Gut Schmerwitz

Ökologisches Wirtschaften als ethische Maxime

Obwohl Gerrit van Schoonhoven, zusammen mit seiner Frau Waltraud Inhaber und Betreiber von Gut Schmerwitz, als juristisch ausgebildeter Landwirt absolut geradlinig denkt und handelt, dreht sich bei ihm alles um Kreise, genauer: um die Kreislaufwirtschaft. Diese aus der Vergangenheit der Landwirtschaft stammende und heute bei Bio-Betrieben revitalisierte Praxis hat er zu seinem unterneh-merischen und ökologischen Prinzip erhoben. Kreislaufwirtschaft ist für ihn kein hohles Wort, sondern ethische Maxime.

Die Wurzeln des Unternehmers liegen in einem familiären Großhandelsbetrieb, der rund ums westfälische Rheine die regionale Gastronomie mit Obst und Gemüse versorgt – daher seine Verbundenheit mit der Branche. Als die Mauer 1989 fiel, hat sich Gerrit van Schoonhoven sofort nach Bran-denburg aufgemacht, um beim wirtschaftlichen Auf- und Umbau mitzuwirken. Mehrere Firmen (darunter Werder Frucht) nennt er heute sein Eigen. Die meisten verfolgen den Zweck, Handel und Gastronomie mit Lebensmitteln bzw. regionalem Obst und Gemüse zu versorgen. Die geschlossene Wertschöpfungskette reicht dabei vom Anbau über die Produktion und Vermarktung bis zum Absatzmittler (Lebensmittelhandel, Gastronomie, Catering).

Auf Gut Schmerwitz selbst läuft der Vertrieb anders: Etwa 80 Prozent der Erzeugnisse werden direkt vermarktet. Das restliche Fünftel wandert in den Handel oder dient der Eigenversorgung (z.B. mit Futtermitteln). Das ursprünglich in Adelshand und zu DDR-Zeiten in Staatseigentum befindliche Gut wurde 1991 an die Suchthilfeeinrichtung Synanon verkauft, um Drogenabhängigen aus Berlin und Brandenburg landwirtschaftli-che Therapieplätze anzubieten; damals wurde das Gut auf bio-logisch-dynamische Anbauweise nach den Demeter-Richtlinien umgestellt. Aus praktischen und wirtschaftlichen Gründen ging es im Jahr 2000 schließlich an das Ehepaar van Schoonhoven über. Heute präsentiert sich Gut Schmerwitz wie folgt:

Ackerbau. Auf rund 1.600 ha Fläche werden Brotgetreide (Roggen, Weizen und vor allem Dinkel), Futtermittelgetreide (Triticale, Gerste, Hafer) und Ölsaaten (Leguminosen, Lupinen, Raps, Erbsen) produziert. Experimentiert wird derzeit mit ersten Sojasorten, um in Deutschland weniger abhängig von den Importen gentechnisch veränderter Ware zu werden. Soja findet Einsatz als proteinhaltiges Tierfutter und Fleischalternative für Veganer. Das gilt auch für Erbsenproteine. „Die Flächen werden in sechsgliedriger Fruchtfolge bearbeitet, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten oder Unkräuter, Schädlinge und Krankheiten auf natürlichem Wege zu vermeiden. Nicht zuletzt soll Teilen der Fläche immer mal eine Ruhepause gegönnt werden“, betont Gerrit van Schoonhoven.

Hühner. Neben dem Ackerbau stellt die Eier-Produktion einen wirtschaftlichen Kernbereich dar. Etwa 14.000 Tiere werden dreistufig gehalten: für nachts bzw. zum Schutz vor Wildtieren gibt es fünf Ställe, daran schließen sich überdachte („Wintergärten“) und nicht überdachte Freilaufflächen an.

(Fleisch-) Schafe. Das Gut „beherbergt“ 30 Mutterschafe und in der Nachzucht insgesamt bis zu 60 Tiere. Sie beweiden die Grünflächen und düngen sie gleichzeitig. Durch das Scheren tragen sie, wenn auch in überschaubaren Größenordnungen, auch direkt zur Wertschöpfung bei.

Streuobst. Auf 17 ha Wiesenfläche dienen hauptsächlich Äpfel der Vermostung (in Kooperation mit der Mosterei Hohenseefeld). Es handelt sich dabei um teilweise alte Sorten, die auch als Gen-Reservoir betrachtet werden.

Die gutseigenen Produkte (und ein paar mehr aus der Region) werden im Hofladen vermarktet. Darunter auch Wurst vom Lamm und Schwein. Schwein? Auf Gut Schmerwitz ist weit und breit kein Schwein zu sehen. Der Gutsbesitzer klärt auf und verweist auf seine Kooperation mit einem benachbarten Schweinezüchter, der die Tiere strikt artgerecht hält. Der Deal: Biofutter für die Schweine gegen Fleisch für die Wurst – ein für beide Partner lohnendes Geschäft. Allerdings tragen sich die van Schoonhovens mit dem Gedanken, in absehbarer Zeit eine eigene (kleine) Zucht aufzubauen.

Neben dem Hofladen gibt es noch weitere Vermarktungspunkte wie selbstständige Lebensmittelhändler (teilweise unter der regionalen pro agro-Dachmarke „Von Hier“), Naturkostläden und – der bei weitem größte Abnehmer – Bio Company.

Kontakt:

Gut Schmerwitz

Schmerwitz Nr. 8

14827 Wiesenburg/Schmerwitz

Tel. 033849/908-0

info@gut-schmerwitz.de