Tiergerechte Haltung als natürliches Qualitätsmerkmal
Seit drei Monaten steppt bei dem Geflügelproduzenten der Bär. Der Schlachtbetrieb im brandenburgischen Seddiner See läuft auf Hochtouren, da der Lebensmittelhandel seine TK-Truhen Zug um Zug mit Gänsen für das Herbst- und Weihnachtsgeschäft füllt. Rechtzeitig vor dem Martinstag am 11. November legt das Unternehmen quasi den Hebel um und beginnt, die Ware bis zur Weihnachtszeit frisch zu vermarkten – ein typischer Saisonbetrieb also, wo in der zweiten Jahreshälfte die Produktion brummt, jedenfalls mit Gänsen. Das Geschäft mit Enten, Bio-Hühnchen und -Puten verteilt sich
übers ganze Jahr
Eigentlich stammt das Unternehmen aus Schleswig-Holstein, nämlich aus Gudendorf in Dithmarschen (daher der Unternehmens- und Markenname). Inzwischen gibt es mehrere Standorte im Norden Deutschlands; die größte Niederlassung befindet sich in Seddiner See, wo Produktion und Vertrieb gebündelt sind. Allein dort arbeiten in der Hauptsaison rund 65 der insgesamt etwa 100 Mitarbeiter. Von dort werden auch die neun bis zehn landwirtschaftlichen Partnerbetriebe in Brandenburg koordiniert, denen die Aufzucht von Gänsen und Enten obliegt. Insgesamt werden in Seddiner See rund 200.00 Gänse und 120.000 Enten geschlachtet und verarbeitet. Dabei punktet das Unternehmen mit folgenden Maßnahmen:
Aufzucht. Die Gänse wachsen samt und sonders in bäuerlicher Freilandhaltung auf, will heißen: Sie haben viel Bewegung, was stabile Gesundheit und festes Muskelfleisch mit geringem Fettansatz garantiert. Ihr Futter besteht aus Gräsern, Kräutern und mindestens 70 Prozent heimischem Getreide. Die Haltung der Tiere wird vom Bundesverband Tierschutz kontrolliert. „Wir können bei uns mit Fug und Recht von glücklichen Gänsen reden“, sagt Geschäftsführer Mirko Pabel.
Trockenrupf. Anders als beim industriellen Nassrupf werden die Federn der geschlachteten Tiere mit hohem manuellen Aufwand entfernt, wodurch die Haut der Gans unversehrt bleibt. Das Verfahren ist zwar aufwändig, bietet aber einen eindeutigen Qualitätsvorteil, da 90 Prozent der Geschmack gebenden Stoffe unter der Haut liegen und auf diese Weise erhalten bleiben.
Überdies hat das Unternehmen mit zwei Vermarktungsinitiativen von sich reden gemacht. Da ist zum einen die Sommergans, die seit 2016 von Mitte bis Ende Juni in den Fleischtheken des Handels angeboten wird – vergleichsweise fettarme Junggänse also, die auch in dieser Jahreszeit von GeflügelGourmets nachgefragt werden. Die Rede ist zum anderen von der zwei Jahre später eingeführten Brandenburger Gans.
Dieses Label ist ein Signal dafür, dass die Tiere hier aufgezogen und geschlachtet worden sind – ein klares Regionalitätsmerkmal, wenngleich sie nicht in Brandenburg ausgebrütet worden sind; hier gibt es nämlich keine Brütereien mit entsprechenden Kapazitäten. Demgegenüber wird die Unternehmensmarke Dithmarscher Geflügel, die sich über die regionalen Grenzen hinaus einen Namen gemacht hat, vor allem als Qualitäts- und weniger als Herkunftsnachweis verstanden.
Dazu Mirko Pabel: „Bei uns geht Qualität vor Quantität. Das ist keine leere Floskel, denn dahinter steht unsere Philosophie, nicht auf Masse zu produzieren, sondern eine gewisse Stückzahl zu verstetigen. Das, was wir herstellen, wollen wir auch verkaufen.“ Die Produkte werden vor allem über den klassischen Lebensmitteleinzelhandel sowie über die C & CSchiene und Gastronomiegroßhändler vertrieben. „Wir liefern praktisch bundesweit, da wir eine starke Marke haben“, betont er. Der steigenden Nachfrage nach regionalen Produkten versucht man dadurch nachzukommen, dass sämtliche Enten komplett und etwa die Hälfte der Gänse von Brandenburger Mästern aufgezogen werden. Geschlachtet werden die Tiere dann in Seddiner See.
Was wird das Jahr 2021 bringen? „Wir erwarten höhere Umsätze“, erzählt Mirko Pabel, fügt aber einschränkend hinzu: „Da die Futterkosten um 30 bis 50 Prozent zugelegt haben, also nahezu explodiert sind, müssen wir die Steigerungen wenigstens teilweise in den Preisen weitergeben. Dadurch werden unsere Umsätze allenfalls nominal, nicht aber real wachsen.“
Kontakt:
Dithmarscher Geflügel GmbH & Co. KG
Am Fuchsbau 24
14554 Seddiner See
Telefon 033205/267800
kontakt@dithmarscher-gefluegel.de