiere der Rasse „Uckermärker“ leben also von der Geburt bis zur Schlachtung stressfrei vor Ort. „Das ist eine runde Sache“, sagt Lehmann und ergänzt: „Wir wollen schließlich was von den Tieren und nicht umgekehrt. Da kann man ihnen das Leben und Sterben so angenehm wir möglich machen.“ Die Rede ist hier von etwa 600 Rindern, darunter 200 Mutterkühe und etliche Zuchtbullen, die für den Nachwuchs zuständig sind.

Geschlachtet wird im eigenen Schlachthof, der 2019 auf dem Betriebsgelände errichtet worden ist. Die gereiften Rinderviertel werden verarbeitet zu Frischfleisch in diversen Zubereitungsformen (vom Filet über Rouladen bis zu Spare Ribs), zu Schinken und Wurst (frisch oder in Gläsern) sowie zu Convenienceprodukten (Soljanka und Tafelspitz hausgemacht). Versteht sich, dass auf den Einsatz von Geschmacksverstärkern, Farbstoffen oder sonstigen produktverfälschenden Zusätzen verzichtet wird; verwendet werden ausschließlich Naturgewürze.

Vermarktet werden die Produkte unter dem Label „Bergsdorfer Wiesenrind“, und zwar über den eigenen Hofladen, die Gastronomie, Fach- und Feinkostgeschäfte sowie über ausgewählte Supermärkte von EDEKA und ab August von REWE. Darüber hinaus nutzen die Bergsdorfer die „Marktschwärmer“ als speziellen Vertriebsweg (Online-Bestellung mit persönlicher Abholung an festen Ausgabepunkten, siehe auch das Interview im pro agro-Newsletter 06/2022).

Insgesamt erfüllt das Gesamtkonzept von der Erzeugung über die Verarbeitung bis zur Vermarktung schon heute essenzielle Anforderungen an die Ernährungsbranche: Tierwohl, Schonung der Umwelt und Nachhaltigkeit. Mehr noch: Das Unternehmen leistet einen wertvollen Beitrag zur Strukturentwicklung im Landkreis Oberhavel, zum Beispiel durch Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen sowie durch Generierung eines entsprechenden Steueraufkommens.

Löwendorfer Geflügelhof

Potenzielle Partnerbetriebe immer willkommen

In Ruhe: Das Inhaberehepaar Gensch zeigt, worum es geht

Der in dritter Generation geführte Familienbetrieb kann 2022, was seine Geschichte angeht, gleich mit drei runden Zahlen aufwarten: vor 90 Jahren gegründet, vor 30 Jahren umfirmiert zum „Löwendorfer Geflügelhof“ und ebenso lange auf dem Berliner Großmarkt mit einem eigenen Stand präsent. Aus dem einstigen Hühnerhof rustikaler Prägung ist ein hochtechnisiertes Unternehmen geworden, in dem mehr als 40 Beschäftigte täglich hunderttausende Eier sortieren, verpacken, kommissionieren und vertreiben.

Ohne den Einsatz modernster Maschinen ist das anspruchsvolle und aufwendige Arbeitspensum gar nicht mehr zu stemmen. Eine Säule der Sortimentsvielfalt ist die Kooperation mit Partnerbetrieben, erzählt Inhaberin und Geschäftsführerin Anette Gensch. „Den überwiegenden Teil der Eier, die wir vermarkten, kaufen wir als unsortierte Ware ein“, sagt sie und fügt als Erklärung hinzu: „Das bietet auch kleineren Erzeugern die Möglichkeit, zusammen mit unserer Eigenproduktion ihre Erzeugung zu vermarkten. Leider haben wir am Standort keine Erweiterungsmöglichkeiten.“

In Zahlen bedeutet das, dass der Betrieb selbst über etwas mehr als 70.000 Legehennen in Bodenhaltung verfügt, was rund 65.000 Eier pro Tag bringt. Ein Mehrfaches dessen liefern zusätzlich die Partner, nämlich täglich 500.000 bis 600.000 Eier aus Boden-, Freiland- und Bio-Haltung. Die holen die Löwendorfer mit ihren Sattelzügen größtenteils selbst ab, wobei auf kurze Transportwege geachtet wird; die meisten Lieferanten stammen aus Brandenburg, ein paar auch aus Mecklenburg-Vorpommern.

In Aktion: Modernste Maschinen steuern den Verarbeitungsprozess.

„Aus Gründen der Nachhaltigkeit vermeiden wir, die Eier durch halb Europa zu karren“, erklärt Anette Gensch und macht an einem weiteren Beispiel deutlich, dass sie es ernst mit der Nachhaltigkeit meint: „Wir produzieren seit 2013 etwa 50 Prozent unseres Energieverbrauchs mit Hilfe einer Photovoltaik-Anlage selbst. Es ist uns ein echtes Anliegen, ressourcen- und damit umweltschonend zu arbeiten.“

Apropos schonend: Das Ei an sich ist ja ein eher verletzliches Gut, so dass die Frage naheliegt, ob denn im Zuge des Transport- und Verarbeitungsprozesses nicht so manches zu Bruch geht. Dass es einen gewissen Schwund gibt, will die Inhaberin gar nicht wegdiskutieren. Doch erstens sei ein Ei „nicht so fragil, wie man meint; zweitens kriegen unsere Hühner so gutes Futter, dass sie ziemlich stabile Schalen produzieren und drittens sind unsere LKWs technisch so ausgestattet, dass der Schwund überschaubar bleibt.“

Vermarktet wird die Ware hauptsächlich über den Lebensmittelgroß- und -einzelhandel, und zwar meist über deren Zentralläger (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen), teils auch via Streckenbelieferung. Darüber hinaus ist man sehr stark bei der Direktvermarktung in Berlin: Seit 1992 ist das Unternehmen auf dem Großmarkt Fruchthof-Berlin vertreten, wo drei Mitarbeiter jeden Wochentag zu nachtschlafender Zeit (von morgens 2:30 Uhr bis 9:00 Uhr) die Produkte an Markt- und Einzelhändler, Gastronomen, Frischdienste und sonstige Absatzmittler verkaufen.

In Fahrt: Spezielle Sattelschlepper transportieren das fragile Gut.

Auf diese Weise wandern jeden Monat rund eine Million Eier in allen möglichen „Aggregatzuständen“ über den Tresen: frische Eier, bunte Eier, gekochte und geschälte Eier in Salzlake, Wachteleier sowie Eier im Tetrapack (Vollei, Eigelb, Eiweiß, Rührei). Wie die Absatzmengen belegen, handelt es sich hier um Ware aus Eigen- und Partnerproduktion.

Es werden aber auch Produkte ausschließlich aus eigener Erzeugung vermarktet, und zwar unter der Marke „Regional & Saisonal“. Während der Begriff „Regional“ als Herkunfts-Merkmal selbsterklärend ist, umschreibt „Saisonal“ die Legerunden der Hennen, nicht die Jahreszeiten. Konkret: Die Hühner werden im Alter von 18 Wochen angeliefert und eingestallt; dann dauert es noch zwei bis drei Wochen, bis sie Eier legen. Die eigentliche Saison beginnt, wenn die Hühner mit dem Eierlegen starten, und endet bei deren Schlachtung im Alter von. 80 bis 85 Wochen.

Grundsätzlich ist das Unternehmen immer daran interessiert, neue Partnerbetriebe aufzunehmen. Voraussetzung für eine Zusammenarbeit ist jedoch, dass potenzielle Partner über eine Mindestkapazität von 10.000 bis 12.000 Tieren verfügen. „Das ist für uns die untere Grenze, um solche Größenordnungen in unseren Betrieb einbinden zu können. Interessenten sollen sich einfach melden, um zu klären, ob eine Kooperation sinnvoll und möglich ist“, so Anette Gensch.

Gut&Bösel

Benedikt Bösel, „LandVisionär“ einer regenerativen Landwirtschaft (Foto: Emanuel Finckenstein).

Bei Gut und Bösel in Briesen (Mark) ist alles auf Modus „Multi“ geschaltet. Das beginnt mit Inhaber und Geschäftsführer Benedikt Bösel, der zwei Studien absolviert hat (Business Finance, Agrarökonomik) und vor Übernahme des elterlichen Bio-Betriebs (2016) zehn Jahre als Berater in der Finanzbranche gearbeitet hat; das setzt sich fort in den vielseitigen Betriebsaktivitäten sowie in der Umsetzung „multifunktionaler Landnutzungskonzepte“; und findet sich schließlich wieder im Miteinander von Forschung und landwirtschaftlicher Praxis. Ein Blick hinter die Kulissen.

Unsere Gesprächspartnerin Lea Ligat verkörpert, natürlich, ebenfalls das Thema „Multifunktionalität“, da sie ein ganzes Bündel von Managementaufgaben zu erledigen hat: Kommunikation, Marketing, Vertrieb und Veranstaltungen. Zum Unternehmen selbst erzählt sie, dass es aus mehreren Gesellschaften besteht, die unter der Dachmarke „Gut und Bösel“ vereint werden sollen. Das betrifft den Forstbetrieb mit 2.000 Hektar und die LandVision Alt Madlitz GmbH mit 1.000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche, die von Benedikt Bösel gegründet worden ist.

Unter dem Dach der Neugründung befinden sich die mobile Hühnerhaltung mit 300 Legehennen unterschiedlicher Rassen, die für „bunte“ Eier sorgen. Dazu gehört ferner die Mutterkuhherde mit 100 Tieren plus derzeit 25 Kälbern; dabei handelt sich um eine gemischte Herde aus Angus- und französischen Salers-Rindern, die nach den Grundsätzen eines „ganzheitlichen Weidemanagements“ gehalten werden. Die Kühe werden dabei eng zusammengestellt und jeden Tag weiterbewegt, was die Bodenqualität hebt und das Graswachstum fördert.

Drittes Standbein der „LandVision“ sind die Agroforst-Aktivitäten. „Beim Konzept Agroforst wird die Fläche mit Baumstreifen kombiniert, so dass zwischen den Reihen nach wie vor Ackerbau betrieben werden kann“, erklärt Lea Ligat. Die Baumstreifen können aus Obst-, Nuss-, oder Edelholzstreifen bestehen. „Das ist gut gegen Winderosion und gut für Biodiversität und Böden. Und zu guter Letzt natürlich auch für die Bauern selbst, da auf den Streifen Mehrfach-Ernten pro Jahr möglich sind“, fügt sie hinzu.

Lea Ligat, das Multifunktions-Talent / Agroforst aus der Vogelperspektive (Fotos: Emanuel Finckenstein).

Bewirtschaftet wird der Betrieb mit 25 Beschäftigten zuzüglich acht bis zehn Praktikanten. Die Erzeugnisse – insbesondere Eier, Rindfleisch und Wildfleisch (aus eigener Jagd) – wird derzeit über die „Plattform 2020 für gute Lebensmittel“ vermarktet, und zwar hauptsächlich in der Gastronomie. Dieses in der Berliner Markthalle Neun angesiedelte, engmaschige Vermarktungs-Netzwerk (siehe pro agro-Newsletter 10/2021) betreibt dort nebenbei auch einen Verkaufsstand („Beet und Baum“), wo das eine oder andere Produkt direkt den Endverbraucher erreicht.

Im Spätsommer dieses Jahres wird zusätzlich ein Online-Shop gestartet, wo Endverbraucher regelmäßig einkaufen können: frisches und verarbeitetes Fleisch (Wurst), Obst und Gemüse (Saisonware) etc. Und wie sieht’s mit einem eigenen Hofladen vor Ort aus? „Das zählt gegenwärtig nicht zu unseren Prioritäten, aber wir behalten das im Auge“, heißt es. Was aber im kommenden Sommer konkret wird, ist ein Pop-up-Restaurant. Von Mitte Juli bis Mitte August können an einer langen Tafel auf den Feldern des Betriebs die von Profiköchen zubereiteten Produkte verkostet werden (Vorbestellung empfehlenswert).

Als wären das neben der landwirtschaftlichen Arbeit und der Vermarktung der Erzeugnisse nicht genug der Aktivitäten, hat Benedikt Bösel vor gut einem Jahr eine Stiftung gegründet. Deren Zweck ist die Erforschung und Entwicklung multifunktionaler Methoden der Landwirtschaft. „Die Stiftung nutzt praktisch die vorhandenen Flächen als Reallabor“, erläutert Lea Ligat. In enger Kooperation mit Universitäten und Forschungsinstituten will man herausfinden, welchen Einfluss die verschiedenen Ackerbau-Methoden auf die Biodiversität und das gesamte Ökosystem haben.

Konkret geht es dabei um innovative Landnutzungskonzepte, die eine zukunftsfähige, klimaresiliente Landwirtschaft in unserer Region ermöglichen. „Multifunktionalität“ heißt in diesem Zusammenhang, dass auf den Flächen die synergetischen Beziehungen zwischen Pflanze, Baum und Tier genutzt werden und dadurch ein großes Spektrum der Anpassung an standortbezogene Bedingungen erreicht wird. Basis und Ziel dieser in der Praxis angewandten Ansätze ist eine regenerative Landwirtschaft – nicht als Selbstzweck, sondern um „den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen“, so die Unternehmensphilosophie.

LandVision Alt Madlitz GmbH
Schlossstraße 32
15518 Briesen (Mark) OT Alt Madlitz
033607/293
info@gutundboesel.org
www.gutundboesel.de

„Wilder Mönch“ Wildsalami

Das Produkt besteht aus drei verschiedenen Arten Wildfleisch (Wildschwein, Reh, Hirsch). Die Tiere werden von regionalen Jägern, Jagdverbänden und Oberförstereien des Landkreises Elbe-Elster in deren Revieren erlegt. Beigemischt wird 25 Prozent Schweinefleisch der Rasse Sachsenglück aus der Lausitz. Das verspricht kurze Transportwege, naturbelassenes Wildbrät und eine transparente Lieferkette. Bei dem verwendeten Mönchspfeffer handelt es sich um eine alte Sorte, die schon vor Jahrhunderten zu medizinischen Zwecken angebaut wurde. Ausgezeichnet mit dem pro agro-Marketingpreis 2022 der Direktvermarktung.

