Mit regionalen Produkten gegen die Krise

Datum: 24. November 2022

Die Multi-Krise der Gegenwart – Corona, Energiepreise, Rohstoffkosten, Inflation und vieles mehr – stellt die Lebensmittelbranche in Brandenburg (und nicht nur hier) vor große Probleme. Wie die Zentralen großer Handelsunternehmen gegensteuern, darüber berichten die Medien ausgiebig. Was aber kann angesichts einer derart toxischen Gemengelage vor Ort getan werden? Wie wirkt es sich auf den Absatz regionaler Produkte aus, wenn die Konsumenten den Gürtel enger schnallen? Wir haben uns umgehört, und zwar bei dem REWE-Kaufmann Andreas Lück in Oranienburg und bei der Lokalitätsbeauftragten der REWE Ost, Franziska Rutz.

Andreas Lück (Foto) ist ein Unternehmer „durch und durch“. Als Marktleiter einer REWE-Filiale hat er sich 1999 entschieden, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen und seine Profession – Teamführung, Marktorganisation, Lebensmittelverkauf – in eigener Regie und Verantwortung fortzuführen. Aus dem ersten Supermarkt ist eine Mehrbetriebsform mit zwei Objekten geworden, beide nördlich von Berlin im Landkreis Oberhavel gelegen; der eine in Zehdenick, der andere in Oranienburg.

Dort, in der Oranienburger Lehnitzstraße, hat der Unternehmer mitten in der Krise viel Geld in die Hand genommen, um den Laden zu vergrößern, das Interieur kundengerechter zu gestalten, das Sortiment zu erweitern sowie Frische und Bedienungstheken zu forcieren. Aus dem etwas in die Jahre gekommenen Markt ist ein moderner Konsumtempel mit 1.900 qm Verkaufsfläche und einem Angebot von rund 14.000 Artikeln (früher waren es ca. 11.000) geworden. Etwa die Hälfte der Produkte sind dem Frischesortiment zuzurechnen.

Seit der Wiedereröffnung am 16. November 2022 können sich die Kunden ein Bild von ihrem aufgemöbelten REWE-Markt machen. Dabei hat der Kaufmann die nicht eben kleine Summe trotz der krisenhaften Verwerfungen aufgewendet, obwohl also die Konsumenten an allen Ecken und Enden sparen. „Antizyklisch“ nennt die Wirtschaft ein solches Investitionsverhalten; man könnte auch sagen: Mehr und bessere Angebote sorgen für höhere Nachfrage.

In der Tat scheint die Rechnung aufzugehen. Beispiel regionale oder lokale Produkte: „Die sind natürlich etwas teurer als konventionelle oder Bio-Ware“, sagt Andreas Lück, „aber meine Kunden wollen das und sind bereit, dafür auch mehr zu bezahlen“. Allerdings müsse man dafür sorgen, dass man das auch „angeschoben bekommt“, etwa durch personalisierte Lieferanten-Infos in Form von Text und Bild. Solcherlei Storytelling schafft Transparenz, Glaubwürdigkeit und Vertrauen. „So finden die Kunden viel eher Zugang zu den Produkten und sagen: Dann lasse ich das Geld in der Region.“

Aus der Region auf heimische Teller: Regionale Lebensmittel gibt es jetzt auch wieder im REWE in Oranienburg.

Mag es auch sein, dass die Verbraucher bei ihm etwas weniger Geld für Ware aus heimischen Gefilden ausgeben; sie kaufen eben vorsichtiger und bewusster – aber sie kaufen. Wobei es aus der Erfahrung von Andreas Lück einen Unterschied zwischen Stadt und Land gibt. Das lasse sich am Fleischkonsum belegen: Stadtkunden steigen verstärkt auf konventionelle Massenware um, während Landkunden heimische Ware weiter vorziehen, dafür aber tendenziell weniger konsumieren. Und wie sieht es bei Bio aus? Um Geld zu sparen, greifen die Leute hier eher zur Eigenmarke, sagt er. Das sei auch ein Hinweis auf das Vertrauen in die REWE-Marke.

