Klosterfelder Senfmühle

Constance Trautmann (links) und Stefanie Mendling im Hofladen der Klosterfelder Senfmühle.

Es war der Experimentierfreude und der Geduld ihrer Eltern zu verdanken, dass die Senfmühle entstanden ist, erzählt Constance Trautmann. Wobei die Senfproduktion nicht von ungefähr kam. Ihre Eltern waren nämlich nach der Wende mit einer Gewürzhandlung gestartet, so dass das Ehepaar bereits ein Faible und ein Händchen für die kleinen Produkte mit der großen Duft- und Geschmacksentfaltung hatte. Vor 25 Jahren war es dann so weit: Die ersten marktfähigen Senf-Produkte verließen die Versuchsküche im privaten Wohnhaus – es war die Geburtsstunde der in den folgenden Jahren so erfolgreichen Klosterfelder Senfmühle. Zug um Zug wurden Know-how und Maschinenpark erweitert, bis es an der Zeit war, das Unternehmen auszuquartieren und in neuen Firmenräumen unterzubringen, natürlich im Heimatdorf Klosterfelde, einem Ortsteil von Wandlitz.

Seit der Firmengründung hat sich viel getan. Das Sortiment ist gewachsen, die Vermarktung ist erweitert worden und die administrativen Aufgaben haben zugenommen – Zeit also, das Zepter der jüngeren Generation zu übergeben. Vor ca. anderthalb Jahren gingen sämtliche Anteile des gut bestellten Unternehmens an Constance Trautmann und Stefanie Mendling über. „Wir freuen uns sehr, die Firma weiterzuführen, und haben klar definierte Aufgaben“, sagt Stefanie Mendling. „Ich kümmere mich vornehmlich um Produktion und Versand, und Constance ist zuständig für die Backstage-Aufgaben: Administration, Management, Marketing und alles, was dazugehört.“

Geblieben ist also die Konstellation des Zwei-Personen-Betriebes oder besser gesagt: des Zweieinhalb-Personen-Betriebes, denn Monika Trautmann, die Mutter und bisherige Inhaberin, packt zeitweise in Produktion und Versand noch mit an. Das sei für alle Beteiligten wichtig, da sie ihre Arbeitskraft und ihr langjähriges Know-how einbringen kann.

Die Produktrange besteht heute aus 30 Sorten und repräsentiert die verschiedensten Varianten: von sehr süß bis sehr scharf, von fruchtig bis herzhaft. Die Senfsaaten selbst stammen von landwirtschaftlichen Betrieben aus Brandenburg. „Wir produzieren neben den üblichen traditionellen Sorten auch exotische Produkte wie Apfel-Senf mit Ingwer oder Bier-Senf, Whisky-Senf und Winzer-Senf. Diese Ausreißer haben viele Fans bei unseren Kunden“, erklärt Constance Trautmann. Dessen ungeachtet habe man ein Auge darauf, „dass wir bei der Produktentwicklung nicht über’s Ziel hinausschießen und ein ganzes Sammelsurium von Sorten im Portfolio haben“. Es sei besser, sich auf ein variantenreiches Kernsortiment zu konzentrieren.

Bei der Entwicklung von Innovationen steht heute eher die Zusammenarbeit mit anderen Manufakturen im Vordergrund. Ein Beispiel dafür ist der im vergangenen Jahr eingeführte Senf-Gin, der in Kooperation mit der Berliner BLN Bio-Brennerei entstanden ist. Hier kommt nicht nur die Klosterfelder Senfsaat, sondern auch deren Wurzelwerk zum Einsatz, was dem Getränk einen leicht erdigen Geschmack verleiht. „Da steckt also recht viel von uns drin: die Senfsaat und die Wurzeln, womit wir in Brandenburg ein Alleinstellungsmerkmal haben dürften“, heißt es. Das sieht man auch für den „Brandenburger Senf“ – ein Produkt, das die Klosterfelder gemeinsam mit Edeka entwickelt haben. Die Komponenten dieses Senfs, der praktisch eine Eigenmarke des Händlers ist, stammen zum größten Teil aus Brandenburg.

Des Weiteren hat das kreative Frauen-Team eine Schokolade mit Senfschrot entwickelt, die in Zusammenarbeit mit einer Berliner Schokoladenmanufaktur entstanden ist. Hier wird die in Klosterfeld geschrotete Senfsaat in die Schoko-Masse eingearbeitet, wodurch das Produkt eine interessante Schärfe erhält. Offiziell präsentiert wird es auf der Grünen Woche 2025 in Berlin. „Solche Kooperationen sind sehr inspirierend für uns. Und es zeigt sich, dass Vernetzung mit anderen Unternehmen der Branche immer wieder gute Ideen hervorbringt. Bei aller Arbeit macht das viel Spaß“, betont Constance Trautmann.

Der Output kann sich sehen lassen: Zwei Chargen Senf stapeln sich täglich neu im Lager – eine reife Leistung für eine so kleine Manufaktur! Wobei „Manufaktur“ wörtlich zu nehmen ist: Der Vater hat die verschiedenen Senfmühlen zum Schroten und Mahlen der Saat selber gebaut. Mit ihnen werden die Senfkörner zu Mehl gemahlen, daraus wird durch Zugabe von Wasser und anderen Zutaten die Maische hergestellt, die einige Zeit quillt und im nächsten Schritt in einer Nassmühle weiterverarbeitet wird. Der verzehrfertige Senf wird schließlich in die Gläser abgefüllt, gedeckelt, etikettiert und kommissioniert – alles per Hand.

Was die Vermarktung angeht, ist man relativ breit aufgestellt. Dazu zählen der Online-Shop und der eigene Hofladen, externe (auch überregionale) Hofläden, Klosterstandorte (für Touristen) und natürlich der Lebensmitteleinzelhandel (Edeka, Rewe, Kaufland, KaDeWe). Ausgewählte Feinkostgeschäfte gehören ebenso dazu wie der Großhändler Weihe im Fruchthof Berlin, der bundesweit Lebensmittelgeschäfte und die Gastronomie beliefert. Für die Zukunft haben sich die beiden Unternehmerinnen vorgenommen, ihre Marketingstrategie stärker in Richtung LEH zu justieren. „Da haben wir noch Potenzial“, sagen sie. Außerdem haben sie den Ehrgeiz, jedes Jahr eine Innovation auf den Markt zu bringen – nicht, wie gesagt, die x-te Senf-Variation, sondern idealer Weise echte Neuheiten in Kooperation mit regionalen Partner-Betrieben.