 

Fleischerei Weiland
Leipziger Straße 37, 03253 Doberlug-Kirchhain
Telefon: 035322/34400, Mail: matthias@fleischerei-weiland.de

Regionale Fischvielfalt im Supermarkt

Unter der Dachmarke „nah&pur“ vertreibt die Fischerei Schröder seit Oktober 2021 selbst hergestellte Produkte wie Saure Bratbrasse, Fischbuletten oder geräuchertes Brassen- und Karpfenfilet im Lebensmitteleinzelhandel Berlins und Brandenburgs. Hintergrund ist das Bestreben, aus der Mode gekommenen Fischarten wieder Platz in den Regalen der Supermärkte und Geschäfte zu bieten. Das Augenmerk liegt dabei auf weniger bekannten, aber reichlich in den heimischen Gewässern vorhandenen Fischarten. Ausgezeichnet mit dem pro agro-Marketingpreis 2022 der Ernährungswirtschaft.

 

Fischerei Wolfgang Schröder
Am Gahlberg 2, 14715 Havelau/OT Strodehne
Telefon: 033875/30737, Mail: fischerei-schroeder@yahoo.de

Kornwerk Haferdrinks

Die Produkte sind das Ergebnis der Zusammenarbeit von Kornwerk und Kranichsberger Agrargesellschaft. Ziel der Kooperation ist, die Biodiversität und Vielfalt der Getreidesorten gemeinsam mit brandenburgischen Landwirten zu fördern. Die Erzeugnisse stehen für eine geringere CO2-Belastung durch kurze Transportwege zum Konsumenten und unterstützen eine ökologische und soziale Landwirtschaft. Die Haferdrinks werden aus nährstoffreichen alten Getreidesorten hergestellt und in Mehrwegflaschen vertrieben. Ausgezeichnet mit dem pro agro-Marketingpreis 2022 der Ernährungswirtschaft.

 

Kornwerk für die regionale Biodiversität GmbH
Volkmarstraße 1-7, 12099 Berlin
Telefon: 0163/7411777, Mail: miriam@kornwerk.com

Bad Liebenwerda Near-Water-Linie

Erfrischend, gesund, ohne Kalorien – genau diese Kombination verspricht das Bad Liebenwerda Mineralwasser +, und zwar in den Sorten Zitrone und Limette. Mit den wassernahen Durstlöschern folgt der Mineralbrunnen aus Brandenburg dem wachsenden Trend nach Alternativen für ernährungsbewusste Vieltrinker. Bei dem Produkt, das im März 2022 auf den Markt kommt, handelt es sich um eine Kombination aus quellfrischem Mineralwasser und einem Spritzer echte Frucht. Auf künstliche Zusätze, Zucker und Süßstoffe wird verzichtet; die neue Produktlinie kommt ohne Kalorien aus.

Mineralquellen Bad Liebenwerda GmbH
Am Brunnenpark 1-4, 04924 Bad Liebenwerda
Telefon: 030/5302312-29, Mail: kuhn@mineralquellen.de

 

Spargel- und Erlebnishof Klaistow

Antje und Ernst-August Winkelmann, Betreiber des Spargel- und Erlebnishof Klaistow (Foto: Michael Wendt)

Im Wirtschaftsjargon würde man sagen, der Landwirt Ernst-August Winkelmann ist Inhaber einer diversifizierten Unternehmensgruppe: Vom elterlichen Betrieb im nordrheinwestfälischen Rahden, der „Keimzelle“ seiner Aktivitäten, machte er sich 1991 auf den Weg nach Brandenburg mit dem Ziel, zusätzlich in Klaistow Fuß zu fassen. Dort pachtete er zunächst 11 ha Land, um Spargel anzubauen. Doch dabei blieb es nicht – weder was die Zahl der Brandenburger Standorte, noch was den Spargel angeht. Zwei Betriebe kamen hinzu, die Ackerflächen summierten sich auf das Zigfache, die Zahl der in großem Stil angebauten Bodenfrüchte nahm zu. Heute repräsentiert das Unternehmen einen Betrieb, der seine landwirtschaftlichen Erzeugnisse nicht nur direkt beim Verbraucher vermarktet, sondern auch als Produzent für den Lebensmittelhandel verarbeitet und veredelt.

Bei allem Unternehmergeist ist Ernst-August Winkelmann (Foto mit Ehefrau Antje) stets bodenständig geblieben: „Morgens gehe ich über die Felder und schaue, was da läuft. Das ist für mich das Schönste“, schwärmt er. Klingt fast ein bisschen romantisch, wie er das so sagt. Doch Romantik reicht nicht, um ein derart großes, recht schnell gewachsenes Unternehmen zu führen. Und so sieht es gegenwärtig aus:

  • Der Betrieb in Rahden (gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich bewirtschaftet) ist von sechs auf heute 600 ha Spargel plus über 100 ha Heidelbeeren vergrößert worden;
  • in Klaistow (gemeinsam mit seiner Frau bewirtschaftet) sind aus den 11 ha Spargelanbau 800 ha geworden, flankiert von 200 ha Heidelbeeren und 20 ha Erdbeeren, und
  • der 2007 gekaufte Betrieb in Kremmen baut auf 200 ha Fläche Spargel und auf 30 ha Heidelbeeren an.

Einen richtigen Coup landete der findige Unternehmer, als er eine ehemalige NVA-Kaserne in Hennickendorf (Luckenwalde) kaufte und umrüstete. Hier werden seine landwirtschaftlichen Erzeugnisse mit modernsten Maschinen gemäß den strengen Qualitäts- und Hygienevorschriften zur Vermarktung über den Lebensmittelhandel verarbeitet. Da musste er viel Geld in die Hand nehmen, und zwar für den Umbau der ehemaligen Kasernengebäude in Produktionshallen und moderne Unterkünfte für die Mitarbeiter. In diesen Genuss kommen insbesondere die bis zu 2.000 Saisonkräfte während der Erntezeit, die teilweise mit ihren Familienangehörigen dort leben und arbeiten. „Rundum-Service inbegriffen“, wie Winkelmann betont: Geldautomaten, Wäsche-Service, Sportplatz und vieles mehr.

Während also in Hennickendorf der Spargel & Co. für den LEH verkaufsgerecht verarbeitet werden, wird das, was die Äcker in Klaistow und Kremmen hergeben, ausschließlich direkt vermarktet. Zum Beispiel über deren Hofläden und Online-Shops oder während der Hochsaison über 200 kleine mobile Verkaufsstellen, die in Berlin und Brandenburg an strategisch günstigen Orten positioniert werden. Nicht zu vergessen die ausgedehnten Heidelbeer- und Erdbeerfelder samt Kartoffeläcker, wo die Verbraucher ihre Ware selbst ernten können.

Das kann für Groß und Klein einen willkommenen Spaßfaktor darstellen, was Winkelmann übrigens auch so sieht, aber nicht nur: „Ich halte es für wichtig, dass die Verbraucher wissen, wie landwirtschaftliche Erzeugnisse entstehen und verarbeitet werden. Das hat was mit Wertschätzung zu tun. Wir wollen, dass die Leute an unsere Produkte herangeführt werden“, sagt er. Das sieht in diesem Sinne nach einer lohnenden Maßnahme aus: Immerhin kommen allein in Klaistow zur Hochsaison täglich mehrere tausend Leute zum Selbstpflücken.

Jährlich im Herbst lockt die Kürbisausstellung Groß und Klein nach Klaistow (Foto: Michael Wendt)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„In Klaistow haben wir einen Bauernhof mit Erlebnischarakter aufgebaut“, erzählt Winkelmann, wo Erwachsene und Kinder neben der „Arbeit“ (also dem Selbstpflücken) Spaß und Ablenkung haben sollen. Dafür sorgen unter anderem ein ausgedehnter Spielplatz; der Wald mit Wildgehegen, Kletterpark und Erlebnispfad; die eigene Bäckerei oder die Gastronomie und vieles mehr. Nicht ohne Stolz berichtet er auch über die jährliche Kürbisausstellung im Herbst, die während der acht Wochen Öffnungszeit zweihundert- bis dreihunderttausend Besucher anlockt.

Dies alles und weitere Aktivitäten, die über das reine Verkaufsgeschäft hinausgehen, sorgen für ordentlich Publikumsverkehr in Klaistow und Kremmen, was wiederum die Mund-zu-Mund-Propaganda fördert und damit letztlich auch die Nachfrage belebt – ein Wirtschaftskreislauf also, der nicht nur der Unternehmerfamilie, sondern auch den Mitarbeitern und der gesamten Region zugutekommt.

Branchennews

Branche aktuell

URSTROM KAESE GMBH

Reife Leistungen eines weitgereisten Unternehmer-Paares

Internationaler geht’s kaum: Zwei Weltenbummler in Sachen Käse, die Belgierin Yule Seifert und der  Brite Paul Thomas, begegneten sich vor bald fünf Jahren auf einer Käsemesse in Norditalien, wurden ein Paar und ließen sich im Urstromtal nieder, genauer: mieteten eine kleine, aber feine Molkerei auf dem Hof von Rainer Schmitt in Schöbendorf (Gemeinde Baruth/Mark), auf dessen 400 ha Weiden rund 400 Jersey-Kühe grasen. Seit Sommer 2020 produzieren die ausgebildete Ingenieurin und der Biochemiker, beide bestens geschulte Affineure und früher international in Sachen Käse unterwegs, in ihrer Manufaktur den Premium-Käse.

„Es ist sehr günstig, Milchlieferanten, Milchproduktion und Käseherstellung an einem Ort zu haben“, sagt Yule Seifert. Sie meint das nicht nur mit Blick auf die kurzen Wege, sondern vor allem im Sinne von Herkunft und Glaubwürdigkeit: transparente Logistik, „punktgenaue“ Regionalität. Und artgerech
te Haltung der Tiere. Das beginnt schon beim Futter: frisches Gras im Sommer, Silage im Winter,  was auch ein Ausweis für die Qualität des Endprodukts ist. „Wir sind überzeugt davon, dass aus der Milch von Tieren, die dieses nahrhafte Futter bekommen, sehr guter Käse herzustellen ist“, betont Paul Thomas und fügt als persönliche Philosophie hinzu: „Die Milch zu verstehen, ist der erste  Schritt zu einer großartigen Käseherstellung.“

Der Weg vom Milchverständnis zum fertigen Produkt ist ein Prozess, den das Molkereipaar auf den verschiedensten Stationen im In- und Ausland gelernt und perfektioniert hat. Dadurch ist ein Schatz an außergewöhnlicher Expertise entstanden, der mit dem Wissen aus Praktika, Schulungen und
Verkauf sowie den Begegnungen mit Experten in aller Welt gespeist wird. Diese Erfahrungen finden jetzt Eingang in die Herstellung ihres Premium-Käses.

Das war und ist ein schrittweiser Prozess, insbesondere für einen Zwei-Personen-Betrieb, der vom Beginn der unternehmerischen Tätigkeit an nicht gleich in die Vollen gehen kann, finanziell und personell. Am Anfang stand also die Produktion von Frischkäse. Warum? Weil Frischkäse maximal 36 Stunden zu Reifung braucht, das heißt nach der Bearbeitung recht schnell in den Verkauf gehen kann. Die Kosten für die Rohmilch lassen sich dadurch zügig wieder einspielen, man muss nicht übermäßig lange in finanzielle Vorleistung gehen. Nachdem das Unternehmer-Paar ein kleines Geldpolster erwirtschaftet hatte, ging es an die Produktion von Weichkäse – mit zweiwöchiger und vierwöchiger Reifung.

Jetzt reicht das finanzielle Polster auch für Schnittkäse, der eine deutlich längere Reifung braucht als Frisch- und Weichkäse. „Die Reifung bei Schnittkäse nimmt zwar mehr Zeit in Anspruch, ist aber wesentlich einfacher als beim sensiblen Weichkäse“, berichtet Yule Seifert. Der Grund: Er trocknet nicht so schnell aus, wird weder zu fest noch zu weich, und seine Verarbeitungszeit ist wesentlich kürzer.

Und wie sieht’s mit der Vermarktung aus? Zehn bis fünfzehn Prozent der Produktion werden über den eigenen Hofladen verkauft. Darüber hinaus wird der Berliner Fachhandel und zum Teil auch die Gastronomie beliefert. Inzwischen haben sich Sortiment und Qualität der Manufaktur über die Grenzen Berlins und Brandenburgs hinaus herumgesprochen: „Die Nachfrage nimmt zu“, berichtet das Unternehmerpaar, „und zwar nicht nur in Berlin, sondern es gibt auch Anfragen aus Hamburg, Leipzig und anderen Städten, so dass wir in absehbarer Zeit über einen Käseversand nachdenken müssen.“

Kontakt:

Urstrom Kaese GmbH
Dämmchen 15
15837 Baruth/Mark
Tel. 0157/36242431
info@urstromkaese.de

 

Peters‘ Landwirtschaft

Gelebte bäuerliche Tradition & modernste Verkaufsmethoden

In der Löhmer Dorfstraße 24a zu Löhme, einem Ortsteil von Werneuchen im Barnim, geht es vielseitig zu. Auf dem von Vater und Sohn Peters bewirtschafteten Hof herrscht ein buntes Miteinander von Mensch und Tier (letztere Gattung deutlich in der Überzahl), Gebäuden und Technik, Tradition und Moderne. Die gelebte bäuerliche Tradition äußert sich in der Philosophie (und Praxis) der artgerechten, althergebrachten Tierhaltung/Tierwohl. Die Moderne wiederum zeigt sich in der professionellen „Bespielung“ der Vermarktungswege: von stationär bis Social Media.

