Das letzte Jubiläum ist gerade mal ein Jahr her. Denn 2023 feierte der Boblitzer Gemüsespezialist sein 125-jähriges Bestehen, oder besser gesagt: Die Familie Belaschk gedachte der Gründung im Jahre 1898, denn seitdem befindet sich die Firma in Familienhand. Heute wird das Unternehmen in fünfter Generation von Markus Belaschk (Foto) geführt – einerseits der Tradition verpflichtet, wozu Beständigkeit und Verlässlichkeit in Qualität und Geschmack zählen, andererseits der Zukunft zugewandt, was sich in erfolgreichen Produktinnovationen und modernsten Herstellungstechniken manifestiert. Und nicht nur das: „Wir stehen für Nachhaltigkeit, sowohl im Anbau und bei der Ernte, als auch in der Verarbeitung“, betont er.
Früher wurde die eingesetzte Rohware, das waren hauptsächlich Gurken und Meerrettich, im eigenen landwirtschaftlichen Betrieb angebaut, geerntet, verarbeitet und vermarktet. Aus heutiger Sicht könnte man das als Vorläufer einer geschlossenen regionalen Wertschöpfungskette mit dem spezifischen Merkmal „alles aus einer Hand“ bezeichnen. Heute, wo man mit ganz anderen Mengen arbeitet, lässt sich das gar nicht mehr bewerkstelligen. Denn gegenwärtig veredelt das Unternehmen schätzungsweise 2.500 Tonnen Gemüse im Jahr: Gurken, Meerrettich, Kürbis, Paprika und mehr. „Wir beziehen die Feldfrüchte bei einigen wenigen Brandenburger Vertragsbauern, die wir alle persönlich kennen und regelmäßig aufsuchen, um sicher zu sein, dass ihre Arbeit unseren Qualitätsstandards entspricht“, berichtet Markus Belaschk. „Das ist ein Geschäft auf Augenhöhe“, betont er.
Um die Feldfrüchte effizient zu verarbeiten und zur Marktreife zu bringen, braucht man viele helfende Hände und moderne Maschinen. Damit allein ist es aber nicht getan, denn da wartet ja noch die Befüllung der diversen Gebinde für unterschiedliche Abnehmer. Für die Privatverbraucher sind in der Regel Gläser und Flaschen in mehreren Größen im Einsatz (etwa zehn Millionen Stück), die Industrie wiederum erhält die Ware in Großdosen sowie der ambulante Handel auf Märkten oder der Lebensmitteleinzelhandel für die Frischetheken als Eimerware. Das muss alles störungsfrei gesteuert werden. Dafür sorgen die 60 fest angestellten Mitarbeiter (einschl. Verwaltung) und noch einige mehr während der Hochsaison, die von Juli bis kurz vor Weihnachten dauert. 30 bis 40 Prozent der Mitarbeiter stammen aus dem grenznahen Bereich Polens und pendeln täglich.
Vermarktet werden die Produkte (eingelegte Gurken, Gemüse, Meerrettich, Aufstriche, Saucen etc.) vor allem in Ostdeutschland, wobei das Unternehmen die Endverbraucher über den LEH erreicht, also EDEKA und REWE als Vollsortimenter sowie Kaufland, „schwarzer“ Netto und Norma. Auch bei Bartels-Langness im Norden Deutschlands ist man gelistet; damit sollen in erster Linie die Ostsee-Touristen erreicht werden. Industriekunden bzw. Großverbraucher werden beispielsweise mit Gurkenscheiben und -würfeln als Zutaten für Feinkostsalate oder mit Meerrettich für Frischkäse und Fischprodukte beliefert. Zu den Kunden in diesem Segment zählen außerdem Gastronomen und Markthändler, die die Ware auch über den firmeneigenen Abholmarkt vor Ort erhalten.
Ohne Frage muss sich auch der „Spreewaldrabe“ unter den gegenwärtigen Bedingungen sputen, das Geschäft am Laufen zu halten. „Wir merken natürlich, dass sich die Kunden momentan eher für die preisgünstigen Produkte aus dem Ausland und weniger für die etwas teureren aus heimischer Herstellung entscheiden“, sagt Markus Belaschk und fügt hinzu: „Wir können nur an unsere Kunden appellieren, dass ihnen nachhaltige Herstellung und regionale Herkunft mehr wert sind als unbekannte Produkte aus dem Ausland.“
Ein Wort noch zur Entstehungsgeschichte der Marke „SpreewaldRabe“: Während das Unternehmen zu DDR-Zeiten den Namen des Großvaters Kurt Belaschk trug, war es nach der Wende an der Zeit, ein neues Label mit Signalwirkung zu kreieren. „Meine Eltern haben sich entschieden, die Anfangsbuchstaben des Namens meines Vaters zu integrieren – also Ra wie Rainer und be wie Belaschk. Und dann kam die Überlegung, die Produktherkunft in das Label zu integrieren“, erzählt der jetzige Firmenchef. So also ist die Marke „SpreewaldRabe“ entstanden – eine wahrlich kluge Entscheidung, gilt doch der Rabe in der germanischen Mythologie als Symbol der Weisheit.