mirontell fein & frisch AG

„mirontell – der Obstsalat-Hersteller mit Tradition“: So liest sich die Selbstbeschreibung der 2004 gegründeten Familien-AG. Seinerzeit war das Unternehmen, jedenfalls nach heutigen Maßstäben, ein Startup mit einer damals exklusiven und, wie sich gezeigt hat, nachhaltigen Geschäftsidee – nämlich der Herstellung von frischen Convenience-Produkten für Hotellerie, Gastronomie und andere Großverbraucher. Dabei repräsentiert mirontell von Beginn an so ziemlich alles, was einen Mittelständler ausmacht: flache Hierarchien, kurze Entscheidungswege, Geschwindigkeit in allen Belangen. Und was es mit der „Tradition“ auf sich hat, erklärt uns Belinda Scott (Foto), die als angestellter Alleinvorstand die Geschäfte führt: „Wir verstehen darunter die Zusammenführung von Handarbeitsqualität und maschineller Präzision made in Germany“.

Ursprünglich besaß die Gründerfamilie einen Fleisch verarbeitenden Betrieb und hatte deshalb intensive Kontakte in die Küchen von Gastronomie und Hotellerie. Da konnte man sehen, dass die Zutaten etwa für Obstsalate äußerst arbeitsintensiv per Hand geschnippelt wurden. So lag die Überlegung nahe, ein Dienstleistungs-Unternehmen für die Herstellung von verzehrfertigem Obst zu gründen und dadurch das Küchenpersonal von der zeit- und damit kostenaufwändigen Arbeit zu entlasten. Das war seinerzeit eine völlig neue Geschäftsidee und nicht ohne Risiko. Doch was im Wortsinne als Manufaktur mit wenigen Arbeitskräften und einem Output von wöchentlich 100 kg begann, steht heute während der Hauptsaison (Mai bis September) bei täglich ca. 15 Tonnen Obstsalat und sortenreiner Ware. Dazu braucht es nicht nur einen modernen Maschinenpark, sondern auch motivierte Mitarbeiter, 52 an der Zahl.

Manch einer wird sich fragen, was sich hinter dem außergewöhnlichen Firmennamen „mirontell“ verbirgt. Vielleicht eine auf den ersten Blick nicht erkennbare Tätigkeits- oder Produktbeschreibung? „Weder/noch“, sagt Belinda Scott. „Das ist ein reiner Fantasiename, den einer unserer Mitarbeiter damals in die Debatte geworfen hat. Er klingt geheimnisvoll, exotisch und ist sehr einprägsam. Das sorgt für Aufmerksamkeit und ist von hohem Wiedererkennungswert. Wir haben den Namen jedenfalls spontan angenommen und ihn gleich patentieren lassen.“

Da für die Herstellung der Convenience-Produkte in der Regel Südfrüchte eingesetzt werden (müssen), ist eine Zusammenarbeit mit regionalen Obstbauern nur begrenzt möglich, jedenfalls mit Blick auf das gegenwärtige Sortiment. Heute werden sieben Obstsorten verarbeitet: Ananas, drei verschiedene Sorten Melone sowie Äpfel und Orangen. Da können Lieferanten aus unseren Breitengraden kaum mithalten. Aber Not macht bekanntlich erfinderisch: Als aus den Reihen der Kundschaft z. B. die Anfrage kam, einen Obstsalat mit Sanddorn zu kreieren, haben sich die Unternehmens-„Pfadfinder“ sofort auf den Weg gemacht.

Ergebnis: „Wir haben mit der Christine Berger GmbH Kontakt aufgenommen und befinden uns derzeit in der gemeinsamen Findungs- und Versuchsphase für ein marktfähiges Produkt. Das ist keine leichte Aufgabe, da Sanddorn ja eine eher saure und recht dominante Frucht ist“, so Belinda Scott.

Da liegt die Frage nahe, warum heimische Äpfel nicht zum Zuge kommen, davon gibt’s ja genug in Brandenburg. Erklärung: Die verarbeiteten Früchte müssen sehr säurehaltig sein, sonst werden sie schnell braun – ein absolutes k.o.-Kriterium für die Vermarktung von Obstsalaten und Freshcut-Ware, zumal der Hersteller ein Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) von sechs bis zehn Tagen garantiert. Also kommen zum größten Teil die Sorten Granny Smith und Greenstar zum Einsatz. Beide Äpfel neigen nicht zur Braunfärbung, sind aber in Deutschland nicht erhältlich, wohl aber in Südtirol.

Die meisten Produkte kommen aus Übersee. Von Mai bis September beschafft sich das Unternehmen die Melonen aus Spanien, Ananas zum größten Teil aus Costa Rica und Orangen aus Spanien oder Ägypten. Das heißt aber nicht, dass regionale Früchte völlig aus dem Spiel sind. Belinda Scott: „Von Werder Frucht beziehen wir beispielsweise mürbe Äpfel, die wir verarbeiten und als Fertigware an Bäckereien liefern, wo sie für diverses Apfelgebäck verwendet werden.“ Und nicht zu vergessen: der Kürbis eines Brandenburger Bio-Betriebes, den mirontell für die Gastronomie zu Würfeln verarbeitet. „Doch das ist lediglich ein herbstliches Saisongeschäft“, sagt sie.

Die Gebindegrößen beginnen bei 600 gr-Schalen, mit denen aber nur ausgewählte kleine Lebensmittelgeschäfte beliefert werden. Den Löwenanteil machen Großgebinde wie 5 Liter-Eimer aus, in denen sich 3,5 kg Obst und 1,5 Liter-Fonds mit Zitronensäure und Zucker befinden. Analog sieht der Inhalt in den 10 Liter-Eimern aus. Zum Angebot gehören Mischprodukte (Obstsalate) und sortenreine Ware wie geschnittene Orangen und gewürfelte Ananas. Das Unternehmen ist bio-zertifiziert, produziert aber die entsprechende Ware nur in kleinen Stückzahlen, da sie – im Unterschied zum Einzelhandel – bei den Geschäftskunden nicht so gefragt ist. Vermarktet werden die Produkte über den Großhandel an Hotellerie, Gastronomie und Caterer sowie an Großverbraucher wie etwa Krankenhäuser.

„Uns ist grundsätzlich an einer Zusammenarbeit mit Partnern aus Berlin und Brandenburg  gelegen“, bekräftigt Belinda Scott. Vielleicht gebe es ja Obstsorten – wie eben den Sanddorn – „die wir als Innovation in unser Portfolio integrieren können. Hier möchte ich an die Kreativität der Branche appellieren; vielleicht entsteht ja noch das eine oder andere Kooperationsprojekt mit uns. An einer Kontaktaufnahme sind wir jedenfalls sehr interessiert.“