Der von Vater Dr. Hans-Ulrich Peters kurz nach der Wende erworbene Hof – es begann mit einer Hühnerfarm – ist heute ein „Vielvölkerstaat“: Hier leben (und sterben) Rinder, Schweine unterschiedlicher Rassen, Ziegen und Schafe; Gänse, Enten, Legehennen in Mobilen und Bodenhaltung, Bruderhähne, Puten und Nandus (das sind Straußen ähnliche Vögel; sehr wehrhafte Tiere, die als „Wachhunde“ den Fuchs regelmäßig das Fürchten lehren). Dann laufen da noch zwei Esel und drei Pfauen rum, die allerdings mehr der tierischen Deko dienen; und etliche Katzen natürlich, um die Nager in Schach zu halten.

Das ganze Areal, einschließlich Weiden und Gemüseanbau, umfasst ca. 80 ha – genügend Freiland und Auslauf für die Tiere also, die in getrennten, großzügig abgesteckten Zonen weiden und widerkäuen, schmatzen und suhlen, picken und gackern. Und während sich die Gänse schnatternd erregen, wenn ein Fremdling ihrem Gelände zu nahe kommt, chillen die Enten tiefenentspannt auf einer relativ kleinen Grasfläche – ohne Zaun, mitten auf dem Hof.

Die Freilandhaltung ist nicht nur gut für die Tiere, sondern auch für die Unternehmer: Den Rindern muss praktisch kein Futter zugekauft werden, für den nachwachsenden Rohstoff sorgt die Natur quasi selbst. Nur das Federvieh braucht ein spezielles Menü. Da bewährt sich Hans-Christophs Netzwerk mit anderen Bauern, die für genügend Nachschub sorgen, und seine exklusive Partnerschaft mit einem benachbarten Kollegen, der das Getreide zum Verfüttern und das Stroh zum Einstreuen liefert.

Im Betrieb selbst herrscht familiäre Arbeitsteilung: Vater Hans-Ulrich („Bauer Peters“) kümmert sich hauptsächlich um Rinder (Mütterkühe und Zuchtbullen), Gänse und Enten, Sohn Hans-Christoph („Peters‘ Landwirtschaft“) vor allem um seine Löhmer Weideschweine – so der markentechnische Oberbegriff – und Hühner (-Mobile). Außerdem obliegen ihm die gesamte Flächenbewirtschaftung sowie die Vermarktung der Erzeugnisse, die der komplette Betrieb hergibt. Und das ist eine ganze Menge: Fleisch von den unterschiedlichen Tieren (Hausschlachtung) und in vielfältigen Variationen (frisch und verarbeitet); Eier; Obst und Gemüse; Kartoffeln aus eigenem Anbau und vieles mehr.
Sogar Karpfen oder Hechte, geliefert von einem benachbarten Fischer, verarbeitet und vermarktet er.

Für die Vermarktung hat der Junior-Chef ein ebenso verzweigtes wie dichtes Vertriebsnetz aufgebaut. Das beginnt mit den eigenen Hofläden in Seefeld (wo das Sortiment auch mit handverlesenen
Produkten aus anderen Regionen Brandenburgs beschickt wird) und auf dem Hof selbst und geht über die Gastronomie bis zur Bespielung mehrerer Social Media-Kanäle: Facebook, Instagram und Signal Messenger als Alternative zu WhatsApp, da sich dort größere Chat-Gruppen etablieren lassen. Das Verkaufsgeschäft wird hier zum Event im Plauderton bzw. zur geldwerten Unterhaltung der Zielgruppen.

Der Hauptabsatz fließt indessen über die Marktschwärmereien in Berlin und Umgebung – eine Kombination aus Onlineshop und Bauernmarkt, wo sich Erzeuger und Verbraucher regionaler Lebensmittel direkt begegnen: Der Kunde bestellt und bezahlt online und holt sich die Einkäufe einmal pro Woche bei einem Popup-Markt „um die Ecke“ ab.

„Ich habe großen Spaß daran, so viele Dinge zu tun“, resümiert Hans-Christoph, fügt aber wohlweislich hinzu: „Das ist auch wichtig. Denn machen wir uns nichts vor: Man wird nicht Landwirt, um reich zu werden.“

Kontakt:

Peters‘ Landwirtschaft
Löhmer Dorfstr. 24a
16356 Werneuchen
Tel. 0160/94944230
naturei@gmx.de

Mosterei Ketzür GmbH

Vom lokalen Ein-Mann-Betrieb zum regionalen Anbieter

„Wir sind ein Saftladen“, sagt Achim Fießinger, Inhaber und Geschäftsführer der im Landkreis Potsdam-Mittelmark gelegenen Mosterei. Das meint er natürlich wörtlich und nicht im übertragenen Sinne. Seit Übernahme des Ein-Mann-Betriebes im Jahr 2015 – da saß er parallel noch an seiner Master-Arbeit zum Abschluss des Landwirtschafts- und Gartenbaustudiums – hat er aus der einst  dörflichen Lohn-Mosterei ein Unternehmen mit vertrieblicher Strahlkraft weit über die lokalen Eigenbedarfs-Grenzen hinaus geschaffen.

Heute arbeiten hier fünf Vollzeitbeschäftigte, die im Herbst von heimischen Saisonkräften unterstützt werden. Die produzierten und in unterschiedlichen Variationen kombinierten Säfte werden in namhaften Stückzahlen an den Einzelhandel und die Gastronomie in ganz Brandenburg geliefert. Und woher kommt die Rohware? „Selber bauen wir nichts an“, sagt Achim Fießinger. „Das überlassen wir lieber denjenigen, die es besser können. Wir wollen uns da auch nicht reinbewegen, weil man dafür viel Fläche und Erfahrung braucht.“

Die Mosterei bezieht die Rohware also ausschließlich von Drittlieferanten. Zum Glück gibt es in der Region genügend Obstbauern, die gerade die Früchte anbauen, die man braucht. Das sind vornehmlich Äpfel als Basisfrucht (80 oder mehr Prozent) sowie Birnen, Quitten, Rhabarber oder auch Holunder, Aronia und Sanddorn. Zwei exotische Früchte zählen auch zum Rohwaren-Portfolio und werden zusätzlich importiert: Mango und Ingwer aus Indien bzw. Thailand – und zwar in Bio-Qualität und fair gehandelt, wie betont wird. Die werden dann mit den regionalen Produkten bzw. Säften gemischt. Insgesamt zwölf bis 14 Sorten zählt das Sortiment der Mosterei.

Apropos Bio: Alle Welt redet davon und erst recht von der „Steigerung“ – bio/regional. Wenn’s nach Achim Fießinger ginge, wäre er sofort dabei. Aber: „Wir haben hier in Brandenburg einen Nachholbedarf beim Bio-Anbau. Es gibt einfach zu wenig Früchte dieser Kategorie, um die Nachfrage zu bedienen“, sagt er. Er hielte es für gut, wenn sich die landwirtschaftlichen Betriebe darüber Gedanken machen würden; im Obstbereich stünden ja häufiger Betriebsübernahmen an, so dass der Bio-Trend im Saftbereich forciert werden könnte.

Neben der Produktion für den Absatzmarkt gibt’s natürlich auch noch die Lohn-Mosterei; sie macht ungefähr 20 Prozent des Jahresumsatzes aus. Da muss der Chef während der Saison schon aufpassen, dass sich die Privatkunden und die Mitarbeiter des Normalbetriebs (für die Geschäftskunden) nicht gegenseitig auf den Füßen stehen – gefordert sind also organisatorische Klarsicht und logistische Weitsicht.

Wer da denkt, zwischen der einen und der nächsten Saison lässt sich’s gut Däumchen drehen, der irrt: Die Säfte müssen eingelagert, in den nachgefragten Mengen übers Jahr abgefüllt, etikettiert, kommissioniert und per Streckenlieferung zu den Kunden gebracht werden – von administrativen Aufgaben, Kundenpflege, Listungsgesprächen etc. nicht zu reden. Die Kernmannschaft hat also das ganze Jahr über alle Hände voll zu tun. Zumal es noch einen dritten Geschäftsbereich gibt: Auftragsproduktion für andere Firmen, mit individuellem Etikett und hauseigenem Logo – also praktisch Eigenmarken für Hotellerie, (Event-) Gastronomie und andere gewerbliche Kunden. Unter normalen Umständen summiert sich das auf eine Absatzmenge, die sich sehen lassen kann.

Doch wegen Corona hat sich bei dieser Klientel in den vergangenen Monaten fast nichts getan, was durch die gute Performance des Lebensmittelhandels wenigstens teilweise aufgefangen wurde. Bei dieser Vertriebsschiene zählen Edeka-Filialen, (Bio-) Fachhandel, Regional- oder Unverpackt-Läden
zu den Absatzpartnern, vom kleinen, aber feinen Hofladen in Eigenregie mal abgesehen. Könnten’s ein paar Absatzpartner mehr sein? „Ja natürlich,“ sagt Achim Fießinger, „ganz außen vor ist niemand. Es kommt immer auf die Menge an.“

Kontakt:

Mosterei Ketzür GmbH
Unter den Linden 11
14778 Beetzseeheide
Tel. 033836/669797
mail@mosterei-ketzuer.de

Fischfarm „25 Teiche“

Zwei Quereinsteiger und eine unternehmerische Mission

„Gegensätze ziehen sich an“: Dass dieser Allerweltsspruch keineswegs eine hohle Phrase sein   muss, verkörpern Susanne und Matthias Engels in idealtypischer Weise: Sie, die Journalistin und TV-Produzentin bayerischer Herkunft, und er, der Elektroingenieur und Nachrichtentechniker aus Ostfriesland, haben trotz der landsmannschaftlichen und geografischen Diversität nicht nur den Bund fürs Leben geschlossen – sie haben eines Tages auch ihre medien- und kommunikationstechnische Profession an den Nagel gehängt und sich ganz der naturnahen Arbeit zugewandt, dem Betrieb einer Fischfarm in Rottstock, mitten im Hohen Fläming.

Für die Quereinsteiger war das ein Paradigmenwechsel, aber blauäugig und mit romantisch verklärtem Blick haben sie sich ihrer neuen beruflichen Leidenschaft natürlich nicht genähert: Beide waren vorher selbstständig und unternehmerisch unterwegs, beide haben Kommunikations- und Markenkenntnisse eingebracht – wichtige Kernkompetenzen, wenn man sich auf die Produktion und Vermarktung von Lebensmitteln einlässt. „Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich mir auch zutraue, das Thema Fisch als Marke aufzubauen“, sagt Susanne Engels und fügt schmunzelnd hinzu: „Mein Mann sah den Abenteuerspielplatz, und ich sah die Möglichkeit, ein Produktlabel zu entwickeln.“

Im Jahr 2013 war es jedenfalls so weit. Das Ehepaar nahm Kredite auf und Erspartes in die Hand, um die über 100 Jahre alte Fischfarm zu kaufen und für den Betrieb in Schuss zu bringen. Genauer gesagt für den Mischbetrieb. Denn die 25 Teiche (es sind tatsächlich 25) werden je zur Hälfte für die
landwirtschaftliche Fischzucht sowie für Tourismus und Handel genutzt.

Landwirtschaftliche Fischzucht. Die Teiche werden aus einer Quelle gespeist, deren rotes, eisenhaltiges Wasser vor dem Austritt aus dem Erdinneren ganz natürlich bis zur Klarheit gefiltert wird. Gezüchtet werden unter anderem die heimische Bachforelle, der weißfleischige Saibling und der Stör,
der nicht nur als Räucherware das Zeug zur Delikatesse hat, sondern auch noch „Lieferant“ eines begehrten kulinarischen Extras ist: Kaviar.

Das hört sich alles sehr leicht an, ist es aber nicht. Denn eine solche Anlage muss rundum saniert und gepflegt werden, ein ständiger Kreislauf. Und: „Für die Zucht braucht man einen langen Atem“, erzählt Susanne Engels. Im Schnitt dauert es nämlich rund anderthalb Jahre, bis der Fisch die Verkaufsgröße erreicht. Das heißt der Ertrag fällt immer sehr spät an, nämlich lange nach den Investitionen in Manpower, Fischfutter und vieles mehr. Ein zweiter nicht zu unterschätzender Faktor sind die „Prädatoren“, also Beutetiere wie Waschbären oder Graureiher, die sich abends gern an den gedeckten Tisch setzen und Fische verspeisen.

Tourismus und Handel. Recht zügig hat sich das Ehepaar entschieden, das weitläufigen Gelände für Naturfreunde zugänglich zu machen: zum Angeln natürlich, zum kulinarischen Auftanken auf der Terrasse oder im Bistro und neuerdings auch zum Nächtigen: Kleine, aber feine Wohntürme mit allem Komfort bieten Platz für zwei Personen plus Kind. Im Hofladen findet man ein reichhaltiges Angebot von Frisch-, Räucher- und Dosenfisch, Kaviar, Honig und – nicht zu vergessen – hauseigenem Wodka, der aus dem Quellwasser destilliert wird.

Viel Zeit und Energie hat das Ehepaar auch in den Aufbau herkömmlicher Vertriebswege investiert. Dabei war der geräucherte Stör recht schnell der Türöffner für die Sterneköche im Adlon und anderen Genusstempeln, hauptsächlich in Berlin, aber auch in Potsdam. „Unsere gastronomischen Kunden haben derzeit insgesamt 17 Michelin-Sterne“, schwärmt Susanne Engels. Beim Handel wiederum stellt sich die Lage differenzierter dar: Im Fachhandel sei man bereits präsent, mit dem Delikatesshandel befinde man sich im Gespräch. Ein dicker Fisch wäre natürlich der filialisierte Lebensmittelhandel – wissend, dass die gegenwärtigen Liefermengen nicht alle Läden abdecken können. Aber punktuell sei das durchaus zu stemmen, lautet die Botschaft. Apropos Botschaft: „Wir wollen uns das Image erarbeiten, dass wir der beste Fischlieferant in Berlin und Brandenburg sind. Das ist unsere Mission und unser unternehmerisches Ziel“, resümiert Matthias Engels.

