Handwerkliche Tradition und moderne Marketingmethoden: Diese Kombination hat Bäckermeister Thomas Bubner aus dem ländlichen Doberlug-Kirchhain zum nachhaltigen Geschäftsmodell entwickelt. Das 1897 von seinem Ur-Großvater gegründete Unternehmen – damals ein landwirtschaftlicher Betrieb mit angeschlossener Bäckerei – repräsentiert heute 23 Filialen, die in einem Radius von maximal 50 km um die Firmenzentrale im Herzen des Elbe-Elster-Kreises angesiedelt sind. Rund 340 Mitarbeiter halten das Geschäft in Schwung. Seinem Vater war eine solche Entwicklung nicht möglich, da die Betriebsgröße zu DDR-Zeiten auf höchstens zwei Filialen begrenzt war. „Wer sich nicht daran hielt, dem drohte die Enteignung“, erzählt Thomas Bubner, der 1987 in den elterlichen Betrieb einstieg, schon bald darauf die Wende erlebte und das Unternehmen in der freien Marktwirtschaft zur Blüte brachte.
Bubners Unternehmensstrategie und Marktbearbeitung werden bestimmt durch das Vertriebsgebiet. „Wir leben und arbeiten in einer sehr ländlich geprägten Region, das heißt unser Geschäft beruht kaum auf Laufkundschaft, sondern konzentriert sich auf die Stammkundschaft. Da Stammkunden Abwechslung im Angebot wollen, müssen wir uns immer wieder interessant machen“, sagt er. Zu diesem Zweck hat er eigens eine Mitarbeiterin eingestellt, die für Marketing und interne Kommunikation zuständig ist. Gemeinsam mit ihr entwickelt er innovative Sortimentsideen und Aktionen, die der Kundenbindung dienen und damit letztlich für den geschäftlichen Erfolg unabdingbar sind.
Beim Stichwort Marketing nennt der in der vierten Generation tätige Firmenchef vielfältige Aktionen und Produkte, die zum einen saisonal bedingt sind (z.B. Früchte für Kuchen und Torten) oder sich an kirchlichen und weltlichen Ereignissen orientieren (z.B. Ostern oder Valentinstag). Mag man solche Aktivitäten noch als „business as usual“ ansehen, so haben andere Events schon eher außergewöhnlichen Charakter wie Specials zum Internationalen Kindertag oder eine Eis-Aktion am letzten Schultag und vieles mehr. Innovative Produktideen wie der „Sommersnack des Jahres“ (Brotwrap mit Grillgemüse) oder zeitlich limitierte Angebote wie der Apfel-Zipfel kommen der Maxime entgegen, sich selbst interessant und die Kunden neugierig zu machen und dadurch für Frequenz zu sorgen.
Bei so viel Action und wechselnden Produktangeboten ist es wichtig, seine Mitarbeiter zu motivieren, mitzunehmen und auf dem Laufenden zu halten. Das ist Aufgabe der internen Kommunikation. „Wir sind zwar nur ein regionales, aber weit verzweigtes Unternehmen. Unser Verkaufspersonal in den Filialen muss wissen, worum es geht, unsere Philosophie mittragen und unsere wechselnden Angebote erklären können. Damit zeigen wir, dass wir nah am Kunden sind. Das ist für uns viel Arbeit, aber notwendig fürs Geschäft“, betont der Bäckermeister.
Sein Geschäftsmodell versteht Bubner gewissermaßen als Rundum-Versorger: Neben einem umfangreichen und vielfältigen Sortiment, das zum Einkaufen einlädt, sieht er seine Filialen zusätzlich als Kommunikations- und Treffpunkt der Menschen, wo man sich niederlassen, etwas verzehren und sich unterhalten kann. „Wir wollen nicht nur gute Ware und kompetente Beratung anbieten, sondern auch Gastlichkeit leben“, sagt er. So ist rund die Hälfte der Standorte als Cafés eingerichtet, wo man in einer Wohlfühl-Atmosphäre verweilen kann. Die kleineren Filialen sind eher mit Sitzecken und/oder Stehtischen für den Verzehr zwischendurch ausgestattet.
„Gerade hier auf dem Land müssen wir dem Kunden viele Gründe bieten, zu uns zu kommen: zum Einkaufen, Frühstücken, Mittagessen und nachmittags zum Kaffeetrinken. Hat man ihn nämlich im Laden, dann wird er gewöhnlich zum Konsumenten“, so Bubner. Beides zusammen – Filialkonzept und Marketingmaßnahmen – fördert also Kundenfrequenz und -reichweite. Das gilt auch für seine acht Verkaufsstellen in den Vorkassenzonen einiger Supermärkte: Edeka, Rewe, Netto und Penny. Vermarktet werden die Produkte nicht nur in den eigenen Filialen, sondern auch partiell über den Online-Shop. Hinzu kommen einige Großverbraucher wie Krankenhäuser, Altenheime und gastronomische Betriebe.
Eine „besondere Herzensangelegenheit“ ist dem Unternehmer das Thema Regionalität. Das betrifft nicht nur Lieferanten und Rohstoffe sowie Verarbeitung und Vermarktung, sondern auch die „Handvoll Produkte, die wir in Bio-Qualität herstellen.“ Er ist also der Verfechter einer (möglichst) lückenlosen regionalen Wertschöpfungskette. Aushängeschild ist die seit neun Jahren bestehende Kooperation mit einem landwirtschaftlichen Betrieb in der Nähe der Backstube, der in Bubners Auftrag eine bestimmte Roggensorte anbaut, die im Spreewald gemahlen und bei ihm verarbeitet wird. Und selbstverständlich von einer wirksamen Marketingmaßnahme begleitet wird: Schildern an strategischen Punkten „seines“ Roggenfeldes, die auf die exklusive Zusammenarbeit hinweisen.