Vom lokalen Ein-Mann-Betrieb zum regionalen Anbieter
„Wir sind ein Saftladen“, sagt Achim Fießinger, Inhaber und Geschäftsführer der im Landkreis Potsdam-Mittelmark gelegenen Mosterei. Das meint er natürlich wörtlich und nicht im übertragenen Sinne. Seit Übernahme des Ein-Mann-Betriebes im Jahr 2015 – da saß er parallel noch an seiner Master-Arbeit zum Abschluss des Landwirtschafts- und Gartenbaustudiums – hat er aus der einst dörflichen Lohn-Mosterei ein Unternehmen mit vertrieblicher Strahlkraft weit über die lokalen Eigenbedarfs-Grenzen hinaus geschaffen.
Heute arbeiten hier fünf Vollzeitbeschäftigte, die im Herbst von heimischen Saisonkräften unterstützt werden. Die produzierten und in unterschiedlichen Variationen kombinierten Säfte werden in namhaften Stückzahlen an den Einzelhandel und die Gastronomie in ganz Brandenburg geliefert. Und woher kommt die Rohware? „Selber bauen wir nichts an“, sagt Achim Fießinger. „Das überlassen wir lieber denjenigen, die es besser können. Wir wollen uns da auch nicht reinbewegen, weil man dafür viel Fläche und Erfahrung braucht.“
Die Mosterei bezieht die Rohware also ausschließlich von Drittlieferanten. Zum Glück gibt es in der Region genügend Obstbauern, die gerade die Früchte anbauen, die man braucht. Das sind vornehmlich Äpfel als Basisfrucht (80 oder mehr Prozent) sowie Birnen, Quitten, Rhabarber oder auch Holunder, Aronia und Sanddorn. Zwei exotische Früchte zählen auch zum Rohwaren-Portfolio und werden zusätzlich importiert: Mango und Ingwer aus Indien bzw. Thailand – und zwar in Bio-Qualität und fair gehandelt, wie betont wird. Die werden dann mit den regionalen Produkten bzw. Säften gemischt. Insgesamt zwölf bis 14 Sorten zählt das Sortiment der Mosterei.
Apropos Bio: Alle Welt redet davon und erst recht von der „Steigerung“ – bio/regional. Wenn’s nach Achim Fießinger ginge, wäre er sofort dabei. Aber: „Wir haben hier in Brandenburg einen Nachholbedarf beim Bio-Anbau. Es gibt einfach zu wenig Früchte dieser Kategorie, um die Nachfrage zu bedienen“, sagt er. Er hielte es für gut, wenn sich die landwirtschaftlichen Betriebe darüber Gedanken machen würden; im Obstbereich stünden ja häufiger Betriebsübernahmen an, so dass der Bio-Trend im Saftbereich forciert werden könnte.
Neben der Produktion für den Absatzmarkt gibt’s natürlich auch noch die Lohn-Mosterei; sie macht ungefähr 20 Prozent des Jahresumsatzes aus. Da muss der Chef während der Saison schon aufpassen, dass sich die Privatkunden und die Mitarbeiter des Normalbetriebs (für die Geschäftskunden) nicht gegenseitig auf den Füßen stehen – gefordert sind also organisatorische Klarsicht und logistische Weitsicht.
Wer da denkt, zwischen der einen und der nächsten Saison lässt sich’s gut Däumchen drehen, der irrt: Die Säfte müssen eingelagert, in den nachgefragten Mengen übers Jahr abgefüllt, etikettiert, kommissioniert und per Streckenlieferung zu den Kunden gebracht werden – von administrativen Aufgaben, Kundenpflege, Listungsgesprächen etc. nicht zu reden. Die Kernmannschaft hat also das ganze Jahr über alle Hände voll zu tun. Zumal es noch einen dritten Geschäftsbereich gibt: Auftragsproduktion für andere Firmen, mit individuellem Etikett und hauseigenem Logo – also praktisch Eigenmarken für Hotellerie, (Event-) Gastronomie und andere gewerbliche Kunden. Unter normalen Umständen summiert sich das auf eine Absatzmenge, die sich sehen lassen kann.
Doch wegen Corona hat sich bei dieser Klientel in den vergangenen Monaten fast nichts getan, was durch die gute Performance des Lebensmittelhandels wenigstens teilweise aufgefangen wurde. Bei dieser Vertriebsschiene zählen Edeka-Filialen, (Bio-) Fachhandel, Regional- oder Unverpackt-Läden
zu den Absatzpartnern, vom kleinen, aber feinen Hofladen in Eigenregie mal abgesehen. Könnten’s ein paar Absatzpartner mehr sein? „Ja natürlich,“ sagt Achim Fießinger, „ganz außen vor ist niemand. Es kommt immer auf die Menge an.“
Kontakt:
Mosterei Ketzür GmbH
Unter den Linden 11
14778 Beetzseeheide
Tel. 033836/669797
mail@mosterei-ketzuer.de