Kontakt:

25 Teiche GmbH & Co. KG
Dorfstraße 26 A
14793 Gräben OT Rottstock
Tel. 0177/2782727
mail@25teiche.com

AGRO SAARMUND eG

Tierwohl und Fleischqualität immer im Blick

Die als Nachfolgerin einer LPG gegründete Genossenschaft verfügt heute über rund 3.000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Die beiden Flächenhälften aus je 1.500 ha Acker- und Dauergrünland sorgen für genügend Futter für die 350 Mutterkühe samt Nachzucht, die ausschließlich auf den Weiden stehen, sowie für die aus gutem Grund auf Distanz gehaltenen Bullen – beste Voraussetzungen für Tierwohl und hohe Fleischqualität.

Die Hälfte der Dauergrünlandfläche, also rund 750 ha, liegt im Naturpark Nuthe-Nieplitz, dessen Förderverein das Gelände gehört. „Der Naturpark hat sich auf die Fahnen geschrieben, das Grünland extensiv zu bewirtschaften, das heißt ohne Dünger, Pflanzenschutz und Nachsaat“, berichtet Geschäftsführer Ulrich Benedix und fügt hinzu: „Mit dem, was da wächst, müssen unsere Kühe klarkommen.“ Das tun sie offensichtlich auch. Das ganze Jahr über stehen sie draußen auf der Weide, während die stattlichen Bullen im Stall bzw. auf einer gut befestigten Koppel untergebracht sind. Das ist auch gut so, denn mit Beginn der Geschlechtsreife werden die Kerle übermütig, wenn nicht gar übergriffig, so dass man sie tunlichst von den Objekten ihrer Begierde fernhalten sollte. Dessen ungeachtet wird derzeit an einem Konzept gearbeitet, um auch die Bullen ganzjährig auf die Weidefläche zu bringen.

1.500 ha Ackerfläche hört sich nach viel an, ist aber relativ zu betrachten. Die Schläge verteilen sich nämlich von Michendorf bis Ruhlsdorf und sind mit 0,5 ha bis 30 ha recht klein parzelliert. Nur ein einziger hat 50 ha. „Wegen der weit verstreuten Fläche sind wir viel mit den großen Maschinen unterwegs. Da bleibt buchstäblich eine Menge Geld auf der Straße liegen“, sagt Agrarökonom Benedix. Hinzu kommt, dass die Böden in dieser Gegend nicht gerade mit üppiger Ergiebigkeit gesegnet sind. Das limitiert nicht nur die Erträge, sondern führt auch zu einer relativ schmalen Fruchtfolge: Roggen, Gerste, Raps, Triticale, Mais und Sonnenblumen, wobei die dominierende Kultur der Roggen ist. Der Großteil des Getreides wird als Kraftfutter für die Rinder genutzt, der Rest wird an den Landhandel verkauft und geht auf den Weltmarkt. Immerhin: Weidewirtschaft und Ackerbau machen die Genossenschaft autark bei Fütterung bzw. Aufzucht der Tiere. Neben dem Hauptbetrieb, der mit konventionellen Methoden bewirtschaftet wird (Einsatz von Mineraldünger und Pflanzenschutzmitteln), gehört zum landwirtschaftlichen Ensemble noch ein 500 ha großer Ökobetrieb. Dazu zählen 70 ha mehrjährige Blühstreifen, die den Insekten und Bienen als Futterquelle dienen, sowie 90 ha Ackerrandstreifen ohne Düngung und Pflanzenschutz. Diese Streifen flankieren und verbinden die konventionell bearbeiteten Flächen. Hinzu kommen Stilllegungsflächen. „Zweck des Verbundsystems ist, der Natur wieder etwas zurückzugeben, indem wir intensive und extensive Landwirtschaft miteinander kombinieren“, erläutert Benedix. „Komplett Bio können wir nicht machen, weil wir zu wenige Tiere für die Mistproduktion und damit Düngung der weitläufigen Grünflächen haben“, lautet die Begründung.

Agro Saarmund betreibt ausschließlich Fleischwirtschaft, und zwar vornehmlich mit den eigenen Rindern. Zwei bis drei Tiere werden wöchentlich in einem nahe gelegenen Partnerbetrieb geschlachtet und in der eigenen Fleischerei verarbeitet. Zur Bereicherung des Sortiments werden die Theken zusätzlich mit Fleisch- und Wurstwaren von Jüterboger Strohschweinen bestückt, die ebenfalls auf kurzen Transportwegen zur Schlachtung (in Trebbin) gebracht werden. Das dient dem Tierwohl und der Fleischqualität.

Die Ware wird über die vier eigenen Filialen und zwei Verkaufswagen direkt vermarktet. Zur Kundschaft zählt auch die Gastronomie, wo die Genossenschaft einen besonders großen Stein im Brett hat: Mit dem Hopfen und Champagner-Roggen aus eigener Ernte hat sie 2020 in Bad Belzig erstmals ihr „Saarmunder Bernsteinbier“ brauen lassen, begleitet von der „Bierbratwurst“, einer weiteren Eigenkreation. „Das hat sich herumgesprochen“, freut sich Benedix. „Immer mehr Gastronomen kommen auf uns zu und fragen, ober wir nicht irgendwelche Spezialitäten für sie erfinden können.“ Wenn das kein Kompliment ist!

Kontakt:

Agro Saarmund eG

Zur Agro 3

14558 Nuthetal OT Saarmund

Tel. 033200/85338

info@agro-saarmund.de

Bäckerei Dorn

Ein Betrieb mit dem Händchen fürs Besondere

Da haben sich zwei fürs Leben gefunden, deren Handwerk auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnte: Stefan Dorn, in sechster Generation Inhaber der gleichnamigen Bäckerei, und seine Frau Daniela, gelernte Journalistin und Expertin für Öffentlichkeitsarbeit. Beide backen mal größere, mal kleinere Brötchen, der eine in der Backstube für seine Kunden in- und außerhalb von Wahrenbrück (Landkreis Elbe-Elster), die andere auf dem Feld der Kommunikation und des Marketings im Sinne und Interesse des gemeinsamen Geschäfts.

Sie passt, diese familiäre Kombination, und sie funktioniert im täglichen Leben. Wenngleich das mal anders angedacht war. „Eigentlich war meine Tätigkeit nach dem Prinzip fifty/fifty geplant“, erzählt Daniela Dorn und präzisiert: „Zwanzig Wochenstunden im Betrieb und zwanzig Stunden aushäusiger Job – so hatten wir uns das zurechtgelegt.“ Was sich schon bald als reine Theorie herausstellte: Die Bäckerei forderte ihren ganzen Einsatz. „Die Frau im Hintergrund“, nennt sie sich selber, was ein bisschen tiefgestapelt ist. Immerhin ist sie für Buchhaltung, Öffentlichkeitsarbeit und Torten-Deko zuständig – drei „Gewerke“, die es in sich haben. Und Mutter ist sie schließlich auch noch.

Neben dem stationären Verkauf gibt es drei ambulante Verkaufs-Fahrzeuge, die übers Land tingeln und Brot- und Backwaren anbieten. Das Bäcker-Auto sei in den Dörfern sehr beliebt, sagt sie. Andererseits hat die Nachfrage in den vergangenen Jahren langsam abgenommen, da die jüngeren Menschen Zug um Zug in die Stadt abwandern. Aber: „Mit unserer Brotvielfalt sind wir immer noch ganz gut im Geschäft“, versichert die Chefin und verrät gleichzeitig, was es mit der „Brotvielfalt“ auf sich hat: Im Schnitt warten dreißig Brotsorten in den Regalen auf Kundschaft – von gängigen Angeboten wie allerlei Mischbroten bis zu Quark-Kartoffel-Leinöl-Brot, einer recht jungen Kreation, die mit dem pro agro-Marketingpreis 2021 für Direktvermarktung ausgezeichnet worden ist.

Doch über den ambulanten Verkaufs-Service hinaus gibt es über weitere Besonderheiten zu berichten: Stefan Dorn ist Bäckermeister seines Fachs, was sonst. Aber in der Backstube tummeln sich drei weitere angestellte Bäckermeister, was nicht eben alltäglich ist und für viel Knowhow und hohe Kunstfertigkeit spricht (sechs weitere Mitarbeiter sorgen an anderer Stelle dafür, dass der Laden läuft).

Und eine Besonderheit: Einer der Meister, Paul Müller, der seit sieben Jahren in der Bäckerei arbeitet, hat in dieser Zeit mit Unterstützung des Inhaber-Ehepaars eine Spezialausbildung zum Brot-Sommelier absolviert. „Das hat uns viel gebracht“, schildert Daniela Dorn, nicht nur Pluspunkte beim Image, sondern ganz konkret: „Pauls Senfkruste“ zum Beispiel, eine Kreation des Brot-Sommeliers, die alle vier Wochen produziert und entsprechend beworben wird. „Da kriegen wir jedes Mal Bestellungen ohne Ende. Allein von dieser Sorte müssen wir dann über 100 Brote backen – das ist für unsere Bäckerei eine richtige Hausnummer“, so Daniela Dorn.

Das Ehepaar hat sich, und das ist eine weitere Besonderheit, gemeinsam große Expertise für das Konditoren-Handwerk erworben, und zwar nicht nur durch Weiterbildungsangebote der Akademie Deutsches Bäckerhandwerk in Dresden. Zwei Mal schon hat nämlich Daniela zusätzlich an Seminaren bei Betty Schliephake-Burchardt teilgenommen – auch sie als eine der Welt besten Konditorinnen „eine richtige Hausnummer“, die zudem als Jurorin in der viel beachteten Sat 1-Sendung „Das große Promibacken“ auftritt.

Zurück von der großen, weiten in die heimische, vertraute Welt Brandenburgs. Versteht sich von selbst, dass die Bäckerei Dorn die Mehle und Zutaten auch für spezielle Brote (Waldstaudenroggen,
Leinsamen, Kartoffeln, Senfsaat und vieles mehr) aus der Region besorgt, vor allem bei Fläminger Genussland. Und darüber hinaus pflegt man die Vernetzungsangebote im Rahmen des Regionalsiegels Elbe-Elster. Regelmäßige Stammtische sorgen in diesem Rahmen für einen ebenso regelmäßigen Austausch unter den kleinen und mittelständischen Betrieben.

Kontakt:

Bäckerei Dorn

Torgauer Straße 14

04924 Wahrenbrück

Tel. 035341/94436

Dorn-wahrenbrueck@t-online.de

Biohof Schöneiche

Die Biohof Schöneiche GbR wurde im Jahre 2007 gegründet und ist seit 2010 Mitglied im Naturlandverband. Angefangen mit 30 ha und nur wenigen Mitarbeitern, wurde der Biohof über die letzten Jahre immer größer und bedeutender. Inzwischen arbeiten sieben Festangestellte und mehr als 400 Saisonarbeiter über das ganze Jahr verteilt auf circa 300 ha Anbaufläche.

Spezialisiert ist der Biohof Schöneiche auf den Gemüseanbau; es werden über 60 ha Fläche mit Einlegegurken bewirtschaftet. „Wie die Spreewälder Gurke nicht mehr aus der angestammten Region wegzudenken ist, so gehört sie auch weiterhin zum wichtigsten Standbein des Biohofes“, sagt Geschäftsführer Heinz-Peter Frehn. Außerdem werden noch Schälgurken, Dill, Kürbis, Speisekartoffeln und diverse Getreidesorten angebaut.

Zeitgleich mit dem Unternehmenswachstum hat sich der Maschinenpark zunehmend vergrößert. Elf Gurkenflieger, zwanzig Traktoren, eine Gurkensortier- und eine vollautomatische Gemüseverpackungsanlage gehören zum aktuellen Bestand. Ohne zusätzliche Bewässerung wäre eine Ernte nicht möglich. Schwierige Standortfaktoren wie sandige Böden („Sandbüchse Brandenburg“), niedrige Ackerzahl (zwischen 13 und 30) und die vielen Steine erschweren den Anbau erheblich. Nicht umsonst trägt die Gemeinde den Namen „Steinreich“, was leider nicht monetär zu verstehen ist…

Das Wasser gelangt über Pumpen aus zehn Tiefbrunnen an die Oberfläche und wird über ein 12 km langes, unterirdisches Rohrleitungsnetzwerk weiter verteilt. Durch Tröpfchenbewässerung
wird den Pflanzen die nötige Feuchtigkeit zugeführt. Nach Ernte der Gurken werden diese so schnell
wie möglich an die zahlreichen Großkunden in Deutschland und Österreich verschickt. Über Großhändler erreichen die Gurken auch den Lebensmitteleinzelhandel. Bei den Bio-Speisekartoffeln übernimmt das Unternehmen auch die Verpackung. So liegt die Wertschöpfungskette vom Anbau bis zur
fertig verpackten Tüte in einer Hand. Über Zentrallager gelangen die Kartoffeln in den Lebensmitteleinzelhandel und über Streckenverträge direkt in die umliegenden Supermärkte.

Der Biohof ist Teil des Projekts „Regionales Bio-Gemüse Brandenburg“; Ziel des Projekts ist die Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktivität und Nachhaltigkeit. Darüber hinaus sollen die Einstiegsbarrieren in der biologischen Landwirtschaft durch eine engere Zusammenarbeit zwischen der Angebots- und Nachfrageseite verringert werden. Gerade in der Standortregion mit der geringen Einwohnerdichte ist der Verkauf über einen eigenen Hofladen nicht möglich, da es an kauffreudigen Kunden mangelt.

