Energiesparen in krisenhaften Zeiten

Datum: 29. September 2022

Deutschland steckt mitten in einer tiefen Energiekrise: Zum einen bewegen sich die Großhandelspreise auf extrem hohem Niveau, zum anderen ist die Verfügbarkeit von Gas erheblich eingeschränkt. Während die drastischen Preissteigerungen bei den Privatkunden lediglich im Gas angekommen sind, sieht es bei den Herstellern wesentlich dramatischer aus. Hier sind infolge geschrumpfter Verfügbarkeit und gleichzeitig gestiegener Preise der Energie viele kleine und mittlere Betriebe der Brandenburger Lebensmittelwirtschaft in ihrer Existenz bedroht. Carsten Topp (Foto), Vertriebsleiter des Energiedienstleisters Ampere, beschreibt Maßnahmen zur Energieeinsparung.

Seit über einem Jahr haben die Strom- und Gaspreise kräftig zugelegt, und durch den Krieg in der Ukraine hat sich der Preisanstieg sogar noch dramatisch beschleunigt. Konkret: An der Strombörse wurde für eine Kilowattstunde Strom im August kurzzeitig über einen Euro pro Kilowattstunde aufgerufen. Vor einem Jahr musste man dafür noch 8,57 Cent bezahlen, und das galt schon als teuer! Hinzu kommt, dass Unternehmen kaum neue Energieverträge erhalten, da viele Versorger den Vertrieb eingestellt haben und sich vorrangig auf die Absicherung ihrer Bestandskunden konzentrieren.

Was hilft bei der Eindämmung der Energiekosten am meisten? Die Industrie macht uns es derzeit vor. Hier ist laut Bundesnetzagentur der Gasverbrauch im August 2022 um 21,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken, was vor allem am Umstieg von Gas auf Öl liegt. Das Problem dabei: Ein Brennstoffwechsel ist nicht einfach, denn viele Unternehmen sind vertraglich gebunden und haben nicht die Möglichkeit, kurzfristig umzusteigen. Die hohen Preise bei Strom und Gas erzwingen also Effizienz.

Was heißt das? Der effiziente Umgang mit Energie sowie ein detailliertes Energie-Monitoring und -Management sind die wichtigsten Stellschrauben für die Gewährleistung von Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit. Vor allem kleine und mittlere Betriebe verfügen häufig noch über große Optimierungsmöglichkeiten. So lassen sich unter anderem bei Beleuchtung, Antrieben oder Pumpen, Kälteanlagen oder Drucklufteinsatz einige Potenziale heben. Auch softwaregestützte „Lastganganalysen“ helfen, den Stromverbrauch im Blick zu haben und gegebenenfalls zu senken (unter Lastgang versteht man den je nach Tages- oder Jahreszeit schwankenden Stromverbrauch).

Hier lohnt es sich, Expertenrat in Form einer umfassenden Energieberatung einzuholen oder noch nicht umgesetzte Maßnahmen zu realisieren. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert unter anderem eine Energieeffizienz-Beratung für kleinere und mittlere Unternehmen und im zweiten Schritt die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen. Auch die KfW verfügt über Förderprodukte für Energie und Umwelt. Weiterhin kann es lohnenswert sein, mögliche Fördertöpfe der Länder Berlin und Brandenburg auszuloten.

Viele Unternehmen benötigen relativ kurzfristig neue Energielieferverträge, da die alten entweder auslaufen oder aufgrund der gestiegenen Preise vom Energieversorger gekündigt werden. Häufig wird ihnen in diesem Zusammenhang mitgeteilt, dass es kein Angebot fürs Folgejahr geben wird. Hintergrund: Der Energiemarkt ist bei Strom wie bei Gas sehr volatil, d.h. die Schwankungsbreite der Energiepreise in den letzten Jahren vollzieht sich heute nicht selten innerhalb eines Tages.

Hinzu kommt, dass eine kurzfristige Entspannung wegen der Gasknappheit nicht zu erwarten ist. Während es beim Strom vereinzelt noch Angebote gibt, sieht es beim Gas ganz anders aus. Hier findet faktisch kein Wettbewerb statt, und bis auf wenige Ausnahmen gibt es zurzeit keine Angebote – und wenn doch, sind sie mit hohen Risikoaufschlägen und kurzen Bindefristen versehen. Die Nachfrage bewegt sich auf hohem Niveau und wird zum Jahresende erfahrungsgemäß weiter steigen. Die äußerst fragilen Rahmenbedingungen machen es extrem schwierig, sicher und verlässlich das nächste oder die kommenden Jahre zu planen.Fazit: Die hohen Preise an den Handelsmärkten setzen die Unternehmen fast aller Branchen unter enormen Druck. Wann und welche zusätzlichen Maßnahmen auf Bundes- oder europäischer Ebene verabschiedet werden, lässt sich zum heutigen Zeitpunkt nicht mit Sicherheit sagen.

Als Kooperationspartner von pro agro unterstützt die Ampere AG Mitgliedsunternehmen des Verbandes bei der Verhandlung und Beschaffung von Energielieferverträgen. Der Energiedienstleister betreut mehr als 50.000 Strom- und Gaskunden mit einem Gesamtvolumen von über 2.200 Gigawattstunden bundesweit. Bisher hat Ampere mehr als 400.000 Energielieferverträge erfolgreich verhandelt und für ihre Kunden Einkaufsvorteile von mehr als 430 Mio. Euro erzielt.