Bei Gut und Bösel in Briesen (Mark) ist alles auf Modus „Multi“ geschaltet. Das beginnt mit Inhaber und Geschäftsführer Benedikt Bösel, der zwei Studien absolviert hat (Business Finance, Agrarökonomik) und vor Übernahme des elterlichen Bio-Betriebs (2016) zehn Jahre als Berater in der Finanzbranche gearbeitet hat; das setzt sich fort in den vielseitigen Betriebsaktivitäten sowie in der Umsetzung „multifunktionaler Landnutzungskonzepte“; und findet sich schließlich wieder im Miteinander von Forschung und landwirtschaftlicher Praxis. Ein Blick hinter die Kulissen.
Unsere Gesprächspartnerin Lea Ligat verkörpert, natürlich, ebenfalls das Thema „Multifunktionalität“, da sie ein ganzes Bündel von Managementaufgaben zu erledigen hat: Kommunikation, Marketing, Vertrieb und Veranstaltungen. Zum Unternehmen selbst erzählt sie, dass es aus mehreren Gesellschaften besteht, die unter der Dachmarke „Gut und Bösel“ vereint werden sollen. Das betrifft den Forstbetrieb mit 2.000 Hektar und die LandVision Alt Madlitz GmbH mit 1.000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche, die von Benedikt Bösel gegründet worden ist.
Unter dem Dach der Neugründung befinden sich die mobile Hühnerhaltung mit 300 Legehennen unterschiedlicher Rassen, die für „bunte“ Eier sorgen. Dazu gehört ferner die Mutterkuhherde mit 100 Tieren plus derzeit 25 Kälbern; dabei handelt sich um eine gemischte Herde aus Angus- und französischen Salers-Rindern, die nach den Grundsätzen eines „ganzheitlichen Weidemanagements“ gehalten werden. Die Kühe werden dabei eng zusammengestellt und jeden Tag weiterbewegt, was die Bodenqualität hebt und das Graswachstum fördert.
Drittes Standbein der „LandVision“ sind die Agroforst-Aktivitäten. „Beim Konzept Agroforst wird die Fläche mit Baumstreifen kombiniert, so dass zwischen den Reihen nach wie vor Ackerbau betrieben werden kann“, erklärt Lea Ligat. Die Baumstreifen können aus Obst-, Nuss-, oder Edelholzstreifen bestehen. „Das ist gut gegen Winderosion und gut für Biodiversität und Böden. Und zu guter Letzt natürlich auch für die Bauern selbst, da auf den Streifen Mehrfach-Ernten pro Jahr möglich sind“, fügt sie hinzu.
Bewirtschaftet wird der Betrieb mit 25 Beschäftigten zuzüglich acht bis zehn Praktikanten. Die Erzeugnisse – insbesondere Eier, Rindfleisch und Wildfleisch (aus eigener Jagd) – wird derzeit über die „Plattform 2020 für gute Lebensmittel“ vermarktet, und zwar hauptsächlich in der Gastronomie. Dieses in der Berliner Markthalle Neun angesiedelte, engmaschige Vermarktungs-Netzwerk (siehe pro agro-Newsletter 10/2021) betreibt dort nebenbei auch einen Verkaufsstand („Beet und Baum“), wo das eine oder andere Produkt direkt den Endverbraucher erreicht.
Im Spätsommer dieses Jahres wird zusätzlich ein Online-Shop gestartet, wo Endverbraucher regelmäßig einkaufen können: frisches und verarbeitetes Fleisch (Wurst), Obst und Gemüse (Saisonware) etc. Und wie sieht’s mit einem eigenen Hofladen vor Ort aus? „Das zählt gegenwärtig nicht zu unseren Prioritäten, aber wir behalten das im Auge“, heißt es. Was aber im kommenden Sommer konkret wird, ist ein Pop-up-Restaurant. Von Mitte Juli bis Mitte August können an einer langen Tafel auf den Feldern des Betriebs die von Profiköchen zubereiteten Produkte verkostet werden (Vorbestellung empfehlenswert).
Als wären das neben der landwirtschaftlichen Arbeit und der Vermarktung der Erzeugnisse nicht genug der Aktivitäten, hat Benedikt Bösel vor gut einem Jahr eine Stiftung gegründet. Deren Zweck ist die Erforschung und Entwicklung multifunktionaler Methoden der Landwirtschaft. „Die Stiftung nutzt praktisch die vorhandenen Flächen als Reallabor“, erläutert Lea Ligat. In enger Kooperation mit Universitäten und Forschungsinstituten will man herausfinden, welchen Einfluss die verschiedenen Ackerbau-Methoden auf die Biodiversität und das gesamte Ökosystem haben.
Konkret geht es dabei um innovative Landnutzungskonzepte, die eine zukunftsfähige, klimaresiliente Landwirtschaft in unserer Region ermöglichen. „Multifunktionalität“ heißt in diesem Zusammenhang, dass auf den Flächen die synergetischen Beziehungen zwischen Pflanze, Baum und Tier genutzt werden und dadurch ein großes Spektrum der Anpassung an standortbezogene Bedingungen erreicht wird. Basis und Ziel dieser in der Praxis angewandten Ansätze ist eine regenerative Landwirtschaft – nicht als Selbstzweck, sondern um „den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen“, so die Unternehmensphilosophie.
LandVision Alt Madlitz GmbH Schlossstraße 32 15518 Briesen (Mark) OT Alt Madlitz 033607/293 info@gutundboesel.org www.gutundboesel.de |