Die wirtschaftliche Bilanz für das vergangene Jahr fällt insgesamt eher durchwachsen aus. Schlechte Witterungsverhältnisse – Spätfröste im Mai, kalte Nächte im Juni/Juli, Mehltaubefall – und die höheren Kosten im Zuge der Corona Pandemie (zusätzliche Unterkünfte und Hygienemaßnahmen) hatten 2020 ihre Spuren hinterlassen. Aber: „Wir gehen mit Zuversicht in die Saison 2021“, so Heinz-Peter
Frehn.

Kontakt:

Biohof Schöneiche GbR
Schöneiche 7
15938 Steinreich
Telefon 035452/15721
frehn@gmx.net

Digitale Einkaufsführer für Brandenburg

Das ganze Land in einem Heft

In Zusammenarbeit mit den Institutionen der Regionen und Landkreise haben wir einen umfassenden Katalog mit Adressen Brandenburger Hofläden und Direktvermarkter zusammengestellt und herausgegeben.

Ausgewählte Einkaufsführer verschiedener Regionen

Hier einige regionale Einkaufsführer, wie sie durch verschiedene Institutionen in Kreisen und Regionen herausgegeben werden

Elbe-Elster

Regionale Unternehmen und Produkte im Newsletter Ernährungswirtschaft

Im monatlich erscheinenden pro agro-Newsletter Ernährungswirtschaft werden neben aktuellen Branchenthemen der Brandenburger Agrar- und Ernährungswirtschaft auch regionale Unternehmen und Produkte vorgestellt.

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Brandenburger Hofläden und Direktvermarkter

Hier gelangen Sie zu unserem Hofladenportal mit Informationen zu ausgewählten Hofläden und Direktvermarktern in Brandenburg; filterbar nach Produkten und Landkreisen.

WeinWobar vom Großräschener See

Ein Winzerehepaar voller Mut, Beharrlichkeit und Kreativität

„Der Weinberg der Zukunft wird aus pilzwiderstandsfähigen Reben gemacht.“ Davon ist das Winzerehepaar Dr. Andreas und Dr. Cornelia Wobar überzeugt und pflanzte deshalb 2012 mit viel Mut robuste Neuzüchtungen (PIWIS) auf den natürlich gewachsenen Boden des stehengebliebenen Steilhangs am ehemaligen Tagebau Meuro. Durch den Anbau von PIWIS können bis zu 80 Prozent Pflanzenschutzmittel gegenüber traditionellen Sorten eingespart werden. Um die beim Kunden weitgehend unbekannten PIWI-Sorten Solaris, Johanniter, Cabernet blanc und Pinotin zu vermarkten, braucht es dreierlei: Qualität, Geschmack und Geschichten (Storytelling).

Durch das besondere Mikroklima im Einflussbereich des Großräschener Sees mit 2018 Sonnenscheinstunden und 51 Sommertagen gelangen die Trauben zur vollständigen Reife. Der Geschiebemergelboden, die Tag-Nacht-Temperaturunterschiede und die Ertragsreduzierung lassen aromatische, reintönige Weine entstehen. Diese werden ausgebaut im sächsischen Weinhaus Prinz zur Lippe. Der Weinberg direkt am See hat eine Hangneigung von 30 bis 33 Prozent Gefälle und lässt die Sonne intensiv einstrahlen.

Das Sortiment von WeinWobar besteht aus drei Weißweinen, einem Rosé, einem Rotwein und einem Sekt in traditioneller Flaschengärung; es wird ergänzt durch saisonale Produkte wie Winzerglühwein und Balsamicoessig. Mit dem neuen weißen Winzerglühwein werden Produkt und Geschichte miteinander verknüpft. Der Glühwein heißt ILSE nach der Ilse Bergbau AG, die im 20. Jahrhundert eines der führenden Bergbauunternehmen in der Lausitz war. Der ILSE-Glühwein beruht auf dem Johanniter-Grundwein und wurde mit feinen Nürnberger Gewürzen abgeschmeckt – in der Nase zarte Nuancen von Zimt und Orange, am Gaumen ein fruchtig-würziger Charakter. Auf dem Flaschenetikett lädt ein hübsches Weib namens ILSE den Betrachter ein, sich auf diesen Glühwein einzulassen.

Auszeichnungen. Das Weingut Dr. Wobar ist der erste Betrieb aus Brandenburg, der mit einem Stern im Falstaff-Weinguide 2021 erschienen ist. Besondere Anerkennung zollte die Jury im Falstaff-Fachmagazin Sparkling Spezial dem Winzer-sekt JACques Brut nature mit 89 von 100 Punkten; Gold mit 90 von 100 Punkten erhielten der Solaris, der Cabernet blanc und der Pinotin 2016 im Eichenholzfass gereift. Damit haben die Weine 2020 erstmals über die 2019er Goldmedaillen beim Weinpreis PIWI international hinaus Wertschätzung erfahren.

Vermarktung. Die Weine werden hauptsächlich über Hofläden, im regionalen Lebensmitteleinzelhandel, über Winzerfeste und im Rahmen weintouristischer Angebote vermarktet. 2020 fielen die bewährten Jungweinproben, Tag des offenen Weinbergs, Weinwandertag, Federweißerfest, Familien- und Firmenevents, Stadtfeste und Weihnachtsmärkte dem Corona-Rotstift zum Opfer. Also hieß es „Wo ein Wille ist, ist auch ein Wein“.

Wobars betraten neue Vermarktungswege. Schon beim ers-ten Lockdown im März letzten Jahres wurden die ersten Register für eine Online-Vermarktung gezogen: Die Weine sind auf der Website www.weinbauwobar.de im Online-Shop verfügbar, die schönsten Wein-Momente teilt die Winzer-familie auf Instagram unter #weinwobar. Ob Weinlese, Kellerarbeit oder Verpackungsservice – interessierte Follower sind jetzt nah dran am Thema „PIWI – Reben mit Zu-kunft“. So konnten neue Kunden aus ganz Deutschland hinzugewonnen werden. Bemerkenswert sind die Erfolge der ersten Online-Weinproben innerhalb von Team-Events, die zu Folgeaufträgen geführt haben. Eine virtuelle Weihnachtsmarkthütte, in der die Winzerin das Weinsortiment in einem 5-Minuten-Video-clip erklärt, lädt seit dem 2. Advent zum „Bummeln“ ein.

Kontakt:

WeinWobar vom Großräschener See

Seestraße 100 d

01983 Großräschen

Tel. 0151/11622315

info@weinbauwobar.de

Mühle Steinmeyer

Mit Fingerspitzengefühl und dem richtigen Riecher zum Erfolg

Der Mühlenstandort Luckenwalde ist schon Jahrhunderte alt. Insgesamt 13 Windmühlen gab es hier vor langer Zeit – kein Wunder, da in dieser Region immer ein Lüftchen weht, das die Mühlenflügel in Bewegung setzte oder hielt. Am Orts-rand wurde 1925 aus der Windmühle eine Motormühle erbaut und neun Jahre später vom Müllermeister Georg und seiner Frau Marie Steinmeyer, den Großeltern der heutigen jungen Müllermeisterin Karin Steinmeyer, gekauft. Deren Vater Winfried Steinmeyer führte das Unternehmen seit 1970 mit müllerischem Sachverstand durch die verschiedenen wirtschaftlichen Systeme. Nach dem nächsten Generationenwechsel 2013 hat sich die Mühle vom Mehllieferanten zur innovativen Produktmanufaktur weiterentwickelt.

Hier ist im wahrsten Sinne des Wortes alles Handwerk. Während die Produktion industrieller Großmühlen von Computern gesteuert wird, bringt Karin Steinmeyer mit flinker Bein- und Handarbeit die jetzige Mühle in Schwung. Denn bevor sich die Mahlwerke in Bewegung setzen, ist erst mal sie selbst in Bewegung: Sie eilt eine enge Stiege ins Untergeschoss hinunter, um den Strom einzuschalten; kommt wieder herauf und justiert die Maschinen mit wuchtigen Hebeln, die an die Lkw-Schalt-knüppel früherer Zeiten erinnern; erklimmt die nächste Stiege nach oben und beobachtet den Plansichter in Aktion (dort wird das Mahlgut mit horizontal kreisenden Bewegungen sortiert); steigt wieder herab und überprüft im Mahlwerk per Hand die Konsistenz des Mahlguts und so weiter.

Zum Handwerk Karin Steinmeyers gehört neben der Motorik des Mahlens die Sensorik des Sehens, Riechens und Fühlens. Das braucht viel Fingerspitzengefühl, was nicht nur gut für die Beurteilung des Mahlguts, sondern auch wie ein Seismograf für die Bewegungen des Marktes funktioniert. Die Müllermeisterin hat ein sehr feines Gespür dafür. „Wir müssen immer ganz nah an den Verbraucherwünschen sein“, so ihr Credo und: „Die Konsumenten wollen nicht immer dasselbe haben, sie sind neugierig und experimentierfreudig.“ Das betreffe nicht nur den Geschmack von Produkten, sondern auch Gesundheit und Wohlbefinden des Körpers. So habe sie vor ein paar Jahren begonnen, mit Gelbweizen in Bioqualität zu arbeiten. „Den kannte man hier gar nicht, aber die Nachfrage nach solchen Produkten ist kontinuierlich gestiegen“, erzählt sie.

Das Sortiment besteht derzeit aus vier Gruppen, und zwar
Mehle: Roggen, Dinkel und Weizen in allen Typen (von hell bis Vollkorn);
Brotbackmischungen: aus Roggen- und Dinkelmehlen in verschiedenen Sorten (ohne Weizen);
Backschrote: Roggen, Dinkel und Weizen (von fein bis grob);
Glutenfreie Produkte: Quinoa-, Buchweizen- oder Hirse-mehl, Aramanth-Waffelteig, basisches Müsli, Powerriegel.

Ganz neu auf dem Markt sind das (entschlackende) „Fastenbrot“ aus Quinoa- und anderen Mehlen sowie die Powerriegel, die aus dem glutenfreien basischen Müsli entwickelt worden sind. Das basische Müsli ist durch die Anfrage eines nahegelegenen Sportstudios entstanden. Es ist bei den Anwendern so gut angekommen, dass man auch „Muckibuden“ aus entfernterer Umgebung als Kunden gewinnen will. Das leicht nussige basische Müsli eignet sich darüber hinaus zur Bearbeitung der Tortenränder. Das bringt natürlich viele neue Ideen für Bäckereien und Tortenmanufakturen mit sich. „Ich habe erst in den letzten Jahren gelernt, wie reich unsere Möglichkeiten sind, die verschiedensten Mehle für vielfältige Anwendungen herzustellen“, sagt Karin Steinmeyer, die neben ihrer Kreativität über ein gewichtiges Alleinstellungsmerkmal verfügt: Sie ist die einzige weibliche Mehlmüllerin in Brandenburg, die täglich Mehle herstellt und immer ein bisschen Mehlstaubglitzer im Haar trägt.

Alle Produkte werden über den eigenen Mühlenladen direkt vermarktet. Das komplette Sortiment ist auch bei einigen selbstständigen Edeka-Kaufleuten Brandenburgs gelistet, für die das Unternehmen eigens ein Regal entwickelt hat, in dem das gesamte Mühlen-Sortiment Platz hat. Die Mehle wiederum werden hauptsächlich an Bäckereien geliefert. Natürlich hat die Müllermeisterin auch ein Auge auf den lukrativen Berliner Markt geworfen. Doch Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. „Die Liefermengen könnten wir zwar darstellen, aber wir passen auf, dass wir uns nicht übernehmen“, meint sie. Man setzt eben auf organisches Wachstum. Der Gedanke, die Kapazitäten zu erhöhen und eine leistungsfähige Verpackungslinie aufzubauen, ist durch die Coronakrise und den erhöhten Mehlbedarf für Produkte ohne Konservierungs- und Behandlungsmittel absolut vorhanden und hat den Weitblick der Müllermeisterin im erstellten Fortführungskonzept bestätigt. Dann könnte die Mühle – über Edeka hinaus – größere Mengen an weitere Lebensmittelhändler liefern und auch den Berliner Markt mit gesunden Steinmeyer-Mehlen aus dem Land Brandenburg dauerhaft gut bedienen.

Kontakt:

Mühle Steinmeyer

Ruhlsdorfer Chaussee 26

14943 Luckenwalde

Tel. 03371 610770

info@muehle-steinmeyer.de

Bauernhof Erz

Vielfalt der Abnehmer macht kreativ und flexibel

Das Leben der Eheleute Erz weist einen erstaunlichen Gleichklang auf: Das beginnt mit den Vornamen (Hanna und Johannes) und der Herkunft aus der Umgebung Stuttgarts; das setzt sich fort mit dem gemeinsam durchgezogenen Landwirtschaftsstudium in der Heimat und der Komplettierung ihrer akademischen Ausbildung in der Ferne, sprich: mit dem dreijährigen Studium (Öko-Landbau und Vermarktung) an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE). „So sind wir in Brandenburg gelandet und hängengeblieben“, sagen sie. Aus Begeisterung für Land und Leute haben sie sich im Oderbruch eine Existenz als Biobauern aufgebaut.

2012 hat das Ehepaar seinen eigenen Bio-Hof gegründet. Im Jahr darauf erzielte es mit dem Verkauf von Eiern aus mobiler Hühnerhaltung die ersten Erlöse, die sofort wieder in den landwirtschaftlichen Betrieb gesteckt wurden. Das ließ sich in der Startphase durch eine praktische bzw. monetäre Arbeitsteilung bewerkstelligen: Während Hanna ihre ganze Kraft in den Hof steckte, sorgte Johannes über seinen landwirtschaftlichen Einsatz hinaus als Außendienstler für einen Saatguthersteller für regelmäßigen Geldzufluss. „Dadurch war es möglich, die Einnahmen aus dem landwirtschaftlichen Betrieb dort zu belassen und nicht zu vervespern“, sagt er in der Färbung seines heimatlichen Idioms.

