Tierwohl und Fleischqualität immer im Blick
Die als Nachfolgerin einer LPG gegründete Genossenschaft verfügt heute über rund 3.000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Die beiden Flächenhälften aus je 1.500 ha Acker- und Dauergrünland sorgen für genügend Futter für die 350 Mutterkühe samt Nachzucht, die ausschließlich auf den Weiden stehen, sowie für die aus gutem Grund auf Distanz gehaltenen Bullen – beste Voraussetzungen für Tierwohl und hohe Fleischqualität.
Die Hälfte der Dauergrünlandfläche, also rund 750 ha, liegt im Naturpark Nuthe-Nieplitz, dessen Förderverein das Gelände gehört. „Der Naturpark hat sich auf die Fahnen geschrieben, das Grünland extensiv zu bewirtschaften, das heißt ohne Dünger, Pflanzenschutz und Nachsaat“, berichtet Geschäftsführer Ulrich Benedix und fügt hinzu: „Mit dem, was da wächst, müssen unsere Kühe klarkommen.“ Das tun sie offensichtlich auch. Das ganze Jahr über stehen sie draußen auf der Weide, während die stattlichen Bullen im Stall bzw. auf einer gut befestigten Koppel untergebracht sind. Das ist auch gut so, denn mit Beginn der Geschlechtsreife werden die Kerle übermütig, wenn nicht gar übergriffig, so dass man sie tunlichst von den Objekten ihrer Begierde fernhalten sollte. Dessen ungeachtet wird derzeit an einem Konzept gearbeitet, um auch die Bullen ganzjährig auf die Weidefläche zu bringen.
1.500 ha Ackerfläche hört sich nach viel an, ist aber relativ zu betrachten. Die Schläge verteilen sich nämlich von Michendorf bis Ruhlsdorf und sind mit 0,5 ha bis 30 ha recht klein parzelliert. Nur ein einziger hat 50 ha. „Wegen der weit verstreuten Fläche sind wir viel mit den großen Maschinen unterwegs. Da bleibt buchstäblich eine Menge Geld auf der Straße liegen“, sagt Agrarökonom Benedix. Hinzu kommt, dass die Böden in dieser Gegend nicht gerade mit üppiger Ergiebigkeit gesegnet sind. Das limitiert nicht nur die Erträge, sondern führt auch zu einer relativ schmalen Fruchtfolge: Roggen, Gerste, Raps, Triticale, Mais und Sonnenblumen, wobei die dominierende Kultur der Roggen ist. Der Großteil des Getreides wird als Kraftfutter für die Rinder genutzt, der Rest wird an den Landhandel verkauft und geht auf den Weltmarkt. Immerhin: Weidewirtschaft und Ackerbau machen die Genossenschaft autark bei Fütterung bzw. Aufzucht der Tiere. Neben dem Hauptbetrieb, der mit konventionellen Methoden bewirtschaftet wird (Einsatz von Mineraldünger und Pflanzenschutzmitteln), gehört zum landwirtschaftlichen Ensemble noch ein 500 ha großer Ökobetrieb. Dazu zählen 70 ha mehrjährige Blühstreifen, die den Insekten und Bienen als Futterquelle dienen, sowie 90 ha Ackerrandstreifen ohne Düngung und Pflanzenschutz. Diese Streifen flankieren und verbinden die konventionell bearbeiteten Flächen. Hinzu kommen Stilllegungsflächen. „Zweck des Verbundsystems ist, der Natur wieder etwas zurückzugeben, indem wir intensive und extensive Landwirtschaft miteinander kombinieren“, erläutert Benedix. „Komplett Bio können wir nicht machen, weil wir zu wenige Tiere für die Mistproduktion und damit Düngung der weitläufigen Grünflächen haben“, lautet die Begründung.
Agro Saarmund betreibt ausschließlich Fleischwirtschaft, und zwar vornehmlich mit den eigenen Rindern. Zwei bis drei Tiere werden wöchentlich in einem nahe gelegenen Partnerbetrieb geschlachtet und in der eigenen Fleischerei verarbeitet. Zur Bereicherung des Sortiments werden die Theken zusätzlich mit Fleisch- und Wurstwaren von Jüterboger Strohschweinen bestückt, die ebenfalls auf kurzen Transportwegen zur Schlachtung (in Trebbin) gebracht werden. Das dient dem Tierwohl und der Fleischqualität.
Die Ware wird über die vier eigenen Filialen und zwei Verkaufswagen direkt vermarktet. Zur Kundschaft zählt auch die Gastronomie, wo die Genossenschaft einen besonders großen Stein im Brett hat: Mit dem Hopfen und Champagner-Roggen aus eigener Ernte hat sie 2020 in Bad Belzig erstmals ihr „Saarmunder Bernsteinbier“ brauen lassen, begleitet von der „Bierbratwurst“, einer weiteren Eigenkreation. „Das hat sich herumgesprochen“, freut sich Benedix. „Immer mehr Gastronomen kommen auf uns zu und fragen, ober wir nicht irgendwelche Spezialitäten für sie erfinden können.“ Wenn das kein Kompliment ist!
Kontakt:
Agro Saarmund eG
Zur Agro 3
14558 Nuthetal OT Saarmund
Tel. 033200/85338
info@agro-saarmund.de