pro agro-Branchenbarometer 2021 (Teil 2)

Datum: 31. März 2022

Obwohl die Stimmung besser als erwartet ist (siehe pro agro-Newsletter 01-02/2022) haben Brandenburgs Lebensmittelerzeuger und -verarbeiter dennoch Fragen und Wünsche an pro agro und die Landesregierung. Was die Akteure aktuell besonders umtreibt, sind die massiv gestiegenen Preise für Rohstoffe, Energie, Logistik etc. und die damit verbundene Frage, wie hoch die Produktpreise sein müssten, um eine nachhaltige Zukunftsperspektive zu haben.

Ein heißes Thema: Um ein gedeihliches und nachhaltiges Auskommen zu haben, sieht die weit überwiegende Mehrheit der Befragten die Notwendigkeit, die Produktpreise an die massiv gestiegenen Kosten anzupassen (siehe Grafik). Nur 6 Prozent halten das für nicht nötig, aber fast die Hälfte (46 Prozent) gibt zu Protokoll, die Preise müssten um mehr als 20 Prozent steigen. Soweit die verständliche und legitime Wunschvorstellung.

Quelle: pro agro-Branchenbarometer 2021

Quelle: pro agro-Branchenbarometer 2021

Und ein heißes Eisen: Höhere Preise zu setzen, mag für den Direktvermarkter einfacher sein als für den Produzenten, der neben dem Verbraucher zusätzlich die „Zwischenstation“ des Handels berücksichtigen muss. Da kann er sich bei den Listungsgesprächen eine Schlappe einhandeln, schließlich wollen alle Glieder der Wertschöpfungskette Geld verdienen. Und: Wer kann schon garantieren, dass der Verbraucher die höheren Preise überhaupt akzeptiert?

Das war auch Thema beim pro agro-Stammtisch der Ernährungswirtschaft, kürzlich auf dem Spargelhof Klaistow (siehe den Bericht in der Rubrik HANDEL).  Jan Schleicher, Leiter Category Management der REWE Ost, brachte es seinerzeit auf den Punkt: „Beide Seiten müssen bei der Preisfindung die richtige Balance finden“, sagte er. Konkret: „Der Hofladenpreis ist unsere Benchmark.“ Überdies empfahl er den Herstellern, wegen fehlender Messen oder Warenbörsen intensive Kundenpflege in Richtung Einkauf, Marktleitung und Verbraucher zu betreiben.

Neben diesem hochsensiblen Thema, das zu den „Dauerbrennern“ im Verhältnis Handel und Lieferanten zählt, gibt das Branchenbarometer auch zum Investitionsverhalten Auskunft. Demnach haben knapp drei Viertel der Lebensmittelerzeuger und -verarbeiter vor, im laufenden Jahr in Produktionsanlagen bzw. Maschinen zu investieren. Von immerhin knapp der Hälfte können wir Produktneueinführungen erwarten (siehe Grafik).

Quelle: pro agro-Branchenbarometer 2021

Quelle: pro agro-Branchenbarometer 2021

Im Rahmen der Befragung hatten die Teilnehmer außerdem Gelegenheit, individuelle Wünsche zur Unterstützung durch pro agro und die Landesregierung zu äußern. In Richtung Verband lautete der Wunschzettel: Wahrnehmung und Wertschätzung der Brandenburger Landwirtschaft und Lebensmittelwirtschaft fördern, Interessenvertretung der Branchenunternehmen in der Politik stärken sowie die regionale Zusammenarbeit und Wertschöpfung durch neue Konzepte unterstützen. Klar wurde auch, dass über allem das Interesse an Vernetzung und Vermarktung steht.

Von der Politik bzw. Landesregierung erwarten/erhoffen sich die Betriebe grundsätzlich mehr Hinwendung. Daneben ist die Entbürokratisierung das Hauptthema, insbesondere einfachere bzw. beschleunige Genehmigungsverfahren. Häufig genannt wurden auch finanzielle Unterstützung bei Investitionen, im Wettbewerb mit ausländischen Konkurrenten sowie bei der Fach-/ Arbeitskräftegewinnung.