Wie will er seine Kunden trotz Inflation und steigender Energiepreise bei der Stange halten? Durch ein größeres Angebot an regionalen und lokalen Produkten, betont er, vor allem bei Obst und Gemüse. Die Nachfrage sei vorhanden. Das zweite Thema sei Fleisch, was er angesichts seiner neuen Fleischtheke und über die REWE-Partnerschaft mit Eberswalder Fleisch- und Wurstwaren hinaus („100% Regional“) forcieren will. Vielleicht finden sich mehrere Kaufleute im Umkreis als Abnehmer, hofft er. „Das würde sich positiv auf die Preise auswirken – für uns und die Verbraucher.“

Als „regional“ bezeichnet der Kaufmann solche Lieferanten, die im Umkreis von maximal 60 Kilometern angesiedelt sind. Wer sich rund um den Kirchturm, also in unmittelbarer Nachbarschaft befindet, der ist für ihn „lokal“. Die meisten von ihnen kennt er persönlich, was gut für’s Storytelling ist. Großen Wert legt er auch darauf, dass er – abgesehen vom REWE-Basissortiment – autonom darüber entscheidet, was in den Regalen seiner Märkte steht. Das ändert nichts daran, dass es hier eine enge Abstimmung mit der Lokalitätsbeauftragten der REWE Ost, Franziska Rutz, gibt. Das sei ein „fruchtbares Geben und Nehmen“, unterstreicht er.

Aus dem „Krisentagebuch“ der Lokalitätsbeauftragten REWE Ost

Franziska Rutz (Foto) ist mehr denn je auf Achse. Bei ihren Touren durch Berlin/Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ist sie nach wie vor auf der Suche nach neuen Lieferanten, aber auch die Kontaktpflege bereits gelisteter Lieferanten der ca. 325 REWE-Märkte ihres Gebiets steht im Fokus. Der Einsatz als wichtiger Ansprechpartner der regionalen Erzeuger und Verarbeiter von Lebensmitteln hat spürbar zugenommen. Ihr Kommentar zur gegenwärtigen Lage:

„Ich war etwas überrascht, wie schnell die globalen Krisen auf der Ebene meiner Lieferanten zu spüren waren. Für die REWE ist insgesamt klar, dass Regionalität und Lokalität im Blickpunkt bleiben und weiterentwickelt werden. Meine Arbeit hat sich jedoch ein Stück weit verändert: Wir müssen jetzt den Erzeugern und Manufakturen einen sicheren Absatzkanal bieten und können mit unseren regional erzeugten Produkten die eine oder andere Lücke in den Sortimenten schließen und Alternativen im REWE-Markt anbieten. Die langfristige und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den regionalen Lieferanten steht mehr denn je im Vordergrund.

Dadurch hat die Gesprächsintensität enorm zugenommen. Dabei unterstütze ich die Lieferanten, wo ich nur kann. Zum Beispiel dadurch, dass wir unsere Kaufleute persönlich mit ihnen zusammenbringen und weiterhin bei Sortimentsplanungen die regionalen Erzeuger berücksichtigen.

Nicht selten erreichen mich „Hilferufe“ der Lieferanten. Sie nennen mir zum Beispiel die Gründe, warum sie die Preise ein Stück weit erhöhen müssen. Oder sie wollen wissen, welche Möglichkeiten der Reichweitenvergrößerung wir haben. So habe ich in den letzten Wochen den Kontakt in unsere nationale Zentrale gesucht und auf diesem Weg einige Erzeuger aus Brandenburg und der Hauptstadtregion für unseren Online-Handel aufnehmen lassen.

Die ersten Gespräche finden hier aktuell statt. So haben wir eine Möglichkeit der Weiterentwicklung in besonderen Zeiten gefunden. Insgesamt sind die Beziehungen zwischen uns und unseren Partnern enger geworden. Die schwierigen Zeiten haben dazu geführt, dass wir näher zusammengerückt sind. Auch der persönliche Kontakt ist wesentlich intensiver geworden, das heißt unsere Kaufleute schauen viel häufiger bei den Lieferanten vorbei – und umgekehrt. Es ist wie in einer guten Ehe: Erst in schwierigen Zeiten zeigt sich, wie stark die Beziehung ist.“

REWE Markt Andreas Lück oHG
Lehnitzstraße 85
16515 Oranienburg
Tel.: 03301/203359
Mail: andreas.lueck@rewe-kaufleute.com
REWE Marktseite

REWE GROUP Region Ost
Franziska Rutz
Rheinstraße 8
14513 Teltow
Tel.: 03328/3314-446
Mail: franziska.fechner-rutz@rewe-group.com
www.rewe-group.com