Zwei Quereinsteiger und eine unternehmerische Mission
„Gegensätze ziehen sich an“: Dass dieser Allerweltsspruch keineswegs eine hohle Phrase sein muss, verkörpern Susanne und Matthias Engels in idealtypischer Weise: Sie, die Journalistin und TV-Produzentin bayerischer Herkunft, und er, der Elektroingenieur und Nachrichtentechniker aus Ostfriesland, haben trotz der landsmannschaftlichen und geografischen Diversität nicht nur den Bund fürs Leben geschlossen – sie haben eines Tages auch ihre medien- und kommunikationstechnische Profession an den Nagel gehängt und sich ganz der naturnahen Arbeit zugewandt, dem Betrieb einer Fischfarm in Rottstock, mitten im Hohen Fläming.
Für die Quereinsteiger war das ein Paradigmenwechsel, aber blauäugig und mit romantisch verklärtem Blick haben sie sich ihrer neuen beruflichen Leidenschaft natürlich nicht genähert: Beide waren vorher selbstständig und unternehmerisch unterwegs, beide haben Kommunikations- und Markenkenntnisse eingebracht – wichtige Kernkompetenzen, wenn man sich auf die Produktion und Vermarktung von Lebensmitteln einlässt. „Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich mir auch zutraue, das Thema Fisch als Marke aufzubauen“, sagt Susanne Engels und fügt schmunzelnd hinzu: „Mein Mann sah den Abenteuerspielplatz, und ich sah die Möglichkeit, ein Produktlabel zu entwickeln.“
Im Jahr 2013 war es jedenfalls so weit. Das Ehepaar nahm Kredite auf und Erspartes in die Hand, um die über 100 Jahre alte Fischfarm zu kaufen und für den Betrieb in Schuss zu bringen. Genauer gesagt für den Mischbetrieb. Denn die 25 Teiche (es sind tatsächlich 25) werden je zur Hälfte für die
landwirtschaftliche Fischzucht sowie für Tourismus und Handel genutzt.
Landwirtschaftliche Fischzucht. Die Teiche werden aus einer Quelle gespeist, deren rotes, eisenhaltiges Wasser vor dem Austritt aus dem Erdinneren ganz natürlich bis zur Klarheit gefiltert wird. Gezüchtet werden unter anderem die heimische Bachforelle, der weißfleischige Saibling und der Stör,
der nicht nur als Räucherware das Zeug zur Delikatesse hat, sondern auch noch „Lieferant“ eines begehrten kulinarischen Extras ist: Kaviar.
Das hört sich alles sehr leicht an, ist es aber nicht. Denn eine solche Anlage muss rundum saniert und gepflegt werden, ein ständiger Kreislauf. Und: „Für die Zucht braucht man einen langen Atem“, erzählt Susanne Engels. Im Schnitt dauert es nämlich rund anderthalb Jahre, bis der Fisch die Verkaufsgröße erreicht. Das heißt der Ertrag fällt immer sehr spät an, nämlich lange nach den Investitionen in Manpower, Fischfutter und vieles mehr. Ein zweiter nicht zu unterschätzender Faktor sind die „Prädatoren“, also Beutetiere wie Waschbären oder Graureiher, die sich abends gern an den gedeckten Tisch setzen und Fische verspeisen.
Tourismus und Handel. Recht zügig hat sich das Ehepaar entschieden, das weitläufigen Gelände für Naturfreunde zugänglich zu machen: zum Angeln natürlich, zum kulinarischen Auftanken auf der Terrasse oder im Bistro und neuerdings auch zum Nächtigen: Kleine, aber feine Wohntürme mit allem Komfort bieten Platz für zwei Personen plus Kind. Im Hofladen findet man ein reichhaltiges Angebot von Frisch-, Räucher- und Dosenfisch, Kaviar, Honig und – nicht zu vergessen – hauseigenem Wodka, der aus dem Quellwasser destilliert wird.
Viel Zeit und Energie hat das Ehepaar auch in den Aufbau herkömmlicher Vertriebswege investiert. Dabei war der geräucherte Stör recht schnell der Türöffner für die Sterneköche im Adlon und anderen Genusstempeln, hauptsächlich in Berlin, aber auch in Potsdam. „Unsere gastronomischen Kunden haben derzeit insgesamt 17 Michelin-Sterne“, schwärmt Susanne Engels. Beim Handel wiederum stellt sich die Lage differenzierter dar: Im Fachhandel sei man bereits präsent, mit dem Delikatesshandel befinde man sich im Gespräch. Ein dicker Fisch wäre natürlich der filialisierte Lebensmittelhandel – wissend, dass die gegenwärtigen Liefermengen nicht alle Läden abdecken können. Aber punktuell sei das durchaus zu stemmen, lautet die Botschaft. Apropos Botschaft: „Wir wollen uns das Image erarbeiten, dass wir der beste Fischlieferant in Berlin und Brandenburg sind. Das ist unsere Mission und unser unternehmerisches Ziel“, resümiert Matthias Engels.
Kontakt:
25 Teiche GmbH & Co. KG
Dorfstraße 26 A
14793 Gräben OT Rottstock
Tel. 0177/2782727
mail@25teiche.com