Wieder ein Jahr später, also 2014, begann mit dem Gemüseanbau eine erste, maßgebliche Sortimentserweiterung, nämlich durch Schnittsalat, Tomaten, Radieschen, Kartoffeln und Hokkaido-Kürbisse. Und Ende 2016 fiel schließlich die Entscheidung, die Erzeugung auf Kartoffeln und Kürbisse zu konzentrieren. Heute werden auf rund 20 Hektar Fläche (davon jeweils die Hälfte als Eigentum und in Pacht) zwei Hektar Kartoffeln, vier Hektar Kürbis, 1,5 Hektar Hafer und ebenso viel Linsen angebaut. Die verbleibende Fläche ist dem Kleegras zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit vor-behalten. Das schultern die Eheleute alles aus eigener Kraft – helfende Hände gibt es nicht.

Das gilt auch für die Vermarktung der Produkte. Da gibt es den Verkauf ab Hof, eine Art Selbstbedienung, wo Verbraucher praktisch Tag und Nacht einkaufen können. „Das läuft bereits seit drei Jahren sehr gut“, heißt es. Hinzu kommt die Direktbelieferung von Inhaber geführten Naturkostläden sowie Einkaufsgemeinschaften („Food Coops“) in Berlin. Zu den Abnehmern zählen ferner der Gastro-Spezialist Transgourmet sowie der Großhändler GEKO Fruchthandelsgesellschaft, durch deren „langen Arm“ Restaurants, Großküchen und Caterer erreicht werden. Über diese Schiene werden hauptsächlich Hokkaidos vermarktet. Und was ist mit den klassischen Vollsortimenten? Da haben sich die Eheleute Erz über einen befreundeten Bio-Betrieb einen zusätzlichen Vertriebsweg erschlossen. „Dort haben wir ein kleines Liefermandat mit Eiern für zehn Rewe-Filialen“, erzählt Johannes und fügt hinzu: „Es wäre uns ein Leichtes, auch noch Kürbisse und Kartoffeln zu liefern.“ Überdies wird der Lebensmittel-Abodienst „Märkische Kiste“ mit Hokkaidos beschickt.

Obwohl die Hofbetreiber mit der Vermarktung ihrer Produkte derzeit gut ausgelastet sind, betonen sie ausdrücklich, dass weitere Abnehmer sehr willkommen sind. Die exklusive Bindung an einige wenige Vertriebspartner finden sie weniger erstrebenswert; sie suchen eher die Vielfalt unterschiedlicher Geschäftskunden, da dies „eine Bereicherung unserer Arbeit“ sei.

Kontakt:

Bauernhof Erz

Hauptstraße 7

15328 Alt Tucheband

Tel. 03360/1378033

bauernhof.erz@gmx.de

Havelmi eG

Bioland-Sonnenblumenöl aus der Region erwünscht

Regionale, rein pflanzliche und nachhaltige Produkte herzustellen: Das hat sich Havelmi zur Aufgabe gemacht. Mit ihrem Haferdrink möchte sich die in Beetzseeheide (Potsdam-Mittelmark) angesiedelte Genossenschaft um die Gründer Paavo Günther und Achim Fießinger von den gängigen Marken absetzen und konsequent ökologisch agieren. Oberste Priorität hat dabei immer, vegane Grundnahrungsmittel herzustellen, die nicht nur geschmacklich, sondern auch in der Weiterverarbeitung eine konkurrenzfähige Alternative zur herkömmlichen Kuhmilch darstellen. Verwendet werden ausschließlich Zutaten in Bio(land)qualität; besonderer Wert wird auf handwerkliche Produktion und interne Weiterbildung gelegt.

Auf den Haferdrink sollen weitere Produkte folgen, wie beispielsweise ein frischer Kakao in der Flasche, ein Vollkorndrink und weitere Milchersatzprodukte wie Haferjoghurt oder Hafercuisine (Sahne). Auch andere Sorten von Drinks wie Buchweizen, Hanf oder Amarant sind in der Planung. Voraussetzung ist immer, dass die Zutaten auch in der Region angebaut werden. „Regionalität ist kein geschützter Begriff. Wir verstehen darunter die maximal ökologisch sinnvolle Distanz zum Transport von Mehrweg-Glasflaschen mit 300 km vom Abfüllort, besser noch die Nutzung von Zutaten aus Berlin-Brandenburg“, erklärt Genossenschaftsvorstand Paavo Günther. Auch der Vertrieb wird auf die Herstellerregion beschränkt, um die Vorteile der Glasflasche durch die Nachteile ressourcenintensiver Transporte nicht zu unterlaufen.

Erhältlich ist Havelmi über den Biogroßhandel (aktuell Naturkost Erfurt, in Zukunft auch Terra Naturkost). Endkunden finden die Produkte im Biofachhandel sowie in Naturkost- und Unverpacktläden. In Berlin und bei entsprechender Nachfrage auch in anderen Zentren wird mittelfristig an einer Haustürlieferung mit Lastenfahrrädern gearbeitet. Diese ist besonders für Büro-, Wohn- und weitere Gemeinschaften interessant. Auch die Kooperation mit weiterverarbeitenden Betrieben hat man im Auge. Dazu zählen etwa Restaurants, Eisproduzenten oder Cafés, für die ab einer bestimmten Be-stellmenge künftig auch eine Direktbelieferung denkbar ist. Der Versand ist derzeit als Vertriebsweg nicht in Planung.

Die Rohstoffe werden je nach Verfügbarkeit aus der Region bezogen. So liefert die Schälmühle Vetschau den Hafer, während der Rohstoff selbst von den Betrieben Jahnsfelder Landhof, Landgut Petkus und Gut Schmerwitz stammt. Das Salz bezieht die Genossenschaft von der Steintherme Bad Belzig. Hier wird die Sole aus 775 m Tiefe gefördert und daraus das spezielle Solesalz hergestellt, das bereits in anderen Produkten der Region Verwendung findet (z.B. Fleisch oder Brot). „Leider ist es noch nicht möglich, Bioland-zertifiziertes Sonnenblumenöl aus Brandenburg zu nutzen, weil es bisher noch nicht angeboten wird“, sagt Paavo Günther und fügt hinzu: „Deshalb beziehen wir das Öl in EU-Bioqualität derzeit von der Teutoburger Ölmühle. Es wäre also gut, wenn mittelfristig die Produktion von Bioland-Sonnenblumenöl in der Region aufgebaut würde.“

Das Prinzip der Genossenschaft, die Förderung ihrer Mitglieder, ist ganz oben angesiedelt. So sollen durch die möglichst breite Beteiligung von Marktteilnehmern entlang der regionalen Wertschöpfungskette die gemeinsame Meinungsbildung gestärkt und ein wichtiger Beitrag zu einer nachhaltigen Er-nährung geleistet werden.

Kontakt:

Havelmi eG

Unter den Linden 11

14778 Beetzseeheide

Tel. 0175/3712389

kontakt@havelmi.org

Gut Kerkow

Ganzheitliches Konzept als gelebte Praxis

Unweit von Berlin, am Rande der Uckermark, liegt Gut Kerkow. Der Standort des biologischen Landwirtschaftsbetriebs könnte authentischer nicht sein: Als Teil des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin, wo der Schutz von Landschaften und Ökosystemen oberste Priorität hat, ist das Wirtschaf-ten nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit – kulturell, sozial und ökologisch – besonders glaubwürdig. Da ist es nur konsequent, dass die Herstellung der Fleisch- und Wurstwaren auf einem geschlossenen System beruht, nämlich einer ganzheitlichen Landwirtschaft mit kurzen Wegen.

Gut Kerkow hat eine lange und bewegte Geschichte hinter sich. Ursprünglich im Besitz einer preu-ßischen Adelsfamilie, machte sich das Gut bereits im 18. Jahrhundert einen Namen als renommierter Zuchtbetrieb. Nach mehreren Eigentümerwechseln übernahm Anfang 2015 ein partnerschaftliches Trio, darunter die allseits bekannte Starköchin und Europa-Abgeordnete Sarah Wiener, das Gut. Die Tradition der Viehzucht und Fleischverarbeitung wird auch von den neuen Eigentümern weitergeführt, wobei nachhaltiges Wirtschaften, der Erhalt alter Rassen und hohe Fleischqualität im Mittelpunkt stehen. Heute leben und arbeiten rund 30 von Nachhaltigkeit, Tierwohl und biologischer Anbauweise überzeugte Menschen auf dem Hof. Auf 900 Hektar Land betreiben sie Futter- und Getreideanbau und arbeiten mit rund 400 Angus-Rindern.

Im Zentrum stehen die handwerklich hergestellten Fleisch- und Wurstwaren aus der eigenen Fleischerei. Dazu zählen frisches Fleisch vom Angusrind ebenso wie die in traditioneller Warmfleischverarbeitung produzierten Brühwürste, die ohne Citrate und Geschmacksverstärker auskommen. Das gutseigene Handwerk des Schlachtens, Zerlegens und Verarbeitens ist Ausdruck und gelebte Praxis einer tief verwurzelten Überzeugung. „Wir streben eine ganzheitliche, achtsame und artgerechte Landwirtschaft an“, sagt Geschäftsführer Manuel Pundt.

Unnötige Wege und unnötiger Stress für die Tiere werden vermieden. Mit anderen Worten: Futteranbau, Aufzucht, Schlachtung, Verarbeitung und Verkauf finden an einem Ort statt. So versteht es sich von selbst, dass die Rinder das ganze Jahr über mit ihren Jungen auf der Weide leben und sich vom dort angebauten Futter ernähren. Darüber hinaus ist man darauf bedacht, für die Koexistenz möglichst vieler Tier- und Pflanzenarten zu sorgen. „Je vielfältiger und abwechslungsreicher ein Betrieb produziert, desto stabiler entwickelt sich die Umwelt“, erklärt Manuel Pundt. Das hat nicht nur einen positiven Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit, sondern begünstigt zudem die Ansiedlung von Tieren, die anderswo längst verdrängt wurden.

Die nach diesem ganzheitlichen Konzept erzeugten Qualitätsprodukte werden auf verschiedenen Wegen direkt vermarktet, nämlich erstens über den Hofladen, der neben dem eigenen Sortiment noch biozertifizierte Ware anderer Hersteller führt (z.B. regionales Gemüse, Wein oder Demeter-Zu-ckerrübensirup); zweitens über den Online-Shop; drittens über ausgewählte Einzelhändler und Gastronomen in und um Berlin; und viertens – ganz neu – über die erste eigene Metzgerei-Filiale in der Berliner Tucholsky-Straße.

Kontakt:

Gut Kerkow

Greiff enberger Staße 8

16278 Angermünde

Tel. 03331/2629-0

gutshof@gut-kerkow.de

Gut Schmerwitz

Ökologisches Wirtschaften als ethische Maxime

Obwohl Gerrit van Schoonhoven, zusammen mit seiner Frau Waltraud Inhaber und Betreiber von Gut Schmerwitz, als juristisch ausgebildeter Landwirt absolut geradlinig denkt und handelt, dreht sich bei ihm alles um Kreise, genauer: um die Kreislaufwirtschaft. Diese aus der Vergangenheit der Landwirtschaft stammende und heute bei Bio-Betrieben revitalisierte Praxis hat er zu seinem unterneh-merischen und ökologischen Prinzip erhoben. Kreislaufwirtschaft ist für ihn kein hohles Wort, sondern ethische Maxime.

Die Wurzeln des Unternehmers liegen in einem familiären Großhandelsbetrieb, der rund ums westfälische Rheine die regionale Gastronomie mit Obst und Gemüse versorgt – daher seine Verbundenheit mit der Branche. Als die Mauer 1989 fiel, hat sich Gerrit van Schoonhoven sofort nach Bran-denburg aufgemacht, um beim wirtschaftlichen Auf- und Umbau mitzuwirken. Mehrere Firmen (darunter Werder Frucht) nennt er heute sein Eigen. Die meisten verfolgen den Zweck, Handel und Gastronomie mit Lebensmitteln bzw. regionalem Obst und Gemüse zu versorgen. Die geschlossene Wertschöpfungskette reicht dabei vom Anbau über die Produktion und Vermarktung bis zum Absatzmittler (Lebensmittelhandel, Gastronomie, Catering).

Auf Gut Schmerwitz selbst läuft der Vertrieb anders: Etwa 80 Prozent der Erzeugnisse werden direkt vermarktet. Das restliche Fünftel wandert in den Handel oder dient der Eigenversorgung (z.B. mit Futtermitteln). Das ursprünglich in Adelshand und zu DDR-Zeiten in Staatseigentum befindliche Gut wurde 1991 an die Suchthilfeeinrichtung Synanon verkauft, um Drogenabhängigen aus Berlin und Brandenburg landwirtschaftli-che Therapieplätze anzubieten; damals wurde das Gut auf bio-logisch-dynamische Anbauweise nach den Demeter-Richtlinien umgestellt. Aus praktischen und wirtschaftlichen Gründen ging es im Jahr 2000 schließlich an das Ehepaar van Schoonhoven über. Heute präsentiert sich Gut Schmerwitz wie folgt:

Ackerbau. Auf rund 1.600 ha Fläche werden Brotgetreide (Roggen, Weizen und vor allem Dinkel), Futtermittelgetreide (Triticale, Gerste, Hafer) und Ölsaaten (Leguminosen, Lupinen, Raps, Erbsen) produziert. Experimentiert wird derzeit mit ersten Sojasorten, um in Deutschland weniger abhängig von den Importen gentechnisch veränderter Ware zu werden. Soja findet Einsatz als proteinhaltiges Tierfutter und Fleischalternative für Veganer. Das gilt auch für Erbsenproteine. „Die Flächen werden in sechsgliedriger Fruchtfolge bearbeitet, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten oder Unkräuter, Schädlinge und Krankheiten auf natürlichem Wege zu vermeiden. Nicht zuletzt soll Teilen der Fläche immer mal eine Ruhepause gegönnt werden“, betont Gerrit van Schoonhoven.

