Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen und Widrigkeiten als Folge von Corona und Ukraine-Krieg sowie der damit einhergehenden Preis- und Kostenexplosion ist sich das mitten im Naturpark Barnim gelegene Unternehmen treu geblieben: Bei aller Notwendigkeit zur strukturellen Anpassung an die schwierige Lage steht der Gedanke der „sozialen Milchwirtschaft“ weiter im Zentrum des ökonomischen Denkens und Handelns, sprich: In der Bio-Molkerei arbeiten nach wie vor behinderte und nicht behinderte Menschen zum Wohle des Betriebes und des Gemeinwesens einträchtig zusammen. Und erfolgreich noch dazu.
Mag auch das soziale Geschäftsmodell eine Konstante geblieben sein, so hat sich im betrieblichen Prozess über die Zeit einiges verändert. Vor fünf Jahren lieferten beispielsweise 200 eigene Kühe und ein externer Partnerbetrieb Tag für Tag die notwendigen 6.000 Liter Bio-Rohmilch für die Verarbeitung. Heute ist die Rede von nur 80 eigenen Tieren, dafür aber von drei Partnerbetrieben; das bringt im Tagesschnitt ein Volumen von ca. 8.500 Litern, die zu 7.000 bis 8.000 kg Fertigprodukten veredelt werden.
An dieser Stelle legt Betriebsleiter Reinhard Manger (Foto) besonderen Wert auf den Hinweis, „dass wir bei allen Anpassungen an das Marktgeschehen eine reine Bio-Molkerei geblieben sind. Unsere Milchlieferanten sind im Naturland- oder Bioland-Verband organisiert. Alle versorgen ihre Tiere zu 100 Prozent mit Eigenfutter, und es wird kein Kraft- oder Fremdfutter zugekauft.“
Die Jahre überdauert hat auch die Kooperation mit dem Naturpark Barnim, wobei die Lobetaler von jedem verkauften Joghurt im so genannten Naturschutzbecher drei Cent für Projekte des Naturparks spenden und auf der Platine des Bechers im monatlichen Wechsel Ausflugsziele vorstellen. So verbinden sich gesunder Genuss eines Bio-Joghurts, der in der Region hergestellt wird, und konkreter Umweltschutz, der ebenfalls der Region zugutekommt.
Das gegenwärtige Sortiment von Naturjoghurts mit 1,5 und 3,7 Prozent Fett und zehn Fruchtjoghurts (alle in 150- und 500 gr-Bechern) ist behutsam aufgebaut und vor wenigen Jahren um eine Quarkproduktion (20 und 40 Prozent) plus drei Fruchtquarks bereichert worden. Zum Programm zählen ferner Schlagsahne, saure Sahne, Schmand und das salzige Joghurt-Getränk Ayran. Die ganze Produktpalette gibt es „im Kleinen wie im Großen“, also nicht nur für den privaten Supermarkt-Kunden, sondern auch für Großverbraucher, zum Beispiel Anbieter von Kita- und Schulverpflegung – hier aber im 5 kg- und 10 kg-Eimer oder im 10 Liter-Schlauch.
Großverbraucher wie Mensen oder Krankenhäuser zählen ebenfalls zu den Abnehmern. Den jüngsten Coup landeten die Lobetaler vor zwei Jahren, als sie die Berliner Charité als Kunden gewannen und seitdem drei ihrer Häuser mit 100 gr-Bechern für den klassischen Krankenhaus-Nachtisch beliefern. Was die Kundenstruktur insgesamt angeht, hat sich das Verhältnis im Laufe der Jahre stetig zugunsten der Großverbraucher entwickelt, so dass deren Absatzanteil heute bei ungefähr 60 Prozent liegt.
Vermarktet werden die Produkte fast ausschließlich in der Region Brandenburg/Berlin – etwa 98 Prozent des Endverbraucher-Absatzes werden hier erzielt. Der mit Abstand größte Vertriebspartner ist der im Nordosten Deutschlands gut vernetzte Großhändler
Terra Naturkosthandel. Die Hauptabnehmer im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) sind Bioläden sowie die klassischen Vollsortimenter Edeka, Rewe und Kaufland. Kleinere Mengen werden über den Großhändler auch nach Erfurt geliefert, was allerdings der einzige überregionale Absatz ist.
Zum Kundenkreis zählen darüber hinaus gewerbliche Verwender – eine namhafte Zahl von Eisdielen zum Beispiel, die ihr Frischeis mit Lobetaler Bio-Milch herstellen. Da handelt es sich von Fall zu Fall zwar nur um Klein- und Kleinstmengen, also von 500 bis runter zu 20 Litern pro Tag und Geschäft. Man könnte meinen, das sei nicht eben viel und noch dazu nur während der Saison. Aber: Die hohe Zahl der Eisdielen bringt’s! Das gilt auch für die vielen Kunden im Bäckerei-Gewerbe, wo zum Beispiel Milch, Quark, Joghurt oder Sahne zum Einsatz kommen. Und nicht zu vergessen die Cafés, die jede Woche mit 40 bis 50 Litern Milch beliefert werden. „Für industrielle Maßstäbe mögen das winzige Mengen sein“, sagt Reinhard Manger, „aber wir können und wollen auch diese Kundschaft abdecken und pflegen. Das sehen wir als unsere Aufgabe an.“
Mit Blick auf die Großverbraucher gehört diese Haltung quasi zum Geschäftsmodell. Das sieht folgendermaßen aus: Angenommen, die Küchen von Kitas wollen zusätzlich Milchreis oder Griesbrei auf den Speiseplan setzen, sind sich aber nicht sicher, ob und in welchem Umfang diese Mahlzeiten angenommen werden. Also ordern sie zunächst nur 20 oder 30 Liter Milch pro Tag. Obwohl sich dieses Geschäft für die Molkerei langfristig nicht rentiert, lässt sie sich darauf ein, sofern sie entsprechendes Zukunftspotential sieht. Die Lobetaler gehen praktisch in Vorleistung, um dann, wenn die Kundennachfrage nach mehr Milch steigt, als Lieferant bereits an Bord zu sein.
„Da müssen wir hin und wieder einen langen Atem haben; aber auf Dauer rechnet es sich, wenn man geduldig ist. Das gilt übrigens für beide Partner“, resümiert Manger. Ganz generell sieht er in der Region noch gutes Absatzpotential; die Kapazitäten für eine Erweiterung des Geschäfts seien durchaus vorhanden, sagt er. Und gedanklich spielt er schon eine Erweiterung der Produktpalette durch: „Lobetaler Bio-Butter“ würde er gern produzieren, dazu vielleicht noch Frischkäse.