Spargel- und Erlebnishof Klaistow

Antje und Ernst-August Winkelmann, Betreiber des Spargel- und Erlebnishof Klaistow (Foto: Michael Wendt)

Im Wirtschaftsjargon würde man sagen, der Landwirt Ernst-August Winkelmann ist Inhaber einer diversifizierten Unternehmensgruppe: Vom elterlichen Betrieb im nordrheinwestfälischen Rahden, der „Keimzelle“ seiner Aktivitäten, machte er sich 1991 auf den Weg nach Brandenburg mit dem Ziel, zusätzlich in Klaistow Fuß zu fassen. Dort pachtete er zunächst 11 ha Land, um Spargel anzubauen. Doch dabei blieb es nicht – weder was die Zahl der Brandenburger Standorte, noch was den Spargel angeht. Zwei Betriebe kamen hinzu, die Ackerflächen summierten sich auf das Zigfache, die Zahl der in großem Stil angebauten Bodenfrüchte nahm zu. Heute repräsentiert das Unternehmen einen Betrieb, der seine landwirtschaftlichen Erzeugnisse nicht nur direkt beim Verbraucher vermarktet, sondern auch als Produzent für den Lebensmittelhandel verarbeitet und veredelt.

Bei allem Unternehmergeist ist Ernst-August Winkelmann (Foto mit Ehefrau Antje) stets bodenständig geblieben: „Morgens gehe ich über die Felder und schaue, was da läuft. Das ist für mich das Schönste“, schwärmt er. Klingt fast ein bisschen romantisch, wie er das so sagt. Doch Romantik reicht nicht, um ein derart großes, recht schnell gewachsenes Unternehmen zu führen. Und so sieht es gegenwärtig aus:

  • Der Betrieb in Rahden (gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich bewirtschaftet) ist von sechs auf heute 600 ha Spargel plus über 100 ha Heidelbeeren vergrößert worden;
  • in Klaistow (gemeinsam mit seiner Frau bewirtschaftet) sind aus den 11 ha Spargelanbau 800 ha geworden, flankiert von 200 ha Heidelbeeren und 20 ha Erdbeeren, und
  • der 2007 gekaufte Betrieb in Kremmen baut auf 200 ha Fläche Spargel und auf 30 ha Heidelbeeren an.

Einen richtigen Coup landete der findige Unternehmer, als er eine ehemalige NVA-Kaserne in Hennickendorf (Luckenwalde) kaufte und umrüstete. Hier werden seine landwirtschaftlichen Erzeugnisse mit modernsten Maschinen gemäß den strengen Qualitäts- und Hygienevorschriften zur Vermarktung über den Lebensmittelhandel verarbeitet. Da musste er viel Geld in die Hand nehmen, und zwar für den Umbau der ehemaligen Kasernengebäude in Produktionshallen und moderne Unterkünfte für die Mitarbeiter. In diesen Genuss kommen insbesondere die bis zu 2.000 Saisonkräfte während der Erntezeit, die teilweise mit ihren Familienangehörigen dort leben und arbeiten. „Rundum-Service inbegriffen“, wie Winkelmann betont: Geldautomaten, Wäsche-Service, Sportplatz und vieles mehr.

Während also in Hennickendorf der Spargel & Co. für den LEH verkaufsgerecht verarbeitet werden, wird das, was die Äcker in Klaistow und Kremmen hergeben, ausschließlich direkt vermarktet. Zum Beispiel über deren Hofläden und Online-Shops oder während der Hochsaison über 200 kleine mobile Verkaufsstellen, die in Berlin und Brandenburg an strategisch günstigen Orten positioniert werden. Nicht zu vergessen die ausgedehnten Heidelbeer- und Erdbeerfelder samt Kartoffeläcker, wo die Verbraucher ihre Ware selbst ernten können.

Das kann für Groß und Klein einen willkommenen Spaßfaktor darstellen, was Winkelmann übrigens auch so sieht, aber nicht nur: „Ich halte es für wichtig, dass die Verbraucher wissen, wie landwirtschaftliche Erzeugnisse entstehen und verarbeitet werden. Das hat was mit Wertschätzung zu tun. Wir wollen, dass die Leute an unsere Produkte herangeführt werden“, sagt er. Das sieht in diesem Sinne nach einer lohnenden Maßnahme aus: Immerhin kommen allein in Klaistow zur Hochsaison täglich mehrere tausend Leute zum Selbstpflücken.

Jährlich im Herbst lockt die Kürbisausstellung Groß und Klein nach Klaistow (Foto: Michael Wendt)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„In Klaistow haben wir einen Bauernhof mit Erlebnischarakter aufgebaut“, erzählt Winkelmann, wo Erwachsene und Kinder neben der „Arbeit“ (also dem Selbstpflücken) Spaß und Ablenkung haben sollen. Dafür sorgen unter anderem ein ausgedehnter Spielplatz; der Wald mit Wildgehegen, Kletterpark und Erlebnispfad; die eigene Bäckerei oder die Gastronomie und vieles mehr. Nicht ohne Stolz berichtet er auch über die jährliche Kürbisausstellung im Herbst, die während der acht Wochen Öffnungszeit zweihundert- bis dreihunderttausend Besucher anlockt.

Dies alles und weitere Aktivitäten, die über das reine Verkaufsgeschäft hinausgehen, sorgen für ordentlich Publikumsverkehr in Klaistow und Kremmen, was wiederum die Mund-zu-Mund-Propaganda fördert und damit letztlich auch die Nachfrage belebt – ein Wirtschaftskreislauf also, der nicht nur der Unternehmerfamilie, sondern auch den Mitarbeitern und der gesamten Region zugutekommt.