Hühner. Neben dem Ackerbau stellt die Eier-Produktion einen wirtschaftlichen Kernbereich dar. Etwa 14.000 Tiere werden dreistufig gehalten: für nachts bzw. zum Schutz vor Wildtieren gibt es fünf Ställe, daran schließen sich überdachte („Wintergärten“) und nicht überdachte Freilaufflächen an.

(Fleisch-) Schafe. Das Gut „beherbergt“ 30 Mutterschafe und in der Nachzucht insgesamt bis zu 60 Tiere. Sie beweiden die Grünflächen und düngen sie gleichzeitig. Durch das Scheren tragen sie, wenn auch in überschaubaren Größenordnungen, auch direkt zur Wertschöpfung bei.

Streuobst. Auf 17 ha Wiesenfläche dienen hauptsächlich Äpfel der Vermostung (in Kooperation mit der Mosterei Hohenseefeld). Es handelt sich dabei um teilweise alte Sorten, die auch als Gen-Reservoir betrachtet werden.

Die gutseigenen Produkte (und ein paar mehr aus der Region) werden im Hofladen vermarktet. Darunter auch Wurst vom Lamm und Schwein. Schwein? Auf Gut Schmerwitz ist weit und breit kein Schwein zu sehen. Der Gutsbesitzer klärt auf und verweist auf seine Kooperation mit einem benachbarten Schweinezüchter, der die Tiere strikt artgerecht hält. Der Deal: Biofutter für die Schweine gegen Fleisch für die Wurst – ein für beide Partner lohnendes Geschäft. Allerdings tragen sich die van Schoonhovens mit dem Gedanken, in absehbarer Zeit eine eigene (kleine) Zucht aufzubauen.

Neben dem Hofladen gibt es noch weitere Vermarktungspunkte wie selbstständige Lebensmittelhändler (teilweise unter der regionalen pro agro-Dachmarke „Von Hier“), Naturkostläden und – der bei weitem größte Abnehmer – Bio Company.

Kontakt:

Gut Schmerwitz

Schmerwitz Nr. 8

14827 Wiesenburg/Schmerwitz

Tel. 033849/908-0

info@gut-schmerwitz.de

 

 

Eberswalder Wurst GmbH

Gelebte Partnerschaft für mehr Tierwohl und Qualität

Die Wurst- und Fleischproduktion in Britz bei Eberswalde war von Anfang an eine große Nummer: 1977 als modernster Verarbeitungsbetrieb Europas gegründet, wurde das Unternehmen nach dem Zusammenbruch der DDR und mehreren Eigentümerwechseln im Jahr 2002 von Dr.-Ing. Eckhard Krone übernommen. Gemeinsam mit den Geschäftsführern Mario Krone, Sebastian Kühn und Patricia Benz hat er den Betrieb zu neuer Blüte geführt. Heute zählt die Eberswalder Gruppe, in der die Familie die Gesellschaft weiterführt, zu den größten Unternehmen der Ernährungsindustrie in Berlin/Brandenburg.

Die Eberswalder Gruppe stellt mit 300 festen Mitarbeitern (und zusätzlich bis zu 200 Saisonkräften) einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor in der Region dar, und das nicht nur im Landkreis Barnim. Auf dem 27 Hektar großen Betriebsgelände werden Fleisch- und Wurstwaren hergestellt, die pro Jahr über 100 Millionen Euro Umsatz bringen. Das sorgt für sichere Arbeitsplätze, Einkommen, Konsum und Steuereinnahmen. Der Lebensmitteleinzelhandel kann sich ebenfalls freuen, und zwar über gute Absätze nicht nur in der Hauptstadtregion selbst, sondern auch in den neuen Bundesländern und im europäischen Ausland.

Klar und authentisch handeln – so lautet der Grundsatz, den das Familienunternehmen nachhaltig verfolgt. Was heißt das in der Praxis? Da ist zunächst das Thema Umweltschutz. Namhafte Investitionen in die Steigerung der Energieeffizienz oder in das Reengineering der gesamten Kühl- und Wärmesysteme sind hier beredtes Zeugnis. Wofür solche Maßnahmen gut sind, hat man vor Ort quasi täglich vor Augen: Das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin liegt direkt vor der Firmenhaustür – eine besondere Verpflichtung in unmittelbarer Nachbarschaft.

Klares und authentisches Handeln versteht man bei Eberswalder aber auch als besondere Verpflichtung gegenüber den einzelnen Gliedern der Wertschöpfungskette in der Region. Diese Über-zeugung war die Initialzündung für ein innovatives Kooperationsprojekt zwischen dem Initiator Eberswalder Fleisch & Wurst, der Gruppe um die Prignitzer Landschwein GmbH Neudorf und der REWE Group (Region Ost). In die Partnerschaft einbezogen wurde auch der VION-Schlachthof in Perleberg, der als Lohnschlachter für den reibungslosen Nachschub der Schweinehälften sorgt. Ergebnis: Alle Produktions- und Verarbeitungsschritte werden in einem engen Umkreis organisiert und garantieren dabei exzellente Qualität.

Im Juli 2018 war es so weit: Das Programm „100%REGIONAL – Schweinefleisch von Brandenburger Bauern“ konnte anlaufen. Das signalisiert nicht nur ein Qualitätsversprechen, sondern steht auch für natürliche Ferkelaufzucht (kein Kupieren der Schwänze, keine Kastration) und die Verwendung regionaler Futtermittel. In der Startphase wurde die Ware in 21 REWE-Märkten der Hauptstadtregion angeboten. Schritt für Schritt wurden weitere regionale Filialen mit Bedientheken damit bestückt. Zum Portfolio zählen ferner 200 Märkte mit SB-Kühltruhen. Neben Fleisch gehören inzwischen auch Wurstwaren zum 100%REGIONAL-Sortiment. Dieses strikt an Regionalität und Tierwohl orientierte Konzept (dazu zählen selbstverständlich auch kurze Transportwege vom Züchter bis zum Vermarkter) hat natürlich ihren Preis: Das Regionalfleisch kostet im Handel pro Kilo rund zwei Euro mehr als Massenware.

Davon profitieren nicht nur der Handel und Eberswalder. Denn Eberswalder garantiert dem Landwirt vertraglich einen Preisaufschlag, so dass er von den steigenden Erlösen auch in neue, tierwohlgerechte Anlagen investieren kann. Gut zu hören, dass der höhere Verkaufspreis und der Verzicht auf Aktionsware zu keinem Einbruch bei den Absätzen geführt haben. Dazu Sebastian Kühn, geschäfts-führender Gesellschafter: „Wir setzen mit diesem Programm auf einen neuen Weg der Nachhaltigkeit und Qualität. Dieses System wird weiter behutsam wachsen, wenn Verbraucher die Leistungen auch preislich honorieren.“ Honoriert wurde in jedem Falle schon mal Eberswalder Fleisch & Wurst, die das Programm auf die Beine gestellt haben und verantwortlich koordinieren, und zwar mit dem Innovationspreis Ernährungswirtschaft 2019 des Landes Brandenburg.

Kontakt:

Eberswalder Wurst GmbH

Joachimsthaler Straße 100

16230 Britz

Tel. 03334/2730

info@eberswalder.de

 

Bobalis Agrargesellschaft mbH

Immer stärkere Präsenz bei Events aller Art

Der 1998 in Jüterbog gegründete ökologische Büffelhof Bobalis hat in den vergangenen Jahren seine Vermarktungsaktivitäten stark erweitert. Geblieben ist allerdings das am Tierwohl orientierte Konzept: Die 60 Wasserbüffel-Kühe werden grundlegend artgerecht gefüttert und gehalten. In der eigenen Hofkäserei wird die Büffelmilch in Handarbeit zu Mozzarella, gereiftem Käse, Joghurt und Ricotta veredelt. Die stattlichen Tiere sind aber auch „Lieferanten“ von Fleisch- und Wurstwaren.

Die Tiere werden ökologisch mit extensiver Fütterung gehalten. Sie ernähren sich von Gras, Heu, Heulage und eigens für sie angebautem Getreide. Das war für die Hofbetreiber-Familie Henrion sowie das gesamte Team wegen der extremen Trockenheit in den beiden vergangenen Sommermonaten eine große Herausforderung. Durch Anpassungen in der Grünlandplanung konnten gewohnte Fütterung und Größe der Herde jedoch weitgehend beibehalten werden. Zur artgerechten Haltung gehört auch, dass weibliche und männliche Büffelkälber in den ersten drei Lebensmonaten mit Büffelmilch gefüttert werden, die sie für eine gute Entwicklung benötigen.

Der Geschmack der Wasserbüffelmilch ist süß, mit einer leicht nussigen Note. Sie weist gegenüber der Kuhmilch einen höheren Gehalt an Eisen und Kalzium sowie an Vitaminen A, B und E auf. Der Cholesteringehalt im Fettanteil ist ca. 30 Prozent geringer als bei Kuhmilch. Insgesamt ist Büffelmilch mit durchschnittlich 4,8 Prozent Eiweiß, 7,5 Prozent Fett, 5,4 Prozent Lactose sowie den hohen Anteilen an essenziellen Aminosäuren und ungesättigten Fettsäuren äußerst gehaltvoll. Kuh-milchallergiker vertragen die Büffelmilchprodukte sehr gut, da sich das Milcheiweiß des Büffels von dem des Rindes strukturell unterscheidet.

In der Hofkäserei wird die Büffelmilch von Hand zu Mozzarella, gereiftem Käse (natur oder geräuchert), Joghurt und Frischkäse (Ricotta) verarbeitet. Büffelmilchmozzarella hat eine aromatische Geschmacksnote, die sich deutlich vom gleichnamigen Kuhmilchprodukt unterscheidet. Konservierungsstoffe und Stabilisatoren werden grundsätzlich nicht verwendet.

Die Schlachtreife erreichen die Tiere erst im Alter von zwei bis zweieinhalb Jahren. Nach der Schlachtung durchläuft das kurzfaserige und sehr aromatische Fleisch einen Reifeprozess von zwei bis vier Wochen, bevor es als Frischfleisch mit 7-14tägiger Haltbarkeit vermarktet wird. Für die Wurst- und Schinkenproduktion wiederum hat man auf dem Hof eigens Klimakammern eingerichtet, um die geschmacklichen Eigenschaften des Büffelfleisches zu erhalten. So ist es möglich, eine schonende und langsame Wurst- und Schinkenreifung unter optimalen Bedingungen zu gewährleisten.

Seit einiger Zeit setzt Bobalis zudem auf einen heimischen Trend: die Wiederentdeckung von Brühen auf Knochenbasis. Das hat zur Entwicklung von „Brühey“ geführt, einer Knochenbrühe von Büffel, Rind und Huhn. Die Innovation wurde mit dem pro agro-Marketingpreis 2020 ausgezeichnet.

Vermarktet werden die Produkte vornehmlich über Bio-Super-märkte (hier insbesondere Bio Company), Naturkostfachhandel und das Internet. Unter dem Stichwort „Streetfood“ wird darüber hinaus die Direktvermarktung ausgebaut. Beispiele dafür sind die seit 2015 kontinuierlich steigende Präsenz auf besonderen Events (Evangelischer Kirchentag in Berlin, Motor Cycle Jamboree in Jüterbog, Gottorfer Landmarkt in Schleswig). Selbst wenn sich das Unternehmen in diesem Jahr mit seinen Produkten auch auf überregionalen Events tummeln wird, so ist „das Highlight weiterhin die jährlich stattfindende Potsdamer Erlebnisnacht Ende Juli“, wie es heißt.

Kontakt:

Bobalis Agrargesellschaft mbH

Hauptstraße 30

14913 Jüterbog

Tel. 03372/43 29 88

info@bobalis.de

Golßener Fleisch- und Wurstwaren GmbH & Co. Produktions KG

Individualität und Handwerk immer im Blick

Golßener Fleisch- und Wurstwaren – der Inbegriff für 110 Jahre traditionelles Lebensmittelhandwerk.
In der langen und erfolgreichen Firmengeschichte ist eine eigenständige mittelständische Unternehmensgruppe entstanden, die mit ca. 650 Mitarbeitern knapp 120 Millionen Umsatz erwirtschaftet
und in Berlin/Brandenburg zu den Marktführern gehört. Seit 1911 steht das heute von drei Brüdern geführte Familienunternehmen für frische Feinkost und deftige Wurstwaren aus dem Spreewald. Dieses Kernsortiment wird bis heute gehegt und gepflegt; doch mit dem Wandel der Konsumgewohnheiten haben sich auch Produktangebot und Vertriebswege geändert. Über das Hier und Heute sprachen wir mit Vertriebsgeschäftsführer Rainer Kempkes.

Herr Kempkes, wo würden Sie die Aktivitäten Ihres Unternehmens heute verorten?

Wir sind nicht mehr nur ein Fleischwaren-Hersteller, sondern ein breit aufgestellter Lebensmittelproduzent: Wurst, Feinkostsalate, Mayonnaisen, Ketchups, Dressings, Suppen und weitere Warengruppen prägen unser Sortiment.

Also immer in der Innovationsspur. Was ist Ihr jüngstes „Kind“?

Ab 10. Januar 2022 vermarkten wir auch vegane Produkte. Mit diesem zusätzlichen Standbein wollen wir einem starken und nachhaltigen Verbrauchertrend Rechnung tragen. Wir starten mit acht Artikeln, und im Laufe des Jahres werden wir noch mal zehn bis zwölf Artikel nachlegen. Grundsätzlich verstehen wir uns als Problemlöser für unsere Partner: Lebensmittelhandel, Gastronomie oder Gemeinschaftsverpflegung operieren quasi unmittelbar an der Verkaufsfront, und wir unterstützen sie
dabei, dass sie die Verbrauchernachfrage befriedigen können.

