In der Landfleischerei Turnow wird Handarbeit noch groß geschrieben. In der Vermarktung ist man aber up to date: vom stationären über den mobilen bis zum Online-Handel.
In einigen Kilometern entfernt sieht man die dampfenden Kessel von Jänschwalde, des Kohlekraftwerks am Rande des Braunkohletagebaus der Lausitz. „Vattenfall ist ein wichtiger direkter Abnehmer unserer Produkte“, sagt Carsten Haber-mann, Chef der Landfleischerei Turnow. Und nicht nur das: Der Stromriese sorgt als bedeutender Arbeitgeber in der Region für Lohn und Brot seiner Mitarbeiter, was wiederum Geld in die Kassen des Metzger-Betriebes bringt.
Die Landfleischerei produziert ihre Ware in einem Gebäude auf dem weitläufigen Gelände einer ehemaligen LPG, wo auch die Verdie GmbH – ein „Mischkonzern“ aus Straßenbau- und Transportbetrieb, Landmaschinenhandel und -service – untergebracht ist. Und der wiederum gehört die Agrage-nossenschaft Vorspreewald an, die „praktisch unsere Muttergesellschaft ist“, so Habermann. Die liefert auch die geschlachteten Tiere, die von 20 Mitarbeitern zerlegt und zu Fleisch- und Wurstwaren verarbeitet werden. 50 weitere MitarbeiterInnen sind im Verkauf beschäftigt. Dazu zählen der Hofladen, elf Filialen in der Region sowie drei Verkaufs-Autos, wovon eins ausschließlich auf Wochenmärkten in Cottbus steht und die beiden anderen als Nahversorger durchs Land touren. „Für Stammkunden nehmen die schon mal andere Produkte mit“, erklärt Habermann, „denn gerade in ländlichen Gegenden gibt es ja kaum noch Geschäfte.“
Das eigentliche Angebot reicht einerseits von der Bockwurst über die Salami bis zum Schinken (roh und gekocht) und andererseits vom Kotelett über’s Filet bis zum Kassler – man versteht sich als Vollsortimenter. Und als Handwerksbetrieb alter Schule, wie Habermann als gelernter Metzgermeister (und studierter Lebensmitteltechnologe) betont: Die Wurst wird nach traditionellen Rezepten vornehmlich in Handarbeit produziert; vielfach werden Naturdärme verwendet. Und die Rohschinken werden im Trockensalzverfahren hergestellt. Zwei bis drei Wochen gönnt man einem Schinkenspeck bis zur Reife. Konserven wiederum werden nicht im Autoklaven sterilisiert und „zu Tode gekocht“ (Habermann), sondern als Halbkonserven hergestellt. Das erfordert für die Haltbarkeit zwar Kühlung, entschädigt aber mit einem vollen, abgerundeten Geschmack.
Über die Produktion von Fleisch- und Wurstwaren hinaus bietet man spezielle Dienstleistungen wie Catering und Partyservice an. Und da es heute bei den Vertriebswegen mit der „alten Schule“ allein nicht mehr getan ist, hat sich die Landfleischerei dem Versandhandelsgeschäft zugewendet. Dauerwaren und Konserven können dabei unabhängig von der Saison verschickt werden, andere Produkte an warmen Sommertagen allerdings nicht, wenn die Kühlkette nicht sichergestellt ist. Insgesamt ist das kein Riesenmarkt, wächst aber von Jahr zu Jahr.
Unabhängig davon beliefert die Landfleischerei einen Großhändler, der die Produkte bundesweit vertreibt. Das ist ebenfalls ein eher überschaubares Geschäft, bringt aber nicht nur Image, sondern
auch Umsatz. Eine Wunschvorstellung ist, als regionaler Anbieter in der Bedienungstheke der Edeka unterzukommen. Das könnte bis nach Berlin gehen. Aber als Anfang stellt man sich einen Laden in
Cottbus vor. Das wäre quasi ein Heimspiel mit allen Vorzügen: keine Lagerlieferung, kurze Trans-
portwege.
Kontakt:
Verdie GmbH
Landfleischerei Turnow
Frankfurter Straße 1
03185 Turnow-Preilack
Tel. 035601/8818201
landfleischerei.turnow@
verdie-gmbh.de