Gibt es weitere Innovationen, die Sie in der Pipeline haben?

Neben den veganen Produkten werden wir im ersten Quartal 2022 mit fünf neuen Sorten Brotaufstrich auf den Markt kommen.

Welchen Stellenwert hat für Sie das Thema regionale Produkte?

Wir sind ein großer Verfechter regional hergestellter Lebensmittel. Unsere Hauptabsatzgebiete sind nun mal Berlin und Brandenburg – unabhängig davon, dass wir bestimmte Produkte auch über die Landesgrenzen hinaus vertreiben. In unseren drei Produktionsstandorten in der Region setzen wir,
wann und wo immer es geht, regionale Rohstoffe ein und vermarkten die fertigen Produkte weitestgehend regional.

Was macht für Sie den Kern regionaler Produkte aus?

Neben den eben genannten Standortbedingungen – also Vorstufe, Produktion und Vermarktung – sind Inhalt und Verarbeitungsweise von Produkten sehr essentiell. Was den Inhalt betrifft, heißt das für uns beispielsweise: traditionelle Rezepturen, kräftige Würzung für einen spezifisch regional geprägten Geschmack. Und obwohl wir bei der Produktion modernste technische Hilfsmittel einsetzen, steht bei uns die Philosophie des Individuellen und Handwerklichen immer im Vordergrund. Mit anderen Worten: Wir legen Wert darauf, dass das, wo unser Name draufsteht, auch nach uns schmeckt.

Sind Sie besorgt wegen der hohen Rohstoffpreise?

Das ist in der Tat ein großes Problem; fast täglich steigen irgendwelche Preise – ob für Gewürze, Zusatzstoffe, Verpackungsmaterial, Energie und vieles mehr. Extrem teuer geworden sind Fette, Rindfleisch und Geflügelfleisch. Zusätzlich haben sich die Lieferzeiten der Vorstufe deutlich verlängert.
Insgesamt ist da leider noch kein Ende abzusehen. Das stellt uns vor große Herausforderungen.

Und wie sieht die Lage bei der Rekrutierung von Mitarbeitern aus?

Die ist außerordentlich schwierig geworden, und zwar mit Blick auf alle Beschäftigten einschließlich Auszubildende. Wir haben inzwischen sogar einen Experten eingestellt, der sich allein um die Mitarbeiter-Gewinnung kümmert. Hinzukommt als Folge von Corona der Trend zum Home Office. Doch Produktionsbetriebe wie wir können auf dieser Basis kaum Arbeitsplätze anbieten.

Welchen Einfluss hat die Pandemie auf die Zusammenarbeit mit dem Handel?

Auch hier hat es eine Anpassung gegeben: Jetzt können die Listungsgespräche leider nicht mehr persönlich stattfinden. Das ist schade, weil es dadurch keine Verkostungsmöglichkeit gibt, das heißt anfassen, riechen und schmecken der Produkte sind nicht mehr möglich. Dies ist aber immer ein
wichtiger Punkt bei Gesprächen, um die wertvollen Vorteile der Produkte zu präsentieren.

Kontakt:

Golßener Fleisch- und WurstwarenGmbH & Co. Produktions KG

Am Klinkenberg 1

15938 Golßen

Tel. 035452/386-0

info@golssener.de

Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH

Setzt auf nachhaltige Lebensmittelproduktion und Landschaftspflege: Inhaber und Geschäftsführer Benjamin Meise

Setzt auf nachhaltige Lebensmittelproduktion und Landschaftspflege: Inhaber und Geschäftsführer Benjamin Meise

„Wir sind ein kleiner unter den großen landwirtschaftlichen Betrieben in Brandenburg“, sagt Benjamin Meise. Doch was der Inhaber und Geschäftsführer der Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH als „klein“ tituliert, klingt mit den gut 3.000 ha Nutzfläche und den 750 Kühen eher wie eine ziemlich große Nummer. Und das ist es auch: ein Hochleistungsbetrieb (nicht nur) der Milchwirtschaft, der sich der nachhaltigen Lebensmittelproduktion und der Landschaftspflege verschrieben hat.

In der Praxis stellt sich das folgendermaßen dar: Am Standort Buchholz (Landkreis Oder-Spree) produziert der Familienbetrieb täglich rund 20.000kg Rohmilch, deren Löwenanteil (gut 90 Prozent) an das Deutsche Milchkontor geliefert wird. Dort, in Deutschlands größter Molkerei, wird die zertifizierte Qualitätsmilch zu einer Vielzahl von Lebensmittelprodukten verarbeitet. Die in Buchholz verbleibende Milch wird unter dem Label „MilchQuelle“ in Eigenregie vermarktet, und zwar hauptsächlich über Milchautomaten und Dispenser an verschiedenen Standorten in Berlin und Brandenburg (darüber haben wir ausführlich im pro agro-Newsletter 07-08/2019 berichtet).

Dieser Vertriebsweg hat sich so gut etabliert, dass man beginnen konnte, die hochqualitative Milch selbst zu verarbeiten. Das steigert ja nicht nur die Auslastung der hofeigenen Molkerei, sondern erweitert auch das Sortiment. Konkret: Seit kurzem wird die Gastronomie über die Milch in 10l-Beuteln hinaus mit stichfestem Naturjoghurt beliefert. Dabei bleibt’s aber nicht: „In der Pipeline“ befinden sich auch der flüssigere Trinkjoghurt, der – wie die Milch – mit Hilfe von Dispensern direkt vermarktet werden kann. Und nicht zu vergessen die geplante Käseproduktion. Den Einstieg soll Grillkäse bilden, „doch da sind wir noch nicht ganz so weit“, meint Benjamin Meise. Was nicht selbst vermarktet wird, geschieht über den regionalen Lieferdienst „Alles vom Land“.

Den Direktvermarktungsanteil von jetzt unter zehn Prozent will der studierte Betriebswirt und gelernte Landwirtschaftsmeister kräftig erhöhen. Für spätestens nächstes Jahr hat er die Marke von 30 Prozent angepeilt; als langfristiges Ziel schweben ihm sogar 100 Prozent vor. Aber wieso will er den klassischen Absatzmittler, also den Lebensmittelhandel, nicht mit ins Boot nehmen? „Das macht nur Sinn, wenn man ein unverwechselbares Produkt hat“, sagt er. Und: „Außerdem wollen wir uns nicht dem Preiskampf aussetzen. Zu unserer Ziel- und Stammkundschaft gehören vielmehr Verbraucher, die bereit sind, mehr Geld für unsere Produkte auszugeben.“

Das gilt auch für die Fleischprodukte: Alle sechs Wochen wird ein Jungrind bei einem Partnerbetrieb geschlachtet. Die Jungrinder stammen aus der Fürstenwalder Vieh und Fleisch GmbH Briesen, einer Tochtergesellschaft, die sich um die Aufzucht der Buchholzer Kälbchen kümmert. Dort sind auch die 22.000 Legehennen „angesiedelt“, die täglich für rund 17.000 Eier Nachschub sorgen. All diese Produkte werden unter anderem über den eigenen Hofladen vermarktet.

Überdies wird auf den ausgedehnten Flächen natürlich auch klassischer Ackerbau betrieben, vor allem Raps und Getreide; die Feldfrüchte werden einerseits an die verarbeitende Industrie verkauft, andererseits als Futter für die Tiere verwendet. Nach den extrem trockenen Sommern 2018/2019 begann der Landwirt, alternative Kulturen wie Hartweizen, Dinkel oder Hanf anzubauen. Obwohl gerade Hanfprodukte derzeit nicht leicht zu vermarkten sind, sieht man wegen ihrer beruhigenden Wirkung doch Zukunftspotenzial. Die sehr vielseitige Pflanze wird heute zu Kaffee oder Tee veredelt und deren Samen Backmischungen beigegeben.

All sein Tun hat Benjamin Meise dem Thema „Nachhaltigkeit“ untergeordnet. Darunter versteht er dreierlei: regenerative Landwirtschaft im Einklang mit der Natur (Schutz der Umwelt), soziale Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und lokaler Lebensgemeinschaft, Rentabilität in der Ökonomie als Zukunftssicherung für den Betrieb.

Dass dies keine leeren Worte sind, zeigt folgendes Beispiel: Zusammen mit fünf weiteren Landwirten plant er die Errichtung des „Klimaparks Steinhöfel“. Hier werden auf mehreren Einzelflächen (zusammen 500 ha) Solaranlagen gebaut. Die einzelnen Module werden zwischen 1,80m und 3,00m hoch sein und wie Gewächshäuser wirken, unter denen die Flächen landwirtschaftlich genutzt werden können, etwa für Bienenvölker, mobile Hühnerställe oder Schafhaltung, aber auch für Gemüse- und Heilpflanzenanbau. Damit das Landschaftsbild so wenig wie möglich gestört wird, werden rund um die Anlagen hohe Hecken gepflanzt – insgesamt also ein Konzept, wo Strom aus erneuerbaren Energien mit regenerativer Landwirtschaft vereinbart werden. Und ganz im Sinne eines Landwirts, der sich der nachhaltigen und ganzheitlichen Wirtschaftsweise verpflichtet fühlt.

Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH
Buchholzer Dorfstraße 23
15518 Steinhöfel/OT Buchholz
033636/276-10
benjamin.meise@agrafrisch.de
www.agrafrisch.de

Lausiko’s Manufaktur

Natürliche Produkte als Mehrwert für den Körper

Eine fromme und vielseitig gebildete Frau aus der Blütezeit des Mittelalters steht Pate für natürliche und gesunde Produkte der Gegenwart: Bei der Herstellung und der Neuentwicklung von Rezepten für Aufstriche, Pestos & Dips sowie fruchtige Cremes orientiert sich Lausiko’s Manufaktur an der Heillehre der seinerzeit berühmten Nonne Hildegard von Bingen. Auf dem Fundament ihres umfangreichen Wissens über die Heilkräfte der Natur stehen heute die Produkte für den modernen Bewusst- und Genussesser.

Seit 2015 beschäftigt sich Inhaber Wolfgang Mattheus intensiv mit der Heillehre Hildegard von Bingens. „Die 1179 im Kloster Rupertsberg geborene Von Bingen war eine Benediktinerin, Dichterin und Komponistin und hat ihr Wissen über die Eigenschaften von Kräutern, Bäumen und Nährstoffen mit der Volksmedizin zusammengebracht und eine Lehre entwickelt, die sich in Lausiko’s Manufaktur wir ein roter Faden durch die Rezepturen zieht“, erzählt er.

Doch nicht nur darauf setzt der gebürtige Thüringer, sondern auch auf höchste Qualitätsstandards. Paul Smerda, Marketing-Manager der Manufaktur, erklärt das so: „Nur das Beste aus der Region kommt bei uns ins Glas. Das ist für uns sehr wichtig und das setzen wir konsequent zu 100 Prozent um. Auf Zusätze wie Konservierungsmittel und Geschmacksverstärker verzichten wir gänzlich.“ Stattdessen werden bei den fruchtigen Cremes Edelkastanien oder Honig zur Verdickung und Agavendicksaft, Datteln und Kokosblütenzucker zum Süßen eingesetzt.

Lausiko‘s Partner sind kleine regionale Gemüse- und Obstanbaubetriebe. So stammen z.B. die Kürbiskerne von Syring Feinkost. Walnuss, Hanf, Leinsaat, Mandelmehl wiederum kommen aus der Kanow-Mühle Golßen. Den Dinkel bezieht die Manufaktur von dem Bio Landwirtschaftsbetrieb Löhnert aus Zockau bei Bautzen, das Micro- Dinkelvollkornmehl ausschließlich aus der Stadtmühle Geisingen. Und das Bier für die neuesten herzhaften Brotaufstriche stammt aus Finsterwalde oder Fürstlich Drehna.

Der Entschluss, den Menschen etwas aus der Natur zu geben und etwas Eigenes zu kreieren, das dem Begriff LEBENSmittel gerecht wird, entstand 2011. Die Anfangszeiten waren noch holprig und experimentell, entstanden sind in der Zeit verschiedene Gemüsemarmeladen, die sich zu Aufstrichen und Pestos entwickeln sollten. Mittlerweile umfasst die Produktpalette drei Pestos aus Brennnessel, zwei Brotaufstriche mit Dinkel und drei mit Kichererbsen, fünf Senfe, drei Edelkastaniencremes und vier Puddingpulver auf Dinkelbasis. Die Produkte sind in Regio- und Bioläden von Berlin bis Görlitz und im eigenen Online-Shop zu finden.

„Superfood“ nennt Mattheus seine Kreationen. Damit meint er natürliche Lebensmittel, die eine positive Wirkung auf Leib und Seele haben. Viele heimische Pflanzen verdienen seiner Meinung nach das Prädikat „Superfood“: Vor der Haustür wächst alles, was die Manufaktur braucht. Mattheus hat da seine Philosophie: „Essen ist Genuss und soll schmecken, da sind wir uns alle einig, aber es muss auch unserem Körper einen Mehrwert bringen. Genau dafür steht Lausiko.“ Daher verbirgt sich hinter dem Begriff Lausiko schlicht und einfach „Lausitzer Koestlichkeiten“. Dem Kunden fühlt sich Mattheus verpflichtet: So finden sich in den Zutaten nicht nur die aufgezählten Ingredienzen, sondern auch – und das ist wahrscheinlich der wichtigste Zusatz – eine Prise Liebe zur Natur.

Kontakt:

Lausiko’s Manufaktur

Waldsiedlung 8a

03238 Rückersdorf

Tel. 0170-1602613

wolfgang@superfood-regional.de